Der Wein ist quasi reif

Frankreich 2019

Tag 1: Dijon

Alle vier Jahre fahren Frank und ich nach Frankreich. 2011 und 2015 waren wir dort und so stand nun auch dieses Jahr wieder ein Road-Trip zu Les Bleus an.

Der erste Tag bedeutete, 12 Stunden im Auto. Kurz nach acht Uhr fuhren wir in Berlin los und hatten etwas über 1.000 Kilometer vor uns. Mit dem T-Roc ging das aber ganz ordentlich. Das Auto ist – auch wenn es der Name vermuten lässt – kein Verwandter eines Dinosauriers, auch wenn der Diesel etwas antik klingt und laut tuckert. Dank Fahrerassistenz fuhr sich das rote Gefährt allerdings praktisch von alleine und wir konnten uns auf wichtigere Dinge konzentrieren, zum Beispiel Mireille Mathieu, die via Spotify Akropolis Adieu schmetterte.

Unser roter T-Roc
Unser roter T-Roc

Auf der Fahrt nach Frankreich
Auf der Fahrt nach Frankreich

Eine kleine Rast in Frankfurt mit vorbereiteten Schnitten war unsere einzige nennenswerte Pause und so schafften wir es, 19.00 Uhr in Dijon zu sein.

Lunch in Frankfurt
Lunch in Frankfurt

In Dijon bezogen wir das kleine Hotel Casa Cosy und hielten uns nicht lange mit Begutachtung des kleinen Zimmers auf. Es war noch hell, das Wetter war gut genug uns so erkundeten wir die Innenstadt Dijons. Die war nicht sonderlich groß. Alter Kirche, Palast von Philipp dem Guten, der vor 600 Jahren der Chef des Burgunds war und dieses groß, schön, stark und gut gemacht hate. So zumindest meinen es die Geschichtsbücher, meinte Frank.

Palast der Herzöge von Burgund in Dijon
Palast der Herzöge von Burgund in Dijon

Hanni und Nanni (ohne Speed in Dijon)
Hanni und Nanni (ohne Speed in Dijon)

Alte Apotheke
Alte Apotheke

Es gab auch ein ausgiebiges Dinner. Noch mehr selbstgemachte Schnitten und mitgebrachte Wiener. Die Reste des Reiseproviants mussten verspeist werden und so konnten wir auch ein wenig Geld sparen. Das gesparte Geld investieren wenig später in einer Bar in Wein, Bier und Kir Royal. Letzteres ist ein Drink gemixt aus Johannesbeerlikör und Champagner. Prädikat: Machen wir in Berlin nach.

Drinks wie Götter in Frankreich
Drinks wie Götter in Frankreich

Den Abend ließen wir in dem Innenhof unseres Hotels ausklingen, wo wir einen Supermarktwein und ein paar mitgebrachte Tomaten verspeisten. Das ist schon recht dicht dran dem Gott-in-Frankreich-Gefühl.

Tag 2: Dijon, Vichy und Clermont-Ferrand

In unserem kleinen Zimmerchen in Dijon verbrachten wir eine halbwegs gute Nacht, bis es um halb Acht morgens im Innenhof klapperte und rappelte. Offenbar wurde das Frühstück bereitet. Das wollten wir natürlich nicht verpassen und so sprangen wir unter die Dusche, zogen uns fein (fein genug) an und nahmen an dem Hotelfrühstück teil. Es gab selbstgemachtes Honigbrot, selbstgemachte Rhabarbermarmelade und den feinen Senseo-Kaffee. Letzteres fühlte sich irgendwie sehr heimatlich an und die selbstgemachten Dinge waren auch nach unserem Geschmack.

Unser Zimmerlein in Dijon
Unser Zimmerlein in Dijon

Nach dem Frühstück erkundeten wir noch ein paar weitere Zipfel Dijons. Um später auch noch unseren Senf dazugeben zu können, erwarben wir in einem Senf-Fachgeschäft (hier heißt das “Moutarderie”) ein paar Gläser des berühmten Dijon-Senfs. Die haben da tatsächlich ganze Geschäfte, in denen man aus mehreren Dutzend Sorten Senf auswählen konnte. Ich habe jetzt Senf mit Johannesbeergeschmack. Hat auch nicht jeder!

Philipp der Gute
Philipp der Gute

Triumphbogen in Dijon
Triumphbogen in Dijon

Nach dem Senf hatten wir dann erst einmal genug von Dijon und wir machten uns auf die erstaunlich weite Fahrt gen Vichy. Vichy ist auf dem Weg nach Clermont-Ferrand und ein Anfang des 20. Jahrhunderts emporgekommenes Heilbad in der Mitte Frankreichs. Später erlangte der Ort Berühmtheit, weil die Franzosen hier meinten, in der Collaboration ihr Heil gegen die Deutschem im Zweiten Weltkrieg zu finden. ’45 war damit dann glücklicherweise Schluss mit dem Unsinn.

Schaut man sich Vichy heute an, bekommt man den Eindruck, dass hier nicht nur mit der Collaboration Schluss war, sondern irgendwie auch mit der ganzen Stadt. Das Zentrum wirkt irgendwie wie aus der Zeit gefallen. Da stehen riesige Jahrhundertwendebauten, die einst sicherlich prachtvoll waren, bei denen heute aber die Farbe abblättert. Der Ort hat viel zu viele Hotels, die so aussehen, als wären sie einst Luxus gewesen, doch jetzt haben sie nur noch drei Sterne. Und Leute sah man hier auch nicht sonderlich viele.

Kurzum, der Ort schien perfekt geeignet, um die eigenen Depressionen zu massieren und um La Recherche du Temps Perdu zu lesen. Wir waren aber froh, dass wir nach einer Stunde weiter fahren durften.

Fahrt nach Vichy
Fahrt nach Vichy

Kurhaus in Vichy
Kurhaus in Vichy

Leeres Strandbad am Fluss in Vichy
Leeres Strandbad am Fluss in Vichy

Irgendwie aus der Zeit gefallen
Irgendwie aus der Zeit gefallen

Flat Iron Building, Marke Vichy
Flat Iron Building, Marke Vichy

Leere Herrschaftshäuser
Leere Herrschaftshäuser

Als nächstes fuhren wir in Clermont-Ferrand ein. Dort war unser Quartier für zwei Nächte und abgesehen von einer etwas eigensinnigen Verkehrsführung mit absurd vielen Einbahnstraßen und Ampeln an wirklich jeder Kreuzung, schien uns Clermont-Ferrand ein sehr willkommenheißender Ort.

Wir bezogen unsere Wohnung mitten im Zentrum der Stadt und begaben uns auf eine kurze Erkundungstour durch die Stadt. Das Herz von Clermont-Ferrand ist die Cathédrale Notre-Dame-de-l’Assomption – eine riesige Kirche aus Vulkanstein aus dem 13. Jahrhundert. Vulkanstein heißt, die Kirche ist von außen ziemlich schwarz. Innen hat sie dafür bunte Fenster und eine enorm große Orgel.

Kirchenfenster in Clermont-Ferrand
Kirchenfenster in Clermont-Ferrand

Kirche in Clermont-Ferand
Kirche in Clermont-Ferand

Uni Clermont-Ferrand
Uni Clermont-Ferrand

Schwan im Park
Schwan im Park

Wir ströperten noch ein wenig durch die kleinen Gassen der Altstadt und machten uns dann auf, das erste Mal richtig zu Essen. Also keine mitgebrachten Stullen. Auf Empfehlung unserer Vermieterin fanden wir ein kleines Lokal mit lokaler Küche, wo es erst einmal Schnecken, dann für Frank Truffade Auvergne (ein Käse-Kartoffel-Auflauf) und für mich ein Pavé de Boeuf (auf deutsch ein Lendenbraten) gab. Dazu genossen wir ein Fläschchen Wein und ließen es uns in der Abendstimmung gut gehen.

Schnecke mit Schnecken und (wie meine Mutter anmerkte, mit Damenbrüstchen)
Schnecke mit Schnecken und (wie meine Mutter anmerkte, mit Damenbrüstchen)

Zu Hause leerten wir die Flasche Wein vom Vortag und freuten uns auf unserer kleinen Terrasse unseres Lebens.

Tag 3: Saint-Nectaire, noch mehr Kirchen und Kegelnebel

Eigentlich sollte unser dritter Reisetag der große Wandertag werden. 20 Kilometer rund um den Puy de Sancy hatte Frank auserkoren. Aber die Wanderung fiel für’s erste ins Wasser, denn über Nacht kamen die Wolken, bildeten einen Verein und schütteten den ganzen Vormittag und bis in den Nachmittag eine ganze Menge Regen aus.

Kurzerhand stellte Frank die Reisepläne ein wenig um und wir versuchten uns an einem Programm, dass zumindest ein wenig unabhängig vom Regen war.

Also fuhren wir erst einmal nach Saint-Nectaire. Dort sollte es eine hübsche Kirche geben. Hier gibt’s zwar in jedem Dorf hübsche Kirchen, aber die in Saint-Nectaire sollte eben ganz besonders hübsch sein. Ich fuhr uns dort hin, wobei uns unterwegs teilweise so viel Regen vor das Auto prasselte, dass man die Straße schon suchen musste.

In Saint-Nectaire angekommen, stellten wir fest, dass alle Wege mit Wagen zugeparkt waren und Heerscharen von Franzosen durch den Regen stiefelten. Wir parkten uns dazu, zogen uns so regensicher wie möglich an und gingen mit den Heerscharen auf Entdeckungstour. Schnell entdeckten wir: Es war Markt. Die lokalen Franzosen zeigten sich vom Regen völlig unbeeindruckt und boten Früchte, Wurst, Käse, Obst und Brote feil. Wir schauten uns den verregneten Markt erst an, dann warfen wir einen Blick auf und in die tatsächlich sehr sehenswerte Kirche. Zum Abschluss ließen wir auf dem Markt ein wenig Geld und probierten und erwarben lokale Salami, zwei Weine und ein wenig Käse in der anliegenden Fromagerie.

Markt vor Kirche in Saint-Nectaire
Markt vor Kirche in Saint-Nectaire

So sieht die Kirche bei schönem Wetter aus
So sieht die Kirche bei schönem Wetter aus

So regensicher wie möglich
So regensicher wie möglich

Leider was das frische Essen schon alle
Leider war das frische Essen schon alle

Danach zog es uns weiter zum nächsten Reiseziel, dem Chateau de Murol. Das ist eine Burg aus dem 12. Jahrhundert, die vom Grafen von Murol (der anliegenden Stadt) in Auftrag gegeben wurde. Es war eine niedlich aufbereitete Anlage mit Küche, Aussichtsturm, Damenzimmer und Ritterspielen (die leider diesen Tag ins Wasser fielen). Frank fand Freude am Pranger, an den er sich auch prompte stellte.

Chateau de Murol
Chateau de Murol

Blick auf die Ritterspiele
Blick auf die Ritterspiele

Küche in der Burg
Küche in der Burg

Frauenzimmer in der Burg
Frauenzimmer in der Burg

Frank am Pranger
Frank am Pranger

Da wir in der kurzen Zeit in Frankreich noch nicht genug Kirchen gesehen hatten, war unser nächstes Reiseziel der kleine Ort Orcival. Das Dörfchen besteht de facto nur aus einer Kirche, der Basilica Notre-Dame d’Orcival. Das Ding wurde 1146 gebaut und ist entsprechend noch im romanischen Stil gehalten – viele kleine Fenster, viele Dachvorsprünge und kein sonderlich hoher Turm. “Drollig” ist wohl ein treffendes Wort, um diese Kirche zu beschreiben.

Romanische Drolligkeit in Orcival
Romanische Drolligkeit in Orcival

Wir hielten uns mit der drolligen Kirche auch gar nicht weiter auf und steuerten schon das nächste – und letzte – Reiseziel des Tages an. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen und so wollten wir zumindest noch auf eine kurze Wanderung gehen.

Der Puy de Pariou sollte bewandert werden. Dabei handelt es sich um einen 1.200 Meter hohen Vulkankegel ein paar Kilometer westlich von Clermont-Ferrand. Zweieinhalb Kilometer vor dem Vulkan war der Parkplatz und schon dort sahen wir, dass man in erste Linie eines sah: Nichts. Der gesamte Vulkankegel lag in einer riesigen Nebelwolke. Aber es regnete nicht, die Wanderung war eingeplant und so wurde auch eisern gewandert (sofern man bei einer Gesamtlänge von 5,8 Kilometern überhaupt vom “wandern” sprechen kann).

Der Weg führte durch einen durchaus beeindruckend gespenstisch aussehenden Wald rund 200 Meter zum Vulkankegel.

Erst mal schön ein Selfie im Wald
Erst mal schön ein Selfie im Wald

Dann ein Frankie beim Wandern
Dann ein Frankie beim Wandern

Wir mussten ein wenig an den verwässerten Wegen vorbeiwandern
Wir mussten ein wenig an den verwässerten Wegen vorbeiwandern

Gespensterwald
Gespensterwald

Mit schöner Stimmung
Mit schöner Stimmung

Dort oben auf dem Vulkan sollte es eigentlich so aussehen:

Kegel Puy de Pariou
Kegel Puy de Pariou

Wir sahen dies:

Kegel im Nebel
Kegel im Nebel

Nix zu sehen
Nix zu sehen

"Usfie" vor dem nebligen Krater
“Usfie” vor dem nebligen Krater

Aber auch da oben gab es noch Gespensterbäume
Aber auch da oben gab es noch Gespensterbäume

Der ganze Kegel des Vulkans lag im Nebel. Aber zumindest hatten wir unsere Beine mal ein wenig bewegt und können nun sagen, dass wir mitten in einer nebligen Wolke standen.

Auf dem Rückweg, ein wenig westlich des Vulkans eröffnete sich uns dann immerhin noch ein überhaupt nicht nebliger Blick auf Clermont-Ferrand:

Blick auf Clermond-Ferrant
Blick auf Clermont-Ferrand

Clermont-Ferrant Kirche
Clermont-Ferrand Kirche

Zu Hause angekommen, verwandelte Frank die Tomaten und den Basilikum, die wir am Vortag erworben hatten, in eine leckere Tomatenpasta, die wir auf unserer kleinen Terrasse einnahmen.

Die Angst des Koches vor dem eigenen Essen
Die Angst des Koches vor dem eigenen Essen

Tag 4: Zentralmassiv von ganz oben

Der Abschluss unserer Reise durch die Auvergne wurde nun am vierten Tag ein Ausflug auf den Puy de Sancy. Eigentlich war dieser, samt Wanderung für den Tag zuvor bestimmt, aber der Regen zwang uns, unsere Pläne ein wenig zu modulieren.

Wir verließen kurz nach Neun unser Zwei-Tages-Domizil in Clermont Ferrand und machten uns auf die Reise zum Fuße des Puy de Sancy. Mit 1.885 Metern ist dies der höchste Berg des Zentralmassivs und die ganze Region rund um den Berg bietet Wanderern fantastische Aussichten. Man kann mit einer Seilbahn bis fast auf den Gipfel fahren. Das machten wir natürlich nicht. Wir stellten das Auto auf etwas über 1.100 Metern Höhe ab und begaben uns auf eine rund 5-stündige Wandertour auf den Gipfel und mehrere anliegende Nebengipfel.

Der Anfang des Aufstiegs führte uns über etwa schwieriges, steiles Terrain
Der Anfang des Aufstiegs führte uns über etwa schwieriges, steiles Terrain

Frank über der Baumgrenze
Frank über der Baumgrenze

Der letzte Anstieg zum Gipfel. Hinter dem Fotografen (nicht im Bild) ist eine Seilbahnstation mit der auch normale Touristen den Gipfel ohne Wanderung erreichen können.
Der letzte Anstieg zum Gipfel. Hinter dem Fotografen (nicht im Bild) ist eine Seilbahnstation mit der auch normale Touristen den Gipfel ohne Wanderung erreichen können.

Blick über den Osthang des Gipfels
Blick über den Osthang des Gipfels

Denis-Göc-Gedächtnis-Selfie-am-Gipfel
Denis-Göc-Gedächtnis-Selfie-am-Gipfel

Blick auf Saint-Sauves-d'Auvergne
Blick auf Saint-Sauves-d’Auvergne

Da oben auf dem Gipfel waren etwa 8 Grad. Und es war steil. Praktisch jeder stapfte dick bepackt gemächlich des Weges. Bis auf diesen jungen Mann, der den Gipfel im Laufschritt nahm…

Panorame-Selfie vor dem nächsten Aufstieg
Panorama-Selfie vor dem nächsten Aufstieg

Südblick vom Gipfel
Südblick vom Gipfel

Blick in das Chaudefour Valley Nature Reserve
Blick in das Chaudefour Valley Nature Reserve

Frank auf dem Gipfelpfad
Frank auf dem Gipfelpfad

Lunch mit selbstgemachten Stullen, Kaffee, Salami und Keksen
Lunch mit selbstgemachten Stullen, Kaffee, Salami und Keksen

Hier hatten wir den Großteil des Wegen schon hinter uns und waren ganz wuschelig geschwitzt
Hier hatten wir den Großteil des Weges schon hinter uns und waren ganz wuschelig geschwitzt

Strecke und Profil der Wanderung
Strecke und Profil der Wanderung

Nach der Wanderung stand uns noch eine 2-stündige Autofahrt nach Puy en Velay bevor. Auf der Fahrt stellte mir Frank die Musik von Marek Hemmann vor, der Minimaltechno auf unterhaltsame Art und Weise mit den krähenähnlichen Lauten und Telefonklingeln kombiniert.

Blick auf Le Puy en Valey
Blick auf Le Puy en Valey

In Puy en Velay bezogen wir Quartier bei Marie, die uns via Airbnb für eine Nacht ihre Wohnung und ihre Katze überließ. Marie ist Fotografin, Künstlerin und Pflanzenliebhaberin und entsprechend sieht ihre Wohnung auch aus. An jeder Ecke gibt es lebendiges Grünzeug, Fotos, alte Telefone, Schreibmaschinen und antike Radios. Alles war sehr liebevoll zusammengestellt und durchaus stilvoll. Außerdem hatte Wohnung eine riesige Terrasse mit Aussicht über Le Puy. Nur der Kater (Kahlo) machte sich zunächst rar. Er sah Frank und mich, nahm sofort Reißaus unter das Sofa und ließ sich den ganzen Abend nicht mehr blicken.

Orgel und Grünpflanzen bei Marie
Orgel und Grünpflanzen bei Marie

Maries große Wohnküche
Maries große Wohnküche

Le Puy en Velay ist ein kleines Örtchen in der Rhône-Region mit 20.000 Einwohnern. Im Mittelalter war die Stadt Bischofssitz und heutzutage ist der Ort unter anderem Ausgangsort des französischen Jakobsweges. Außerdem ist die Stadt für grüne Linsen bekannt. Man kann selbst in deutschen Supermärkten Le-Puy-Linsen erweben.

Der Linsen wegen verbrachten wir den Abend in einem Restaurant, welches genau diese Linsen feilbot. Im l’Ecu d’Or bekamen wir mit Glück noch ohne Reservierung einen Tisch und dort gab es dann Linsen mit Entenmägen, Entenkeule, Eisbein auf Linsen und Birne Helene. Das war alles ganz fantastisch.

Entenmägen und Schinken auf Linsen
Entenmägen und Schinken auf Linsen

Entenkeule
Entenkeule

Eisbein auf Linsen
Eisbein auf Linsen

Birne Helene
Birne Helene

Nach dem reichhaltigen Mahl flanierten wir durch die Altstadt von Le Puy und standen irgendwann vor einer Kirche, die bunt beleuchtet war. Wir fühlten uns gleich an unsere Frankreich-Tour vor vier Jahren erinnert, bei der wir in Amiens und Chartres auch die nächtlichen bunten Kirchen bestaunt haben.

Bunt bestrahlte Kirche in Le Puy
Bunt bestrahlte Kirche in Le Puy

Blick über de Le Puy bei Nacht von unserer Terrasse
Blick über de Le Puy bei Nacht von unserer Terrasse

Zu Hause angekommen stellte ich um 23 Uhr fest, dass mich die Wanderung doch etwas müde gemacht hatte und so gingen wir auf mein Drängen prompt ins Bett. Ich lag keine 10 Minuten in selbigem, da meldete sich Kater Kahlo. Die Dunkelheit und Stille gaben ihm wohl mehr Selbstvertrauen und er sprang auf das Bett und schnupperte ein wenig schüchtern an mir. Dann schien er entschieden zu haben, dass ich harmlos bin, legte sich auf meinen Bauch und schnurrte vor sich hin. In etwa dieser Position verharrte der Kater die ganze Nacht und den Morgen.

Kater Kahlo am frühen Morgen
Kater Kahlo wünscht einen guten Morgen

Tag 5: Le Puy und fünf Stunden Fahrt

Unser fünfter Reisetag begann in Maries Wohnung in Le Puy. Das heißt, eigentlich begann er dort nicht, sondern im Supermarkt. Denn nach dem Aufstehen stiefelten wir erst einmal dahin, um Kaffeepulver, Croissants, Baguette und Wurst zu kaufen. Also vor allem Kaffee, denn ohne Kaffee kommt man ja nicht in den Tag.

Den Supermarkt fanden wir auch und dort kauften wir auch fleißig ein. Erst zu Hause fiel uns jedoch auf, dass wir nun ausgerechnet den Kaffee vergessen hatten. Ärgerlich. Immerhin fanden wir grünen Tee bei Marie, den Frank irgendwie auch zubereitet bekam. Wir nahmen den Tee und unser Frühstück bei Marie ein und danach verbrachten zwei Stunden in La Puy en Velay bei Tag.

Wir liefen einmal durch die Altstadt, inspizierten die Kathedrale (herreje, noch eine Kirche!) und bestiegen danach eine Bronzestatue, die mitten über der Stadt thront. Hierbei handelt es sich um die Salve Regina Statue, die 1860 errichtet wurde. Man kann das Teil tatsächlich bis ganz nach oben von innen besteigen, was wir natürlich auch versuchten. Wir kamen bis fast ganz oben, dann standen uns aber einfach zu viele Leute im Weg. Aber auf jeden Fall hatte von man von dort oben einen wunderbaren Blick auf die sehr pittoreske Altstadt von Le Puy.

Salve Regina Statue (da drin kann man tatsächlich hochklettern)
Salve Regina Statue (da drin kann man tatsächlich hochklettern)

Kathedrale von Le Puy
Kathedrale von Le Puy

Friedhof von oben
Friedhof von oben

Das Kloster von Le Puy steht auch auf einem Felsen
Das Kloster von Le Puy steht auch auf einem Felsen

Blick von der Kathedrale in Le Puy in die Altstadt
Blick von der Kathedrale in Le Puy in die Altstadt

Selfies von unten sind selten vorteilhaft
Selfies von unten sind selten vorteilhaft

Irgendwann hatten wir von dem Anblick dann aber auch genug und liefen gen Wagen. Mit unserem roten Gefährt hatten wir auch noch eine gute Menge vor, immerhin sollte es noch bis an die Verdonschlucht in den Voralpen, nicht fernab der Côte d’Azur gehen. Das bedeutete eine Fahrt von rund fünfeinhalb Stunden und diesmal war Frank unser Fahrer.

Die Reise führte uns durch die Rhone-Region, über selbige hinweg und die letzten zwei Stunden über sich schlängelnde, enge Gebirgsstraßen zu unserem Hotel. Dieses ist das einzige, welches in der Nähe des Startpunktes des Verdonwanderweges liegt. Dort kehrten wir am frühen Abend ein, genossen ein zwar einfach strukturiertes, aber dennoch opulentes Mahl, genossen die Aussicht über die Schlucht und machten nicht zu spät die Schotten dicht, um für den folgenden Tag gewappnet zu sein.

Linsen-Suppe zum Dinner (nur die Vorspeise)
Linsen-Suppe zum Dinner (nur die Vorspeise)

Posieren vor der Schlucht und vor dem Abendbrot
Posieren vor der Schlucht und vor dem Abendbrot

Unser Verdon-Hotel bei Nacht
Unser Verdon-Hotel bei Nacht

Tag 6: Einmal in die Verdonschlucht und wieder zurück

Tag 6 war unser nächster Wandertag in Frankreich. Die Verdonschlucht (Gorges du Verdon) sollte erklommen werden. “Erklimmen” heißt im Falle einer Schlucht natürlich, dass man erst einmal hinabklettern muss, bevor man wieder hinaufklimmen kann.

Die Verdonschlucht ist eine der größten Schluchten Europas und bis zu 700 Meter tief. Der kleine Fluss, der diese imposante Schlucht gegraben hat ist der Verdon, der im Lac-de-Sainte-Croix-Stausee mündet.

Blick auf den Lac-de-Sainte-Croix-Stausee
Blick auf den Lac-de-Sainte-Croix-Stausee

Unser Wanderweg führte uns rund 400 Meter in die Tiefe und wir liefen dabei 6 Kilometer in Richtung Stausee. Dabei ist Schwindelfreiheit bei dieser Tour ein absolutes Muss, da man teilweise an sehr engen Stellen und steilen Abhängen vorbei muss und es an vielen Stellen nur ein kleines Geländer gibt, das in den Fels geschlagen ist, an das man sich klammert und an deren Stabilität man sehr glauben muss, da das Abwesen selbiger einen mindestens dutzende Meter tiefen Fall auf hartes Gestein zur Folge hätte.

Zum Glück waren wir schwindelfrei und wir glaubten stark genug, dass die Geländer unser Gewicht aushielten. Wir erreichten den Fluss ohne Not. Am Fuße der Schlucht waren wir beileibe nicht die einzigen Wanderer. Bemerkenswert waren dabei zahlreiche Gruppen von “treibenden Schwimmern”. Das waren Leute, die in Neoprenanzüge und Schwimmwesten gehüllt waren, sich durch den Fluss treiben ließen und immer mal wieder an Land gingen.

An einer Stelle sprangen diese Schwimmer von einem Tourguide angeleitet von einem Felsen etwa 5 Meter tief ins Wasser. Das hätte mich ja auch irgendwie gereizt, aber Franks Mutti hatte vor der Reise angewiesen, wir sollten nichts Waghalsiges machen, also nahm ich von dem 5-Meter-Sprung Abstand.

Dafür hielt ich dann ein wenig später immerhin meine Beine in den Fluss. Er war ganz schön kalt. Aber bei dem warmen Wetter und der Anstrengung war ein wenig Abkühlung gar nicht verkehrt. Mit meinem Bad machten wir auch Mittagspause und aßen übrig gebliebene Schnitten von der Wanderung zwei Tage zuvor, ein wenig Salami und Käse.

Danach kletterten wir langsam wieder hoch und versuchten den Weg zum Hotel und Auto zurückzufinden. Das gestalte sich gar nicht so einfach, denn nachdem wir die Schlucht verlassen hatten, standen wir mehr oder weniger mitten im Wald und fanden den rechten Weg nicht. Wir schlugen uns dann eben rund 4 Kilometer durch das Gestrüpp, bis wir wieder beim Hotel raus kamen, um dort nach insgesamt 5 Stunden Wanderung in unser Auto zu steigen.

Blick auf den Verdon
Blick auf den Verdon

Eine Gruppe treibender Schwimmer
Eine Gruppe treibender Schwimmer

Eine kleine Fußgängerbrücke am Fuß der Schlucht
Eine kleine Fußgängerbrücke am Fuß der Schlucht

Geländer im Fels zum Klettern
Geländer im Fels zum Klettern

Frank nach einem kurzen Bad in dem Verdon
Frank nach einem kurzen Bad in dem Verdon

Verdon am Fuße der Schlucht
Verdon am Fuße der Schlucht

Abstieg geschafft
Abstieg geschafft

Der blaue Verdon
Der blaue Verdon

Ein klein wenig planschen und abkühlen
Ein klein wenig planschen und abkühlen

Verdonschlucht von oben
Verdonschlucht von oben

Nächstes Ziel war der kleines Ort Pignans, wo wir gleich für 6 Nächte bleiben sollten. Dort waren wir vor vier Jahren bereits einmal bei Serge und Stephan in der Au Maus Saint Pierre – einem kleinen Bed & Breakfast (& Dinner) in der Voralpen, rund eine Stunde von der Côte d’Azur entfernt.

Dort wurden wir mit hausgemachter Sangria in Empfang genommen und ließen den Nachmittag bei 30 ° am Pool ausklingen. Zum Dinner gab es gegrillten Thunfisch und ein klein wenig zu viel Wein. Es gab Rosé aus der Region und wir probierten gleich zwei Flaschen. Prädikat “sehr gut”. Und – zumindest bei mir – ein leichtes Ziehen im Hinterkopf am nächsten Morgen.

Gedeckter Tisch vor dem Dinner
Gedeckter Tisch vor dem Dinner

Tag 7: Maria Himmelfahrt am Pool

An unserem siebten Reisetag wurde in Frankreich Maria Himmelfahrt gefeiert. Das Land hier ist so katholisch, dass man deswegen gleich alle Geschäfte schließt und das öffentliche Leben zum Stillstand kommt. Wir lernten von dem Feiertag leider erst, als wir vor einem gottverlassenen Supermarkt standen und uns wunderten, warum man hier an einem Donnerstag nicht einkaufen kann. Aber der Reihe nach.

Der Tag begann mit einem ausgiebigen Frühstück bestehend aus Melone, Brioche, Joghurt, nach Lebkuchen schmeckendem Brot und einem herzhaften Körnerbrot. Danach zogen wir in unserer Herberge erst einmal um. Denn für die erste Nacht hatten wir nur ein kleines Zimmerchen bekommen, für die fünf folgenden jedoch eine kleine Hütte mit eigenem Garten, zwei Zimmern und einer kleinen Küche.

Nachdem wir die letzten Tage schon so viel gefahren und gewandert waren, wollten wir zumindest einmal einen Tag etwas ruhiger angehen lassen. Also beschränkten wir uns auf die Erkundung der direkten Nachbarorte: Gonfaron, Flassans-sur-Issole und Pignans.

In Gonfaron gab es außer einer Kirche (hier hat praktisch jeder Kuhstall seine eigene Kirche!) und einem Bäckersladen nicht sehr viel. Bei dem Bäcker erwarben wir zwei kleine Küchlein und fuhren damit nach Flassans-sur-Issole. Im Navi stellten wir zwar “Zentrum” ein, doch das Auto fuhr uns mehr oder weniger an den Rand der Stadt zu einer verlassenen Burg von der man einen wunderbaren Blick über das Örtchen und die umliegenden Weingüter hatte. Wir verzehrten dort unsere Küchlein und machten uns kaum später weiter auf den Weg nach Pignans. Zwischendurch hielten wir einmal an einem Weingut, mit dem Ziel, dort Wein zu verköstigen, doch das Gut hatte – dank Maria Himmelfahrt – für Kunden geschlossen. Also machten wir nur ein paar Fotos von den Weinstöcken, probierten die Beeren und fuhren weiter.

Rosa Polizeiwache neben der Kirche in Gonfaron
Rosa Polizeiwache neben der Kirche in Gonfaron

Blick auf Flassans-sur-Issole
Blick auf Flassans-sur-Issole

Weinstöcke
Weinstöcke

Diese Beeren schmecken noch sehr sauer
Diese Beeren schmecken noch sehr sauer

Der Ort Pignans überraschte uns mit seinen engen Gässchen, den herzallerliebsten Häuschen und der uralt wirkenden Architektur. Tatsächlich hat das Örtchen eine mehr als 1.000-jährige Geschichte und ging aus einer römischen Siedlung hervor. Viele Straßen im Zentrum sind kaum oder schlicht gar nicht mit dem Auto befahrbar und an mehreren Stellen ist die Straße ein kleiner Tunnel zwischen und unter den Häusern.

Blumen vor den Fenstern - das obere sind übrigens Passionsfrüchte mit zahllosen Früchten
Blumen vor den Fenstern – das obere sind übrigens Passionsfrüchte mit zahllosen Früchten

Kleine Gasse in Pignans - keine Autos, aber Blumen
Kleine Gasse in Pignans – keine Autos, aber Blumen

Kirchplatz in Pignans
Kirchplatz in Pignans

Noch mehr enge Gassen in Pignans
Noch mehr enge Gassen in Pignans

Anschließend lernten wir vor dem Supermarkt stehend von der Himmelfahrt und fuhren dann einfach ohne Rationen zu erwerben gen Unterkunft. Nach unserem insgesamt zweistündigen Ausflug erholten wir uns mehrere Stunden bei 30° und strahlender Sonne am Pool. Ich versuchte mich das erste Mal seit über einem Jahr an einem belletristischem Werk und Frank vergnügte sich mit den Tagebüchern des Harry Graf Kessler. Zwischendurch sprangen wir in das Wasser und aßen – ganz französisch (wie uns unser Gastgeber versicherte) – eine Salami zum Kaffee.

Frank schwimmt im Pool und eine Regenbogenkuh bewacht ihn
Frank schwimmt im Pool und eine Regenbogenkuh bewacht ihn

Ich verstecke mich vor der Sonne und lese
Ich verstecke mich vor der Sonne und lese

So sieht es im Wohnzimmer unserer Gastgeber aus
So sieht es im Wohnzimmer unserer Gastgeber aus

Tag 8: Ramatuelle

Ramatuelle ist eine kleine Halbinsel an der Côte d’Azur, die vielen in Deutschland vermutlich vor allem (oder nur) wegen St. Tropez bekannt ist. Die Stadt, die Handlungsort aller Gendarme-Spielfilme mit Louis de Funès, liegt am nördlichen Zipfel der Halbinsel. Im Sommer ist die Stadt hoffnungslos überlaufen und eigentlich auch überhaupt nicht sehenswert. Ein paar Jachten, ein paar Schicki-Micki-Läden und keine freien Parkplätze, das war’s dann auch schon. Vor vier Jahren wollten wir in die Stadt fahren, gaben aber auf, nachdem wir fast eine Stunde im Stau standen. Diesmal fuhren wir gar nicht erst da hin.

Gendarmerie St Tropez - die sahen wir nicht
Gendarmerie St Tropez – die sahen wir nicht

Nach Ramatuelle fuhren wir aber trotzdem. Denn Ramatuelle hat viele tolle Strände und Weine zu bieten. Ziel Nummer 1 war der langgezogene Pampelonne-Plage im Osten. Der Strand ist fast hoffnungslos überlaufen und sehr kommerziell. Das klingt erst einmal schrecklich, aber so schlecht war der Strand dann gar nicht. Es gab einen Parkplatz, nicht zu weit weg, der Sand war warm und wir fanden einen Flecken für uns. Die Bier-Preise waren jedoch ziemlich speziell: 5 Euro für ein kleines Bier – das ist schon unverschämt. Und dann bekommt man einfach nur ein Heineken dafür.

Pamplonne Strand
Pamplonne Strand

Aber wir fuhren ja auch nicht zum Trinken an den Strand. Zum Trinken fuhren wir einfach ein paar Kilometer weiter. Ziel Nummer 2 war nämlich die Domaine La Tourraque. Dort waren wir schon vor vier Jahren und fanden die Weine ganz fantastisch. Nur hatten wir die dort erworbenen Flaschen natürlich schon längst verbraucht. Neue mussten her. Zu der Domaine fährt man über recht abenteuerlich wirkende Straßen bei denen wir ganz froh waren, dass wir ein Auto Modell “Panzer” hatten. Auf dem Weingut angekommen, begrüßte uns eine freundliche Dame und ohne viele Worte zu verlieren, machte sie mehrere Weinflaschen auf und gab uns Kostproben. Nachdem wir drei Weißweine und drei Rosés probiert hatten, kauften wir mehrere Kisten und bekamen eine Flasche Rotwein noch geschenkt. Besonders aufregend fanden wir einen Weißwein, der in Eichenfässern gereift war und der einen erstaunlich starken Fassgeschmack hatte.

Unsere Ausbeute
Unsere Ausbeute

Nach der Weinveköstigung - Gab es hier nur wein oder auch andere Drogen?
Nach der Weinveköstigung – Gab es hier nur Wein oder auch andere Drogen?

Nachdem wir uns mit Wein eingedeckt hatten, steuerten wir das dritte und letzte Ziel des Tages an. Dies war das Cap Taillat, eine kleine Halbinsel am Zipfel der Ramatuelle-Halbinsel vor der mehrere schöne Strände liegen. Diese Strände wurden jedoch von so vielen Touristen frequentiert, dass die offiziellen Parkplätze allesamt voll und geschlossen waren. Wir schafften es, unser Auto in einiger Entfernung in fast beängstigender Schieflage am Straßenrand abzustellen und liefen einfach gen Strand. Glücklicherweise verliefen sich die Touristenmassen ganz gut und wir fanden ein schönes Plätzchen in der Sonne. Dort bestaunten wir die Jachten, das blaue Wasser und ich las ein wenig, während Frank ein paar Runden im Meer drehte.

Auto steht schief, aber steht
Auto steht schief, aber steht

Blick auf die Ramatouelle-Strände
Blick auf die Ramatuelle-Strände

Das entspannte Leben auf einer kleinen Jacht
Das entspannte Leben auf einer kleinen Jacht

Voller Strand
Voller Strand

Cap Taillat
Cap Taillat

Boote vor dem Cap Taillat
Boote vor dem Cap Taillat

Auf unserem Weg vom Strand
Auf unserem Weg vom Strand

Daheim bereiten Serge und Stephan uns ein großartiges Abendessen. Es gab unter anderem gegrillte Forelle und Tomatentagiatelle mit Thunfisch. Danach zeigte Stephan uns eine Auswahl seiner Bilder und erklärte uns auf französisch und unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen, wie er diese Bilder gemalt hat und was ihn zu den Bildern inspirierte. Meisten waren es Chansons von Barbara, eine französischen Sängerin, die unter anderem ein Lied mit dem schönen Namen “Göttingen” intoniert hatte. Stephan hatte sogar ein Bild zu dem Lied mit dem gleichen Namen gemalt.

Stephan und Serge bereiten unser Dinner
Stephan und Serge bereiten unser Dinner

Gegrille Forelle zum Dinner
Gegrillte Forelle zum Dinner

Tag 9: Joli Flamant Rose

“Flamant Rose” ist französisch und heißt auf deutsch “Rosa Flamingo”. Joli heißt “schön”. So viel zum Bildungsauftrag dieses Blogs. Was hat das mit unserer Reise zu tun? Ganz einfach: Am Abend des achten Tages tauchte ein immenser rosa Flamingo auf dem Pool von Serge und Stephan, unseren Gastgebern, auf. Wir fanden das erst ein wenig sehr camp, denn irgendwie passte der Wasservogel aus Plastik ganz gut zu der Regenbogenkuh am Rand des Pools. Aber der Vogel gehörte gar nicht zu Serge und Stephan, sondern zu einer britischen Familie, die den Tag hier angereist waren und den Pool und irgendwie das halbe Grundstück in Beschlag genommen hatten.

Die Familie bestand aus Mutter (“Katarina”, sprach englisch mit Ivana-Trump-Akzent, kam aus Polen), Junge und Mädchen (13  – sah aber aus wie 10 – und 12, sprachen mit versnobbt klingenden Londoner Akzent) und Hund (Name “Cookie”, ein kleiner Shinzo). Der Hund war sehr niedlich, auch wenn er mehrfach in das Haus pullerte. Die Kinder waren manchmal etwas zu laut und zu posch.

Joli Flamant Rose - ein rosa Flamingo
Joli Flamant Rose – ein rosa Flamingo

Cookie der Malteser
Cookie der Shinzo

War die Familie am Abend des Vortages noch vergleichsweise unauffällig, fiel uns die laute Geräuschkulisse am Morgen unseren neunten Reisetages doch ziemlich negativ auf. Deswegen packten wir nach dem Frühstück unsere sieben Sachen zusammen und fuhren direkt in die nächste Domaine, um Wein zu probieren. Die Domaine de Rimauresq war unser Ziel, ganz in der Nähe unserer Unterkunft. Dort fanden wir – wie auch in der Domaine La Tourraque – eine freundliche Dame, die uns prompt zahlreiche Gläser sehr großzügig mit Wein befüllte. Wir degustierten drei weiße und drei rote Weine und einen Whiskey und nahmen nahmen am Ende eine gute Auswahl der Getränke mit in unser Auto. Die Alkohol-Grenze in Frankreich liegt bei 0,5 Promille und ich würde mich nicht wundern, wenn ich nach der mittäglichen Verkostung dicht an dieser Grenze dran war.

Wein vor der Domaine di Rimauresq
Wein vor der Domaine de Rimauresq

Domaine di Rimauresq
Domaine de Rimauresq

Gut gelaunt machten wir uns auf nach Hyères, einer kleinen Stadt etwa 25 Kilometer südlich unserer Unterkunft direkt an der Küste. Ich fuhr uns trotz Weinverköstigung sicher dort hin und wir legten uns an den Strand. Frank meinte, ich müsste in dem Blog unbedingt anmerkten, dass ich zweimal im Wasser war (sonst gehe ich meist nur einmal kurz und freue mich danach des Landlebens, doch hier fand ich Strand und Wasser genehm für zwei Wassergänge).

Vielleicht litt ich aber auch schon an einem leichten Sonnenstich und brauchte einfach die Abkühlung.

Strand vor Hyères
Strand vor Hyères

Sonnenstich am Strand?
Sonnenstich am Strand?

Am Nachmittag hatten wir dann genug vom Strand und fuhren zurück zu Stephan und Serge. Dort begrüßte uns sofort der rosa Flamingo.

Cookie der Hund schlawenzelte auch durch das Gut. Aber zum Glück waren die Kinder und die dazugehörige Mutter den Großteil des Nachmittags halbwegs still und gönnten uns ein wenig Ruhe.

Kurz vor dem Dinner nahmen wir den Flamingo dann kurzerwegs selbst in Beschlag:

Regenbogenkuh, Flamingo und Frank
Regenbogenkuh, Flamingo und Frank

Zum Abend gab es eine ganz besondere Spezialität. Wir hatten unsere Gastgeber zwei Tage zuvor gefragt, ob sie uns ein gutes Restaurant empfehlen könnten, dass Bouillabaisse im Angebot hatte. Dabei handelt es sich um eine sehr spezielle Fischsuppe, die im Süden Frankreichs bereitet wird. Man erklärte uns, dass man – wenn wir denn wollten – die Bouillabaisse auch vor Ort zubereiteten könne, Stephan komme aus einer Familie, die traditionell diese Suppe koche. Natürlich wollten wir und so bekamen wir die Bouillabaisse direkt auf unserer Terrasse.

Diese Supper wird aus mehreren frischen Fischen bereitet und unter anderem mit Safran abgewürzt. Zur Vorspeise gab es Schinken und zum Nachtisch bekamen wir auch noch jeweils ein gutes Stück Käsekuchen. Das war alles ganz toll.

Fisch für die Bouillabaisse vor der Zubereitung
Fisch für die Bouillabaisse vor der Zubereitung

Selbstgemachter Käsekuchen zum Nachtisch
Selbstgemachter Käsekuchen zum Nachtisch

Fisch mit Muscheln und Kartoffeln - Teil der Bouillabaisse
Fisch mit Muscheln und Kartoffeln – Teil der Bouillabaisse

Der Fisch für die Bouillabaisse
Der Fisch für die Bouillabaisse

Serge and Stephan und die Boullabaisse
Serge and Stephan und die Boullabaisse

Der Herr posiert vor seine Bouillabaisse
Der Herr posiert vor seine Bouillabaisse

Tag 10: Nice ist nice

Nizza und Antibes waren das Ziel unseres Tagesausflugs am Sonntag. Von unserer Unterkunft fuhr man rund 90 Minuten nach Nizza und wir brachen deswegen für einen Urlaub unchristlich früh, noch vor 10 Uhr auf.

Für mich war das frühe Aufbrechen etwas anstrengend, da ich Teile der Nacht mit einem ganz neuen Mitbewohner verbrachte. Der Mitbewohner war jung, niedlich und ziemlich lange ganz schön agil. Die meiste Zeit versteckte er sich im Schrank hinter der Warmwassertherme, aber dann und wann sprang er um mein Bett, klapperte an dem Rahmen oder gab komische Singlaute von sich. Serge erklärte mir später, der kleine sei eine Art Eichhörnchen, wohne auf der Therme und man konnte ihn bislang nicht erfolgreich vertreiben. Er zahle zwar keine Miete, sei aber ansonsten ganz harmlos. Naja. Drollig sah er ja aus, auch wenn mir sein Gerappel erst ein wenig Angst machte und später ein wenig zu viel Schlaf raubte.

Unser neuer Mitbewohner
Unser neuer Mitbewohner

Also ging es mit etwas weniger Schlaf nach Nizza. Die Stadt war trotzdem ganz fantastisch. Wir parkten das Auto direkt unter dem MAMAC (Musée d’art moderne et d’art contemporain), also dem modernen Kunstmuseum. Das schauten wir uns dann auch gleich an und waren ganz begeistert. Es gab eine Menge Kunst aus den 60’er Jahren des 20. Jahrhunderts, verschrottete Autos an der Wand und einen ganzen Ausstellungsraum mit blauen Werken von Yves Klein.

Von der Dachterrasse des Museums hatte man dann auch gleich einen tollen Blick über die Stadt.

Das Yves-Klein-Blau
Das Yves-Klein-Blau

Nana noire upside-down von Niki de Saint Phalle
Nana noire upside-down von Niki de Saint Phalle

Dauphine von César Baldaccini
Dauphine von César Baldaccini

Eine optische Achterbahnfahrt namens "Fall" von Bridget Riley
Eine optische Achterbahnfahrt namens “Fall” von Bridget Riley

Nach dem Museumsbesuch liefen wir gen Colline du Château, einer Burg, die Nizza von der Küste überblickt und von der man Stadt, Ozean und Berge perfekt überblicken kann. Von dort oben war es nur ein kurzer Spaziergang zur Altstadt Nizzas und dort flanierten wir durch zahlreiche kleine Gassen, die vor Leben fast zu bersten schienen. Ja, es war alles ein wenig touristisch, aber irgendwie auch alles sehr liebevoll und angenehm lebendig, ohne einem die Luft zu nehmen.

Positiv zum Stadtbild trägt definitiv auch der Stadtstrand bei, der von der Altstadt keine 200 Meter entfernt ist und an dem man augenscheinlich Stunden lang entspannt liegen kann (wenn man kein Problem mit einem Steinstrand hat).

An den Strand wollten wir zwar nicht – wir hatten schließlich noch viel vor – aber einer kleinen Patisserie kamen wir dann doch nicht vorbei. Dort bestellten wir einen Flan Parisien und eine Birnentarte, die wir nebst Espresso einnahmen.

Wir mussten konstatieren, dass unsere Gastgeber Recht hatten, als sie uns am Vorabend erklärten: “Nice is nice”. “Nice” ist dabei sowohl der französische als auch der englische Name von Nizza.

Flan Pariesiene zum Mittag
Flan Pariesiene zum Mittag

Bouelevard von Nizza
Bouelevard von Nizza

Eine Pose vor dem Strand
Eine Pose vor dem Strand

Nizzas Stadtstrand und wir zwei
Nizzas Stadtstrand und wir zwei

Eine der vielen Kirchen Nizzas
Eine der vielen Kirchen Nizzas

Gassen von Nizza
Gassen von Nizza

Dächer von Nizza
Dächer von Nizza

Hanni und Nanni ohne Speed über Nizza
Hanni und Nanni ohne Speed über Nizza

So nett wie Nizza auch war, uns zog es weiter. Das Programm des Tages war straff und drei Stunden Nizza mussten fürs Erste genügen.

Biot war das nächste Ziel. Biot ist ein kleines Dorf ein paar Kilometer westlich von Nizza und unsere Gastgeber hatten uns die dortige Glasbläserei samt Verkaufsstelle empfohlen. Beides hatte (obwohl es Sonntag war) offen und wir schauten uns ein wenig um. Leider konnten wir mit dem dicken Glas mit eingelassenen Luftblasen nicht sehr viel anfangen und konnten auch keine gescheiten Souvenirs finden.

Glasblaswerk in Biot
Glasblaswerk in Biot

Die Gläser waren leider nicht ganz nach unserem Geschmack
Die Gläser waren leider nicht ganz nach unserem Geschmack

Diese Kunst fanden wir dann aber ganz hübsch
Diese Kunst fanden wir dann aber ganz hübsch

Also ging es ohne Glaseinkäufe weiter. Antibes war das dritte und letzte Ziel unseres Ausflugs. Antibes war viele Jahrzehnte Wohn- oder Urlaubsstätte zahlreicher Künstler. In den 60’er-Jahren war die Stadt Heimstädte zahlreicher Westküsten-Hippies, die dort hausten und sich ihre Zeit vermutlich – frei nach Michel Houllebecq – mit Aktivitäten wie Kursen zum Thema “Trantra und Rechnungswesen” vertrieben. Heutzutage ist der Ort vor allem für seinen Jachthafen und seinen Milliardärsclub bekannt. Wir bekamen am Hafen richtig fette Kawensmänner von Jachten zu sehen – Privatboote, die im Hafen gefühlt wie Schiffe der Panamax-Klasse wirkten.

Die Altstadt war ein wenig zu überlaufen, aber tatsächlich ganz hübsch anzusehen. Dort erstanden wir ein wenig Olivenöl aus der Region und machten fleißig Fotos von engen Gassen, Blumen in den Fenstern und Touristen, die uns uns vor der Linse standen.

Kleiner Markt in Antibes mit Bildern und (etwas weiiter hinten) Olivenöl
Kleiner Markt in Antibes mit Bildern und (etwas weiiter hinten) Olivenöl

Der absurd volle Stadtstrand von Antibes
Der absurd volle Stadtstrand von Antibes

Jachten ganz kurz vor Panamax
Jachten ganz kurz vor Panamax

Gasse in Antibes
Gasse in Antibes

Ich dremmelte ein wenig und wollte nach Hause, um am Pool noch ein wenig Ruhe vor dem Dinner zu haben und so ließen wir den vierten Reisepunkt, das Cap d’Antibes, eine kleine Halbinsel unter Antibes zugunsten einer Stunde am Pool bei unseren Gastgebern ausfallen.

Diese Stunde füllte ich mich dem Schreiben des Blogs und einer Drittelflasche Rosé, während Frank in den Tagebüchern des Harry Graf Kessler stöberte und sich freute, dass dieser beschrieb, wie er 1929 “den kleinen Yehudi Menuhin” sah und ganz begeistert von dem Geigertalent war.

Zum Dinner gab es dann ein erstaunlich deutsch wirkendes Essen: Schweinebraten mit Stampfkartoffeln und Zuckerschoten. Davor gab es erst Reste der gestrigen Bouillabaisse und noch davor eine Suppe, die aus dem Kraut von Möhren gemacht wurde. Wir wussten gar nicht, dass man das Grünzeug von den Karotten essen konnte und die Suppe schmeckte tatsächlich ganz fantastisch. Im Netz fand ich auch gleich ein Rezept, dass ich zu Hause ausprobieren werden: Carrot Top Soup.

Schweinebraten mit Stampfkartoffeln zum Abendbrot
Schweinebraten mit Stampfkartoffeln zum Abendbrot

Tag 11: Porquerolles

Reisende, die mit der französischen Mittelmeerküste und der französischen Sprache nicht ganz so vertraut sind (aber einen feinen Humor haben) könnten mit dem Namen “Porquerolles” so etwas wie Schweinerouladen assoziieren. Pork = Schwein und gerollt sind Rouladen ja auch.

Aber Porquerolles sind keine Rouladen, sondern es ist eine Insel direkt vor Hyeres. Die Insel hat rund 200 Einwohner, keine Autos und eine Menge Touristen – also so wie Hiddensee, nur in schön und größer. Eine Fahrradtour auf dieser Insel war an diesem 11. Tag unserer Reise das Tagesprogramm.

Wir dachten, wir hätten den hiesigen Touristenmassen ein Schnippchen geschlagen, indem wir an einem Montag, also unter der Woche, dorthin fuhren. Die Insel würde bestimmt halb leer sein. Wer macht schon an einem Montag einen Ausflug? Es stellte sich aber schon ein paar Kilometer vor Hyeres, dem Ort von dem aus man auf die Insel verschifft wird, raus, dass offensichtlich einfach jeder an diesem Montag auf die Insel wollte. Wir standen im Bouchon (das ist französisch für “Stau”) und es bewegte sich praktisch gar nichts mehr. Etwa einen Kilometer vor dem offiziellen Parkplatz vor dem Fähranleger entdeckte Frank neben einem Bushäuschen eine kleine freie wilde Parklücke und schob unser Gefährt mit bemerkenswerter Geistesgegenwart in diese Lücke rein. Die letzten 1.000 Meter liefen wir einfach und waren dabei auf jeden Fall deutlich schneller als die Autos. Die Fährparkplätze waren einfach einmal komplett voll bis zum letzten Platz und neue Autos duften erst einfahren, wenn andere den Platz verließen. Durch unsere wilde Parkaktion hatten wir so zumindest ein paar anderen Touristen ein Schnippchen geschlagen und konnten uns doch ein wenig triumphal fühlen.

Eine blaue Fähre fuhr uns alsbald eine Strecke von rund 2 Kilometern und schon waren wir in dem einzigen Ort auf der Insel, der den selben Namen trägt – Porquerolles. Die Insel erkundet man am besten per Fahrrad und so mieteten wir uns zwei wunderbare Mountainbikes, die den steinigen und hügeligen Wegen gut gewachsen waren.

Unsere blaue Fähre
Unsere blaue Fähre

Jeder Franzose ist übrigens gesetzlich verpflichet, mindestens ein Boot zu haben. Zumindest können wir uns nur so die überall prall gefüllten Jachthäfen erklären.
Jeder Franzose ist übrigens gesetzlich verpflichet, mindestens ein Boot zu haben. Zumindest können wir uns nur so die überall prall gefüllten Jachthäfen erklären.

Ganz schön viele Touristen auf einem kleinen Fleck
Ganz schön viele Touristen auf einem kleinen Fleck

Frank sitzt fest im Sattel
Frank sitzt fest im Sattel

Blick auf eine der vielen Buchten vor Porquerolles
Blick auf eine der vielen Buchten vor Porquerolles

Mit dem Fahrrad fuhren einmal quer über die Insel gen Gorges du Loup, einer kleinen Schlucht mit fast schon chemisch türkisblau aussehendem Meer und Felsklüften. Der Strand dort war jedoch so klein und schon so überfüllt, dass wir dort nicht lange Station machten.

Blick in die türkisblaue Schlucht
Blick in die türkisblaue Schlucht

Im Internet stand, dass man auf Porquerolles unbedingt den Plage Notre-Dame ansehen sollte, also radelten wir mit unseren Bikes dorthin. Auf dem Weg zu dem Strand bemerkten wir, dass der Parkplatz vor der Fähre nicht umsonst bis zum Bersten voll war. Gefühlt waren alle Touristen Frankreichs auf dem Weg zu oder bereits an diesem Strand. Als wir in der Mitte des Strandes selbigen anschauen wollten, traten wir (fast wortwörtlich) erst einmal direkt auf eine deutsche Mutti, die ihrem Kind erklärte, hier gäbe es kein Eis zu kaufen und es möge bitte nicht ständig danach fragen. Wir sahen keinen freien Quadratmeter und trotteten etwas entmutigt weiter. Glücklicherweise fanden wir ein paar dutzend Meter weiter einen deutlich freieren Platz und packten dort unsere Handtücher zwischen zwei italienische Mädchen und eine französische Familie.

Um uns herum war es wirklich ganz schön voll. Das kommt eben davon, wenn man zu einem Strand fährt, der auf Google mit 4,7 von 5,0 Punkten bewertet ist – da will einfach jeder hin.

Immerhin hatten wir ein wenig Platz und das Wasser war auch ganz beeindruckend ruhig, klar und durchsichtig. Nach einem Badegang packten wir ein auf der Insel gekauftes Baguette, eine Salami und eine Flasche Rotwein aus und konsumierten diese Güter während wir uns Strand, davorliegende Boote und Strandpublikum anschauten. Ich schaffte es sogar, ein wenig in meinem Buch zu lesen, während Frank zwischen Bojen und Booten hin- und herschwamm.

Der Herr steigt aus dem Wasser und hält das Toupee gut fest
Der Herr steigt aus dem Wasser und hält das Toupee gut fest

Frank macht Handstand im Wasser
Frank macht Handstand im Wasser

Warmes, klares Wasser
Warmes, klares Wasser

Feiner Wein am Strand
Feiner Wein am Strand

Wefie in der Nachmittagssonne
Wefie in der Nachmittagssonne

Am späteren Nachmittag wurde der Strand deutlich leerer
Am späteren Nachmittag wurde der Strand deutlich leerer

Ich ging wieder zweimal ins Wasser und wir hielten es rund drei Stunden am Strand aus. In Summe ist zu konstatieren, dass Porquerolles eine wirklich schöne Insel ist, aber insgesamt war der Laden einfach zu überlaufen. Mit 50% weniger Touristen wäre die Insel bestimmt noch ein gutes Stück sehenswerter gewesen.

Unsere Gesamtzeit auf der Insel war recht hart nach hinten begrenzt, denn um 19.30 Uhr fuhr die letzte Fähre von der Insel. Das war aber für uns schon zu spät, denn dann hätten wir es gar nicht pünktlich zum Abendbrot bei Serge und Stephan geschafft. Also dampften wir um 17.30 Uhr von dannen und schafften es so sogar noch einmal in den Pool zu springen, bevor unsere Gastgeber uns Dinner servierten.

Zu unserem letzten Abendbrot bekamen wir sogar leicht unterschiedliches Essen. Für mich gab es Dorade, für Frank Ente. Zu beiden Gerichten gab es Rührei mit Kartoffeln (angeblich extra für Frank) als Vorspeise und Tomaten mit Auberginenkaviar also Beilage. Zum Nachtisch servierten uns die Jungs einen Lavendelpudding, der mit dem ersten Bissen ein wenig nach Seife schmeckte, dann aber doch sehr frisch und spannend war.

Unseren letzten Abend ließen wir auf der Terrasse vor dem Pool ausklingen und bekamen dazu auch noch wenig Rum mit Vanille-Geschmack spendiert.

Mit Charme und Melone nach dem Dinner
Mit Charme und Melone nach dem Dinner

Tag 12: Transit

Bei einer Autoreise ist es unumgänglich, dass man ab und zu auch mal ein wenig mit dem Auto fährt. Eine solche Autofahrt stand uns am 12. Tag unserer Reise bevor. Von unseren Gastgeber in der Au Mas Saint Pierre, bei denen wir immerhin 6 Nächte zugebracht hatten, ging es wieder zurück ins Burgund nach Saint-Nicolas-lès-Cîteaux zwischen Beaune und Dijon.

Vor der Abreise gab es aber noch ein letztes Mal ein ausgiebiges Frühstück bei Serge und Stephan.

Unser letztes Frühstück in Südfrankreich
Unser letztes Frühstück in Südfrankreich

Ich drehte noch einmal ein paar Runden im Pool und wir luden all unsere Habseeligkeiten in das Auto. Dabei kam es zu einem kleinen Eklat auf dem Gut. Während wir unsere Sachen zusammensammelten, reiste die britische Familie samt Flamingo und Cookie dem Hund einfach so, mir nichts dir nichts ab, ohne die Abrechnung zu zahlen. Das gab natürlich eine große Aufregung. Das Zimmer war im Chaos versunken, der Hund hatte an mehreren Stellen eine Pfütze hinterlassen und unsere Gastgeber hatten noch ein paar hundert Euro Rechnung offen. “In 13 Jahren ist das noch nie passiert”, erklärte uns Stephan sichtlich irritiert ob des Verhaltens.

Wir waren bessere Gäste und zahlten anstandslos unsere Rechnung und kauften sogar zwei Bilder von Stephan, der nicht nur eine ganz tolle Bouillabaisse kochen kann, sondern den Großteil seiner Freizeit damit verbringt, zu malen. Die Bilder sind meist abstrakt, bunt gehalten und mindestens die Hälfte ist von Chansons von Barbara inspiriert.

Nachdem wir dir Jungs schweren Herzens verlassen hatten, erinnerten wir uns, dass wir schon zwei Tagen keine Weinverköstigung mehr mitgemacht hatten und steuerten erst einmal die nächste Domaine an. Diesmal war es die Domaine de l’Amaurigue, ein paar Kilometer von unserer Unterkunft entfernt. Wir hatten die Weine bei Serge und Stephan ein paar Mal zum Dinner bekommen und waren ganz zufrieden mit ihnen. Wie bislang bei jeder Weinverköstigung fanden wir auch hier eine nette Dame, die uns anstandslos Rosé, Weiß und Rotwein gab, uns sogar ein wenig Olivenöl probieren ließ und nachdem wir genug halbvolle Gläser getestet hatten, kauften wir ein paar Kisten des Weins und fragten uns, wie wir all dies am Ende in unserem Auto wohl transportieren sollten. Noch passte zum Glück alles problemlos rein und wir verschoben die Platz- und Einpacksorgen auf unsere Zeit im Burgund.

Weinstöcke
Weinstöcke

Unser Auto wird mit Wein beladen
Unser Auto wird mit Wein beladen

Blick auf die Domaine
Blick auf die Domaine

Das Burgund war dann nach der Weinprobe auch das Ziel der Fahrt. Etwas über 550 Kilometer standen auf dem Programm und wir brauchten von Mittag bis nach 18.00 Uhr, um unser neues Domizil in Saint-Nicolas-lès-Cîteaux zu erreichen. Auf der Fahrt versuchten wir, ein wenig Barbara zu hören. Aber nach einem knappen Dutzend Chansons musste ich das Gesäusel der Dame wieder ausmachen. Die Musik bestand nur aus Barbara, die auf französisch im erweiterten Fünftonraum sang und jedes zweite Lied war nach einer Stadt benannt. Das war zumindest für eine Autofahrt ein wenig zu speziell.

In unserem Domizil in Saint-Nicolas-lès-Cîteaux begrüßte man uns erst einmal ganz freundlich auf deutsch. Wir waren in einem kleinen Chambre d’hôtes (mehr oder weniger Bed and Breakfast mit Dinner) einquartiert und wie sich in unserem ersten Gespräch mit unseren Gastgebern – einem Ehepaar um die 40 Jahre – herausstellte, waren diese Schweizer, die das Gut vor nicht einmal einem Jahr gekauft hatten. Auf die Frage, wie man als Schweizer ins Burgund kommt, gab uns unsere Gastgeberin eine herrlich ehrliche Antwort: “Mit Schweizer Einkommen ist so ein Gut in Frankreich vergleichsweise einfach zu kaufen.” Die beiden kamen aber vor allem wegen der Weine in die Region und wollten sich hier selbstständig machen.

Unser Gastgeber kochte uns ein mehrgängiges Dinner, und dieses nahmen wir an einer großen Tafel mit den anderen Gästen ein. Die anderen Gäste waren ein Paar aus Holland und Belgien und wir tauschten uns beim Essen über die Region und Reisetipps aus.

Später am Abend erspähten wir noch die vierten Gäste, ein Paar aus Österreich. Damit war die ganz DACH-Gemeinde zugegen. Komisch, dass uns sowas ausgerechnet bei einem Urlaub in Frankfreich passiert…

Blick auf den morgens noch geschlossenen Pool
Blick auf den morgens noch geschlossenen Pool

bmd

Unser Zimmer von innen
Unser Zimmer von innen

Tag 13: Weine

Lauscht man Franks Erklärungen, gab es nur einen Grund, warum wir ins Burgund und überhaupt nach Frankreich gefahren waren. Wir waren hier, um Weine zu erwerben. Und das Burgund ist die Weinanbauregion überhaupt. Also gingen wir diesen Tag auf eine Tour de Vines. Es gab hier zwar auch organisierte Weinverkostungstouren, aber wir machten uns lieber auf eigene Faust auf den Weg.

Unsere Gastgeber konnten uns mehrere Weingüter in der Umgebung empfehlen und wir fuhren diese, sowie die umgebenden Dörfer ein wenig ab.

Der Wein ist quasi reif
Der Wein ist quasi reif

Die haben hier sogar einen Friedhof mitten im Wein...
Die haben hier sogar einen Friedhof mitten im Wein…

Eine besonders rote Traube im Rotweinbeet
Eine besonders rote Traube im Rotweinbeet

Einzeln verstreute Weingüter
Einzeln verstreute Weingüter

Weinstöcke
Weinstöcke

Zweimal Schnute ziehen, bitte
Zweimal Schnute ziehen, bitte

Im Burgund gibt es die sogenannte Route des Grands Crus an der alle Weingüter der Region liegen. Das Gesamtanbaugebiet beschränkt sich auf einen Streifen der zwischen 5 und 25 Kilometer breit und etwa 60 Kilometer lang ist.

Als erstes steuerten wir das Gut Bernard Rion an, wo uns – wer hätte es gedacht – wieder mal eine nette Dame in Empfang nahm und uns mehrere Spätburgunder und Weißweine zu kosten gab. Am Ende nahmen wir 6 Flaschen des günstigsten Spätburgunders mit (weil er sich, so die Dame, zum Kochen und Trinken eignet) und wir kauften drei Premier Crus, recht komplexe, vollmundige Weine. “Premier Cru” ist dabei eine Art Güteklasse im Burgund und die zweitbeste nach “Grand Cru”. Weine letzterer Güteklasse kommen aber auch gleich mit einem ganz speziellen Preis daher und hohe zweistellige Beträge für Weinflaschen erschienen uns dann doch etwas absurd.

Im Anschluss besuchten wir das kleine Örtchen Nuits-Saint-Georges, das ein paar niedliche Gässchen und zahlreiche Weingüter zu bieten hatte. In einem kehrten wir ein und ich fiel fast vom Glauben ab, als uns ein Mann und keine nette junge Dame bediente. Der Herr war auch ganz nett, sprach aber nicht wirklich englisch und so waren wir auf unsere wackeligen Französischkenntnisse angewiesen. Der Herr gab uns als erstes einen Weißwein, der voll und ganz nach sauren Gummibärchen schmeckte. Das fand ich ganz faszinierend und so gab es davon auch gleich drei Flaschen. Dazu gesellten sich noch ein paar Rotweinflaschen und wir beide hatten schon ein wenig einen im Tee. Fahrtüchtig war ich noch, aber es stand zum Abschluss noch ein weiteres Weingut mit Verköstigung ins Haus.

Die Weineulen im Weinkeller
Die Weineulen im Weinkeller

Nuits-Saint-Georges mit bunten Häuschen
Nuits-Saint-Georges mit bunten Häuschen

Weinkeller in Nuits-Saint-Georges
Weinkeller in Nuits-Saint-Georges

Den Abschluss unserer Weintour bildete das Chateau de Villars Fontaine. Dort bekamen wir vor der Verköstigung gleich eine wirklich umfangreiche Einführung, wie dort Weine hergestellt werden, wie sich diese von anderen Weinen unterscheiden und im Grunde auch eine generelle Erklärung, wie man Wein so macht. Für uns war das ganz praktisch, denn während der Erklärung hatten wir ein wenig Zeit, genügend auszunüchtern, um danach bei der Verköstigung wieder zuschlagen zu können.


Einschub: So macht man Wein

Heutzutage wird Rotwein auf folgende, sehr einfache Art und Weise hergestellt: Man sammelt die Trauben, trennt sie von den den Stängeln, mahlt die Trauben zu einer Maische und gibt diese mit ein wenig Hefe in einen großen Tank aus Metall. Dort gären die Trauben mehrere Tage bis einige Wochen. Nach der Gärung wird die Maische gepresst und so werden Haut und Kerne der Trauben aussortiert.

Im Anschluss lässt man den Wein drei bis sechs Monate in Stahltanks ruhen und im Anschluss altert der Wein sechs bis zwölf Monate in Holzfässern.

Die allermeisten Winzer schaffen es so, innerhalb eines Jahres, maximal in zwei Jahren, aus Trauben einen Rotwein zu gewinnen.

Was den Weinen Geschmack und Charakter gibt, sind vor allem Tannine – das sind Gerbstoffe aus Haut und Kernen der Weintrauben – und Säure. Je mehr Tannine ein Wein hat, desto besser und länger lässt er sich lagern. Allerdings schmeckt ein Wein mit vielen Tanninen recht bitter. Man kann die Menge der Tannine steigern, indem man den Wein länger gären lässt und erst später presst. Ein sehr tanninhaltiger Wein ist in der Regel erst nach 8 bis 10 Jahren Lagerung in Flaschen zum Verzehr bereit, kann sich dafür aber mehrere Jahrzehnte in der Flasche halten. Herkömmliche Weine haben bei weitem keine so lange Lebensdauer.

Traditionell wurde der Wein in Frankreich immer mit vielen Gerbstoffen gemacht und war lange haltbar. Doch in den letzten 30 Jahren gingen mehr und mehr Winzer dazu über, junge Weine mit wenigen Tanninen herzustellen – schlicht, weil sie keine 10 Jahren Zeit hatten, zu warten, bevor sie die ersten Flaschen verkaufen konnten. Irgend wovon musste man in der Zwischenzeit schließlich auch leben.


In dem Chateau de Villars Fontaine wird der Wein noch auf die traditionelle Art und Weise gemacht und entsprechend alt sind die dort lagernden Flaschen. Der jüngste Wein, den wir zum Probieren bekamen, war aus dem Jahr 2010 und der älteste von 1994 – 25 Jahre alt.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich vermute, die Weine, die ich dort probiert habe, waren so mit die besten Weine, die ich bislang getrunken habe. Die Weine hatten allesamt eine runde Struktur, hatten teilweise eine Menge Bumms, ohne pelzig oder zu sauer zu sein und ein Wein hatte sogar leichte Vanille-Noten, obwohl da mit Sicherheit nie eine Vanille-Schote drin lag.

Wenn man im Supermarkt einen Wein kauft, ist man schon froh, wenn der Wein von einer einzigen Rebsorte kommt, hier konnte man uns sogar zeigen, von welchem Hügel welche Flaschen kamen und erklären, warum die selbe Rebsorte dort ein wenig anders schmeckt als auf dem nächsten Hügel.

Kurzum: Frank und ich waren von den Weinen ganz begeistert und da die Preise für die Qualität auch nicht so schlimm waren, nahmen wir ein paar Flaschen mit nach Hause. Freundlicherweise bot man uns an, die Flaschen ein paar Tage dort zu lagern, so dass wir sie erst zur Abreise nach Berlin abholen mussten.

Gründer der Domaine Villars Fontaine
Gründer der Domaine Villars Fontaine

Straßenbild in Villars Fontaine
Straßenbild in Villars Fontaine

Noch ganz beseelt vom Wein reisten wir in unser Domizil, wo Frank einen offenen Pool erblickte und sofort reinsprang.

Am Nachmittag war der Pool dann offen und Frank sofort herin verschwunden
Am Nachmittag war der Pool dann offen und Frank sofort herin verschwunden

Die Hundedame des Hauses
Die Hundedame des Hauses

Des Abends fuhren wir nach Beaune, wo wir uns ganz kurz die Stadt anschauten und dann auf Anraten unserer Gastgeber in einem Lokal einkehrten, dass von außen eher unscheinbar aussah, aber uns ganz fantastisches Essen servierte.

Einen Berg Muscheln, bitte
Einen Berg Muscheln, bitte

Muscheln halbfertig
Muscheln halbfertig

Muschlen ganzfertig
Muschlen ganzfertig

Beaune bei Nacht
Beaune bei Nacht

Eine Gasse in Beaune
Eine Gasse in Beaune

Tag 14: Wein in Kellern

Das man im Burgund Wein trinkt, war uns ja schon klar. Es könnte sein, dass wir es damit am 14. Tag ein wenig übertrieben haben. Das wollten wir eigentlich gar nicht, aber man kann in dieser Region quasi keine Sehenswürdigkeit ansehen, ohne dass einem eine Dame (oder ganz selten ein Herr) mit einer offenen Weinflasche entgegenspringt und einem Wein zur Verköstigung anbietet. Naja, vielleicht lag es auch ein klein wenig daran, dass wir uns als Sehenswürdigkeit einen der größten Weinkeller der Welt gewählt hatten. Aber der Reihe nach.

Nach einem ausgiebigen Frühstück in unserer Unterkunft fuhren wir in das kleine Örtchen Meursault, wo es im Château einen der schönsten Weinkeller der Region geben sollte. Leider war unser Frühstück etwas zu ausgiebig und lang, denn wir kamen erst kurz nach 12 Uhr in Meursault an und zwischen 12 und 2 sind in der gesamten Region die meisten Sehenswürdigkeiten geschlossen. Offenbar gibt es hier oben auch das Konzept von “Siesta” – oder die Franzosen machen sehr gerne Mittagsschlaf. Jedenfalls kamen wir in den Keller nicht rein.

Trotz geschlossenen Weinkellers: Große Freude löste dieser Straßenname in Meursault bei mir aus
Trotz geschlossenen Weinkellers: Große Freude löste dieser Straßenname in Meursault bei mir aus

Zum Glück war Meursault nicht weit von Beaune entfernt und so fuhren wir dorthin zurück. Wir hatten in Beaune ohnehin noch zwei Ziele auf dem Programm. Zunächst steuerten wir das l’Hôtel-Dieu an. Dabei handelt es sich keineswegs um ein Hotel, sondern um ein bis 1971 betriebenes Krankenhaus. Es mag ein wenig morbid erscheinen, dass wir ein stillgelegtes Krankenhaus besuchten, aber dieses hier war keine simple Poliklinik, sondern wurde bereits im Jahr 1443 nach dem Hunderthährigen Krieg gegründet. Nachdem das Krankenhaus geschlossen wurde, haben es Kuratoren liebevoll zu einem Museum aufbereitet und man kann sich den Krankenhausalltag im 15. und 16. Jahrhundert anschauen.

Ein im Keller des Museums aufbewahrtes Polyptychon - Das jüngste Gericht
Ein im Keller des Museums aufbewahrtes Polyptychon – Das jüngste Gericht

Ein Blick in den Giftschrank der Krankenhausapotheke
Ein Blick in den Giftschrank der Krankenhausapotheke

Innenleben des Krankenhauses
Innenleben des Krankenhauses

Innenhof mit beeindruckenden Dachschindeln
Innenhof mit beeindruckenden Dachschindeln

Nachdem wir genug des l’Hôtel-Dieu gesehen hatten, ging es für uns in einen der größten Weinkeller der Region. Dieser gehört zu Patriarche Père & Fils, einem Winzer, Weinzüchter und Händler und der Keller erstreckt sich über mehrere Straßenzüge Beaunes.

Die Besichtigung kostet zwar Geld, aber dafür bekommt man im Keller ein kleines, silbern schimmerndes Kellchen in die Hand gedrückt mit dem man am Ende des Spaziergangs durch den Weinkeller gleich von zehn verschiedenen Weinen probieren durfte. Der Keller an sich war tatsächlich ganz faszinierend. Wir liefen durch lange Gänge in denen zahlreiche Fässer standen und zehntausende volle Flaschen lagerten in den Gängen. Die Flaschen waren noch ohne Etikett und nur eine kleine Nummer verriet, welcher Wein in den staubigen Flaschen sein könnte. Die Weine werden in diesen Kellern zum Altern aufbewahrt und liegen häufig ein paar Jahre im Dunkeln. Die Gänge waren dutzende Meter lang, verwinkelt, die Decken waren niedrig und es roch überall muffig und fast schon schimmlig. Nachdem wir eine gute Viertelstunde durch die Kellergänge gelaufen waren, kamen wir zu den Verkostungsstationen, wo wir mit unserem Silberschaufelchen die zehn Weine durchprobierten. Natürlich nahmen wir am Ende auch wieder ein paar Flaschen mit heim ins Auto und fuhren dann wieder zu unseren Gastgebern.

Der Herr degustiert seinen Wein
Der Herr degustiert seinen Wein

Einer der vielen Gänge im Keller
Einer der vielen Gänge im Keller

Ein silbern schimmerndes Probierschaufelchen mit Rotwein
Ein silbern schimmerndes Probierschaufelchen mit Rotwein

Staubige, volle Flaschen im Keller
Staubige, volle Flaschen im Keller

Bei unseren Gastgebern gab es nach einer kurzen Pause am Pool gleich die nächste Verköstigung. Jacques, Schweizer Hausherr und Koch, erklärte uns eine Stunde lang Details über verschiedene Weine der Region und den Unterschied zwischen den verschiedenen Kategorien der Weine aus dem Burgund. Generell gibt es hier vier Kategorien:

  1. Appellations Régionales: Das sind die einfachsten Weine aus der Region und auf den Flaschen steht einfach nur “Bourgogne” drauf.
  2. Appellations Communales: Das sind die etwas feineren Weine auf denen steht in der Regel der Name des Dorfes drauf, aus dem der Wein kommt.
  3. Premiers Crus: Rund 10 Prozent der Produktion der Weine der Region haben dieses Gütesiegel. Das gibt es nur für bestimmte Hanglagen, sogenannte “climats”.
  4. Grand Crus: Weniger als 1,5% aller Hanglagen im Burgund eignen sich für Weine des höchsten Gütesiegels und tatsächlich gibt es nur 33 verschiedene Grand-Crus-Weine. Die Preise sind entsprechend fast immer dreistellig und – wie uns schon von anderen Winzern erklärt wurde – werden diese Preise vor allem für amerikanische und chinesische Touristen abgerufen, die schlicht “einen teuren Wein aus Frankreich” kaufen wollen und denen es vor allem um Exquisität geht.

Zu den Erklärungen schenkte Jacques uns reichlich Wein aus 7 verschiedenen Flaschen ein und wir bekamen noch einmal die volle Bandbreite der hiesigen Geschmäcker zu probieren.

Danach war zumindest ich gut breit und ich legte mich an den Pool, wo ich auch prompt einschlief. Sehr viel Zeit zum Schlafen hatte ich jedoch nicht, denn keine Stunde später stand schon das Dinner auf dem Programm. Jacques hatte uns ein viergängiges Menu bereitet. Es gab unter anderem Lachstartar, Kabeljau und zum Dessert eine Birne mit Merlot und Zimt.

Birne in Merlot
Birne in Merlot (Rezept: 1l Merlot, 0,3l Wasser, 200g Zucker und eine Zimtschote aufkochen; grüne, harte Birnen schälen und entkernen; Birnen 30 min. im Wein bedeckt köcheln; alles abkühlen und in den Kühlschrank; kalt servieren)

Lachstartar mit Guacamole im Brötchen
Lachstartar mit Guacamole im Brötchen

Tag 15: Senf, 6 Bier und unser eigener Weinstock

Freitag der 23. August sollte unser letzter ganzer Reisetag in Frankreich sein. Diesen Tag ließen wir es ein wenig ruhiger angehen und versuchten ein wenig mehr Zeit am und im Pool unserer Unterkunft zu verbringen.

Aber erst einmal mussten wir noch nach Beaune fahren. Tags zuvor hatte unser Herbergsvati, Jacques, uns erklärt, dass man dort den besten Senf überhaupt kaufen könne und bei unseren beiden Abendessen, die er uns in den Tagen zuvor bereitet hatte, bekamen wir mit dem Salatdressing bereits eine Kostprobe des Beauner Senfes aus der Moutarderie Fallot.

Also fuhren wir noch einmal nach Beaune und kehrten in die Moutarderie Fallot ein. Dort gab es praktischerweise eine Senfverköstigungsstation und man konnte unter anderem Senf mit Rotwein, Nüssen, Honigkuchenbrot oder auch Basilikum probieren. Das war schon speziell. Bei genauerem Hinsehen stellte ich fest, dass der feilgebotene Senf von der gleichen Marke war wie der Senf, den wir schon am zweiten Reisetag in Dijon gesehen und teilweise gekauft hatten. Allerdings war die Auswahl in Beaune noch umfrangreicher vor allem den einfachen Senf ohne Körner hatten wir noch nicht. Also deckten wir uns damit ein.

Scharfe Senfverköstigung
Scharfe Senfverköstigung

Danach ging es dann in unser Domizil und da legten wir uns in Ruhe an den Pool. Beziehungsweise, wir legten uns zu dem Krach, der da aus dem Pool kam. Denn am frühen Nachmittag durften der 10-jährige Sohn unserer Herbergsfamilie und sein Freund im Pool planschen und in diesem Alter macht man dabei noch viel Krach. Irgendwann gesellte sich Mutti auch dazu und war erstaunlicherweise noch lauter als die beiden Kinder. So schlimm war das alles zum Glück nicht und ich las trotzdem weiter in meinem Buch. Nach einer Stunde war dann tatsächlich Ruhe und die Familie gab den Pool frei.

Die Ruhe hielt aber gar nicht so lange an, denn eine knappe halbe Stunde später fuhr ein Luxus-Gefährt erster Güte auf dem Hof vor – ein schwarzer Mercedes AMG aus Großbritannien mit dem Kennzeichen “ALL IX”. Ich vermutete sofort einen Bowler in dem Gefährt – Alle Neune. Dem Fahrersitz entwund sich ein dickerer, älterer Herr. Er hatte die Tür zum Mobil noch nicht geschlossen und die Begrüßung mit unserer Gastgeberin noch gar nicht recht abgeschlossen, da fragte er schon nach: “Can I have a beer, love?” Als er lernte, dass das Bier hier in 0,25l-Flaschen kommt, meinte er, dann nehme er gleich zwei. Auf der Beifahrerseite stieg eine zierliche Frau aus und sie zog einen kleinen, ziemlich unansehnlichen Hund aus dem Auto. Cindy. So hieß der Hund. Cindy sah aus wie ein kleines Schwein, nur in hässlich und in dick. Ansonsten war Cindy aber ganz possierlich. Cindy wurde alle zwei Minuten gerufen, aber Cindy hörte nicht. Generell gar nicht. Das hielt das britische Paar, das inzwischen auf einer Terrasse vor dem Pool saß, aber nicht davon ab, den Hund trotzdem immer wieder und wieder zu rufen. Von dem vielen Rufen muss der bowlende Gentleman wohl schnell durstig geworden sein, denn schon nach 15 Minuten fragte er nach 2 weiteren Bieren. Keine halbe Stunde später folgten die nächsten 2. Dann konnte ich nicht weiterzählen, denn ich ging aufs Zimmer zum Duschen.

Wir mussten an diesem Freitag noch unseren Wein in der Domaine de Montmain in Villars Fontaine abholen. Dort wurden wir ganz herzlich in Empfang genommen und man kam direkt wieder mit offenen Weinflaschen zum Probieren auf uns zugestürmt. Die Jungs haben wirklich verdammt gute Weine dort. Wir ließen uns spaßeshalber einmal über die Möglichkeit aufklären, in der Domaine Teilhaber zu werden. Als Teilhaber gehört einem ein kleines Stück Land auf dem Weingut und man kann die Weine ungefähr zum Viertel des regulären Preises kaufen. Der Haken an der Sache ist, dass man Bestellungen 10(!) Jahre im Voraus aufgibt. Jetzt bestellte Weine bekämen wir also erst im Jahr 2029. Aber wir hätten unser eigenen Anteil am Weingut und quasi unseren eigenen Weinstock. Eine irgendwie reizvolle Idee. Etwas absurd vielleicht, aber reizvoll. Wir nahmen erst einmal eine Info-Brochure mit und luden unseren Wein ins Auto. Das reichte für den Anfang voll und ganz.

Diese Weine bekamen wir kostenfrei zum Verkosten
Diese Weine bekamen wir kostenfrei zum Verkosten

Wir waren nicht die einzigen Gäste in der Domaine
Wir waren nicht die einzigen Gäste in der Domaine

Ein letztes Mal im Wein sitzen
Ein letztes Mal im Wein sitzen

Dinner gab es danach in dem Restaurant La Toute Petite Auberge. Dort gab es Bœuf Bourguignon und Frank wollte das unbedingt einmal in Frankreich probieren. Aus irgendeinem Grund bestellte er sich nach einem Blick auf die Karte dann aber Lammkeule. Ich übernahm das Bœuf. Wer was vor sich hatte, war aber auch egal, denn nach der Hälfte des Essens tauschten wir Vorspeisen und Hauptgerichte jeweils aus. Wir waren ganz begeistert von dem Essen und am Ende auch über alle Maßen voll, denn jedes Gericht war äußerst gehaltvoll. Selbst zum Espresso, den wir zur Verdauung bestellten, gab es noch jeweils drei sehr leckere Keksen und Schokoladchen.

Eis und Himbeerschnittchen auf Pistazienboden zum Nachtisch
Eis und Himbeerschnittchen auf Pistazienboden zum Nachtisch

So ein Käse!
So ein Käse!

Lammkeule (schmeckte nur ein wenig nach Lamm)
Lammkeule (schmeckte nur ein wenig nach Lamm)

Das Bœuf Bourguignon auf Kartoffelstampf
Das Bœuf Bourguignon auf Kartoffelstampf

Verlorene Eier auf Burgunder Art
Verlorene Eier auf Burgunder Art

Dick und drall gefuttert fuhren wir in unsere Heimstätte, schnackten dort noch ein wenig mit unserem Herbergsvati und gingen zeitig ins Bett. Unter uns schnarchte der britische Gentleman schon ganz selig. Die Autoschlüssel zu seinem AMG hatte er in seiner Seligkeit einfach auf dem Tisch auf der Terrasse liegen lassen. Kurz dachte ich darüber nach, eine Spritztour mit der Protzdroschke zu unternehmen, aber ich war zu angeschickert, zu wenig versichert und zu müde dafür.

Tag 16: 1.080 Kilometer zum Zug der Liebe

Unser allerletzter Reisetag war lang aber ereignisarm. Es ging nur noch nach Hause. Das hieß, früh aufstehen, ein wenig packen, einen Café schlürfen und schon saßen wir im Auto gen Berlin. Über Nancy, Metz, Saarbrücken, Frankfurt, Hannover und Halle fuhren wir heimwärts. Das ging alles ganz problemlos, bis Frank mich in meiner Wohnung abgeladen hatte.

Nach 1.080 Kilometer Fahrt ohne Stau und Probleme waren die letzten 4 Kilometer das ganz große Problem. Rund um Franks Bezirk tobte der “Zug der Liebe”, eine Musikparade, derentwegen fast alle Straßen von mir zu seinem Kiez gesperrt waren. So dauerte es ihn anderthalb Stunden, bis er mit dem Wagen vor seiner Wohnung stand. Dort wurden dann die Weine in den Keller geschafft und der Urlaub wurde vorerst für beendet erklärt.

Aber immerhin haben wir jetzt noch ganz viele Weine und Senf als Erinnerung und davon werden wir (und hoffentlich nicht nur wir) sicherlich noch lange etwas haben.

Ein Teil unserer Frankreichausbeute
Ein Teil unserer Frankreichausbeute

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