Barcelona 2017

Tag 1 – Gut gefüllte Kellen Kitsch

Nach Portugal und einem hier leider nicht dokumentierten (sehr wohl aber fantastischen) Kurz-Ausflug nach Neapel Ende letzten Jahres, steht nun der nächste Urlaub auf dem Programm: Spanien, Barcelona.

Und nachdem der letzte große Urlaub in Portugal zu viert war, habe ich die Zahl der bei diesem Urlaub Reisenden drastisch reduziert: eine Person, ich. Flug und Unterkunft waren recht spontan gebucht und Frank war an Barcelona nicht sonderlich interessiert, so sind es nun Anfang März knapp drei Tage für mich in der größten Stadt an Mittelmeer.

Los ging es diesen Sonntag schon recht zeitig in Berlin. Um 9.45 Uhr startete meine Ryanair-Maschine und der Flug war weit weniger furchtbar als erwartet. Gut, es gab nichts zu essen und keine Getränke und der Innenraum war auf 15° runter gekühlt, aber angesichts der günstigen Flugpreise, will ich mich mal nicht beschweren. Dafür flogen wir immerhin extra-schnell und kamen nach zwei Stunden, zwanzig Minuten zu früh an.

Am Flughafen stiefelte ich gen Metro und holte mir dort am Automaten mein Hola-BCN-Ticket – vier Tage kompletter ÖPNV in der Stadt für 25 Euro.

Attraktion 1: Miro bei IBM

So früh am Tag begann ich gleich mit den ersten Attraktionen der Stadt und fuhr zum Plaza de España, quasi die Siegessäule von Barcelona, der Kreisverkehr zumindest. Direkt daneben steht das Museu Nacional d’Art de Catalunya, ein immenses Museum, welches sich über 1.000 Jahren katalanischer Geschichte widmet. An jedem ersten Sonntag im Monat ist dieses Museum kostenfrei und passenderweise war grade einer dieser Sonntage.

Plaza de España
Museu Nacional (das riesige Anwesen da hinten)

Leider hatte das Museum nur bis 15.00 Uhr offen und ich kam gegen 13.30 an. Von den zahlreichen Flügeln schaffte ich es nur, einen etwas genauer in Augenschein zu nehmen, den der Moderne. Wobei die Moderne hier offenbar 1850 anfing, aber durchaus unterhaltsame Werke bereit hielt – unter anderem eine Statue von Auguste Rodin und ein Werk von Miro, das von IBM in Auftrag gegeben wurde.

La edad de bronce – die erste große Skulptur Rodins aus dem Jahr 1877
Von IBM in Austrag gegebenes Spätwerk Miros von 1978

Jugendstil, Neogotik und ein paar gut gefüllte Kellen Kitsch

Nachdem man mich um 15.00 Uhr sachte aus dem Museum heraus eskortierte, entschied ich mich, gleich die augenscheinlich größte Attraktion der Stadt in ebenjenen Augenschein zu nehmen, nämlich die Sagrada Familia, eine unglaublich große Basilika, die Antoni Gaudi – Stararchitekt Barcelonas – geplant hatte. Ich kannte das Bauwerk bisher immer nur von Fotos und ging bis dato von Zweierlei aus: 1. Das Ding ist viele hundert Jahre alt und 2. Die Baukräne auf den Fotos sind wegen Restaurierungsarbeiten da. Inzwischen habe ich gelernt: Die Kirche wurde vor weniger als 150 Jahren entworfen und die Kräne stehen da, weil an dem Ding immer noch gebaut wird.

Würde man in Deutschland heutzutage eine Kirche bauen, bestünde diese vermutlich als Glas, Stahl, Sichtbeton und einem Maximalmaß eingesparter Kreativität. Hier sieht man jedoch Jugendstil, Neogotik und ein paar gut gefüllte Kellen Kitsch. Sehr reizvoll, auch wenn ich mich weigere, die 20 Euro Eintritt zu zahlen, um das Innere der Kirche zu sehen. Schief nach oben fotografierte Schnappschüsse von draußen müssen reichen.

Sagrada Familia von der Vorderseite
Und von der Rückseite

Ich besichtigte im Anschluss noch das Viertel rund um die Sagrada Familia. Dieses ist ein perfektes Schachbrettmuster mit einer einzigen Diagonale, der Avenida de Gaudi. Mein erster Eindruck: Die Spanier sind den Deutschen architektonisch und in Hinsicht auf Stadtplanung ein paar Größenordnungen überlegen. Die Stadt ist geräumig geplant, unprätentiös, entspannt, sehr grün und zwischendrin stehen zahlreiche Häuser mit einzigartigen Fassaden.

Bunte, geschwungene Fassaden
Der hiesige Triumphbogen

Nachdem ich noch einen kurzen Ausflug zum Arc de Triomf (hat anders als die meisten Triumphbögen nichts mit Napoleon zu tun, sondern wurde zur Weltausstellung 1888 gebaut) gemacht hatte und einen Nachmittag in lauer Frühfrühlingssonne genießen konnte, machte ich mich auf zu meinem Zimmer.

Im Norden der Stadt gelegen habe ich via Airbnb ein Zimmer bei Miguel gebucht. Dieses ist etwas minimalistisch mit einem Bett und einem Schrank. Dafür gibt‘s aber eine Terrasse und ich kann die Küche mitnutzen. Von diesem Mitnutzungsrecht machte ich auch prompt Gebrauch, kaufte im lokalen 24-Stunden-Laden ein wenig Gemüse und kochte Nudeln mit Tomatensoße. Und schau an, hier schmecken Tomaten tatsächlich mal nach was. Jetzt genehmige ich mir noch ein Bier und gehe dann ins Bett, denn morgen gibt es hoffentlich noch ein Menge Stadt zu entdecken.

Tag 2

Dafür, dass ich in einer fremden Stadt in einem fremden Zimmer in einem fremden Bett die Nacht verbrachte, schlief ich erstaunlich gut und mehr oder weniger durch, bis ich gegen acht aufstand und die Dusche erkundete. Diese bot mit zunächst nur lauwarmes, dann kurz brühend heißes und im Anschluss eiskaltes Wasser an, so dass mein Reinigungsprozess ein schmerzhafter und dann eher kurzer wurde. Erst später klärte mich mein Host, Miguel, auf, wie man die Dusche „korrekt“ (im Sinne von austricksend) bedient, um ihr normal warmes Wasser zu entlocken. Naja .. morgen dann!

Blick aus meinem Zimmer auf einen Friedhof
Mein Zimmer

Geführte Tour durch die Altstadt

Heute begann ich den Tag mit einem geführten Spaziergang durch das gotische Viertel von Barcelona. Die Touren werden von Free Walking Tours organisiert und sind voll und ganz zu empfehlen. Über mehr als zwei Stunden führte uns ein irischer Historiker durch die Altstadt Barcelonas klärte uns auf englisch über die Stadt, ihre Geschichte und die wichtigsten Bauwerke auf.

Unsere Wandergruppe
Unsere Wandergruppe

Dabei wurde ich mit so viel Fakten versorgt, dass mir viele gleich wieder entfielen. Gemerkt habe ich mir, dass Barcelona von den Römern gegründet wurde, das Katalanische ein unreiner Sprachnachfahre des Lateinischen ist (anders als Spanisch, welches ein reinerer Nachfahre ist), Katalonien unter Wilfried dem Haarigen im 10. Jahrhundert aus Einigung mehrerer Fürstentümer hervorging und zwischenzeitlich eine Vormachtstellung im Mittelmeerraum hatte. Als Franco im Bürgerkrieg Ende der Dreißiger Jahre Spanien unter seine Herschafft stellte, war Barcelona die einzige Stadt, die kurzzeitig erfolgreich Widerstand leistete. Anarchistische Revolution hieß das damals, war am Ende dann doch nicht erfolgreich und hatte auch so seine Schattenseiten, da man alle herrschaftlichen und geistlichen Bauten plünderte und teilweise umfangreich beschädigte.

Zwei zentrale Daten für Barcelona sind 1888, das Jahr der Weltausstellung in der Stadt und 1992, das Jahr der Olympischen Spiele. Viele der heute zentralen Sehenswürdigkeiten der Stadt wurden 1888 fertiggestellt und die Stadt wurde damals umfangreich restrukturiert und neu gestaltet. Unter Franco und in den Jahren danach verfielen viele Teile Barcelonas und die Stadt galt als kriminell und gefährlich. Mit den Olympischen Spielen 1992 wurde enorm viel Geld in die Infrastruktur gesteckt und die Stadt für Touristen und Einheimische aufgewertet. Unter anderem ließ man tonnenweise Sandstrand aus Ägypten einschiffen und schuf so die Strände Barcelonas, die keinen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt sind.

Las Ramblas
Font de Canaletes Las Ramblas (das Wasser hieraus soll Glück bringen)

All das erzählte und zeigte uns unserer irische Tourguide, während er uns durch das gotische Viertel führte (wobei ich leider zu wenig Fotos machte). Dabei kam ich mit einer kanadischen Touristin ins Gespräch und ging danach mit ihr zunächst einen Café trinken und anschließend besuchten wir die Ramblero de la Boqueria, eine riesige Markthalle an Las Ramblas. Letzte fand ich reichlich unspektakulär und fühlte mich an Touristenfallen erinnert, die Markthalle war jedoch sehr vielseitig gefüllt – eine Menge Gemüse und Obst zu guten Preisen, frischer Fisch und Fleisch und sehr lecker aussehendes Essen auf die Hand. An meine Bananen im Rucksack denkend verzichtete auf die sehr lecker aussehenden (und leicht nicht fotografierten) Tütchen mit Schinken und Käsestreifen.

La Buqueria – eine immense Markthalle mit Gemüse, Obst, Fisch und Fleisch
Fisch .. und es roch auch danach
Dafür gab es auch Würstchen mit Mini-Spiegeleiern

Meine kanadische Mittouristen (Wenja, Eltern aus China, derzeit als Studentin ein Semester in Kopenhagen und grade auf Europa-Tour) sammelte danach eine Bekannte ein, die grade in Barcelona studiert und zusammen gingen wir an den Strand.

Sommer, Sonne, Sonnenschein?

Das Wetter war bombastisch – 23 Grad, Sonne, keine Wolken. Das fühlte sich schon wie Sommer an und der Strand war auch prompt gut gefüllt. Im Sommer, so hörte ich von der Bekannten meiner Mittouristin, hnelte der Strand einer Ölsardinenbüchse und auch mein Host erklärte mir später, dass Barcelona nach April für ein paar Monate ungenießbar sei, da es einfach zu voll werde. Egal, wir haben März, der Strand war noch nicht überlaufen und wir genossen ein Eis, schauten auf‘s Meer und den Einheimischen bei der Kalisthenie zu.

Der Star-Architekt und die Tram

Danach trabten wir wieder gen Zentrum, wo sich die Wege von Wenja, ihrer Bekannten und mir wieder trennten. Die beiden suchten ein Tatoo-Studio auf (warum auch immer) und ich wollte noch in das Gaudí Exibition Center. Das ist ein recht kleines, aber gut durchdachtes Museum, welches dem interessierten Besucher die Architektur und Einflüsse von Antoni Gaudi näherbringt.

Gaudí ist der Architekt Barcelonas und hat wohl alle Architekten des 20. Jahrhunderts beeinflusst. Bei ihm ist alles irgendwie ein wenig rund, ein wenig bunt und wirkt etwas verspielt. Tatsächlich war Gaudí ein tief religiöser Mensch (wurde deswegen von Picasso verachtet) und hatte ein Faible für gotische Kathedralen entwickelt.

Darüber hinaus jedoch war Gaudí was seine Methoden anging sehr modern und stets neuen Dingen gegenüber aufgeschlossen. Er experimentierte mit Foto und Film als das noch ein recht neumodisches Medium war, erfand chemische Wege, Glas in neuen Arten bunt zu färben und entwarf seine Gebäude auf eine (zumindest mir) völlig innovative Weise: In Modellen ersetzte er die Säulen durch Fäden, ließ diese von der Decke hängen, beschwerte sie mit Steinen und hatte so einen auf dem Kopf stehenden, von der Gravitation in die richtige Form gezogenen Entwurf des Bauwerks. Ziemlich coole Methode!

Das Hängemodell einer Kirche
Und hier das Modell andersherum
Architektur durch Gravitation – ein Teil der Sagrada Familia auf dem Kopf

So genial wie Gaudí als Architekt war, so dämlich war er jedoch in alltäglichen Lebensfragen (Religiosität hat eben Konsequenzen – oder Ursachen). Er verstand sich nicht als Star-Architekt, sondern als einfachster Mensch auf Gottes Erden (so weit so gut) und achtete nicht auf seine Kleidung oder sein Äußeres. Tatsächlich sah er in späten Lebensjahren wie ein Penner aus, obwohl er eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Stadt war. Täglich pilgerte er von der Baustelle der Sagrada Familia zur Catedral de Barcelona, um dort dem täglichen Gebet zu frönen. Dabei pilgerte er jedoch direkt auf Straße, offenbar in der Erwartung, der Verkehr würde für ihn Raum lassen. Ein Tram-Fahrer jedoch machte nach einem Hupen mit Gaudí kurzen Prozess und mähte ihn danieder. Da er wie ein mittelloser Stadtstreicher aussah, ließ man ihn eine Stunde auf der Straße liegen, bevor man ihn in ein Krankenhaus brachte. Da verstarb Gaudí innerhalb eines Tages im Alter von 73 Jahren im Jahr 1926.

Antoni Gaudí in späten Lebensjahren

Tragisch, aber an seinem Hauptwerk, der Sagrada Familia wird weitergebaut – bis 2026, dann soll – so der Plan – die wohl berühmteste Kirche Spaniens fertig sein.

Nach dem Gaudí-Ausflug fuhr ich mit der Metro zurück in meine Wohnung, machte die Reste von gestern warm, trank einen Kaffee und ein Bier und schnatterte ein wenig mit Miguel über Touristen, die potentielle katalanische Unabhängigkeit (die haben hier tatsächlich 2017 ein Referendum) und Gemüsepreise in Europa. Offenbar ist Spanien bei Letzterem am günstigsten – hier wird der Quatsch schließlich auch angebaut.

Tag 3

Nach einer umfangreichen Menge Schlaf kämpfte ich diesen Morgen etwas erfolgreicher mit der Dusche, wobei das Wasser immer noch eher im zu-heiß-eiskalt-Wechsel aus der Wand kam, was gerade die Haarwäsche etwa erschwerte. Aber irgendwie bekam ich ich schließlich hergerichtet und föhnte mir meine Jürgen-Drews-Gedächtnis-Frisur zurecht.

Meine Jürgen-Drews-Gedächtnis-Frisur

Das erste Ziel des Tages war die Fundació Joan Miró, das hiesige Miro-Museum. Das Ding ist auf dem Montjuïc-Berg im Süden der Stadt gelegen und dahin fährt man besten mit einer Metro-Linie namens FM. Die ist einfach mal schräg angelegt und bringt einen 170 Meter hoch.

Die arme Frau hat ja nur drei Haare!

Das Miró-Musem selbst ist sehr liebevoll angelegt und schon das Haus ist eindrucksvoll gestaltet. Man hat von dem Museum aber wohl nur etwas, wenn man mit Mirós Stil etwas anfangen kann, den abgesehen von einer klitzekleinen wechselnden Ausstellung hängt hier nur Miró. Umfassend wird die Geschichte seiner Werke und seine Art und Weise zu arbeiten nachgezeichnet und viele eindrucksvoll bunte Bilder machen zumeist durchaus Spaß anzusehen. Hier und da ging mir zwar das Verständnis für einige der Werke abhanden, andere waren dafür – zumindest für mich – äußerst lohnenswert, allen voran ein immenser Wandteppich, bei dem die Wolle überquoll und die Farben einen komplett erschlugen.

Die Hoffnung eines Verdammten – Triptychon von Miró
Oder einfach mal ein blauer Punkt
Kunst mit Regenschirmen
Wandteppich in bunt und bombastisch

Das schönst Exponat fand ich dann im Musems-Shop. Es war ein kleines, erstaunlicherweise deutschsprachiges Kunst-Malbuch zu Joan Miró mit dem bissigen Untertitel: „Nur Kinder malen schöner.“ Darin konnte man neben Miro-Bildern eigene daherkritzeln oder die Werke Miros ausmalen. Eine „Aufgabe“ war zum Beispiel diese hier:

Kunstmalbuch Joan Miro: Die arme Frau hat ja nur drei Haare, kannst du ihr eine andere Frisur machen?

Nach etwas über einer Stunde Miro hatte ich genug und da draußen strahlender Sonnenschein und wieder gut über 20 Grad waren, ströperte ich eifrig auf dem Montjuïc-Berg umher. Dieser ist voll von Parks und allen möglichen Sehenswürdigkeiten. So fand hier 1929 eine Weltausstellung statt, 63 Jahre später die Olympischen Sommerspiele und eine Formel-1-Bahn gab es hier auch einmal.

Olympischer Park

Besonders sehenswert war die Anlage zu den Olympischen Spielen. Viele Stadien scheinen weiterhin genutzt zu werden und dazwischen ist ein wunderschöner Park eingerichtet.

Nachdem ich die Anlage hinreichend in Augenschein genommen hatte und ganz viele Fotos gemacht hatte, lief ich wieder gen Stadtzentrum. Dabei kam ich erneut am Katalanischen Nationalmuseum vorbei und stellte fest, das davor der Mies-van-der-Rohe-Pavillon von der 1929-Weltausstellung nachgebaut war. Aber die Jungs wollten dafür 8 Euro Eintritt und ich fühlte mich ein wenig geizig und verzichtete deswegen darauf, den deutschen Pavillon von innen zu inspizieren.

Olympischer Park
Leichtatlethikstadion von innen
Stadion von außen
Torre de Comunicacions de Montjuïc (links)
Mies van der Rohe Pavillion Weltausstellung

Stattdessen kaufte ich mir ein Sandwich, ein paar Bananen und setzte mich am Plaça de Catalunya in die Sonne und genoss eine Dreiviertelstunde das Wetter.

Barcelona von unten

Da der geführte Stadtrundgang gestern so schön war, machte ich diesmal wieder einen. Allerdings war das Ziel diesmal ein anderes: „Barcelona Underground“. Dabei führte uns ein junger abgebrochener Englisch-Lehrer aus Leeds namens Matt durch El Raval, das etwas abseitigere Viertel Barcelona.

Matt aus Leeds vor einem Graffiti

Matt zeigte uns eine Menge Straßenkunst, viele verschlungene Gassen, Graffitis und erklärte, wie Gentrifizierung in Barcelona funktioniert. Auch hierbei spielt 1992 wieder eine bedeutende Rolle, denn zu den Olympischen Spielen wurde die gesamte Stadt mit teils rabiaten Methoden auf Vordermann gebracht.

So entschloss man sich, bis zu den Spielen ein Modernes Museum aus dem Boden zu stampfen. Das Museu d’Art Contemporani de Barcelona wurde architektonisch auch tatsächlich ein bemerkenswertes Gebäude, allerdings riss man dafür zahlreiche Wohnhäuser ab und zwangsumsiedelte die dort lebenden Mieter. Fertig wurde das Ding auch nicht rechtzeitig, sondern 3 Jahre zu spät und dann hatte man zunächst nicht einmal einen Plan, was man da eigentlich ausstellen sollte. Inzwischen ist das Museum immerhin von den lokalen Skatern angenommen, die davor rumdallern. Innen finden auch regelmäßig Ausstellungen statt, aber das Gebäude selbst ist bei den Einwohnern nach wie vor umstritten, so erklärte unser Führer Matt.

Museu d’Art Contemporani und Platz für die Skater

Eine weitere Attraktione von El Raval war das Rotlichtviertel, mit echten Prostituierten und Sex-Clubs, wobei dies hier aber wohl als ganz normales Geschäft verstanden werden. 1992 wollte man während der Spiele die Bordells schließen, doch dagegen gingen tausende Bürger auf die Straße und so wurde die Entscheidung zurückgenommen und auch olympisch verkehrt.

Zum Schluss führte uns Matt an den Jardins de les Tres Xemeneies – einen Skate-Graffiti-Platz in der Nähe der Ramblas. Hier stehen mehrere freie Wände, die fast täglich von Straßenkünstlern mit neuen Werken besprüht werden.

Banksy Hommage (Ein Werk, das in zwei Tagen wieder weg sein wird)
Jardins de les Tres Xemeneies

Barcelona von ganz oben

Von dort machte ich mich auf den Weg zur Casa Batlló, einem der wohl bedeutsamstem Gaudí-Gebäude nach der Sagrada Familia in Barcelona. Leider wollte man mich um 18.00 Uhr nicht mehr reinlassen, da angeblich eine spezielle Veranstaltung war. Also sparte ich die 23 Euro Eintritt und suchte die nächste Sehenswürdigkeit auf meine Liste, den Park Güell auf. Dieser ist im Nordwesten der Stadt und liegt so sehr erhöht, dass man die ganze Stadt von dort aus sehen kann.

Zu diesem Park fuhr ich mit der Metro und musste einige Stufen nehmen, um den Eingang zu erreichen. Aber immerhin war der Park kostenlos und der Blick von da oben war wahrlich beeindruckend. Da droben saßen ungefähr ein Dutzend Touristen und warteten auf den Sonnenuntergang und ein Einheimischer spielte Gitarre, während eine schwarze Katze neben ihm auf der Parkbank saß.

Ich machte ganz viele Fotos, die nur bedingt einen Eindruck von dem Blick vermitteln können und genoss den Ausblick und Augenblick. Irgendwann hatte ich genug genossen und wanderte zur nächsten U-Bahn-Station, um gen Wohnung zu fahren.

Barcelona Panorama
Park Güell

Unterwegs kaufte ich ein bisschen frischen Gemüse und zu Hause machte ich mir Rührei mit ebendiesem Gemüse. Zur späteren Abendstunde kamen zwei weitere Gäste in dem Airbnb an, zwei Mädchen aus Indien – Sujan und Sae, die für zehn Tage Spanien besuchen. Sujan empfahl mir die Nordregion Indiens, Leh, als nächstes Urlaubsziel und wir schnackten noch ein wenig über das Reisen, Spanien und Indien bevor sich alle außer mir auf ins Bett machten.

Ich bin deroweil dabei, die gemeinsam angebrochene Weinflasche zu leeren und werde mich im Anschluss auch auf den Weg in mein Bett machen.

Tag 4 – Taubenvergiften im Park

An meinem letzten Tag in Barcelona schlief ich besonders lange aus und machte mir dann einen schönen Kaffee in der Küche. Zum Frühstück gab es drei Stücken Schokolade, die Miguel mir bereits am ersten Tag als Willkommensgeschenk dargeboten hatte.

Nach einer Dusche packte ich meine Sachen zusammen, verabschiedete mich bei meinem Gastgeber und den beiden indischen Mädchen und machte mich auf den Weg zur Metro.

Da ich bis zum Abflug noch gut Zeit hatte, setzte ich mein touristisches Programm einfach fort und schaute mir das Hospital de la Santa Creu i Sant Pau an. Dabei handelt es sich um ein Krankenhaus im Jugendstil, etwa 500 Meter nördlich der Sragrada Familia gelegen. Anfang des 20. Jahrhunderts der sehr verspielte Gebäudekomplex errichtet und bis 2006 wurde es noch betrieben. Inzwischen hat man es für Touristen geöffnet, und präsentiert die bunt verschnörkelten Häuser für 13 Euro Eintritt.

Modell des Jugendstil-Krankenhauses
Innenhof vom Krankenhaus
Orangenbaum mit Früchten

Bananen zum Mittag und ein letzter Spaziergang

Nach dem Krankenhausbesuch lief ich durch die warme Mittagssonne Richtung Altstadt und stellte erneut fest, dass man sich in Barcelona mit den Fassaden und der Straßengestaltung wirklich Mühe gegeben hatte. Die Häuser einfach mal nach was aus.

Straßenfassade
Rambla de Catalunya (nicht *die* Rambla)

Am Plaça de Catalunya angekommen, packte ich meine letzten beiden Bananen aus und verdrückte diese. Hinter mir saßen zwei Rentnerinnen und fütterten Tauben. Tatsächlich gibt es auf diesem Platz immer mindestens 1.000 Tauben, die wohl eine Art Touristenattraktion zu sein scheinen. Ich fühlt mich Georg Kreisler erinnert:

Tauben auf dem Plaça de Catalunya

Danach spazierte ich noch ein wenig durch die Altstadt, Widerstand der Idee, weitere Souvenire zu kaufen (ein Kartenspiel für Frank und eine Kachen für Mutti müssen für‘s erste reichen) und stieg irgendwann in die Metro gen Flughafen.

So ganz pünktlich kam ich jedoch nicht nach Hause, denn das Flugzeug, dass 16.25 starten sollte, war 16.30 noch nicht einmal da. Als es dann schließlich ankam und wir rein durften, sagte uns der Pilot, dass in Frankreich die Fluglotsen streiken und wir deswegen grade nicht starten können, da wir über Frankreich drüberflögen. So saßen wir im Flugzeug und warteten, dass man uns einen Korridor über den französischen Luftraum öffnete. Das passierte nach einer guten Stunde Warten und so kamen wir mir nur zweieinhalb Stunden Verspätung in Berlin an.

Am Flughafen begrüßte mich nasskaltes Wetter, Wind und Regen. Damit fühlte ich mich gleich wieder heimisch in Berlin und ich fuhr per S-Bahn nach Hause. In zwei Wochen geht es nach Madrid, da ist dann hoffentlich wieder warmes Sommerwetter.

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