Anflug Queenstown, Wapatipu See

Neuseeland 2016

Inhalt

Tag 1: Der Anfang

Unsere großartige Reise startete fast wider erwarten extrem pünktlich am schönen Berliner Ostbahnhof um Viertel nach Zwei.

VW-Werk Wolfsburg
VW-Werk Wolfsburg – erste Attraktion der Reise

Mit einem halbwegs modernen ICE verbachte die Deutsche Bahn uns erstaunlich ereignislos nach Frankfurt aber natürlich habe ich dem Arved noch ein wenig Wolfsschanze (also Wolfsburg) gezeigt. Unterwegs gab es leckere Brötchen mit den Resten aus meinem Kühlschrank. Gottseidank hatte Arved das Ablaufdatum der Wurst nicht gesehen…

Ich habe übrigens ein Päckchen Kaffee (Dallmayr) mitgenommen. Das habe ich nur deshalb getan, weil die Neuseeländer nun grade nicht für ihren Kaffee berühmt sind. Arved fand dies unnötig.

In unserem ersten Hotel, dem Meininger am Frankfurter Flughafen
In unserem ersten Hotel, dem Meininger am Frankfurter Flughafen

Vermutlich hätte ich fast 90 Prozent der sonstigen Lebensmittel auch mitnehmen müssen, da diese wohl auch nicht auf der Insel da unten wachsen. Aber bei unserer Reisedauer wäre nach der Ankunft das Mindesthaltbarkeitsdatum wohl überschritten und Arved hätte diese einfach entsorgt.

Apropos Reisedauer: Wir sind von Tür zur Tür (Berlin -> Queenstown) von Montag bis Freitag unterwegs, nächtigen dabei in drei Hotels und verbringen in Summe mehr als 26,5 Stunden in diversen Flugzeugen. Damit sind wir zumindest immer noch schneller als James Cook, der für seine erste Südseereise gleich drei Jahre brauchte.

Arved (im selben Hotelzimmer)
Arved (im selben Hotelzimmer)

Morgen geht es mit der Fluglinie China Southern um 13:55 los. Nach gut 11 Stunden sind wir dann in Guangzhou (was früher mal Kanton hieß) und dürfen uns für paar Stunden in einem chinesischen Hotel ausruhen bevor es nach Auckland weiter geht.

Tag 2: Flughafen Frankfurt

Ich rieche wie meine Teller. Zumindest seit ich beim Duschen das hoteleigene Meininger-Duschgel verwendet habe. Meine Teller riechen nicht schlecht. Gutes Spülmittel.

Blick aus unserem Hotel
Blick aus unserem Hotel am Flughafen Frankfurt

Beim morgendlichen Frühstück mussten Arved und ich uns ganz schön Mühe, um bei dem vorhandenen Speisenangebot die 10€ p.P. auch wirklich zu verzehren, die der Spaß kostete. Der weitere Teil des Tages: Shuttle – Check in am Flughafen – Warten.

Ich beim Tippen dieses Eintrags
Ich beim Tippen dieses Eintrags

Der Check-in war ein kleines Abenteuer für sich. Abfertigungsgeschwindigkeit ca. 20min pro Person. Das lag vielleicht ein bisschen an den sehr netten, aber auch mit fremden Akzenten ausgestatteten Abfertigungsdamen. Aber vermutlich noch viel mehr an der üblen Software, deren Routinen sich die Damen aussetzen mussten. Jedenfalls hatten sie so viel zu tippen, das ich mir dachte, das könnten die auch gleich mit Zettel und Stift machen. Dafür hat uns die liebenswürdige Dame Premium Economy Sitze auf dem Flug nach Kanton verschafft – 37 Zoll Abstand und direkt nebeneinander: Fenster, Gang. Yeah! Und nochmal Yeah. Hier die Tickets.

Tickets für unsere Flüge nach Auckland
Boardkarten für unsere Flüge nach Auckland

Ein bisschen Bauchschmerzen hab ich ob meines Koffers. Den hat man direkt bis Auckland durchgecheckt. Ich hoffe, ich sehe den dann dort auch wieder. Weil Nachsenden dürfte in NZ ein kleines Problem werden.

Arved beim Checkin
Arved beim Check-In (voll entspannt)

Arved ist entspannt. Wir werden jetzt noch ein bisschen darüber diskutieren, ob die Flasche Gordons Gin im Duty Free für 16€ ein wirklich günstiges Angebot ist, oder nicht. Und wie das mit China ist…

Interessant, das sei nicht unerwähnt, ist die Zusammensetzung unserer kleinen Flugreisegruppe. Ältere deutsche Ehepaare, teilweise mit ihren Kindern (oder Enkeln) und teilweise nur die Enkel allein…wohl auf dem Weg nach Mittelerde. Ach ja, ein paar Kollegen aus China sind natürlich auch an Bord.

Anbei ein paar Impressionen aus dem Flughafenhotelfenster, Flughafencheckinbereich, Flughafenwartebereich, Flughafen…… In einer Stunde geht’s dann endlich los.

Check-In-Bereich
Check-In-Bereich
Die China-Southern-Crew checkt ein
Die China-Southern-Crew checkt ein

Tag 3: Kanton und das große Warten

Unser erster Flug war sehr übersichtlich gefüllt – die Maschine (A330-200) war vielleicht halb voll und wir konnten uns in der Eco-Plus-Klasse ausbreiten (vielen Dank an Frau Acriçi vom Flughafen Frankfurt für das kostenlose Upgrade). Jeder von uns beiden hatte seine eigene Zweierreihe am Fenster und so einen hinreichend luxuriösen Flugauftakt.

Kaum war die Maschine in der Luft, wurde uns Mittag serviert. Bei mir gab es Fisch, dazu ein paar Gläser Wein und für die nächsten Stunden hing ich auf halb Acht im Sitz und versuchte, ein wenig vorzuschlafen, um dem zu erwartenden Jetlag entgegenzuwirken. Aber mitten am Nachmittag schläft es sich eher schlecht und so beschränkte ich mich auf Dösen, Lesen, ein wenig Arbeiten und Musikhören (Klassiker der deutschen Unterhaltungs-Melancholie: Element of Crime; und halb-melancholisch singende Berliner Schüler: Max Prosa).

Gagh und Wasser in Tüten

Gagh im Flugzeug
Gagh (mit Hühnchen) im Flugzeug

Nach gut acht Stunden (um 22:30 deutscher Zeit oder 05:30 chinesischer Zeit) wurde uns dann eine Art Abendbrot serviert. Vielleicht handelte es sich aber auch um Frühstück – so genau konnte ich das nicht ausmachen. Es sah auf jeden Fall aus wie Gagh mit Hühnchen und geschmeckt hat’s nicht.  Frank stellte nach dem Essen fest, dass die Maschine jetzt nach ‘nem billigen chinesischen Imbiss riecht.

Kurz danach landete das Flugzeug erst einmal in Changsha, wo frisches Kerosin nachgetankt wurde und wir durch die Immigration geschleust wurden. Dort stempelten uns freundliche, wenn auch streng drein schauende chinesische  Militärs ein sehr temporäres Visum (2 Tage) in den Pass und wir durften in einer spartanischen Wartehalle Zeit mit unseren Mitreisenden verbringen. Dabei lernten wir, dass man in China Trinkwasser aus klitzekleinen Tüten (Fassungsvermögen rund 4cl) trinkt, die ein Automat auffüllt. Vielleicht macht man das aber auch nur an dem Flughafen in Changsha so…

Nach zwei Stunden Warten durften wir das Flugzeug wieder betreten und siehe da, es war deutlich voller. Offenbar wurde die lokale Arbeiterbrigade mit unserem Flug nach Kanton verbracht.

Behördlich verordnete Punkte am Mantel und obskure Flughafenpläne

Der 'Flughafen-Plan' zum Schalter für unser Hotel
Der ‘Flughafen-Plan’ zum Schalter für unser Hotel

Dieser zweite Flug dauerte nur eine knappe Stunde und war damit deutlich kürzer als die sich anschließenden bürokratischen Merkwürdigkeiten am Flughafen Kanton. Als Transferpassagiere mit mehr als 12 Stunden Aufenthalt stellte uns die Fluglinie ein Hotel zur Verfügung, doch um zu diesem zu gelangen, mussten wir erst einmal mehrere uns nicht ganz verständliche Zwischenstationen durchlaufen, bekamen dabei drei mehrfarbige Punkte an die Jacke geklebt, erhielten einen äußerst denkwürdigen Flughafen-Plan, um den zuständigen Schalter zu finden und durften uns im Anschluss unserer neu gewonnenen Lieblingstätigkeit hingeben: Warten.

Schönes Kanton, schöne Zensur

Ich im Rumpelbus zum Hotel
Ich im Rumpelbus zum Hotel

Nach einer Stunde Warten kam ein rumpelnder alter Buss vorgefahren und nahm uns auf eine Fahrt durch die Umgebung des Flughafens mit. Nach 20 Minuten auf den Straßen Kantons (oder der Vororte, wer kann das schon unterscheiden) tat sich vor uns das New Century Hotel auf – ein Gebäude mit 25 Stockwerken, das so etwas wie vier Sterne Standard versprach und auch hielt.

Wir bekamen je ein ein Zimmer in der 22. Etage, von wo aus man einen tollen Blick über weitere Teile der Stadt hatte. Der Horizont verschwand allerdings in allen Richtungen im Smog und die ganze Szene fühlte sich an, als wäre die Stadt in eine seichte Wolke getaucht.

Das New Century Hotel in Kanton – für einige Stunden unser Zuhause
Das New Century Hotel in Kanton – für einige Stunden unser Zuhause
Blick vom Hotelzimmer über Kanton
Blick vom Hotelzimmer über Kanton
Straßenbild Cantons
Straßenbild Cantons

Eine kurze Erkundung der Umgebung des Hotels zeigte, dass die Straßen hier sehr geschäftig sind, die Chinesen beim Autofahren am liebsten Hupen, aber das Straßenbild auf den ersten und zweiten Eindruck sehr sympathisch wirkt. Viele Leute, viele Geschäfte, viel Leben und alles in einer minimal chaotischen, aber anscheinend grundentspannten Stimmung.

Allerdings ist China – das merkt man auch, wenn man nur wenige Stunden hier ist – ein anstrengendes Land, das unnötig reguliert wird. Google: geht hier nicht. Youtube: auch nicht. Facebook und Wikipedia laden im Schneckentempo und meine ganzen dienstlichen Pokerseiten kann ich auch vergessen. Erstaunlicherweise gibt es hier aber Netflix, wenn auch mit einer nur klitzekleinen Auswahl.

Frank im Straßenbild Cantons
Frank im Straßenbild Cantons

Heute Abend, kurz nach Mitternacht geht es weiter, dann fliegen wir nach Auckland und dieser Flug wird gleich 11 Stunden und 20 Minuten veranschlagen. Aber  immerhin  haben wir jetzt schon rund die Hälfte der 18.000 zurückzulegenden Kilometer von Deutschland nach Neuseeland bewältigt!

Tag 4 – Endlich bei den Kiwis

Am vierten Tag unserer Reise haben wir es nun endlich auf diese Insel da unten neben Australien geschafft. 18.000 Kilometer liegen hinter uns, aber wir sind immer noch nicht ganz da, wo wir hinwollen.

Denn nun sind wir erst einmal in Auckland und hocken in einem überaus billigen Hotel (dem ibis) am Flughafen – wobei billig vor allem die Ausstattung, nicht den Preis meint.

Frank und der Kampf mit dem Telefon
Frank und der Kampf mit dem Telefon

Es ist kurz nach 18.00 Uhr Ortszeit (kurz nach 6 Uhr morgens in Deutschland), die Sonne scheint, draußen sind rund 23 Grad und Frank kämpft damit, sein Telefon hier zum Laufen zu bringen.

Der Flug war – anders als der erste Flug – weit weniger luxuriös. Wir saßen in der Holzklasse einer vollen Maschine und ich durfte über zehneinhalb Stunden zwischen Frank und einem Inder verbringen, der die Armlehne und phasenweise Teile meines Sitzes einnahm. Es war also gut kuschelig, aber angekommen sind wir trotzdem und man hat uns auch anstandslos ins Land gelassen.

Jetzt erforschen wir hier wohl erst einmal den lokalen Supermarkt und ich versuche, ein Bier zu ergattern. Dann müssen wir schon wieder ins Körbchen, denn morgen geht um 07.00 Uhr der finale Flug nach Queenstown und wenn der gelandet sind, wir unser Mietauto haben und Denis eingesammelt ist, dann sind wir endlich nach fast fünf Tagen Reise angekommen.

Blick aus dem Hotelzimmer
Blick aus dem Hotelzimmer

Tag 5 – Queenstown: Ganz da, ganz Eis!

Geschafft, heute sind wir endlich in Queenstown gelandet, wurden von Denis am Flughafen begrüßt, bekamen unser Auto, sahen die ersten Ausläufer der bombastischen Landschaft hier unten und verspeisten ein enormes Eis. Aber der Reihe nach:

Nachdem wir gestern Abend am Flughafenhotel in Auckland noch ein etwas überteuert scheinendes, wenn auch sehr leckeres Abendbrot einnahmen, gingen wir tatsächlich sehr zeitig ins Bett. Denn um Dreiviertel Fünf war die Nacht auch schon wieder vorbei und wir stiegen ins Shuttle zum Flughafen. Dort verbrachte uns ein Billigflieger in zwei Stunden nach Queenstown.

Tipp: Wer einmal in Neuseeland ist, sollte nach Queenstown fliegen und dabei einen Fensterplatz auf der linken Seite reservieren. Von dort bekommt man einen der wohl schönsten Landeanflüge zu sehen, den diese Erde zu bieten hat. Extrem lohnenswert!

Anflug Queenstown, Wapatipu See
Anflug Queenstown, Wapatipu See
Berge vor Queenstown
Berge vor Queenstown

Am Flughafen angekommen lief uns erst einmal Denis in die Arme und wir alle freuten uns über das Wiedersehen nach einem Dreivierteljahr.

Einschub: Denis

Denis
Denis

Denis ist ein lieber Freund von Frank und mir, der für ein Jahr auf einer halben Weltreise ist und derzeit bei den Kiwis weilt.

Gestartet in Berlin brach er im letzten Sommer auf und fuhr per Anhalter nach Bulgarien, von dort mit dem Bus nach Istanbul, um dann nach Indien zu fliegen. Nachdem er dort mehrere Monate die – seiner Erzählung nach – herausragende indische Küche kennenlernte, auf Kamelen ritt und versuchte, Sticken zu lernen, ging es im Oktober über Malaysia und Singapur weiter nach Neuseeland.

Hier wanderte und trampte Denis vom Norden der Nordinsel bis nach Queenstown, also den Süden der Südinsel. Dort nahm er uns heute in Empfang. Frank und ich waren die ersten bekannten Gesichter, die er seit dem Herbst wieder sah und für uns war seine Weltreise ein willkommener Anlass unsere Neuseelandreise überhaupt zu buchen.

Der obligatorische Selfi zu dritt: Denis, Arved und Frank
Der obligatorische Selfi zu dritt: Denis, Arved und Frank

Ein Auto

Unser schöner Nissan
Unser schöner Nissan

Mit Denis und Gepäck holten wir uns bei Ace Car Rental unser Auto. Ace ist ein Autovermieter in Neuseeland, der etwas ältere Modelle zu übersichtlichen Preisen anbietet. Wir haben jetzt für drei Wochen einen Nissan, Baujahr 2008, der 173.700 Kilometer runter hat.

Kein Luxuswagen, aber er fährt und ist mit Mietkosten von insgesamt rund 1.200 Dollar (730 Euro) für drei Wochen deutlich günstiger als Sixt, Hertz und Co.

Queenstown

Wie schön Queenstown und Umgebung ist, sahen wir bei der Landung ja schon von oben. Mit dem Auto fuhren wir den Lake Wapatipu noch ein Stück nach Norden bis nach Glenorchy ab, machten ganz viele Fotos von der Natur-See-Berg-Melange und ließen uns von Denis erklären: “Ja, hier sieht das überall so aus. Dort ist es schön, da ist es schön, da drüben auch, überall. Irgendwann merkt man das schon nicht mehr so.” Aber wir merken die Schönheit noch.

Wapatipu See
Wapatipu See
Glenorchy
Glenorchy
Denis, Arved, Monstereis
Denis, Arved, Monstereis

Es blieb noch Zeit für einen kurzen Ausflug in die Innenstadt von Queenstown, wo uns Denis zu Patagonia führte. Patagonia ist ein Eisladen und dort kann man das beste Eis der Welt kaufen. Also zumindest das beste, das ich je gegessen hatte: Dunkle Schokolade und Caramel, jede Kugel fast kindskopfgroß, sahnig, süß (aber nicht zu klebrig) in einer nach Crepe schmeckenden, dicken Waffel an deren Ende Schokoladenstückchen versteckt sind. Ganz famos und sättigend für einen halben Tag. Mindestens. Ein Eis, das fast schon allein für einen viertätigen Trip entschädigt.

Danach kauften wir in einem Supermarkt noch ein paar Lebensmittel ein und machten uns auf den Weg nach Manapouri, wo wir unser erstes Domizil bezogen, das kein Flughafenhotel ist.

Heute Abend treffen wir noch Vivien, die ebenfalls eine Neuseelandreise macht und just an diesem Tag in der Nachbarschaft ist. Das wird über eine Pizza gebührlich gefeiert…

Tag 6 – Ab ins Boot

Nach unserem gestrigen Dinner mit Vivien und Markus steigen wir heute bei vorerst strömenden Regen in Manapouri ins Boot um den Doubtful Sound anzufahren.

24 Stunden dauert der Trip und trotz (oder wegen?) Regen sieht es auch hier jetzt schon ganz famos aus.

Lake Manapouri im Regen
Lake Manapouri im Regen

Der ganze Tag 6 – 24 Stunden auf einem Boot im Fjord

Die erste und vielleicht auch größte Attraktion unserer Reise stand gleich zu Beginn an: Eine Bootstour samt Übernachtung auf dem Doubtful Sound, dem zweitgrößten Fjord Neuseelands.

Unsere Unterkunft in Manapouri
Unsere Unterkunft in Manapouri (noch ohne mürrische Putzkraft)

Der Tag begann mit einer mürrischen Putzfrau, die uns um 10.00 Uhr aus unserer Lodge in Manpouri vertrieb. Sie kam rein, sagte kaum Muff, kaum Pelzkragen, räumte unsere Betten zusammen und machte uns so deutlich, dass unser Aufenthalt beendet ist.

Also machten wir uns auf zum Lake Manapouri von wo aus unsere Tour starten sollte. Mit uns warteten eine gute Menge Renter und deutsche Camper – also wohl das typische Tourismuspublikum  in Neuseeland – auf den Beginn der Tour.

Um 12.30 Uhr wurden wir mit 67 anderen Reisenden auf einen Katamaran verfrachtet, der uns quer über den Lake Manapouri brachte. Nach einer Dreiviertelstunde hatten wir das andere Ende des Sees erreicht und nun ging es in Bussen weiter.

Lake Manapouri im Nebel
Lake Manapouri im Nebel

21 Kilometer Straße für 2 Kilometer Strecke

Wilmot Pass im Bus im Regen
Wilmot Pass im Bus im Regen

Die Busfahrt brachte uns vom See zum Fjord und war gleich Teil der Attraktion. Zwischen See und Fjord liegen eigentlich nur rund zwei Kilometer, aber eben auch ein Berg. Deswegen fuhren wir eine 21 Kilometer lange Straße, den Wilmot Pass, ab. Das ist eine öffentliche Straße, die aber keine Verbindung zum restlichen Straßensystem des Landes hat.

Diese Straße wurde früher zum Bau eines Kraftwerks an dem Lake Manapouri benötigt und wird heutzutage vor allem dazu verwendet, Touristen in Bussen zum Fjord zu schaffen. Die Straße besteht nur aus Schotter, wird regelmäßig überschwemmt, ist kaum breiter als anderthalb Busse, was aber nicht bedeutet, dass es keinen Gegenverkehr gibt und ist ob der Abgelegenheit und der widrigen Bedingungen die teuerste Straße des Landes.

Angeblich soll es hier 200 Tage im Jahr regnen und wir hatten genau einen dieser Tage erwischt. Man konnte zwar zahlreiche Wasserfälle neben der Straße beobachten, aber leider nicht sehr viel mehr, denn den meisten Teil der Strecke fuhren wir durch eine Regenwolke.

Irgendwann brachte uns der Busfahrer an eine Klippe und erklärte, hier habe man einen wunderbaren Ausblick über den gesamten Fjord. Also zumindest könnte man den haben, wenn das Wetter mitspielte. Wir sahen allerdings einfach mal genau nichts, denn wir standen immer noch in der Regenwolke.

Also kamen wir ohne Aussicht zu unserem Boot am Fjord.

Keine Beamten und zu kurze Betten

Unsere Kabine im Schiff (mit Frank und Denis, ohne Amerikaner)
Unsere Kabine im Schiff (mit Frank und Denis, ohne Amerikaner)

Auf unserem Fjord-Segelboot angekommen, hatten wir Zeit, unser Mitreisepublikum, also die Rentner und deutschen Camper genauer in Augenschein zu nehmen. Die vermuteten Heerscharen deutscher Beamter auf Wohlstandstrip waren nicht dabei, aber wir gehörten definitiv zur jüngsten Fraktion auf dem Schiff (und das obwohl Frank und ich nach Denis’ Beschreibung immerhin schon “mittelalt” sind).

Der Platz war etwas begrenzt und unsere Viererkabine zur Nacht teilten wir uns mit einem Amerikaner der für sein Bett zu lang war und nur mit angezogenen Beinen dort liegen konnte. Wir waren glücklicherweise kurz genug für die Doppelstockbetten. Aber vom Schlafen waren wir noch weit weg, denn es standen noch eine Menge Strecke, mehrere Aktivitäten und viel Essen auf dem Programm.

Robben

Robben auf dem nackten Felsen
Robben auf dem nackten Felsen

Erst einmal tuckerte das Boot mit uns Richtung Tasmansee (das ist das Meer zwischen Australien und Neuseeland)  – eine Strecke von 40 Kilometern. Links und rechts sahen wir Regenwolken, die in den Bergen hingen und nach gut drei Stunden hielten wir vor den Nee Islets.

Auf diesen kleinen Inselchen, die nicht sehr viel mehr als nackte Felsen waren, saßen, lagen und hoppelten hunderte Robben. Von uns nahmen die Tiere nur wenig Notiz, aber wir Touristen standen mit gezückten Kameras und Smartphones und lichteten die Wassersäuger emsig ab.

Kayak, Manfred und Schwimmen

Denis und Frank vor dem Paddeln
Denis und Frank vor dem Paddeln

Nach dieser Fauna-Attraktion standen die Wasser-Aktivitäten auf dem Programm. Für Frank und Denis hieß das Kayakfahren in einem Seitenarm des Fjords.

Ich nahm von dieser Wasserbespaßung Abstand. Es war kalt, es regnete, ich bin nicht der talentierteste Paddler auf der Welt und außerdem musste ich auf Manfred aufpassen.

Manfred ist ein 80-jähriger Australier, der zum runden Geburtstag von seinem Sohn und seiner Schwiegertochter auf eine Neusselandreise eingeladen wurde. Die Gruppe saß im Gemeinschaftsraum an unserem Tisch und Manfred fragte mich auf englisch aus, wo ich denn ursprünglich herkomme. “Rostock”, erklärte ich in der Erwartung, eine längere Erklärung nachzureichen, wo in Deutschland das eigentlich ist. Manfred nahm mir die Erklärung ab und proklamierte: “Also kommst du aus der Ostzone!”.

Manfred sprach auf einmal auch nicht mehr Englisch, sondern Sächsisch. Es stellte sich heraus, dass Manfred ursprünglich Dresdner ist und 1959 nach Australien auswanderte.

Während Frank, Denis und Manfreds Familie im Kayak saßen, schnackte ich mit ihm bei einem Wein über Australien, deutsches Bier, die Ostzone, den Krieg, 1945 in Dresden und Pegida – ein vielleicht nicht ganz üblicher Urlaubs-Smalltalk.

Kalt, kalt, kalt

Ich und Frank nach dem Schwimmen
Ich und Frank nach dem Schwimmen

Nach einer guten Dreiviertelstunde kehrten die Kayaker zurück und nun stand auch für mich eine Aktivität an: Schwimmen.

“Schwimmen” ist vielleicht etwas viel gesagt, denn wir sprangen nur vom Boot ins Wasser, drehten eine einminütige Runde und kletterten dann wieder ins Boot zurück. Das Wasser in diesem Fjord hatte rund 13 Grad und ich war dankbar, dass es danach eine warme Dusche gab. Aber immerhin sprang ich zweimal ins kühle kalte Nass.

Dinner, Wein und Schlafen – in meinem Fall: Liegen

Nach dem Schwimmen und Aufwärmen gab es Abendbrot. Das hieß Buffet mit einer ordentlichen Auswahl an Gemüse, Grünzeug, Beilagen, gutem Lamm und hervorragenden Beef. Erstaunlich, was so eine kleine Schiffskombüse hergibt – bei uns wurden jedenfalls 70 Mann gut satt.

Nach dem Essen plauschten wir noch einige Stunden mit Manfred und Familie, ich erörterte Online-Poker mit Manfreds Sohn, Denis plauderte mit Manfreds Schwiegertochter über Hüte bei Pferderennen und Frank erklärte Manfred deutsche Opern.

Gegen elf Uhr hatten wir zusammen einige Flaschen Wein gelehrt, Manfred die meisten. Er fabulierte noch ein wenig über die Flüchtlingsproblematik (“Die Moslems sollen doch zu den Moslems fliehen”) und wurde dann sachte von seinem Sohn, der deutlich linksliberaler als sein Vater zu sein schien, ins Bett abgeschoben.

Wir schlossen uns dem Schlafengehen an und gingen in unsere Vierer-Kabine zu unserem zu langen Amerikaner. Dort versuchten wir alle ein wenig zu schlafen, was einigen besser, anderen schlechter gelang. Ich für meinen Teil lauschte einigen Stunden dem sachten Schnarchen meiner Kabinengenossen, dämmerte ein wenig vor mich hin und stand um halb sechs wieder auf.

Frank tat es mir gleich und mit dem bei der Fahrt inkludierten Kaffee erwarteten wir an Deck den Sonnenaufgang.

Arved-und-Frank-Selfie nach Sonnenaufgang
Arved-und-Frank-Selfie nach Sonnenaufgang

Auf einmal: Define!

Der Sonnenaufgang ließ lange auf sich warten, aber als es dann Licht wurde, zeigte sich, dass dieser neue Tag mit deutlich besserem Wetter daher kam. In den Bergen hingen nur noch kleine Wölkchen und hier und da lugten sogar Sonnenstrahlen daher.

Nachdem die meisten unserer Mitreisenden ebenfalls aufgewacht waren, wurde uns ein sehr britisches Frühstück (Porridge, pochierte Eier, Bacon und Beans) serviert (Yam, Yam!) und unser Boot tuckerte in einen Seitenarm des Fjords.

Dort wurde uns aufgetragen, wir mögen bitte auf der linken Seite des Bootes daherschauen und siehe da, uns begleitete Schule Delfine:

Delfine neben unserem Boot
Delfine neben unserem Boot
Noch mehr Delfine neben dem Boot
Noch mehr Delfine neben dem Boot

Und die springenden Delfine im Video:

Nach dem Delfin-Highlight endete unsere Tour und wir wurden über den Wilmot Pass wieder zurück gebracht. Wir hatten deutlich besseres Wetter als am Vortag und unser Busfahrer brachte uns wieder zu der Klippe mit dem wunderbaren Ausblick, aber just diese Klippe hing wieder in einer Wolke und wir sahen wieder nichts.

Egal – die restlichen Bilder des Tages vom Fjord waren ganz famos – und der Ausflug war seinen durchaus stolzen Preis auf jeden Fall wert und ich würde jedem Neuseelandreisenden den Doubtful Sound mit genau dieser Tour (Real Journeys) sehr ans Herz legen.

Ab nach Dunedin

Nachdem wir gegen Mittag wider in Manapouri angekommen waren, stiegen wir ins Auto und machten uns auf den Weg an die Ostküste nach Dunedin.

Gore (direkt vor Clinton) – Hauptstadt der Country Musik in Neuseeland
Gore (direkt vor Clinton) – Hauptstadt der Country Musik in Neuseeland

Rund 250 Kilometer Strecke führte uns durch den wundersamen Ort Gore, der sich selbst als Neuseeländische Hauptstadt der Country-Musik feierte. An diesen Ort schloss sich – wie passend – das Dörfchen Clinton an. Aber es kann auch sein, dass wir in die falsche Richtung durch die Orte fuhren…

Am Abend langten wir in Dunedin an, bezogen unsere neue Bleibe und jetzt werden wir erst einmal hier die nächsten drei Tage die Umgebung hier unsicher machen.

Tag 7 – Vom Reisen in Fjorden und in Neuseeland

Wie Arved sehr schön beschrieb, kann das Reisen in Neuseeland manchmal beschwerlich, oft beengt, hin und wieder gefährlich sein. Über letztes wird Denis zu gegebener Zeit berichten.

Wenn man dennoch die Reisen auf sich nimmt, wird man mit einer um so schöneren ja manchmal überwältigenden Landschaft belohnt. Arved hat hier von den Aktivitäten an Bord berichtet. Ich möchte das ganze jetzt um ein wenig um Bilder und Informationen ergänzen.

Der Doubtful Sound ist der zweigrößte Neuseelands; größer als der sehr beliebte und leichter erreichbare Milford Sound. Das Wetter – einen Tag Wolken, Regenschauer, die sich in Bächen über uns ergossen, den anderen Morgen dann Sonnenschein – erlaubte es uns, dieselbe Landschaft ganz verschieden zu erleben.

Wasserfälle im Doubtful Sound
Wasserfälle im Doubtful Sound

Dank des Regens stürzten von allen Felsen Wasserfälle. Die Wolken hingen tief, so dass man die Bergspitzen oder hinter den Bergen liegende Täler nicht sehen konnte. Der Ort wirkte mystisch (Wagner hätte seine Freude hieran gehabt; ein passenderes Bühnenbild für die Overtüre und Einstiegsszene in Lohengrin ist kaum vorstellbar). Dampf, Wolken, Nebel umzogen uns – einem Gemälde von Casper David Friedrich gleich.

Nebelschwaden im Fjord
Nebelschwaden im Fjord

Je näher wir der offenen See kamen, um so tosender wurde die Luft und das Meer wogte und das kleine Schiff stampfte. Es war, als befänden wir uns mitten im Atem des Doubtful Sounds.

Nach unserer Robbenexpedition drehten wir ab und suchten in einem sicheren Seitenarm des Fjords Zuflucht für unsere Wasseraktivitäten, die Arved schon vorgestellt hat – und für die Nacht. Während einer meiner morgendlichen Schlafpausen, nachts um 3, schlich ich über das Schiff. Der Regen hatte lange aufgehört, das Meer war glatt, das Schiff lag ruhig, die Maschinen waren abgestellt. Im Dunkel war nur das Tosen der uns umgebenden Wasserfälle zu hören, die den Regen von den Felsen ins Meer brachten.

Am nächsten Morgen bot sich uns eine komplett veränderte Szenerie. Durch die Wolken brachen sich Sonnenstrahlen, der blaue Himmel war durch die aufreißenden Wolkenfetzen zu sehen. Und aus den noch am Vortag in Nebel gehüllte, bedrohlich und schroff wirkende schwarze steile Felsen wurden grüne Hügel, die in der Sonne schimmerten. Man fühlte sich wie inmitten eines tropischen, immergrünen Regenwaldes, der allen Fels und Stein überwucherte.

Doubtful Sound am Morgen
Doubtful Sound am Morgen

Die Vögel zwitscherten, die zurückweichenden Wolken gaben den Blick auf Bergspitzen und weitere Täler frei. Die Delfine begleiteten unser Schiff; aus den Wasserfällen waren Bäche geworden und die Landschaft zeigte sich sowohl majestätisch und zugleich voller Lebenslust (um das Musikbeispiel aufzugreifen, wechseln wir jetzt von Lohengrin zur Morgenstimmung aus Griegs Peer Gynt). Die Natur, die Atmosphäre – alles war komplett verändert zum Vortag.

Wolke im Fjord
Wolke im Fjord

Gewaltig und zugleich sublim ist aber nicht alles, was Neuseeland den Reisenden zu bieten vermag. Das erfuhren wir noch am selben Tag. Auf unserer Fahrt nach Dunedin wurde die Landschaft an uns vorbeigetragen, die vielleicht für uns Europäer das Klischee des Landes ausmacht: liebliche, sanfte grüne Hügel, bedeckt von Schafen oder Kühen, wahlweise ein paar Bäume. Auenland at its best.

Typische Neuseelandschafe
Typische Neuseelandschafe

Die Strassen kann man getrost als ruppig bezeichnen, zumal für unser etwas altersschwaches Gefährt, bei dem die Stossdämpfer leider nur noch die Funktion des Stoßens aber nicht die des Stoßdämpfens erfüllen. Hinter Hügel 3.215, einmal links abgebogen, haben wir dann wieder eine andere Szenerie erreicht. Vor unseren Augen erstreckt sich der Pazifik.

Strand – Pazifik
Strand – Pazifik

Und mit Dunedin haben wir zugleich die letzte Szenerie des Tages erreicht: eine der größten Städte Neuseelands.

Blick aus unserem Haus über Dunedin
Blick aus unserem Haus über Dunedin

Schon aus Unkenntnis möchte ich nicht zu behaupten wagen, dass meine Beschreibung typisch ist für das Reisen in Neuseeland. Aber der geneigte Leser mag sich selbst ein Bild machen, denn das eben Geschilderte war nicht die Reisebeschreibung eines mehrwöchigen Urlaubs, sondern die Zusammenfassung nur eines Tages. Und da es, wie Denis sagt, beim Reisen, weniger um das Ankommen als vielmehr um das Unterwegs sein geht, sei an späterer Stelle noch Platz für einige Überlegungen zum Reisen im Allgemeinen und im Speziellen.

Dunedin bei Nacht
Dunedin bei Nacht

Tag 8 – Savoir-vivre in Dunedin

Unser erster Morgen in Dunedin begann schön und sonnig. Da die Wettervorschau für nachmittags Regen prognostizierte, beschlossen wir, uns heute die Stadt anzuschauen und nicht auf der daneben liegenden Halbinsel wandern zu gehen. Dunedin – die Stadt der Studenten, Mode und Kunst; eine Stadt von stattlich bis schäbig, wie Denis sagt, wie der Lonely Planet sagt, erwartete uns.

Dunedin am Morgen
Dunedin am Morgen

Einen ersten Eindruck von “schäbig” gewannen wir bereits am Vortag, als wir verschiedene Supermärkte abfuhren, um die Zutaten für unserer leckeres Abendessen (Idee und Zubereitung von Denis) zu organisieren.

Veganes mexikanisches Dinner
Veganes mexikanisches Dinner


Die Stadt erinnert sehr an eine amerikanische Vorstadt mit dem Versuch einiger viktorianischer Einsprengsel. Architektur ist wenig zu erkennen; eine städteplanerische Gesamtidee gar nicht.

Wir hatten uns also bereits daran gewöhnt, dass wir den schönsten Blick auf die Stadt aus der Ferne – vom Balkon unseres traumhaften Domizils aus – haben. Mit geringer Erwartung ging es heute auf Stadterkundungstour. Und wie man das als guter Tourist so tut, läuft man auf das erstbeste, alt und repräsentativ aussehende Gebäude zu. Es entpuppte sich in unserem Fall als Boys Highschool. Also Jungenschule. Opulente Fassade für eine Schule.

Boys Highschool
Boys Highschool Dunedin

Danach ging es in die größte Kirche des Ortes. Also weiter mit klassischem Tourismusprogramm. Außergewöhnlich an dieser Kirche war das architektonische Experiment, eine um Ende des 19. Jahrhunderts begonnene Kirche dann circa ein Jahrhundert später im entsprechenden Stil der 1970er zu Ende zu bauen. Kann man machen. Gelungen, oder nicht? Bei uns schieden sich die Geister.

Kirche 19. Jahrhundert, Altar 70er Jahre 20. Jahrhundert
Kirche 19. Jahrhundert, Altar 70er Jahre 20. Jahrhundert

Unsere kleine Stadttour führte uns weiter zu einem der meist fotografierten Gebäude Neuseelands – so zumindest der Lonely Planet: der Bahnhof von Dunedin. Erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, offiziell im Stil der flämischen Renaissance, erinnerte mich das Gebäude zumindest von innen doch eher an einen Jugendstilbahnhof. Von dort fahren übrigens auch echte Züge. Sie bieten Touristen Fahrten über spektakuläre neuseeländische Bahnstrecken in der Otago Region.

Mittags legten wir eine Pause ein, um einheimische Köstlichkeiten zu probieren: die besten Fish & Chips des Ortes. Runtergespült wurde das Ganze mit einem leckeren australischen Ginger Beer (die Bezeichnung Bier ist hier etwas irreführend, denn Alkohol beinhaltet das Getränk nicht). So gestärkt wandten wir uns der lokalen Kunstgalerie zu. Eine, wie sich herausstellte, kleine und feine Sammlung. Die Ausstellung war strukturiert nach wichtigen Elementen der Malerei: Farben, Kontraste, Größenverhältnisse und enthielt zu den entsprechenden Elementen Bilder verschiedener Epochen und Künstler. Schwerpunkt lag auf einheimischen Künstlern.

Kunstgalerie Dunedin
Public Art Galery Dunedin

In einigen Teilen der Galerie liefen die Vorbereitungen für die Dunedin Fashion Week auf Hochtouren, die leider (vor allem zu Denis’ Bedauern) erst nächste Woche beginnt. Ein kleiner Blick hinter die Kulissen ließ auch leider noch nichts erahnen. Dafür erhielten wir gänzlich unerwartet einen ganz anderen Einblick, nämlich einen über die Entwicklung Berlins. Und das am anderen Ende der Welt.

Amy Siegel präsentierte in der Ausstellung ihre filmische Installation “Berlin Remake”, entstanden im Jahr 2005. Die Installation präsentierte auf einem SplitScreen synchron immer einen alten Filmausschnitt (aus Filmen der 40er, 50er, 60er Jahre) irgendeiner Handlung vor authentischer Berlin-Kulisse und auf der anderen Seite exakt die gleiche Darstellung (d.h. auch dieselben Kamera Perspektiven, dieselbe Anordnung von Menschen, die sich durch das Bild bewegten) aus dem Berlin der 1990er Jahre. Wir waren begeistert, denn auf diese Weise wurde uns noch einmal eindringlich vor Augen geführt, wie sehr sich die Stadt verändert hat. Manche Außenschauplätze historischer Aufnahmen waren auf den neuen Aufnahmen nicht wieder zu erkennen (was nicht nur am Fehlen der Mauer lag).

Beeindruckt und begeistert führten wir unseren Stadtbummel fort, schlenderten unter anderem durch eine Galerie, wo es mir ein Bild mit fliegenden Pottwalen angetan hatte, und besuchten auch die lokale Shopping Mall. Das Angebot dort war dann doch eher übersichtlich.

Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und zu stürmen. Das ungemütliche Wetter trieb uns nach Hause zu gutem Essen, einem Wein, Eis und unserem neuen Abend-Highlight: Tim Tam Slam. Wer mehr wissen will: Diese beiden Amerikanerinnen zeigen, was das ist und was das soll (wobei die Neuseeländer natürlich darauf bestehen, dass der Tim Tam Slam auf Neuseeland und nicht Australien, wie in dem Video angemerkt, zurückgeht…):

Mein persönliches Fazit unseres Sightseeing Trips: Dunedin, immerhin mit >100.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt Neuseelands, ist unbedingt einen Besuch wert. Das liebenswerte Chaos, das Nebeneinander von Suburb-Einkaufsbaracke und viktorianischem Townhouse, die zahlreichen liebevoll eingerichteten Cafés, die wunderbare Lage am Otago und am Meer und all die vielen Kleinigkeiten geben der Stadt einfach einen Charme, der viele lokale Künstler anlockt, und auch uns das Gefühl von Authentizität und neuseeländischem Savoir-vivre vermittelte.

Tag 9 – Dem Biest ins Auge gesehen

Unser zweiter Tag in Dunedin führte uns auf die Otago-Halbinsel, die direkt vor der Stadt liegt. Pinguine und Albatrosse gibt es dort zu sehen. Wie uns eine liebe Dame im Tourismusbüro mitteilte, könne man diese Tiere jedoch nur auf geführten Touren besichtigen. Diese sollten 59 Dollar (für die Pinguine) beziehungsweise 52 Dollar (für die Albatrosse) kosten. Pro Person. Zu teuer.

Also fuhren wir nur zum Wandern auf die Insel. Tracks zum Ablaufen gibt es dort jede Menge – ab einer Laufdauer von fünf Minuten. Die Neuseeländer fahren de facto alles per Auto ab. Das Gefährt spielt hier eine so große Rolle, dass es nicht verwundert, dass fünf Minuten schon als “Wandern” gelten.

Die Neuseeländische Art, das Land zu erkunden Fotos aus dem Auto geschossen
Die Neuseeländische Art, das Land zu erkunden: Fotos aus dem Auto geschossen

Keine Pinguine, zarte Schafe

Unser erster Track führte uns an den Victoria Beach, wo man mit viel Glück vielleicht einen Pinguin hätte sehen können (ganz kostenlos!). Dieses Glück blieb uns verwehrt. Nur Landschaft mit Schafen, Bergen, Hügeln, Strand – der uns bekannten Neuseeland-Optik – türmte sich vor uns auf. Sehr schön, sehr grün. Nur keine Pinguine. Schade.

Victoria Beach
Victoria Beach

Dafür gab es viele putzige, zarte Schäfchen, die in den Wiesen vor dem Strand grasten, tollten und ruhten. Ich bekam Appetit auf Lamm. Aber die Tiere ließen sich schon nicht streicheln, also versuchte ich gar nicht erst, eines zu schlachten. Außerdem ist Denis Vegetarier. Also ging es ohne Lammkeule weiter.

Schlafende Schafe (Yam Yam!)
Ruhende und schlafende Schafe (Yam Yam!)

Ein Löwe!

Hernach kutschierten wir an den Allans Beach. Dort sollte es Seelöwen geben. Als wir den Strand erreichten, lag vor uns tatsächlich eine große bräunliche Masse, von der wir zunächst aus der Ferne nicht ausmachen konnten, ob es sich um Algen, verrottetes Seegras oder gar einen Seelöwen handelte.

Wir kamen etwas dichter und einigten uns darauf, dass hier ein toter Seelöwe an den Strand gespült wurde. Da lag schließlich nur ein Fleischberg mit Fell, eine Möwe pickte drauf rum und Fliegen umschwirrten den kläglich wirkenden Haufen.

Lebt das noch? Ein Seelöwe am Stand in Neusseland
Lebt das noch? Ein Seelöwe am Stand in Neuseeland

Aber alles falsch: Hier schlief nur ein Seelöwe. Der kleine Koloss schien im Tiefschlaf und ließ den Wind seinen Rücken entlang blasen. Bei näherer Betrachtung sah man deutlich, wie das Tier atmete und sogar ein wenig mit der Flosse wackelte.

An dem Strand lagen mehrere Seelöwen, dabei schienen alle eine ähnliche Schlafposition zu haben. Man konnte sich den Tieren bis auf wenige Meter nähern, ohne dass diese Notiz nahmen. Deutsche Touristen waren die wohl schon gewohnt.

Irgendwann wachte das Tier, das wir initial noch für tot hielten, auf. Aber es interessierte sich immer noch nicht für uns. Mutig zückte ich meine Kamera, drückte auf den Auslöser und robbte dem Tier näher. Irgendwann sah ich dem Biest ins Auge und es blickte zurück.

Ein wacher Seelöwe hat für uns wenig übrig
Ein wacher Seelöwe hat für uns wenig übrig
Todesmutige Fotos von dem Biest
Todesmutige Fotos von dem Biest

Immer noch keine Reaktion. Also robbte ich noch näher heran. Schließlich öffnete der Löwe sein Maul und demonstrierte seine stattliche Karies. Ein einzelner Zahn schaute aus dem augenscheinlich uralten Gebiss – keine Gefahr für mich. Dennoch ließ ich den greisen Löwen in Ruhe. Zwar hätte ich ihn gerne gestreichelt, aber er schien daran kein Interesse zu haben. Er gähnte, streckte sich, wackelte mit den Flossen und legte sich wieder schlafen:

Mampepampe

Nach dem Abenteuer mit dem Löwen fuhr ich mit den beiden Jungs zur letzten Attraktion des Tages, der Sandfly Bay am Sandymount. Zu deutsch mehr oder weniger: Bucht des fliegenden Sandes am sandigen Berg (Wobei die korrekte Übersetzung von Sandfly Sandfliege ist.)

Sandfly Bay
Sandfly Bay

Ja. Hier flog Sand. Ständig. Vom Wasser in Richtung Land und so entstanden merkwürdig aussehende Sanddünen, die rund 80 Meter hoch sind und welche man hinabsteigen konnte.

Unten am Strand sollten vielleicht, wieder mit ganz viel Glück, Pinguine sein, aber die waren abermals nicht da. Dafür fand ich ein wenig landeinwärts eine Stelle, bei der wir uns nicht einigen konnten, wie man diese nennen könnte. Denis wollte es “Treibsand” nennen, Frank und ich fanden die Bezeichnung “Mampepampe” angemessener. Es war jedenfalls ein Fleck bei der man, wenn man ein wenig auf dem Strandsand hüpfte und stampfte, mit den Füßen einsank und Wasser aus dem Boden quoll. Das war faszinierend, erstaunlich spaßig und wir sprangen eifrig auf dem Mampepampe-Treibsand umher. So sah das aus:

Nachdem wir alle eine Viertelstunde durch den Sand gehüpft waren und uns die Schuhe eingesaut hatten, entschlossen wir uns, zum Auto zurückzulaufen.

Dabei lernten wir, dass es wesentlich schwieriger ist, eine Sanddüne hinaufzulaufen als hinab. Denn mit jedem Schritt aufwärts rutschte man wieder einen Dreiviertelschritt hinab. Irgendwann hatten wir es geschafft, unsere morschen Knochen zum Auto zurückzubewegen und fuhren heimwärts.

Nach einem ausgiebigen Einkauf im lokalen PAK’nSAVE (dem neuseeländischen Discounter) gibt es jetzt Abendbrot in unserer Stadtwohnung. Wieder ist Denis der Koch und ich gehe davon aus, dass das Essen abermals hervorragend wird (ganz ohne Lamm sogar).

PAK'nSAVE
PAK’nSAVE – Der Baumarkt unter den Supermärkten

Tag 10 – Transit in die Berge

Heute war wieder mal so ein typischer Transittag: Abreisen – Rumreisen – Anreisen. Es ging von Dunedin zum Mt. Cook.

Nach üppigem Frühstück brachen wir auf, etwas wehmütig unser tolles Domizil in Dunedin zurücklassend und ein wenig ungewiss, wie wohl unser Hostel in Mt. Cook Village sein würde. Nach kurviger Fahrt über die Berge verabschiedeten wir uns von Dunedin.

Bucht vor Dunedin
Bucht vor Dunedin

Fortan fuhren wir die Küste entlang (also Arved fuhr und ich war der Navigator) zunächst in Richtung Oamaru. Dort wollten wir uns die kleine, aber wohl sehenswerte viktorianische Altstadt anschauen. Doch zunächst machten wir einen ersten kurzen Stop etwas südlich von Hampden, direkt am Pazifik. Dort konnte ich endlich meinen lange unterdrückten Badegelüsten frönen. Die Sonne schien herrlich warm, es war allerdings ziemlich windig. Das Bad fiel kurz aus, was vor allem an der Wassertemperatur lag – ich schätze, irgendwo zwischen 13 und 15 Grad. Aber ich wollte uns ja auch nicht zu lange aufhalten:

Ich bade in dem kalten Pazifik
Ich bade in dem kalten Pazifik

Also setzen wir unsere Reise zügig fort und erreichten gegen Mittag Oamaru. Die Stadt ist wirklich “sweet as”, wie der Neuseeländer sagen würde. Eine wirklich beeindruckende Straßenfassade empfing uns.

Straßenbild Oamaru
Straßenbild Oamaru

Leider sieht es nicht in der ganzen Stadt so aus, sondern nur in circa drei Häuserzeilen, die von den Einheimischen “Altstadt” genannt werden. Neben hübscher Kulisse erregte das Kunstprojekt “Steampunk” unsere Aufmerksamkeit. Dort wurde – kurz gesagt – aus Schrott und altem Technikkram Kunst gemacht. Und für den kleinen Beitrag von 2 Kiwi Dollars konnte man das eine oder andere Kunstwerk direkt zum Leben erwecken, was wir mit der schönen alten Dampflok dann auch gleich ausprobierten.

Steampunk Oamaru
Steampunk in Oamaru

Unser Mittagessen bestand … na? richtig! … aus Fish und Chips. Wir sind dem Insidertip des lokalen Tourist Offices gefolgt und haben die Verstärkung in einem chinesischen Restaurant erworben, was uns alles andere als vertrauensvoll erschien. Dennoch war das Essen erstaunlich lecker und üppig, so das wir die Reste gern teilten.

Möwen füttern in Oamaru
Möwen füttern in Oamaru

Unsere Transittour ging weiter. Hinter Oamaru bogen wir auf die Interstate 83 ab. Die Landschaft wurde deutlich bergiger. Rechts von uns befand sich zunächst der Waitaki River. Es folgten mehrere Stauseen. Die Kiwis gewinnen übrigens mehr als 80 Prozent ihrer Energie aus regenerativen Energiequellen; vor allem Wasser und Geothermie.

Das Panorama der Landschaft wurde immer reichhaltiger. Nach einem Tankstop in Omarama (ja, die Stadt heißt wirklich so!) ging es an Twizel vorbei, direkt auf die Straße linksseits des Lake Pukaki, hoch zum Mt. Cook Areal. Der See ist, wie viele Seen hier, ein Gletschersee. Daher kommt auch seine fast unnatürlich wirkende türkis-blaue Farbe. Es stammt vom Gesteinmehl des vom Gletscher zermahlenen Gesteins. Die dabei pulverisierten Minerale, gelöst in Wasser, ergeben im Sonnenlicht die intensiv blaue Farbe.

Pukakisee und Mount Cook im Hintergrund
Pukakisee und Mount Cook im Hintergrund

Natürlich kann man auch baden. Für uns geübte Nordländer ist das Wasser mit gefühlten 18 Grad geradezu einladend. Es war sonnig heiß am Nachmittag, also nutzten Denis und ich die Gunst der Stunde und gingen schwimmen (es war deutlich wärmer als das Meer am Vormittag). In unserem Hostel am Rand des Mount Cook angekommen, stellten wir fest, dass unser Zimmer zum Umfallen zu klein ist. Aber zum Schlafen sollte es genügen:

Zimmer im Glentanner
Zimmer im Glentanner

Und natürlich haben wir eine herrliche Sicht auf den Lake Pukaki und den majestätische Mount Cook und weitere Berge der neuseeländischen Southern Alps. Der Mount Cook ist übrigens mit seinen mehr als 3.700 m Höhe nicht nur der höchste Berg Neuseelands, sondern ganz Ozeaniens (einschließlich Australiens).

Mit leckerem selbst gemachten Essen und ein bisschen Abendsonne geht so unser Transittag zu Ende. Morgen brechen wir dann auf zum Wandern in die Berge.

Unser heutiges Essen: Nudeln mit Gemüse
Unser heutiges Essen: Nudeln mit Gemüse

Tag 11 – Skipping Stones

Mir tut der Arm weh. Das liegt an meinem Highlight von Tag 11: Skipping Stones. Aber dazu später mehr.

Wind im Zimmer

Die Nacht in unserem Herbergszimmer war rau – eine steife Brise hämmerte gegen das Haus und die Winde schwangen weit mehr als nur leise Flügel. Frank und Denis bekamen dank Oropax von dem nächtlichen Windspiel wenig mit. Da ich mit diesem Teufelszeug aber nicht schlafen kann, lag ich einen guten Teil der Nacht wach und hörte dem Wind bei der Arbeit zu.

Wettergewalt am frühen Morgen
Wettergewalt am frühen Morgen

Am Morgen war aus dem Wind ein stattlicher Sturm geworden und von dem am Vortag noch majestätisch am Horizont thronenden Mount Cook sah man nichts mehr. Eine dicke Regenwolke hatte den Berg ganz unmajestätisch eingehüllt und wir sahen nur noch eine Wasserwand.

15 Meter Wasser

Beim Frühstück erfüllte Denis den Bildungsauftrag des Tages und klärte uns auf: Auf dem Mount Cook fallen pro Jahr 15 Meter Regen – rund 25 Mal so viel wie in Berlin. Die Regenwolken kommen aus Patagonien und reisen einmal 18.000 Kilometer ostwärts um den Globus, um sich an dem Berg abzuregnen. Denn erst da treffen sie erstmals wieder an Land. Jepp, wir sind hier südlicher als Australien und südlicher als das Kap der Guten Hoffnung in Afrika. Nur Teile Südamerikas gibt es auf diesen Breitengraden noch.

Immerhin ein Regenbogen am Mount Cook
Immerhin ein Regenbogen am Mount Cook

Unser Plan des Tages – Wandern – fiel mit dem Regen ins Wasser. Da sich Berliner aber so schnell nicht unterkriegen lassen wollen, fuhren wir trotzdem von unserer Herberge Richtung Berg in der vagen Hoffnung, das Wetter würde noch umschwingen.

Es schwang aber (noch) nicht und wir wählten deswegen den Wanderweg, der am wenigsten dem Wind und Regen ausgesetzt war – den Governor Bush Walk Track durch den Wald.

Quer über die Straße geweht

Auf dem Weg zum Waldwanderweg lernte ich, dass Winde in Neuseeland tatsächlich eine Gefahr für Autofahrer darstellen können. Unser kleiner Nissan wurde mehrmals quer über die Straße geweht und ich war froh, dass hier kaum andere Autos unterwegs waren.

Auf unserem Track im Wald regnete es weniger, aber nass wurden wir in der einen Stunde zwischen den Bäumen trotzdem. Gesehen hat man auch nicht viel, denn die Regenwolke versperrte die Sicht auf das Tal und den Berg vor und hinter uns.

Wandern im Regen
Wandern im Regen

Danach waren wir bedient und fuhren zu unserer Herberge zurück. Dort verspeisten wir unsere belegten Brote, die eigentlich für eine mehrstündige Wanderung gedacht waren und spielten eine Runde Mensch ärgere dich nicht. Denis würfelte fast nur Sechsen und gewann.

In der Zwischenzeit hatte sich das Wetter mehr und mehr aufgeklärt – der Wind ließ nach, der Wolke ging der Regen aus und irgendwann hatte sich die vormals fette Regenwolke ganz aufgelöst.

Skipping Stones am Lake Pukaki

Mit dem nun schönen Wetter im Rücken liefen wir drei frohen Mutes hinab an den Lake Pukaki, der nur 20 Minuten zu Fuß von unserer Herberge entfernt liegt. Dort ließen wir uns nieder, Frank planschte im Wasser, Denis las und ich übte mich am Werfen von Steinen auf das Wasser – Titschersteinen oder Skipping Stones.

Frank schwimmt im Lake Pukaki am Mount Cook
Frank schwimmt im Lake Pukaki am Mount Cook
Skipping Stones am Lake Pukaki
Skipping Stones am Lake Pukaki

Ich bin in dieser Disziplin sicherlich vergleichsweise talentfrei, aber dieser See scheint mir optimale Bedingungen zu bieten: Klares, sehr ruhiges Wasser, unzählige perfekt geformte flache Steine in verschiedensten Größen am Ufer und eine einmalige Kulisse mit dem Mount Cook im Hintergrund.

Nachdem ich ungefähr 50 Steine ins Wasser geworfen hatte – einige sprangen immerhin 10 Mal – musste ich aufhören. Offensichtlich sind meine müden Armmuskeln schnelle Bewegungen nicht mehr gewohnt. Vielleicht habe ich morgen noch einmal die Möglichkeit, den See mit Steinen zu bombardieren.

Jetzt (am späten Nachmittag) haben wir hier bombastisches Wetter – die Sonne scheint in Strömen, kein Wind, keine Wolke. Mit etwas Glück bleibt es über Nacht so und wir können den Sternenhimmel beobachten.

Wir befinden uns hier in einem Lichtschutzgebiet und man soll hier angeblich einen phänomenalen Sternenhimmel sehen können, wenn denn keine Wolken davor rumlungern. Daumen drücken!

Tag 12 – Wolkenlos Wandern

Das Daumendrücken hat funktioniert – wir erlebten gestern eine sternenklare Nacht am Fuße des Mount Cook in unserem Hostel.

Das heißt wir standen ab 22.30 Uhr draußen vor der Tür in der Dunkelheit. Es war (wenn man sich von den wenigen Lichtern des Hostels entfernte) tatsächlich so dunkel, dass man weder Hand noch Augen sah und wir reckten unsere Köpfe gen Himmel.

Da droben sahen wir den gesamten Südsternhimmel und quer über diesen zog sich die Milchstraße, welche sehr deutlich als lange, helle Formation hinter den Sternen lag.

Lediglich das Kreuz des Südens sahen wir nicht. Oder zumindest fanden wir es nicht, allerdings haben wir auch keine Ahnung, wie das genau aussieht. Unsere Unwissen tat unserem Eindruck aber keinen Abbruch und so schauten wir weiter in den Sternhimmel bis uns bei nächtlichen 5 Grad zu kalt wurde.

Wandern am Mount Cook, 2. Versuch

Nachdem unser gestriger Wanderversuch am Mount Cook ins Wasser gefallen war, hatten wir heute deutlich mehr Glück. Des morgens hingen zwar noch einige Wolken im Berg, aber von Regen war keine Spur und die Wolken verzogen sich irgendwann komplett.

Ausgehend vom Aoraki–Village machten wir uns auf den Hooker Valley Track, der uns über anderthalb Stunden und drei große Hängebrücken zum Hooker Glacier geleitete.

Wandern im Hooker Valley
Wandern im Hooker Valley

Die ersten Eindrücke waren eine Melange in geschätzt 50 Grautönen, einer Menge Schotter, Geröll und ein umwölkter Gletscher.

Wolken im Berg
Wolken im Berg
Graues Geröll
Graues Geröll

Doch später offenbarte sich die Schönheit des Panoramas als die Wolken von dannen zogen und die Sonne rauskam. Der Mount Cook als höchste Erhebung der neuseeländischen Alpen ist übrigens etwas über 3.700 Meter hoch und damit gut 750 Meter höher als die Zugspitze (oder gleich dreimal so hoch wie der Fichtelberg).

Hooker Gletscher
Hooker Gletscher

Nach drei Stunden Wandern im Hooker Valley liefen wir noch den Weg zum Kea Point ab, an dessen Ende jedoch kein Kea – ein hier einheimischer Vogel – auf uns wartete, sondern noch mehr famose Blicke auf die Berglandschaft.

Panorama vom Kea Point
Panorama vom Kea Point

Dritte und letzte Station war heute für uns der Tasman Gletscher – der größte Gletscher dieser Insel, der aber inzwischen nur noch ein Schatten seiner selbst ist. In den letzten 30 Jahren hat er rund 5.000 Meter Länge verloren und schmilzt unaufhörlich weiter zusammen. Deswegen sieht die Landschaft um den Gletschersee nun ein wenig aus wie auf dem Mond oder in einem brandenburgischen Kohletagebau.

Tasman Gletschersee
Tasman Gletschersee
Eis im Gletschersee
Eis im Gletschersee
Wanderselfie zu dritt
Wanderselfie zu dritt

Nach den Touren ging es wieder nach Hause, wo Frank noch ein wenig im See planschte, Denis und ich lasen und wir alle den ungetrübten Blick auf den Berg genossen.

Blick auf den Mount Cook vom Lake Pukaki
Blick auf den Mount Cook vom Lake Pukaki

Morgen steht ein weiterer Transit-Tag auf dem Programm. Gute 500 Kilometer fahren wir nach Punakaiki, wo wir uns die Pancake-Rocks anschauen werden. Jetzt hab ich Hunger. Und Denis steht bestimmt schon in der Hostel-Küche und werkelt an seinen Quesadillas. Yam, Yam!

Tag 13 – Quer durch die Alpen

Die Alpen gibt es nicht nur in Bayern, sondern auch auf der Südinsel von Neuseeland. Gut, noch mehr Alpen gibt es auch in Australien, Japan und Albanien, aber da waren wir grade nicht, sondern eben hier unten auf dem 43. Grad südlicher Breite am Mount Cook in den neuseeländischen Alpen.

Adieu Mount Cook

Mount Cook am frühen Morgen
Mount Cook am frühen Morgen

Am Samstag verließen wir unser Glentanner Hostel, welches wir uns drei Tage mit deutschen Campern, Schulklassen aus Christchurch und Heerscharen von Asiaten geteilt hatten und verlebten einen Tag im Auto.

Unsere Gemeinschaftsküche im Glentanner Hostel am Mount Cook
Unsere Gemeinschaftsküche im Glentanner Hostel am Mount Cook

Rund 550 Kilometer fuhren wir quer über die Insel durch Alpen hindurch gen Norden und an die Westküste.

Blau wie frisch aus der Chemiefabrik

Während Frank die Straßen entlangbrauste, wurde draußen die Landschaft vorbeigefahren. Zu sehen bekamen wir Berge in allen möglichen Grüntönen, sowie Seen und Flüsse in Blautönen, die teilweise an Chemiefabriken erinnerten, aber wohl doch eher ganz natürlich auf die hiesigen Gletscher zurückgehen.

Eingesprenkelt gab es kleine beschauliche Städtchen, die augenscheinlich ausschließlich für die Touristen aufgebaut wurden und an amerikanische Kleinstädte erinnerten. Wie passend, dass wir auch durch Springfield fuhren. Kleine gelbe von Koreanern gezeichnete Figuren begegneten uns allerdings nicht.

Dann und wann hielten wir an und machten – wie es sich für ordentliche Touristen gehört – viel zu viele Fotos mit unseren schlechten Smartphone-Kameras.

Landschaft östlich der Alpen
Landschaft östlich der Alpen
Grüne Hügel vor den Alpen
Grüne Hügel vor den Alpen
Lake Tekapo – Blaues Gletscherwasser
Lake Tekapo – Blaues Gletscherwasser
Fast schon chemisch blauer Rakaia Fluss
Fast schon chemisch blauer Rakaia Fluss
Alpen vor dem Arthur's Pass
Alpen vor dem Arthur’s Pass
Strassenbild Geraldine – 2.500 Einwohner; mit Subway und Bauernmarkt
Strassenbild Geraldine – 2.500 Einwohner; mit Subway und Bauernmarkt

Grüner Regen auf der Westseite

Nachdem wir den Arthur’s Pass durchquert hatten und die Alpen langsam hinter uns ließen, zeigte sich ein drastisch anderes Landschaftsbild. Aus grünen Hügeln wurden saftig grüne Wälder mit Palmen und Farnbäumen. Hier sah nun alles feuchtwarm tropisch aus und um den Eindruck des Regenwaldes perfekt zu machen, schüttete es auch gleich wie aus Eimern.

Zum Abend kamen wir am Zwischenziel für die Nacht an: Punakaiki. Der kleine Ort an der Westküste hat genau eine Attraktion: Die Pancake Rocks – also die Pfannkuchenfelsen.

Pfannkuchenfelsen

Diese Felsen sind stark erodierte Kalksteine, die dank der Verwitterung aussehen, wie aufgeschichtete Pfannkuchen. Niemand könne genau erklären, warum die Felsen so aussehen, wie sie aussehen, erklärte die örtliche Erklärtafel zu den Steinen. Egal. Auch ganz unaufgeklärt fanden wir diese Steine ganz famos.

Steinformationen Pancake Rocks
Steinformationen Pancake Rocks
Pancake Rocks
Pancake Rocks

Nach Besichtigung der Felsen verspeisten wir je einen Burger im einzigen lokalen Restaurant und zogen uns dann in unsere Hütte – direkt an der Küste gelegen – zurück.

Blick von unserem Bungalow in Punkaiki
Blick von unserem Bungalow in Punkaiki

Heute fahren wir weiter gen Abel Tasman Nationalpark. Dort wird Denis für drei Tage den Abel Tasman Coast Track ablaufen und Frank und ich werden uns am örtlichen Strand in Parapara einquartieren.

Tag 14 – Ab ans Meer

Wie gestern von Arved bereits angekündigt, ging unsere Reise heute weiter hoch zum Abel Tasman National Park und ans Meer, nach Parapara, zur Golden Bay.

Punakaiki entließ uns, nachdem es die ganze Nacht geschüttet hatte, mit freundlichem Gesicht. Nach reichhaltigem Frühstück besichtigten wir die zweite und damit letzte Attraktion des Ortes: die Punakaiki Caverns. Oder zu deutsch: Punakaiki Höhlen. Es handelte sich weder um Tropfstein- noch um Glühwürmchen-, sondern um stinknormale Höhlen, die vermutlich das Meer vor langer Zeit in die Felsen gespült hatte.

Punakaiki am Morgen
Punakaiki am Morgen

Regenwälder, Nadelwälder, Schwarzwälder?

Wir verabschiedeten uns von unserer Hütte, den Pfannkuchenfelsen und Punakaiki und ab ging es weiter durch den Regenwald am Meer entlang, die Interstate 6 hoch nach Norden.

Regenwald in Punakaiki
Regenwald in Punakaiki

In Deutschland würde man wohl Stau oder ähnliches vermuten, wenn man für gut 300 km ungefähr 5 Stunden Fahrzeit braucht. Aber in Neuseeland führt nunmal keine Straße geradeaus und Tempo 100 ist oft das Maximum (entsprechende Hinweisschilder stellen eher eine fahrtechnische Herausforderung denn eine Obergrenze dar).

Kurz vor Westport bog unsere Straße landeinwärts, Richtung Nelson. Damit verließ uns auch der Regenwald. Es folgten Nadelwälder und beschauliche Flusstäler, die Arved zu der Feststellung veranlassten, dass es hier ein bisschen wie im Schwarzwald aussehe.

Arved präsentiert den Schwarzwald
Arved präsentiert den Schwarzwald

Nach den Bergen kommt immer das Meer

Nachdem wir so mehrere Stunden in unserem Highend-Automobil (Nissan, genaues Modell eher unbekannt) dahin geglitten sind, wurden die Berge irgendwann weniger und von weitem konnten wir das Meer türkisfarben funkeln sehen. Am Nachmittag erreichten wir Richmond, einen Vorort von Nelson. Ein Vorort wie aus einem amerikanischen Bilderbuch: Hässliche Häuser und eine Shoppingmall, so groß wie eine Kleinstadt. Wir besorgten uns im PAK’nSAVE das Nötigste (das heißt neue Zahnbürste für Arved und Schrippen … oder wie das hier heißt).

Für die einen ist es Wandern, für andere ein Spaziergang

Denis nutzte die Gunst der Stunde und organisierte sich nochmal eine dicke Pizza: genug Kalorien für den ersten Teil seiner Wanderung durch den Abel Tasman Park, der ihm heut noch bevorsteht.

Pizza Essen: Frank, Arved (nur die Füße) und Denis
Pizza Essen: Frank, Arved (nur die Füße) und Denis

Schnell ließen wir Richmond hinter uns und fuhren nach Marahau. Dort beginnt der Abel Tasman Coast Track, den Denis laufen will. Die Strecke ist gut 50km lang. Der offizielle Touristen Guide veranschlagt 4 Tage für die Strecke. Denis hat sich 2,5 Tage dafür Zeit gegeben. Nach seinen bisherigen Wanderungen durch das Land gleiche die Strecke eher einem Spaziergang, meinte er.

Und so machte er sich am späten Nachmittag auf den Weg, um noch die ersten 15km heute zu laufen. Guten Track und bis bald.

Denis macht sich auf den Weg
Denis macht sich auf den Weg

Retro Style in Golden Bay

Wir machten uns auf die letzte Etappe unserer heutigen Tour: einmal um den Abel Tasman herum, rüber von Marahau nach Parapara zu unserem Häuschen für die nächsten 4 Nächte. Also ging es wieder ab, quer durch die Berge. Für die 75km brauchten wir wieder gut 1,5h. Dafür gab es Ausblicke satt:

Grüne Berge und Meer
Grüne Berge und Meer
Noch viel mehr grüne Hügel
Noch viel mehr grüne Hügel

Mit der Abendsonne erreichten wir unser Ferienhaus. Direkt am Strand, an einer kleinen Bucht gelegen, erinnert das Haus ein bisschen an Oma im Urlaub. Sehr liebevoll eingerichtet, mit vielen Bildern an den Wänden, durchaus künstlerisch wertvoll. Und geräumig ist es auch.

Unser Haus in Parara
Unser Haus in Parara
Unser Wohnzimmer in Parapara
Unser Wohnzimmer in Parapara

Nachdem wir das Haus bewundert hatten, ging es schnurstracks ins Wasser. Die Tasman See empfing uns mit warmem Wasser und sanfter Dünung. Der milde Wind eine Spätsommerabends lädt uns ein, die Terasse zu nutzen. Arved werkelt in der Küche und gibt mir zu verstehen, dass angerichtet werden kann. Und wer bin ich, um dem Ruf nicht Folge zu leisten?

Essen mit Ausblick
Essen mit Ausblick

Tag 15 – Ein eigenwilliges Haus

Heute war ein recht ereignisloser Tag. Morgens beim Frühstück überraschte Arved mit der Nachricht, dass der Herd nicht mehr funktioniert. Der Ofen ging noch, aber die Kochplatten sagten keinen Mucks mehr. Wir verständigten unsere Ferienhaus-Managerin per Mail. Telefonisch war sie abgetaucht. Dazu später mehr.

Nach dem Frühstück war Hausarbeit angesagt. Arved hatte die Wäsche bereits vorbereitet und die Waschmaschine angeschaltet. Wir staunten nicht schlecht, als wir einige Zeit später – nachdem die Waschmaschine mit einem langen Pieeeeeep fertig meldete – die Sachen raus holten. Alles, was wir immerhin noch halbwegs sauber hineingesteckt hatten, war nun voller Sand. Ebenso die Waschmaschine. Irgendwann vor uns muss ein Schweinchen in dem Haus gewesen sein.

Meinen restlichen Vormittag brachte ich dann nach einem Sprung ins Meer damit zu, die Waschmaschine und unsere Sachen zu entsanden. Beim zweiten Anlauf gelang die Wäsche dann wie gewünscht. So konnten wir schließlich am Mittag doch noch zu unserer kleinen Tour zum Wharariki Beach aufbrechen.

Auf dem Weg zum morgendlichen Baden
Auf dem Weg zum morgendlichen Baden

Sommer, Sonne, Auenland

So rollten wir also mit Tempo gemächlich auf die nördlichste Spitze der Südinsel zu. Nach sechs Kilometer Fahrt über unbefestigte Straße, die mich schmerzhaft daran erinnerte, dass die Stoßdämpfer unseres Autos nur noch zu Dekozwecken vorhanden sind, erreichten wir unser Ziel. Es folgte eine kurze Wanderung durch Auenland zum Strand.

Auenland vor dem Wharariki Beach
Auenland vor dem Wharariki Beach
Melange in Grün und Blau
Melange in Grün und Blau
Blauer See, Grüne Waldhügel – Auenland eben
Blauer See, Grüne Waldhügel – Auenland eben
Das wirklich schöne Auenland vor dem Wharariki Beach
Das wirklich schöne Auenland vor dem Wharariki Beach

Von Ebbe und Flut

Tripadvisor hat Recht. Wharariki Beach ist ein wundervoller Naturstrand. Hohe Dünen, blaues Meer, grüne Felsen im Wasser. Und mittendrin wir beim Planschen. Die Flut stand gerade kurz vor ihrem Scheitelpunkt. Die Wellen rauschten hoch und es ließ sich wunderbar baden. Robbie Robbe ließ es sich derweil neben uns entspannt das Fell sonnen auf der Fels-Sonnenbank.

Felsen am Wharariki Beach
Felsen am Wharariki Beach
Robbie Robbe sonnt sich
Robbie Robbe sonnt sich
Felsen und Meer am Wharariki Beach
Felsen und Meer am Wharariki Beach
Sanddünen fast wohin das Auge reicht
Sanddünen fast wohin das Auge reicht

Mit der Flut ist das hier eine ganz einfache Sache. Ist sie da, dann ist Wasser da. Ist Ebbe, dann muss man eben etwas weiter zum Wasser laufen. Auch am Strand vor unserem Häuschen merkt man die Flut deutlich. Um es konkret zu sagen: über 3 Meter Höhenunterschied beim Wasser zwischen Ebbe und Flut. Manch einer der Nachbarn geht auf die bei Ebbe trockenliegenden Sandbänken dann Muscheln sammeln. Vermutlich zum späteren Kochen.

Selbstgemachte Schokolade

Bevor es von unserem Ausflug zurück nach Hause ging, machten wir noch einen Abstecher nach Collingwood, direkt vor Puponga und Pakawau (ja, die Orte heißen hier wirklich so). Collingwood ist ein hübscher kleiner Ort, nicht nur am gefühlten Ende der Welt, sondern auch am äußersten Ende der Insel gelegen.

Dort gibt es ein Highlight: die selbstgemachte Schokolade von Rosy Glow. Natürlich haben wir den Laden besucht und dem Eigentümer gut Umsatz beschert. Die Pralinen waren auch zu lecker.

Rosy Glow Schokoladen in Collingwood
Rosy Glow Schokoladen in Collingwood
Yam Yam, Schokolade
Yam Yam, Schokolade

Gassi fahren und eingeschränkt kochen

Dann ging es ab nach Hause. Unsere Haus-Managerin war mittlerweile wieder aufgetaucht. Sie hatte angeboten, uns bei der Suche nach dem Sicherungskasten zu helfen. Vormittags hatten wir das Haus auf den Kopf gestellt, in der Vermutung, dass die Herdplatten aufgrund einer durchgebrannten Sicherung nicht mehr funktionierten.

Gefunden hatten wir aber nichts. Wir wurden von Lisa (so heißt die Managerin) auf morgen früh vertröstet. Dann können wir zusammen Pfadfinder spielen.

Unsere Herausforderung für heute Abend hieß also: Kochen ohne Herdplatten. Die Lösung war so einfach wie unkreativ. Was macht man, wenn man nur noch einen Ofen hat? Richtig: selbstgemachte Pizza.

Auch das war eine kleine Herausforderung. Unser Haus hat offenbar Charakter. Mehrfach ging der Ofen aus, an, aus, an. Am Ende haben wir dann die Pizza doch noch hingekriegt. Wie genau der Ofen funktioniert, wissen wir aber immer noch nicht.

Beim Essen auf der Veranda haben wir dann dasselbe eigentümliche Schauspiel beobachtet, wie bereits gestern: Gassi fahren.

Das geht so: Herrchen und / oder Frauchen fahren mit dem Auto auf den Strand. Die Autotür wird geöffnet. Ein riesiges weißes Wollknäuel (kein Schaf, sondern ein schafsähnlicher Hund) springt heraus und rennt los. Die Tür schließt sich. Und das Auto fährt am Strand dem Tier hinterher. Etwa 20 Minuten später dasselbe Spiel in umgekehrter Reihenfolge. Auto kommt am Wasser langgerollt. Hält. Wartet. Irgendwann kommt der Hund. Tür auf. Hund rein. Ab nach Hause.

Dabei könnte man an diesem Strand ganz wunderbar mit dem Hund spazieren gehen. Aber es geht eben auch anders. Wir dürfen übrigens mit unserem Auto nicht auf den Strand fahren – Verbot durch den Autovermieter. Vermutlich aus Angst, dass wir stecken bleiben und aus unserem fahrbaren Untersatz bei Flut ein U-Boot wird. Falls wir es schaffen, dann gibt es morgen auch Bilder vom Gassi fahren.

Unseren ereignislosen Tag werden wir jetzt bei einem Rotwein entspannt ausklingen lassen. Mal sehen, wie wir morgen Essen machen. Und was das Haus an Überraschungen für uns bereit hält.

Tag 16 – Abel Tasman

Abel Tasman war ein Niederländer und 1642 angeblich der erste Europäer, der Fuß auf Neuseeland setzt. Grade mal 374 Jahre später schafften Frank und ich diese Reise ja nun auch.

Auch wenn Abel Tasman nicht sehr viel vollbracht hatte, als eben auch mal hier zu sein, hat man gleich einen er schönsten Nationalparks der Insel nach ihm benannt und diesen haben wir heute in einer längeren, konzertierten Wanderaktion kennengelernt.

Guten Morgen, liebe Sonne

Aber der Reihe nach. Mein Tag begann kurz nach Sieben als ich schlaftrunken mit einem halben Auge aus dem Schlafzimmerfenster sah und einen wunderschönen knallroten Himmel sah. Also beschloss ich, dass die Nacht beendet ist, rannte raus und machte wie ein guter Tourist zig Fotos von dem morgendlichen Sonnenaufgang.

Hier ist eines:

Sonnenaufang in Parapara – Fast gar nicht kitschig
Sonnenaufang in Parapara – Fast gar nicht kitschig

Hernach versuchte ich ein wenig zu arbeiten und schrieb ein paar Artikelchen für meine Pokerseite. Gegen neun gesellte sich Frank zu mir und wir frühstückten auf unserer Veranda. Das Frühstück wurde durch die Ankunft von Lisa unterbrochen.

Lisa und der Herd

Lisa ist unsere Hausmanagerin und kam wegen des bereits beschriebenen kaputten Herdes. Lisa war sehr nett. Lisa hatte viele Schlüssel und suchte mit uns nach einem Sicherungskasten, um eventuell den Herd zu reparieren. Lisa fehlte jedoch der entscheidende Schlüssel zu unserem Keller, dem einzigen Raum, den wir nicht betreten konnten und in dem vielleicht ein Sicherungskasten sein könnte. Lisa konnte uns also nicht helfen. Aber sie sicherte uns zu, mit ihrem Mann später wiederkommen zu wollen, um die Kellertür aufzubrechen, den Sicherungskasten zu suchen und durch das Austauschen der Sicherung unseren Herd wieder zu reparieren. Eventuell. Wir waren gespannt.

Auf zum Wandern

Danach brachen Frank und ich schließlich zum Abel Tasman Nationalpark auf. Wir parkten das Auto bei der Wainui Bay und stiefelten los. Über eine Strecke von rund fünfeinhalb Kilometern legten wir 200 Höhenmeter im Wald mit Blick auf die Bucht zurück, machten zahlreiche Fotos von ebendiesem Meerbusen bei Ebbe, regenwaldähnlichen Bäumen und kamen schließlich beim Whariwharangi Beach raus.

Bucht bei Ebbe
Bucht bei Ebbe
Wasser und Wald im Abel Tasman
Wasser und Wald im Abel Tasman: Schön!
Noch mehr Meerbusen und mehr Wald
Noch mehr Meerbusen und mehr Wald

Am Whariwharangi Beach (das “Wh” spricht übrigens wie ein “F” aus) stand eine Hütte für die dieses Land bevölkernden (zumeist deutschen) Zelter und Wanderer, so dass diese ein halbwegs sicheres Abendquartier haben. Für Denis wäre dies das letzte Nachtlager auf seinem Track gewesen, wurde es aber nicht. Doch dazu später mehr.

Wanderhütte für mehrheitlich deutsche Backpacker am  Whariwharangi Beach
Wanderhütte für mehrheitlich deutsche Backpacker am Whariwharangi Beach

Nachdem wir die Hütte inspiziert hatten, feststellten, dass die hiesigen Wanderer offenbar extrem reinlich sind (denn es sah alles sehr sauber und ordentlich aus) und ich meine Wasservorräte auffrischte, ging es weiter Richtung Separation Point, dem nordöstlichsten Punkt des Parkes.

Hammel, Ziegen und ein Wiedersehen

Dabei machten wir einen Abstecher über die Mutton Cove (zu deutsch: Hammelbucht) direkt vor der Goat’s Bay (also Ziegenbucht). Dort fand sich ein wunderschöner Sandstrand über den es zu unserem Ziel ging.

Am Ende dieses Sandstrandes saß eine einsame Figur mit einem Handtuch auf dem Kopf in der prallen Sonne und schaute auf’s Meer hinaus. Nachdem wir ein gutes Stück dichter gekommen waren, stellte sich plötzliche, unverhoffte Wiedersehensfreude ein. Da saß nämlich Denis, der die letzten zwei Tage überaus fleißig den größten Teil seines Tracks bereits abgelaufen war und nun die Zeit mit Yoga am Strand verbachte.

Aber da wir uns nun wieder gefunden hatten, entschieden wir uns, den Rest des Tracks, den Frank und ich ja schon gelaufen waren, zusammen zu wandern. Denis mit seinem großen Rucksack samt Zelt und Schlafsack, wir mit unseren kleinen, die grade Handtücher und ein wenig Obst fassenden Tragebeuteln.

Schon wieder Robben

Nach etwas Klettern über den Strand und die Dünen und ein paar weiteren Kilometern durch den Wald erreichten wir den Separation Point. Dort erwartete uns ein Leuchtturm und eine Art Attrappe eines Reiherschwarms, die dort aufgebaut war, um echte Reiher anzulocken.

Reiherattrappen inklusive Geräuschkulisse mit Lautsprecher als Einwanderungshilfe für Fremdreiher (Manfred fände das wohl nicht so toll)
Reiherattrappen inklusive Geräuschkulisse mit Lautsprecher als Einwanderungshilfe für Fremdreiher (Manfred fände das wohl nicht so toll)

Auf den Felsen vor uns lagen zwei Robben, hielten ihre Bäuche in die Höhe, wackelten dann und wann mit den Flossen und schienen sich des Lebens zu freuen.

Nachdem wir genug Robben-Fotos geschossen hatten, machten wir uns auf den Rückweg zu unserem Auto.

Zwei Robben am Sepration Point – Auftrag an den Leser: Finde beide Robben!
Zwei Robben am Sepration Point – Auftrag an den Leser: Finde beide Robben!

Erneut über den Whariwharangi Beach, die Camper-Hütte und den 200-Meter-Hügel, den Frank und ich schon am Mittag erklommen hatten und der Wainui-Bucht ging es zurück zum Parkplatz. Jetzt war Flut und die Bucht sah gleich ganz anders aus.

Idyllische Bucht samt Boot – irgendwie paradiesisch
Idyllische Bucht samt Boot – irgendwie paradiesisch

21 Kilometer Wanderstrecke mit insgesamt rund 800 Höhenmetern machten sich so langsam in unseren morschen Knochen bemerkbar und ich war ganz froh am späten Nachmittag wieder im Auto sitzen zu können.

Nach einem kurzen Abstecher beim Supermarkt ging es zurück nach Hause, wo uns ein reparierter Herd erwartete. Was genau Lisa gemacht hatte und wo wohl der Sicherungskasten ist, wissen wir zwar immer noch nicht, aber egal: Der Herd geht wieder, wir können wieder kochen. Zur Feier des Tages gab es wieder von Frank zubereitete Pizza. Sehr lecker!

Pizza, Urlaub, Yam, Yam!
Pizza, Urlaub, Yam, Yam!

Heute gehen wir wohl alle etwas zeitiger ins Bett – ab morgen soll es hier regnen, hoffen wir mal, dass es nicht zu schlimm wird.

Tag 17 – Meine warme Ofentüre

Der siebzehnte Tag unserer Reise sollte für mich ein Arbeitstag werden. Draußen regnete und stürmte es – perfekt, um einfach in der Küche vor dem heizenden Backofen zu sitzen, Artikel über die Welt des Online-Pokerns zu schreiben und aus dem Fenster zu sehen.

Backofen? Genau, denn das Haus hat eben seine Eigenarten. Zu diesen gehört, dass die Klimaanlage (welche in südlichen Ländern auch gleichzeitig für das Heizen zuständig ist) nicht funktioniert. Also machte ich einfach den Backofen an, öffnete die Ofentüre und saß so im Warmen.

Den Großteil des Vor- und Nachmittags verbrachte ich übrigens alleine. Denn Denis und Frank waren Kayak fahren. Dazu gibt es weiter oben mehr von Frank.

Bei dem Sturm lief ich nur einmal eine halbe Stunde den Strand rauf und runter, war klitschnass und setzte mich wieder vor den Ofen zum Wärmen.

Ich vermisse den Ofen!
Ich vermisse den Ofen!

Am späteren Nachmittag kamen die beiden ebenfalls klitschnassen Kayakfahrer wieder und entdeckten am eigenen Leibe die Vorzüge der wärmenden, offenen Ofentür, auch wenn Frank irgendwann anfing seine Wäsche herinnen trockenzubacken.

Sachen backen im so warmen Ofen
Sachen backen im so warmen Ofen

Abends kehrten wir in das Mussel Inn ein, das einzige Restaurant in der Nähe unserer Behausung. Dort gab es zünftiges Bier, Steak und Fisch und passend zum Namen des Ladens Muscheln.

Muscheln in der Mussel Inn
Muscheln in der Mussel Inn

Daheim spielten wir noch ein paar Partien Rommé (wie man das im gesetzten Alter eben so macht) und erstmals nach insgesamt 15 gespielten Runden wurde auch Denis einmal Sieger. Herzlichen Glückwunsch!

Tag 17 – Auf den Spuren Abel Tasmans

Denis und ich verbrachten den Tag mit Kayak fahren. An sich eine gute Idee. Und am Vortag hatte ich bereits die “half day guided tour” klar gemacht. Also schwangen wir uns um zehn Uhr ins Auto und fuhren nach Tata Beach, wo unser Guide wartete.

An sich sollten sich die Wellen leicht im Wind kräuseln und die Sonne das Meer blau erstrahlen lassen. Nur leider sah die Wirklichkeit etwas anders aus. Wie bereits berichtet, hatte es in der Nacht zu regnen angefangen. Ein bisschen windig war es auch.

Golden Bay – Rainy Bay

So fuhren wir also durch den Regen und waren pünktlich um elf Uhr am Treffpunkt. Die Kayak Leute staunten nicht schlecht, dass wir tatsächlich antreten wollten. Aber so schnell kneift bei uns keiner. Das bisschen Regen und Wind…

Paddeln bei der Golden Bay
Paddeln bei der Golden Bay

Unser Guide, nennen wir ihn Shawn (wir haben es tatsächlich geschafft, seinen Namen innerhalb von nicht mal einem Tag zu vergessen), machte uns zunächst mit den Sicherheitsvorkehrungen vertraut. Jeder bekam eine Schwimmweste und eine Art wasserfesten Overall, den er dann über das Kayak ziehen konnte. Schuhe aus, Badeklamotten an, Regensachen drüber, Overall drüber, Schwimmweste drüber und wir waren bereit. Wir hatten ein Zweier Kayak. Ich saß hinten, das heißt mir kam damit auch die Aufgabe des Steuermanns zu.

Klippen und Tieftauchvögel

Die Tour sollte rund zweieinhalb bis drei Stunden dauern. Shawn gab uns den wohlmeinenden Rat, dass wir natürlich jederzeit umkehren könnten, falls uns der Regen zu nass und die Wellen zu wellig werden sollten. Wir steuerten zunächst zwei kleine Inseln unmittelbar vor dem Tata Beach an. Shawn erklärte uns, dass es sich um die größte Wasservögel Kolonie Neuseelands handelt. Es wimmelte nur so vor verschiedenen Arten Tölpeln und Enten, die auf den Inseln ihre Nester hatten. Insbesondere Tölpel vollbringen eine erstaunliche Leistung. Ihr Körperbau ist weniger zum Fliegen, sondern vielmehr zum Tauchen geeignet. Wenn sie aus luftiger Höhe Beutetiere im Wasser sehen und sich hinabstürzen, können sie bis zu 60m tief tauchen.

Natürlich gab es auch wieder Felsen voller Robben. Die Männchen werden mit ca. 120 Kilogramm doppelt so schwer wie die Weibchen. Weibchen schwimmen weit raus ins Meer, um Nahrung zu finden. Auch sie schaffen es dabei tief hinab: bis zu 250 Meter.

Rafting im Pazifik und in der Tasmansee

Auf unserem Weg um die Inseln kamen wir den Klippen manchmal ziemlich nahe. Unser Kayak lag trotz Wind, Regen und Wellen gut im Wasser. Ein bisschen so muss sich Rafting anfühlen. Nur macht man das ja üblicherweise nicht im Ozean. Nachdem wir die Inseln umrundet und einige Klippen umschifft hatten, paddelten wir weiter in Richtung Wainui Bay, hin zum Taupo Point. Am Taupo Point treffen Tasmansee und Pazifik aufeinander. So waren wir also an einem Tag in beiden Meeren paddeln.

Abel Tasman

Shawn erzählte uns, dass eben dort, am Taupo Point mit Abel Tasman 1642 der erste (zumindest dokumentierte) Weiße die neuseeländische Küste erreichte. Die beiden Schiffe Tasmans, der im Auftrag der East Indian Trading Company unterwegs war, um neue lukrative Quellen für den Gewürzhandel zu finden, erregten natürlich die Neugier der einheimischen Maori. Die sendeten ein paar Boote mit Kriegern zur Begrüßung. Zunächst ging das Ganze gut und man verstand sich.

Als die Maoris aber Anstalten machten, sich die Seegelschiffe Tasmans aus der Nähe anschauen zu wollen, lud der seine Kanonen und versuchte die Einheimischen durch deren Abfeuern auf Abstand zu halten. Die Maori hatten Angst, die lauten Kanonen würden den Gott aufwecken, der die Erdbeben auslöst.

Als Tasman vier Seeleute in einem Boot mit Befehlen von seinem Flaggschiff zu seinem zweiten Segler sendete, wurde das Boot von den Maori überfallen. Alle vier Seeleute wurden getötet. So endete die erste dokumentierte Begegnung zwischen Weißen und Einheimischen leider tragisch. Tasman segelte ab, ohne einen Fuß an Land zu setzen.

Separation Point

Wir paddelten mutig durch die Wainui Bay. Nach Rochen, die es angeblich in der Bay gibt, hielten wir vergebens Ausschau. Wir fuhren an einer Muschelfarm entlang und der Wind blies ziemlich böse vom Land her und unser kleines Kayak tanzte in den Wellen. Über den Separation Point, den wir tags zuvor auf unserer Wanderung bereits besucht hatten, erzählte Shawn auch was spannendes. Es handelt sich dabei um den Punkt, an dem sich vor langer langer Zeit Neuseeland von Australien abgespalten hat. Darum eben auch der Name… Separation Point.

Muschelaufzucht
Muschelaufzucht

Ab durch die Mitte

So paddelten wir bei strömendem Regen, einigen Wellen und interessanten Geschichten. Als Shawn bemerkte, dass der Wind zunahm, machten wir uns auf den Rückweg. Das letzte Highlight unseres Kayak Ausflugs war die Passage durch den Steinbogen.

Der Bogen mit der Ecke
Der Bogen mit der Ecke

Anpeilen, Ranpaddeln, Durchgleiten. Eigentlich ganz einfach. Nur eben nicht bei Wind und Wellen. Wir waren am Anfang zu weit links. Dann kurbelten wir nach rechts und saßen kurzzeitig auf einer Klippe fest. Als wir dank einiger Wellen wieder flott waren, flutschten wir wie bei einem Sog in das Nadelöhr. Es gab einen Knall und wir waren mit unserem Kayak frontal gegen ein Stück Fels gekracht. Zum Glück blieb das Boot heil. Von dem Fels konnte man das leider nicht behaupten.

Trotzdem hatten wir irgendwie auch die letzte Paddel-Prüfung bestanden – immerhin waren wir heil durch den Bogen durchgekommen. Wieder zurück stiegen wir triefend naß (trotz angeblich wasserdichter Overalls) und ein bisschen steif gefroren aus dem Boot aus.

Zum Abschied gab es Kuchen, Schokolade und Kaffee. Auch wenn das Wetter nicht ganz so mitspielte, so was es doch eine tolle Tour, die keiner von uns missen möchte. Auch Shawn, der übrigens Kanadier ist, hat es offenbar gefallen, denn glatte See und Sonne sind ihm wohl auf Dauer auch zu langweilig.

Nach warmen Getränken und nachdem wir uns einigermaßen trockengelegt hatten, ging es dann ab nach Hause.

Jetzt klappe ich den Rechner zu und genieße den Ausblick auf die Marlborough Sounds von unserer Wellington Fähre aus, auf der wir grad sitzen, nachdem wir es dann doch noch aufs Boot geschafft haben. Dazu aber später mehr.

Tag 18 – Fahren, Fähre, Wellington

Arthur Wellesley war der erste Duke von Wellington und britischer Militärführer. 1815 schlug er in Waterloo Napoleon und sicherte sich so einen Platz in den Geschichtsbüchern. Gleichzeitig wurde er Namensgeber der neuseeländischen Hauptstadt.

Ebendiese Hauptstadt, Wellington, wurde das Ziel unserer gestrigen Reise. Diese Reise sollte mal wieder etwas länger dauern und uns zwischendurch ganz kurz sogar in einen aufgeregten Zustand versetzen, aber von vorne.

Sehr früh aufstehen

Mein Tag begann nämlich schon um 2:45 mitten in der Nacht. Denn da klingelte mein Wecker. Während unserer Tage in Parapara beim Abel Tasman Nationalpark hatte ich Redaktionspflicht (also ich arbeitete) und nahm deswegen auch an der mittwöchlichen Redaktionskonferenz teil. Diese ist bei uns in Europa um drei Uhr nachmittags – für mich dann eben mal drei Uhr in der Nacht.

Also saß ich nächtens abermals vor der warmen Ofentüre, schnackte mit meinen Kollegen, erzählte einen Schlag von unserer Reise, ließ mich über News der Online-Poker-Welt aufklären und da ich nun schon einmal wach war, arbeitete ich gleich noch etwas weiter.

Später versuchte ich, mich noch einmal hinzulegen, doch mein Körper war zu irritiert ob des so frühen Aufstehens, dass er nicht mehr schlafen wollte. Wirklich Zeit dazu hätte ich ohnehin nicht mehr gehabt, denn um halb Neun brachen wir auf Richtung Fähre.

Schnell gefahren, viel gestanden, dumm geschaut

Eine vierstündige Fahrt von Parapara abermals durch den Abel Tasman Park, an der Stadt Nelson vorbei und durch die Marlborough Sounds brachte uns gen Picton, von wo aus die Fähre zur Nordinsel ablegen sollte.

Die Fahrt war einigermaßen ereignislos, aber – da Frank am Steuer saß – durchaus flott und viel zu früh standen wir in der Schlange, die Einlass auf die Fähre begehrte.

Unsere Wellington-Fähre
Unsere Wellington-Fähre

Beim Stehen und Warten in der Autoschlange lernten wir die Limitierungen unseres Miet-Nissans kennen: Nach einer Dreiviertelstunde Klimaanlage mit abgeschaltetem Motor ist Batterie leer.

Das bemerkten wir, als wir nach dem Warten angewiesen wurden, loszufahren. Der Zünder klackerte nur noch ein wenig, dann war Stille und wir schauten uns reichlich dumm an. Die Dame im Auto hinter uns echauffierte sich über unsere Unfähigkeit und wir überlegten kurz, ob wir unser Gefährt nun aufgeben und zu Fuß weiter marschieren müssten.

Den Fußmarsch der Schande mussten wir aber nicht antreten, denn keine Minute nach dem Malheur kamen gleich zwei freundliche Einheimische auf uns zu und winkten mit einem Starthilfekabel. Damit wurde unserem müden Vehikel wieder Leben eingehaucht und wir konnten starten. Vor dem Befahren der Fähre drehten wir sicherheitshalber noch mehrere große Runden auf dem Parkplatz, um wieder etwas Power in die Batterie zu bekommen und durften dann endlich auf das Schiff.

Durch die Marlborough Sounds nach Wellington

Die Fähre fuhr eine gute Stunde durch die von uns bereits teilweise aus dem Auto heraus beschauten Marlborough Sounds – eine riesige Sammlung an Halbinseln, Wasserarmen und Inseln an der Nordspitze der Südinsel. Grün, Hügel, Blau, Wasser: Schön! Inzwischen muss ich Denis recht geben: Hier ist es überall schön und wenn man nicht aufpasst, sieht man die Schönheit irgendwann gar nicht mehr.

Marlborough Sounds
Marlborough Sounds

Es schloss sich eine dreistündige Fahrt über das offene Wasser an und die war dann tatsächlich mal nicht schön, sondern langweilig. Wir überbrückten die Warteperiode indem wir (mal wieder) ein typisch britisches (und damit auch typisch neuseeländisches) Gericht verspeisten: Fish & Chips.

Denis, Arved, Fish und Chips
Denis, Arved, Fish und Chips
Einfahrt Wellington – Südspitze der Nordinsel
Einfahrt Wellington – Südspitze der Nordinsel

Abendspaziergang durch Wellington

In Wellington angekommen, bezogen wir unser Hotel und erkundeten die Innenstadt von Wellington. Denis, der diese Stadt bereits bereist hatte, zeigte uns die schönsten Ecken, wir schossen artig unsere Fotos und stellten fest, dass Wellington einen liebevollen Charme versprüht.

Die Stadt ist grün, liegt am Wasser, hat zahlreiche Cafés, ein kompaktes (aber nicht zu kleines) Zentrum, zeigt eine Affinität zur Straßenkunst und wirkt irgendwie entschleunigt.

Alte Bibliothek in Wellington
Alte Bibliothek in Wellington
Civic Square im Zentrum Wellingtons
Civic Square im Zentrum Wellingtons

Apropos “entschleunigt” – unser Internet in diesem Hotel ist auch entschleunigt, also überaus langsam. Deswegen gibt es heute leider auch nur Fotos in mieser Qualität.

Heute besuchen wir noch das eine oder andere Museum und machen uns dann auf den Weg Richtung Turangi am Tauposee.

Tag 19 – Von Maori, Hobbits und Vulkaniern

Auch unser heutiger Tag bestand aus Fahren. Sogar ein ganz schönes Stück, von Wellington nach Turangi, direkt am Tongariro Nationalpark gelegen. Doch bevor es wieder ins Auto und auf Neuseelands Pisten ging, widmeten wir uns noch ein bisschen Wellington.

Te Papa

Te Papa: So heißt das Museum von Neuseeländern über Neuseeland, offen für alle. Bereits der Museumsbau ist ein Hingucker.

Te Papa Museum
Te Papa Museum

Das Museum zeigt anschaulich die Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch die Geschichte der Besiedlung der Insel und der damit einhergehenden ökologischen Veränderungen. Es ist kurz gesagt ein tolles Museum. Alles ist liebevoll gestaltet. Vieles ist interaktiv und machte nicht nur den Kindern, sondern auch uns Spaß.

Es gab eine Menge zu bestaunen und auszuprobieren. Zu Beginn wurde uns die üppige Tier- und Pflanzenwelt Neuseelands vorgestellt. Erstes Highlight waren die Reste eines irgendwann mal aus Versehenen gefangenen Riesenkalmars. Er erinnerte Arved ein bisschen an die Außerirdischen aus Independence Day.

Riesenkalmar oder Alien?
Riesenkalmar oder Alien?

Und da die Jungs so gern spielten, erhielt ich gleich noch meinen eigenen Tintenfisch.

Mein eigener Kalmar
Mein eigener Kalmar

Weiter ging es zur Geologie. Anschaulich bekamen wir die fragile Tektonik der Insel vor Augen geführt, die ja bekanntlich auf zwei tektonischen Platten reitet. Ein Haus diente als Erdbebensimulator und wir darin bekamen schwankenden Boden zu spüren.

Ein Stockwerk höher wurde die Besiedlung Neuseelands zunächst durch die Maori, später durch die Weißen thematisiert. Die Folgen des Einschleppens nicht heimischer Tier- und Pflanzenarten durch die Siedler und der Kultivierung der Naturlandschaft wurden dokumentiert und kritisch reflektiert. Ich fand gut, dass hier in Neuseeland, anders als in den USA, wo die Kolonialisierung des Westens inklusive Zerstörung von indigenen Kulturen und Ökosystemen immer noch als großartige Pionierleistung gefeiert wird, man doch etwas differenzierter auf diese Entwicklung schaut.

Von 80 Prozent Wald auf einen kleinen Rest gerodet
Von 80 Prozent Wald auf einen kleinen Rest gerodet

Ein weiterer Teil der Ausstellung widmete sich der Maori Kultur. Sie betraten als erste Menschen irgendwann um das 13. Jahrhundert Neuseeland und begannen in mehreren Einwanderungswellen die Insel zu besiedeln. Sie kamen in seetüchtigen Booten, die in ihrer Form doch stark an heutige Kayaks erinnern – eine schlanke, schnittige Bootsform, die auch bei Seegang stabil im Wasser liegt – von den polynesischen Inseln.

Berühmt sind die Maori für ihre kunstvollen Schnitzereien, ihre Tänze, Tätowierungen und und und…Ich vermag es nicht, hier in Kurzform etwas zu Religion, Kultur, Sprache zu erzählen und mag lieber ein paar Bilder für sich sprechen lassen (wer mehr über die Maori wissen will -> Internet). Ich kann nur sagen, auf, ins Te Papa, und selbst schauen!

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass die Sprache der Maori, Te Reo Maori, die Amtssprache Neuseelands ist. Auch wenn nur ca. 4 Prozent der Bevölkerung diese Sprache sprechen, so ist die Erhebung zur Amtssprache sicher nicht nur als politisches Statement gemeint, sondern essentiell, um die einzigartige Kultur der Maori fortbestehen zu lassen.

Schwarze Reiter im Hobbitwald

Wie jeder weiß, wurden ja gefühlt alle 385 Folgen vom Herrn der Ringe in Neuseeland gedreht. Einen der Drehorte besuchten wir als nächstes, denn er liegt mitten in Wellington, am Mount Victoria. Hier wurden die Szenen des ersten Teils gedreht, bei dem die Hobbits sich auf den Weg vom Auenland nach Bree machten und ihre erste Begegnung mit den schwarzen Reitern hatten. Der Wald ist in der Tat beeindruckend – sowas als Stadtpark in Berlin wäre nicht schlecht.

Stadtpark vor den Toren Wellingtons
Stadtpark vor den Toren Wellingtons

Noch beeindruckender war der steile Anstieg auf den Mount Victoria. Die Mühen wurden durch einen fantastischen Ausblick auf Wellington belohnt.

Wellington von oben
Wellington von oben

Zeit für uns, Lebewohl zu sagen. Oder vielleicht auf Wiedersehen, Wellington.

Hobbitforschung

Wir nutzten unsere Fahrt, um an einigen weiteren Ex-Filmsets aus dem Herrn der Ringe Halt zu machen. Der Hutt River wurde zum Fluss Anduin und der Harcourt Park an der Interstate 2 zu den Gärten von Isengart umfunktioniert. Ich gebe zu, man braucht schon etwas Fantasie, um sich hier noch die Filmszenen vorzustellen.

Hutt River alias Fluss Anduin
Hutt River alias Fluss Anduin
Isengard – oder einfach nur ein Baum
Isengard – oder einfach nur ein Baum?

Wege ins Grün

Wir hatten noch eine ziemliche Strecke vor uns und nahmen nach der Hobbitforschung eine von Google wohlmeinend vorgeschlagene Route durch die Berge Richtung Interstate 1. Was wir kriegten war eine Art Freifahrtschein nach Dschungelstan. Schmalste Straße, die keine 3 Meter geradeaus ging, mitten durchs wilde Grün, bergauf, bergab. Und das Ganze auf gut 30km. Bei jedem entgegenkommenden Auto stockte mir kurz der Atem und ich sah mich auf meiner Beifahrerseite dem Abgrund wieder ein Stück näher. Aber alles ging gut und ich habe allein durch erhöhten Puls vermutlich gut Kalorien verbrannt.

Durch diese hohle Gasse…
Durch diese hohle Gasse…

Vulkanien

Endlich, nach langer Fahrt durch ein herbstlich gelb gewordenes Auenland, erreichten wir unser heutiges Etappenziel Turangi. Und drum herum das riesige Areal des Tongariro Nationalparks. Highlight sind sicher die beiden Vulkane Mt. Ngauruhoe und Ruapehu. Der Ruapehu zeigte sich uns bereits von weitem, doch leider war der größte Teil des über 2700 Meter hohen Berges in Wolken gehüllt. Hier noch einige Eindrücke.

Vulkan im Nebel vor Schafen
Vulkan im Nebel vor Schafen

Morgen gibt es dann mehr zu Vulkanen, Touristen an, auf oder in Vulkanen und vielleicht treffen wir ja sogar den einen oder anderen Vulkanier.

Jetzt gibt es erst einmal wohlverdientes Dinner für unseren geduldigen Fahrer Arved, unseren Fremdenführer (und natürlich vorzüglichen Koch) Denis und mich, den heutigen Schreiberling.

Unser Haus in der Creel Lodge
Unser Haus in der Creel Lodge

Tag 20 – Wandern am Berg, halb auf den Berg und meine Wurststulle

Nachdem wir gestern in unserer Lodge in Turangi am Tauposee angekommen waren, planten wir fast kurzentschlossen für den heutigen Tag eine Wanderung ein: Den Tongariro Alpine Crossing.

Diese Wanderung soll man, so sagen alle Reiseführer, unbedingt machen, wenn man in Neuseeland in irgendeiner Form wandern will. Auch Vivien, die ein paar Wochen vor uns hier war, durchlief diesen Touristenkanal und sprach ihre Empfehlung aus. Nachdem wir den Weg heute abgelaufen sind, können wir diese Empfehlung bedingungslos unterstreichen.

Knapp 20 Kilometer lang ist der Spaß und man legt – je nachdem ob und wie weit man auf die dem Pfad anliegenden Berge hinaufsteigt – zwischen 900 und über 1.500 Höhenmeter zurück. Ein wenig Kondition braucht man also.

Früh aufstehen

Da man diese Wanderstrecke in eine Richtung läuft, muss man sich darum kümmern, dass man nach Abschluss der Wanderung entweder zu seinem geparkten Auto verbracht wird oder man zu ihm zurückläuft. Wir entschieden uns für letzteres und wurden so eben früh morgens mit einem Bus von dem Endpunkt der Strecke zum Startpunkt gebracht.

Diese Busfahrt kostete 30 Dollar pro Person, hatte aber den Luxus, dass wir nach dem Laufen uns einfach in unser Auto fallen lassen konnten. Der Nachteil war, dass der Bus schon um 7.00 Uhr fuhr. Sprich: Wir standen vor sechs auf, planschten verhalten im Bad rum und schmierten uns Brote als Wegzehr.

Die Seele durchrütteln lassen

Die Busfahrt war gleich ein kleines Reisehighlight, wurde einem hier doch nicht nur sprichwörtlich die Seele durchgerüttelt. Die letzten sieben Kilometer gingen über eine unebene Schotterpiste, doch die hielt unseren Fahrer nicht davon ab, mit über 60 Stundenkilometern die Piste entlangzujachten (den zur Seite stiebenden Gegenverkehr auf dieser in der Breite maximal anderthalb Autos fassenden “Straße” ignorierend).

Ich war erstaunt, dass der Bus noch nicht auseinander gefallen war, doch unser Fahrer schien diese Tour schon seit Jahrzehnten in demselben Gefährt zu absolvieren.

Full House, Kaum Klos

Nach gut 30 Minuten waren wir beim Startpunkt des Tracks angekommen und ich staunte nicht schlecht, als ich die Menschenmassen sah, die sich mit uns auf den Weg machen wollten.

Massenandrang zum Start vom Track
Massenandrang zum Start vom Track

Wikipedia erklärt, dass täglich 700 Leute den Track ablaufen. Mir scheint diese Zahl grob untertrieben – wir waren während der folgenden sechs Stunden zu keinem Zeitpunkt allein, meistens stapften wir in einer Kolonne die Pfade entlang und hielten synchron zum Fotomachen.

Das klingt jetzt zwar nach ganz schlimmen Massentourismus, fühlt sich aber nicht so dramatisch an, sind doch die meisten Leute eher entspannt und dann und wann findet man doch auch mal ein wenig Ruhe abseits der Karawane.

Nur auf Toilette sollte man besser nicht gehen müssen. Es gibt auf den ganzen 20 Kilometer genau 4 Klos und vor diesen bilden sich Schlangen, die darauf hindeuten, dass man dort Stunden anstehen muss. Und einfach neben den Track kann man übrigens auch kaum gehen, es sei denn man möchte sein Geschäft sehr öffentlich verrichten, denn schützende Bäume oder Sträucher gibt es hier oben nicht mehr.

Massenandrang am Klo
Massenandrang am Klo

Mount Ngauruhoe und Mount Tongariro

Der Track führt entlang des Mount Ngauruhoe und des Mount Tongariro – beide Berge kann man besteigen. Und beide Berge sind aktive Vulkane, die aber hinreichend ungefährlich sind, um Touristen daran vorbeizuschleusen, beziehungsweise den Bestieg zu erlauben.

Berglandschaft in der Morgensonne
Berglandschaft in der Morgensonne

Der Tongariro brach das letzte Mal 2012 aus und zerstörte dabei tatsächlich eine Hütte für Wanderer, aber da grade niemand drin war und so keiner zu Schaden kam, wurde dieses Ereignis mehr oder weniger ignoriert.

Wir entschieden uns, einfach mal den Mount Ngauruhoe hochzulaufen – keine gute Idee, wie sich zeigen sollte. Vom Crossing Track waren es noch rund 650 Meter zum Gipfel und wir stiefelten eifrig los – Denis mit ein wenig Vorerfahrung von seinen Neuseelandwanderungen, wir mit unpassendem Schuhwerk, keinen Wanderstöcken und völlig ahnungslos.

Gruppenbild mit Zunge
Gruppenbild mit Zunge vor dem Aufstieg
Mitten in den Wolken
Mitten in den Wolken
Mühsamer Aufstieg auf den Mount Ngauruhoe
Mühsamer Aufstieg auf den Mount Ngauruhoe

Nach 200 Höhenmetern neigte sich die Ebene zu circa 45 Grad, einen Pfad gab es nicht mehr, nur noch rutschiges Geröll und Sand. Denis stiefelte fleißig weiter, Frank und ich hingen etwas unbeholfen in den Steinen und waren uns nicht so ganz sicher, ob wir nicht fast gleich sofort eine für alle anderen Wanderer bestimmt tödliche Lawine auslösen werden, indem wir samt Steinen und Sand hinabpurzelten.

Also stapften wir vorsichtig und etwas betreten wieder hinab, schossen noch ein paar Fotos und auch Denis sprang einer jungen Bergziege gleich zu uns nach unten.

Anders als Frodo und Samwise hätte man uns also den Ring vom Herrn Ringe nicht zur Zerstörung im Schicksalsberg anvertrauen dürfen. Aber vielleicht den beiden netten Rentern, die – während wir wieder hinabkletterten – den Anstieg quasi im Lauf erklommen. Naja, Übung macht den Meister.

Immerhin: über die Wolken geklettert
Immerhin: über die Wolken geklettert
Selfie zu dritt über den Wolken
Selfie zu dritt über den Wolken

Stulle mit Brot vor Marslandschaft

Wir wanderten also den Track weiter und irgendwann, nachdem wir viele Höhenmeter zurückgelegt hatten, bot sich uns ein herausragender Blick auf eine marsähnliche Landschaft, die sich über viele Kilometer erstreckte.

Verrückte Kraterlandschaft
Verrückte Kraterlandschaft

Dort gab es das schönste, was man bei so einer Wanderung aus dem Rucksack ziehen kann: Ein belegtes Brot. Käse im Fall von Denis, bald fingerdick Wurst in meinem Fall und beides zusammen bei Frank.

Mittag am Berg
Mittag am Berg (hmmm, Wurststulle)
Dampfender Schwefel
Dampfender Schwefel
Mount Tongariro (rechts), Mount Ngauruhoe (links daneben) und der Mount Ruapehu (ganz hinten, hinter und ueber einer Wolke)
Mount Tongariro (rechts), Mount Ngauruhoe (links daneben) und der Mount Ruapehu (ganz hinten, hinter und ueber einer Wolke)
Mount Ngauruhoe (links, hoch) und Mount Tongariro (rechts daneben, nicht ganz so hoch)
Mount Ngauruhoe (links, hoch) und Mount Tongariro (rechts daneben, nicht ganz so hoch)
Obszöne Spalte unter dem Mount Ngauruhoe
Obszöne Spalte unter dem Mount Ngauruhoe

Auf einmal ein paar Seen

Nach Wurstpause und ein paar weiteren kleinen Gipfeln standen wir vor den Emerald Lakes. Das sind drei äußerst blaue Seen, die neben Mount Ngauruhoe und Mount Tongariro liegen.

Die blaue Farbe kommt von vulkanischen Mineralien und den Maori gelten diese Seen als heilig. In der Sprache der Maori heißt heilig übrigens tapu und das ist der etymologische Hintergrund des deutschen Wortes Tabu.

Soviel zum Bildungsauftrag des Tages und tabu oder nicht, die Seen sahen wunderbar aus und nachdem wir uns die blaue Pracht zusammen mit hunderten (nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich so vielen) anderen Touristen angesehen hatten, machten wir fleißig Fotos von uns vor den Seen.

Die drei Emerald Lakes
Die drei Emerald Lakes
Selfie vor den Emerald Lakes
Selfie vor den Emerald Lakes (schon ein wenig kaputt)
Frank vor dem Emerald Lake
Frank vor dem Emerald Lake

Viel Nebel, viel Wald

Die blauen Seen waren der letzte sichtbare Höhepunkt des Tracks. Die letzten 7 Kilometer liefen wir zunächst durch eine Wolke – was so wirkt als stünde man mitten im starken Nebel und waren am Ende im Wald.

Graslandschaft, Wolken und der See Rotoaira im Hintergrund
Graslandschaft, Wolken und der See Rotoaira im Hintergrund
Am Ende – Ein Urwald
Am Ende – Ein Urwald

Hier trotteten wir größtenteils in Kolonne den anderen Touristen hinterher und kamen irgendwann um 14:30 Uhr am Parkplatz und unserem Auto an. 22 Kilometer waren in knapp sechseinhalb Stunden gelaufen – eine für uns erst einmal hinreichende Tagesleistung.

Frischer Café am Rotoaira-See

Nach der ganzen Wanderei waren zumindest Frank und ich gut breit (Denis wirkte, als könnte er die Strecke auch wieder zurück laufen) – aber wir hatten immer noch je eine Stulle übrig und Denis Gaskocher versprach frischen Café.

Also fuhren wir ein paar wenige Kilometer an den Rotoaira-See, ließen uns dort nieder, Denis kochte uns einen Café, wir verspeisten Wurst- und Käsebemmen und ich ließ meine Beine in dem See baumeln.

Selbstgemachte Brötchen und frisch gebrühter Café am See
Selbstgemachte Brötchen und frisch gebrühter Café am See

Zum Abschluss belohnten wir uns noch mit einem Besuch beim lokalen Hot Pool – einer Badeeinrichtung mit ganz besonders heißem Wasser, das angeblich aus Thermalquellen kommen soll.

Mir schien zwar eher, das Wasser wäre ganz normal geheizt, aber egal. Heiß war es trotzdem (sogar 40 Grad heiß) und das tat den Knochen ganz gut. Rund 20 Minuten lagen wir in der siedenden Brühe, dann gab es eine kalte Dusche und ab ging es nach Hause.

Frank und Denis im Hotpool
Frank und Denis im Hotpool

Dort zauberte Denis uns ein ganz herausragendes Dinner (mehr dazu hoffentlich morgen) und wir lassen jetzt den Abend auf unserer Terasse bei einem Glas Wein ausklingen.

Tag 21 – Adieu, Keramikfisch und Dampf aus dem Boden

Mein Tag (der letzte Sommertag in Neuseeland übrigens) begann vergleichsweise früh. Neben mir schnaufte Frank noch friedlich im Bett, aber ich war um kurz vor halb Acht wach. Es war ja schließlich auch hell draußen.

Morgenspaziergang, Rezepte und Adieu

Also machte ich mich auf zu einem kleinen Morgenspaziergang und erkundete den Tongarirofluss, der direkt an unser Apartment grenzt.

Tongariro River am Morgen
Tongariro River am Morgen

Nach ein paar Fotos und knapp 30 Minuten am Fluss, machte ich mich auf zurück und da nun auch Frank und Denis langsam aus den Betten kamen, bereitete ich ein paar Rühreier mit (leckeren) Essensresten zum Frühstück zu.

Nach dem Frühstück ließ ich mir von Denis in groben Zügen die Rezepte aller Speisen erklären, die er in den letzten zwei Wochen für uns zauberte. Heute nämlich verlies uns Denis gen Auckland, wo er dann nach in Richtung Myanmar seine halbe Weltreise fortsetzen wird. Wir wünschen alles Gute für die weitere Reise und hoffen auf eine unbeschadete Wiederkehr nach Berlin in vier Monaten.

Für die letzten zwei Wochen war Denis unser Reisekoch und er schaffte es, uns jeden Abend mit raffinierten vegetarischen (oft sogar veganen) Gerichten für sehr wenig Geld zu verpflegen. Nun habe ich eine Rezeptsammlung, die ich hoffentlich in Bälde auch noch in diesen Blog aufnehmen kann.

Hernach war es Zeit Adieu zu sagen – Denis machte sich auf zum Bus nach Auckland; Frank und ich fuhren zu den nächsten Attraktion der Reiseroute.

Großer See, Superklo und ein Keramikfisch für mich

Die erste dieser Attraktionen war für uns der Lake Taupo – der größte See Neuseelands und mit 622 Quadratkilometern Oberfläche sogar größer als der Bodensee. Wir sahen von dem Wasser aber nur bedingt viel, denn es war neblig und ein wenig regnerisch. Heute war – nach der Kanufahrt im Regen – erst der zweite Tag mit eher schlechtem Wetter nach über zwei Wochen auf diesen Inseln, da wollen wir uns mal nicht beschweren.

Lake Taupo
Lake Taupo (das Blaue Nass im Hintergrund)

Direkt an dem Lake Taupo liegt – ganz “originell” benannt – die Stadt Taupo. Hierbei scheint es sich zwar um ein Touristenzentrum zu handeln, doch für’s Auge hat die Stadt (wie die meisten neuseeländischen Städte) nicht viel zu bieten. Für mich das interessanteste Objekt der Stadt war das Superloo (zu deutsch das Superklo) – eine riesengroße öffentliche Toilette mitten im Stadtpark (anders als gestern ganz ohne Schlangen).

Superloo
Das schlangenlose Superloo (Superklo) in Taupo

Unser erster Weg verbrachte uns ins örtliche Museum, welches in mehreren kleines liebevoll eingerichteten Räumen eine kunterbunte Mischung der neuseeländischen Geschichte zeigte – Maori, europäische Siedler, Neuseeland in den Weltkriegen und die (inzwischen gestoppte) Rodung der beiden Inseln.

Waka – 150 Jahre altes Maori Kanu
Waka – 150 Jahre altes Maori Kanu

Angeschlossen an das Museum war eine Ausstellung lokaler Künstler. Nachdem ich etwas zu lange vor einem possierlich dreinschauenden, farblich sehr in mein Wohnzimmer passenden Keramikfisch stand, entschieden wir uns kurzerhand, das Kunstobjekt zu erwerben. Wir handelten die Versand-Konditionen mit dem Museum aus und nun wird mir das Keramiktier mit dem Ende der Ausstellung im April zugeschickt. Wir versäumten es zwar ein Bild zu machen, aber ich kann versichern, dass der Fisch ganz famos und nur ein kleines bisschen burlesk aussieht. Ich bin mal gespannt, ob die Post aus Neuseeland ankommt…

Dampfende Mose und Fallende Gewässer

Nach Erwerb des Fisches fuhren wir weiter aus Taupo hinaus zu den Craters of the Moon – oder zu deutsch Mondkratern.

Wie Mond sah dieses Naturschauspiel zwar nicht ganz aus, aber es beeindruckte allemal. Bei den Craters of the Moon handelt es sich um ein Gebiet mit geothermalen Aktivitäten. Oder platt gesagt: Es dampft aus dem Boden raus. Der Dampf geht auf die Vulkane in dieser Region zurück und dann und wann wird mal ein wenig Schlamm oder auch der eine oder andere Stein in die Luft geschleudert, aber alles ist ganz harmlos. Das versicherte zumindest die Broschüre zu diesem einstündigen Rundweg.

Wir liefen also einen gesicherten Track durch ein Gebiet mit Moosen, Farnen und sehr warmer Erde ab. Links und rechts neben uns sahen wir es eifrig aus dem Boden dampfen. Hier und da stand man auch mitten im Dampf und es fühlte sich auch gleich ein wenig an wie in einem türkischen Dampfbad.

Wir waren von der hiesigen Natur (mal wieder) schwer beeindruckt.

Landschaft mit Dampf
Landschaft mit Dampf
Dampf aus dem Boden
Dampf aus dem Boden
Ich gehe den Dingen auf den Grund – ja, der Boden ist warm
Ich gehe den Dingen auf den Grund – ja, der Boden ist warm
Farnbaum vorm Nadelbaum – dem Bodendampf sei Dank
Farnbaum vorm Nadelbaum – dem Bodendampf sei Dank

Letzte Aktivität des Tages wurden die Huka Falls. Dabei handelt es sich um Wasserfälle und diese sind knapp nördlich von Taupo. Über rund elf Meter fällt hier Wasser in mehreren Stufen hinab. Das ist zwar nicht sonderlich tief, aber es wird eine große Menge Wasser transportiert und dieses fällt mit so einem Druck, dass die ganzen Wasserfälle etwas schaumig aussehen. Daher auch der Name Huka – das ist das Wort der Maori für Schaum. Das Wasser hat hier eine fast schon hellblaue Farbe und über 100.000 Liter werden hier pro Sekunde in die Tiefe geschleudert.

Huka Falls mitten im Wald
Huka Falls mitten im Wald
Huka Falls im Panorama
Huka Falls im Panorama

Hernach ging es ab nach Hause, wir probierten noch das lokale Bier (Lake Man) und werden nun den Grill unserer Ferienanlage erkunden. Da mit Denis der Vegetarier unserer Reisgruppe abgefahren ist, verlangt es uns, die Barbecue-Einrichtungen unserer Reiseanlage auszuprobieren. Schauen wir mal, wie lokales Lamm und Rind schmecken…

Morgen geht es zur letzten Station auf die Coromandel-Halbinsel nach Hahei. Dorthin wird es eine längere Fahrt und wir planen, noch den einen oder anderen Drehort vom Herrn der Ringe zu besichtigen. Mal schauen, ob uns ein Hobbit über den Weg läuft…

Exkurs: Besseres Essen mit Denis

Über die letzten zwei Wochen wurden wir fast jeden Abend von Denis bekocht. Es gab zahlreiche raffinierte vegetarische – teils vegane – Gerichte.

Hier wollen wir einen kurzen Abriss über die Rezepte geben. Bei den Zutaten sind in der Regel keine Mengen angegeben – diese entnimmt man am besten dem gesunden Kochverstand. In Stein gemeißelt sind diese ohnehin nicht und ein Löffel mehr oder weniger schadet nicht, sondern macht das Gericht nur individueller.

Keksmüsli

Anzac Kekse
Anzac Kekse (leider haben wir versäumt, das Müsli zu fotografieren)

Haferflocken

  • Butter
  • Kokosraspel
  • Braunen Zucker
  • Backpulver
  • Kokoscreme
  • Das Müsli ist eine Variation auf Anzac Kekse – man lässt einfach den Sirup, der die Kekse zusammenhält weg.

    Man mischt zu gleichen Teilen Haferflocken, Butter, Kokosraspel, Braunen Zucker und gibt eine Messerspitze Backpulver hinzu. Die krümelige Masse erhitzt man im Backofen (mittlere Hitze) bis sie goldbraun ist.

    Nach dem Abkühlen ist das Müsli fertig und wird mit kochendem Wasser und Cocoscreme verrührt serviert.

    Mexikanischer Tacoreis

    Mexikanischer Tacoreis
    Mexikanischer Tacoreis

    Tacosauce

    • Zwiebel
    • Knoblauch
    • Chilischote
    • Dosentomaten
    • Tacogewürz (Paprikapulver, Chilipulver, Cumin)

    Zwiebeln karamellisieren, Knoblauch und Chilis dazu, mit Dosentomaten aufgießen und mit Taco-Gewürz abschmecken.

    Reis mit Kidneybohnen

    • Brauner Reis
    • Kidneybohnen
    • Möhren
    • Zwiebelringe
    • Maiskolben

    Zwiebelringe anbraten bis sie fast verbrannt sind, Kidneybohnen und Möhren anbraten, Reis kochen. Alles zusammen mit Tacosauce servieren. Maiskolben anbacken und daneben drapieren.

    Dazu:

    Spinatsalat

    • Spinatblätter (Babyspinat)
    • Limette
    • Pinienkerne oder ähnliches

    Limette auf Spinatblättern ausdrücken, Kerne anrösten und beigeben. Zack, fertig!

    Spinat-Paprika-Knoblauch-Quinoa

    Spinat-Paprika-Knoblauch-Quinoa
    Spinat-Paprika-Knoblauch-Quinoa

    Knoblauch (volle Knolle)

  • Paprika
  • Zwiebeln
  • Quinoa
  • Spinatblätter
  • Weißwein
  • Pinienkerne
  • Knoblauchknolle köpfen so dass alle Zehen frei liegen. Knolle mit Paprika in den Ofen und grillen bis die Paprika oben ein wenig schwarz und der Knoblauch breiig wird. Paprika häuten.

    Zwiebeln anbraten, mit Wasser aufgießen. Quinoa waschen und beigeben. 10 bis 15 Minuten köcheln lassen. Spinatblätter beigeben, Knoblauchbrei ohne Schale hineindrücken und mit Weißwein, Salz und Pfeffer abschmecken.

    Mit Paprika und gerösteten Kernen anrichten.

    Penne mit Auberginen und Tomaten

    Penne mit Auberginen und Tomaten
    Penne mit Auberginen und Tomaten

    Auberginen

  • Rosinen
  • Zwiebeln
  • Passierte Tomaten
  • Knoblauch
  • Käse (Cheddar oder anderen Hartkäse)
  • Pinienkerne
  • Nudeln (Penne)
  • Auberginen schneiden, in Öl anbraten, Rosinen separat anbraten. Zwiebel karamellisieren, gehackten Knoblauch hinzugeben und mit passierten Tomaten abgießen. 10 Minuten köcheln lassen. Aubergine und Rosinen beigeben und nochmals 10 Minuten köcheln lassen. Kurz vor Schluss Cheddar drüberreiben.

    Mit Penne und gerösteten Pinienkernen servieren.

    Pala Kofta

    Pala Kofta
    Palak Kofta (leider kein Foto von uns, sondern aus dem Netz)

    Spinatblätter

  • Ingwer
  • Knoblauch
  • Chilipulver
  • Spinatblätter (300 – 400g) kleinschneiden, anbraten und den Saft aus den Blättern in einem Sieb auspressen. Daumengroßes Stück Ingwer, zwei Knoblauchzehen reiben, etwas Chilipulver und Salz mit den Spinatblättern vermischen.

    Teig mit etwas Mehl formen (so viel Mehl, dass der Teig nicht mehr an den Händen klebt). Kleine Bällchen formen, 10 Minuten von allen Seiten anbraten. Fertig sind die Palak Kofta.

    Bällchen mit beliebigen schönen Sachen servieren – in unserem Fall: Brauner Reis und Tomatencurry.

    Quesadillas

    Quesadillas
    Quesadillas

    Tacosauce (siehe oben)

  • Eier
  • Spinat
  • Cheddar
  • Zwiebeln
  • Tomaten
  • Wraps
  • Rührei mit Spinat herstellen, Cheddar reiben, Zwiebeln scharf anbraten, Tomaten schneiden. Alle Zutaten kurz ruhen lassen.

    Wraps in Pfanne aufwärmen, Zutaten hineingeben, zuklappen und in der Pfanne von beiden Seiten anbraten bis der Käse geschmolzen ist. Mit Tacosauce servieren und mit den Händen essen.

    Marokkanische Kichererbsen

    Pfefferminzspinat

    Marokkanische Kichererbsen mit Pfefferminzspinat, Kuskus und gedünsteten Bohnen
    Marokkanische Kichererbsen mit Pfefferminzspinat, Kuskus und gedünsteten Bohnen

    Pfefferminzblätter

  • Spinatblätter
  • Zitrone
  • Cashewkerne
  • Pfefferminzkerne und Spinat zu gleichen Teilen klein hacken, Zitronensaft und gehackte Kerne beigeben, fertig.

    Kichererbsenpilze

    • Champignons
    • Zimt
    • Cumin
    • Kurkuma
    • Zwiebel
    • Knoblauch
    • Dosemtomaten
    • Kichererbsen
    • Tomaten
    • Kuskus
    • Beeren (etwa Cranberries)

    Champions vierteln, scharf in Öl anbraten. Etwas Salz, Zimt, Cumin und Kokuma beigeben.

    Zwiebel karamellisieren, drei Knoblauchzehen und etwas Zimt beigeben, kurz braten. Mit Dosentomaten abgießen, ebenfalls Kurkuma und etwas Cumin zugeben, 10 Minuten köcheln lassen. Dann Tomaten würfeln mit Kichererbsen und den Pilzen mischen, warm werden lassen. Mit etwas Salz abschmecken.

    Dazu: Kuskus zubereiten, in Tasse formen, Beeren karamellisieren und oben drauf legen. Fertig.

    Wenn beliebt, Bohnen als weitere Beigabe: Grüne Bohnen dünsten und in Knoblauchbutter schwenken.

    Alles hübsch drapieren und servieren.

    Tag 22 – Rauchende Seen, Hobbiton und wieder Meer

    Heute setzten wir nach drei Tagen am Taupo See unsere Reise fort. Ziel war Hahei Beach auf der Coromandel Halbinsel. Unsere letzte Station, bevor es Ende der Woche nach Auckland und ab in den Flieger geht.

    Viel Dampf aus der Erde

    Natürlich haben wir unsere Route so geplant, dass wir einige interessante Zwischenstopps einlegen konnten. Der erste war das Waimangu Volcanic Valley, wohl fast noch ein Geheimtipp im Vergleich zu Rotorua, dem Touristen-Ort ein paar Kilometer weiter.

    Was kann man hier sehen? Viele Vulkankrater, Kraterseen, Dampf aus der Erde, Minigeysire und heißes Wasser nebst Ablagerungen in allen Farben.

    Bunte Erde
    Bunte Erde

    Das Valley ist noch ziemlich jung. Es entstand irgendwann in den 1880er Jahren beim Ausbruch des Mount Tarawera.

    Ein See, der dampft
    Ein See, der dampft

    Der Ausbruch verschüttete übrigens die bis dahin absolute Top-Sehenswürdigkeit Neuseelands: die Pink and White Terraces – eine durch Vulkanaktivität entstandene Steinformation.

    Blauer Pool in grüner Oase

    Highlight heute ist sicher der “Inferno Krater”, ein knallblauer Pool, umgeben von grünen Farnbäumen. Lädt definitiv zum Baden ein.

    Blauer See (auch mit Dampf)
    Blauer See (auch mit Dampf)

    Baden ging leider nicht. Das Wasser ist mit bis zu 80 Grad Celsius nicht nur etwas zu heiß, sondern mit einem pH-Wert von 2,3 auch ein bisschen zu sauer. Also ließen wir vom Bade ab und fuhren weiter, dem Ziel und unserem nächsten Zwischenstopp entgegen.

    Wir zwei im Weimangu Valley
    Wir zwei im Weimangu Valley

    Abgebrannt in Auenland

    Hobbiton, oder besser der Auenland-Drehort für die Herr-der-Ringe-Filme nahe Matamata ist sicher ein Muss für jeden Fan der Trilogie. Nachdem die Filme in den Kinos liefen, bekamen die Bauern, auf deren Land die Aufnahmen einst entstanden, des öfteren Besuch von Fans. Also, dachte sich der Bauer schlau: mach ich ein Geschäft daraus.

    Heute kann man die originalen Filmsets besichtigen. Das geht nur, wenn man eine Tour bucht, die gleich 75 Kiwi-Dollar pro Nase kostet. Wir waren Gott sei Dank keine Hardcore-Fans, sondern nur Interessenten und haben uns das Ganze gespart und stattdessen einfach vom Nachbarhügel aus spioniert. Hier das Ergebnis:

    Das Auenland
    Das Auenland

    Man erkennt zumindest die grünen Hügel, die Bäume, wie sie eben in den Filmen auftauchen. Und sogar ein Hobbithaus haben wir zu guter Letzt gefunden. Es beherbergt das Touristenbüro von Matamata. Und kostet mal gar nichts.

    Hobbithaus in Matamata
    Hobbithaus in Matamata

    Durchs Grüne ans Blaue

    Rasch fuhren wir weiter, denn der Weg ans Meer war noch weit. Das Land zeigte sich von seiner schönen Seite. Grüne Berge, grüne Täler, grüne Wiesen, grüne Wälder. Also viel grün. Auf der Coromandel Halbinsel dann noch mal ein bisschen in die Berge und dann waren wir auch schon an dem Hahei Beach bei unserer letzten richtigen Urlaubsherbe in Neuseeland.

    Grünes Land Coromandel
    Grünes Land Coromandel
    Berglandschaft Coromandel
    Berglandschaft Coromandel

    Hahei ist sehr schön. Es wohnen hier wohl 300 Leute. In Ferienzeiten sind es dann auch mal bis zu 3.000. Ein wenig erinnert das Ganze an einen Ruhesitz für gut betuchte Senioren. Also genau das Richtige für uns, um noch ein paar Tage auszuruhen, den Strand zu genießen, ein bisschen zu wandern und natürlich im tollen Meer zu planschen.

    Hahei am Strand
    Hahei am Strand
    Strand in Hahei
    Strand in Hahei

    Tag 23 – Fels mit Loch, Buddelwasser und Wein

    An unserem ersten ganzen Tag in Hahei besichtigte ich erst einmal früh morgens die Einrichtungen der kleinen Ortschaft. Der Strand war noch genau da, wo er auch gestern Abend noch stand und es war morgens wie abends Flut.

    Hahei Beach am Morgen
    Hahei Beach am Morgen

    Der einzige Krämerladen des Dorfes war um halb neun noch geschlossen. Später am Tage stellte ich fest, dass es die frischen Brötchen die ich holen wollte, ohnehin nicht gegeben hätte, nur schlechtes Brot zum doppelten Preis verglichen mit einem normalen Supermarkt. Da letzterer aber dutzende Kilometer entfernt ist, wird man hier gezwungen beim Einkauf in der entfernten Stadt gut zu planen oder tief in die Tasche zu greifen.

    Cathedral Cove

    Nach dem Frühstück (mit alten etwas pappigen Brötchen) machten wir uns auf, die Cathedral Cove zu erkunden.

    Hierbei handelt es sich um eine kleine Bucht nicht zu weit von Hahei entfernt, die eindrucksvolle Steilküsten aus Kalksandstein bereit hält. Also wie die Kreidefelsen auf Rügen, nur ohne Eintritt und in schön.

    Kalksandsteinküste vor der Cathedral Cove
    Kalksandsteinküste vor der Cathedral Cove

    Bei den Touristen ist diese Attraktion offenbar überaus beliebt und der keine Parkplatz zu der Anlage war schon morgens stark überfüllt. Einige Anwohner machen mit den parkplatzsuchenden Touristen (wohl vor allem den deutschen) ein lukratives Geschäft und bieten ihren Rasen zu stolzen Preisen als Parkgelegenheit an:

    Zum Parken bitte hupen
    Zum Parken bitte hupen

    Glücklicherweise konnten wir von unserer Ferienwohnung einfach laufen und entgingen so der Parkplatzabzocke.

    Eine gute halbe Stunde Spaziergang entlang der Kalksandsteinfelsen führte uns schließlich zu der Cathedral Cove. Hauptbestandteil dieser Bucht ist die Cathedral Höhle – eine ziemlich großes durchgespültes Loch im Felsen, durch das man hindurchschreiten kann und von dem man von beiden Seiten aus Fotos machen kann. Sehr groß, sehr eindrucksvoll und auf jeden Fall sehenswert:

    Weg zur Cathedral Cove
    Weg zur Cathedral Cove
    Cathedral Höhle
    Cathedral Höhle
    Blick durch die Cathedral Hoehle (ich inklusive)
    Blick durch die Cathedral Hoehle (ich inklusive)
    Cathedral Höhle
    Cathedral Höhle

    Buddeln am Heißwasserstrand

    Nachdem wir genügend Fotos von dem Loch im Felsen gemacht hatten, liefen wir zurück zu unserer Ferienwohnung.

    Dort ließen wir uns von unserem Gastgeber, Bill, einen Spaten in die Hand drücken. Dieser sollte für die nächste Attraktion von Hahei von wichtiger Bedeutung sein: An dem Hot Water Beach.

    Dieser Strand ist ein paar Kilometer von unserer Ferienwohnung entfernt und hält warmes Wasser im Boden parat. Während der Ebbe buddelt man sich mit einem Spaten eine Grube im Strandsand und kann sich in bis zu 60 Grad warmes Wasser setzen.

    Der Bereich in dem es das warme Wasser gibt ist allerdings sehr klein und zahlreiche Touristen und Einheimische tummeln sich während der Ebbe-Zeit in diesem Areal, um sich ins Heißwasser einzugraben.

    Volles Haus am Hot Water Beach
    Volles Haus am Hot Water Beach

    Uns erschien die Idee, mitten in dem Gewühl auch ein Loch zu graben dann jedoch etwas zu absurd. Wenn wir warmes Wasser wollen, gehen wir unter die Dusche oder in die Wanne!

    Loch buddeln im Hot Water Beach
    Loch buddeln im Hot Water Beach

    So zogen wir ein paar Meter weiter und legten uns – wie deutsche Touristen eben – ganz normal an den Strand.

    Frank planschte ein wenig in den wogenden Wellen, ich schaute dem Treiben zu, wir lasen und dösten ein wenig und ließen uns die Sonne auf die Bäuche scheinen – was man am Strand eben so macht.

    Feiner Wein

    Nach dem Strandbesuch hatten wir beide ein wenig Appetit und folgten der Ausschilderung zum lokalen Fish-und-Chips-Laden, in der Hoffnung unsere Mägen dort aufzufüllen. Doch leider hatte der Laden geschlossen – wohl, da schon Herbst ist.

    Wir taten also das Nächstbeste und fuhren zum Weingut ein paar Kilometer weiter und nahmen an einer Verkostung teil. Es gab vier lokale Weine zum Probieren – einen Chardonnay, einen Rosé, einen Pinot Noir und eine Mischung auf Pinot Noir und Shiraz. Alle Weine waren akzeptabel bis gut, allerdings nicht ganz vergleichbar mit den Weinen, die wir letzten Jahr in unserem Frankreich-Urlaub zum Probieren (und Kaufen) bekamen.

    Weinanbau Mercury Bay
    Weinanbau Mercury Bay
    Weinverkostung Mercury Bay
    Weinverkostung Mercury Bay

    Nach der Weinverkostung fuhren wir gut beschwingt (glücklicherweise nur eine kurze Strecke) gen Ferienwohnung, wo wir auf der Terrasse den Nachmittag ausklingen ließen.

    Jetzt steht Frank in der Küche und versucht aus unseren Nahrungsmittelresten eine kleine Köstlichkeit zu zaubern. Kuskus, Zwiebeln, Tomaten, Eier, Salat, eine Kartoffel und Cranberries sehe ich bereits in Verwendung und bin gespannt, was da am Ende rauskommt.

    Tag 24 – Viele Tiere, viel Wind

    Unser letzter Tag an Hahei bestach leider nicht grade durch überragendes Wetter: wolkig, winding, ein wenig wässrig. Aber wir versuchten, das beste draus zu machen.

    Wenn wir schon nicht an den Strand fahren konnten, entschied Frank, dass ein Ausflug zum lokalen kleinen Öko-Zoo die beste Option sei.

    Whiti Farm Park hieß also das erste Ziel unseres heutigen Tages – ein sehr kleiner privat betriebener Tierhof, bei dem man alle tierischen Bewohner persönlich kennenlernt.

    Whiti Farm Park
    Whiti Farm Park

    Begrüßt wurden wir gleich am Parkplatz von zwei freundlichen Hunden, die uns zum Empfang geleiteten. Dort wurden wir mit einem Beutel Futter versorgt und mit selbigem machten wir uns in den nächsten anderthalb Stunden bei praktisch allen Tieren des Parks sehr beliebt.

    Unter anderem fütterten und streichelten wir Ziegen, Schafe, Esel, Schweine und Ferkel, Emus und sogar einen riesigen Strauß. Letzterer war bei der Futterannahme etwas rabiat und zwackte gerne in die Hand, so dass ich bei der Verabreichung ein wenig vorsichtig sein musste:

    Hier noch ein paar weitere optische Eindrücke:

    Bei den Ziegen sehr beliebt
    Bei den Ziegen sehr beliebt
    Frank füttert Eselchen
    Frank füttert Eselchen
    Frank füttert Schafe
    Frank füttert Schafe
    Ich fütter Schafe
    Ich fütter Schafe

    Nachdem unser Futterbeutel aufgebraucht war und wir genug von den Tieren hatten, erkundeten wir den einzigen größeren Ort der Nachbarschaft: Whitianga. Irgendwie sah es hier so aus, wie in fast jeder neuseeländischen Kleinstadt – ein paar Läden, ein paar Restaurants und ein Stadtzentrum, das eher an vorstädtische Shopping- und Baumarkt-Gebiete in Deutschland erinnert.

    Immerhin gab es in Whitianga ein Museum, welches wir ob des miesen Wetters dankend aufsuchten. Wie alle hier in Neuseeland von uns besuchten Museen war auch dieses sehr liebevoll gestaltet, hielt viele interaktive Elemente bereit und verbreitete eine Menge Kurzweil.

    Ein lebensgroßer Moa stand in der einer der Ecken des Museums. Moas waren ein flugunfähige riesengroße Vögel auf Neuseeland, die optisch sehr an Dinosaurier erinnern. Leider gibt es sie seit mehreren hundert Jahren nicht mehr und ihre viel kleineren Verwandten, die Kiwis (immerhin Nationaltier der Neuseeländer) sind inzwischen auch eine gefährdete Art.

    Moa im Museum Whitianga
    Moa im Museum Whitianga

    Nach dem Ausflug ins Museum stärkten wir uns mit einer leckeren Portion Fish & Chips – sehr wahrscheinlich unsere letzte hier auf der Insel. Hernach zog es uns noch ein wenig nördlich nach Koatonu. Das ist – wie alle Ecken hier auf Coromandel – sehr touristisch angehaucht, scheint aber in dieser Jahreszeit und bei diesem Wetter recht verlassen. Trotzdem (oder vielleicht auch deswegen) wirkte es sehr idyllisch und beschaulich. Wenn es nicht 18.000 Kilometer weg wäre, könnte ich mir glatt vorstellen, hier ein verlängertes Strand-Wochenende zu verbringen.

    Grünes Idyll in Koatonu
    Grünes Idyll in Koatonu
    Felsen am Otama Beach
    Felsen am Otama Beach

    Da der Wind in der Zwischenzeit immer heftiger und ungemütlicher wurde, entschieden wir uns, am späteren Nachmittag gen Ferienwohnung zu fahren. Dort sortierten wir unsere Sachen und werden nun gemütlich Abendbrot essen. Frank bastelt wie schon gestern eine leckeres Resteragout zusammen.

    Morgen geht es zurück nach Auckland. Abends müssen wir unser Auto abgeben und tags drauf geht früh unser Flug nach China. Anders als beim Hinflug haben wir diesmal keinen längeren Aufenthalt in Kanton und werden ziemlich direkt nach Frankfurt durchgeschleust. Insgesamt stehen uns über 30 Stunden Flug bevor und darauf freue ich mich erst einmal noch nicht so richtig…

    Tag 25 – Regen, Adieu und die Kuh auf der Straße

    Abschied nehmen hieß es am heutigen 25. Tag unserer Reise. Von Hahei ging es nach Auckland, dort checkten wir in das Flughafenhotel ein, nahmen Abschied von unserem Auto, schon wieder und nun ein letztes Mal von Denis und so langsam auch von diesem Land am unteren Zipfel der Welt, das uns in den letzten drei Wochen doch sehr ans Herz gewachsen ist. Aber der Reihe nach.

    Knietiefes Wasser?

    Der Tag begann mit Regen. Ganz viel Regen. So viel Regen, dass uns zumindest der Abschied von Hahei gar nicht so schwer fiel. Unsere Gastgeber, Bill und Pam, entließen uns mit freundlichen Worten und dem Hinweis, wir sollen mit dem Auto nicht durch knietiefes Wasser fahren, dies könnte den Motor zerstören. Offenbar scheinen die Regenmassen hier so stark werden zu können, dass dies tatsächlich ein Problem werden kann. Wurde es aber glücklicherweise nicht für uns. Aber unschön war der Regen trotzdem – insbesondere, da wir seit gut zwei Wochen mit mehr oder weniger zerstörten Scheibenwischern unterwegs wahren, die zwar erbarmungswürdig auf der Scheibe quietschten, aber selbige kaum reinigten.

    Egal. Nach knapp zwei Stunden Fahrt waren wir in der nähe von Auckland angekommen und dem Regen entfahren. Zu den Seiten unseres Autos zeigten sich wieder die uns gewohnten und lieb gewonnenen Bilder: Grüne Hügel vor Himmel und hier und da mal ein Baum.

    Gruene Huegel und Wolken
    Gruene Huegel und Wolken

    Eine Kuh, eine Kuh!

    In Auckland angelangt, besichtigten wir den One Tree Hill, einen Hügel in einem Park von dem man einen perfekten Blick auf die Stadt hat.

    One Tree Hill
    One Tree Hill
    Panorama von Auckland
    Panorama von Auckland

    Wir fotografierten den Park, nahmen den Park gleich noch in Augenschein und wurden einer ungewöhnlichen Szenerie gewahr: Eine der öffentlichen Straßen durch den Park dient gleichzeitig als Kuhweide. So teilen sich Viehzeug und Auto (und Fußgänger) die selbe Straße. Und das mitten in der Stadt. …weirdly strange and strangely weird…

    Kuehe mitten in Auckland
    Kuehe mitten in Auckland
    Eine Kuh blockiert den Weg
    Eine Kuh blockiert den Weg

    Nach dem One Tree Hill lotste Frank mich einmal mitten durch die Innenstadt Aucklands, so dass wir eine kostenlose Stadtrundfahrt bekamen (danke Google-Maps!). Fazit: Auckland muss man nicht unbedingt sehen. Groß, etwas laut, keineswegs hässlich, aber auch nichts Besonderes. Das hatte man uns aber auch schon vorher gesagt, weswegen wir hier keinen einzigen vollen Tag eingeplant hatten.

    Adieus am Flughafen

    Unsere letzte Station des Tages wurde der Flughafen. Dort bezogen wir abermals das IBIS-Hotel (das mit den irrsinnig kleinen Zimmern und ohne jedweden Service) und gaben unser Auto ab. Der olle Nissan hat uns gut gefahren – am Ende stand das Zählwerk auf genau 177.700 Kilometern. Das heißt, wir haben ziemlich genau 4.000 Kilometer in drei Wochen verfahren.

    Aus dem neben dem Hotel liegenden Supermarkt holte ich noch zwei Packungen TimTams (siehe Tag 7) als essbares Andenken und wir machten uns auf gen Flughafen, wo Frank noch nach Souveniren suchte.

    Wie es sich so ergab, trafen wir dort auf Denis, der sich heute gen Myanmar aufmacht. In der vagen Erwartung uns zu treffen, hatte er selbst gebackene Gemüse-Muffins mitgebracht, die wir gleich verköstigten. Ein Gedicht! Leider versäumte ich es, mir das Rezept geben zu lassen. In Myanmar (Frank nennt das Land immer noch Birma) wird Denis einen Monat zubringen, dann reist er wieder nach Indien – um dort endlich zu lernen wie man stickt. Wir wünschen ihm alles Gute für die letzten Teile seiner Weltreise und hoffen, dass er uns im fernen Asien wohl erhalten bleibt.

    Wefie am Flughafen
    Wefie (oder Usfie? – Jedenfalls ein Foto zu dritt) am Flughafen

    Frank und ich lassen den Abend nun in der Szimpla Bar (direkt neben dem Hotel) ausklingen, trinken so viel Bier, wie unser Neuseelanddollarvorrat noch hergibt und essen einen dicken, fetten Burger. Yam, yam!

    Morgen früh geht es dann mit China Southern über Kanton zurück nach Frankfurt. Planmäßig landen wir irgendwann Samstag Vormittag. Wenn alles gut geht, lassen wir dann mal einen kurzen Kommentar hier zurück.

    Tag 26 – Immer noch nicht der letzte Tag

    Der 26. Reisetag hätte eigentlich der letzte unseres Neuseelandurlaubs werden sollen. Wurde er aber dank eines kaputten Flugzeugs nicht und wir sitzen immer noch in China fest, obwohl wir planmäßig schon längst hätten in Frankfurt sein sollen.

    Aber ganz chronologisch von vorn:

    Dort wo auch unsere drei Wochen Neuseeland anfingen, begann auch unser letzter Tag auf den Inseln, der Rückreisetag: im IBIS Hotel in Auckland. Und es sollte ein verdammt langer und unnötig aufregender Tag werden.

    Fast Frost und fehlendes Fenster

    Los ging es noch sehr entspannt in Auckland, wo wir in unseren China-Bomber einstiegen. Herinnen wurde die Entspannung schon ein gutes Stück gedämpft – die Maschine war praktisch ausgebucht und Frank und ich saßen in der Mitte zwischen lauter heimreisenden Chinesen. Elfeinhalb Stunden verbrachten wir so eingepfercht ohne Fensterplatz.

    Dabei wurden wir auch gleich noch eingefroren, denn die Klimaanlage war gefühlt auf einstellige Temperaturen geregelt und blies mir die ganze Zeit ins Gesicht. Zwei T-Shirts, Pulli, Flugzeugdecke und Schal halfen halbwegs gegen die Temperaturen. Immerhin kamen Frank und ich während des Fluges endlich einmal dazu, ein wenig zu lesen – ein Vergnügen, für dass wir während unserer Tage in Neuseeland kaum Zeit fanden (oder machten).

    Kein Flug, ein wenig Bürokratie in Action

    Unser erster Flug brachte uns bis nach Kanton, eine Stadt die wir auf der Hinreise immerhin kurz besichtigen durften. Diesmal wurde für uns nur eine Umsteigezeit von drei Stunden eingeplant, doch der Plan ging am Ende nicht ganz auf.

    Geplant war nämlich, dass wir um 19.40 Ortszeit in einen Flug nach Changsha einsteigen, um dort um Mitternacht nach Frankfurt weiterzufliegen.

    Nachdem wir den Changsha-Flug in Kanton jedoch auf den Anzeigetafeln nicht fanden, teilte man uns (erst auf Anfrage) mit, dass dieser um drei Stunden verzögert sei. Den Chinesen schien dies wenig auszumachen, als wäre es für sie das Normalste der Welt, wenn ein Flug derartige Verspätungen hat

    Für uns war das jedoch nicht normal, sondern löste leichte Panik aus, bedeutete dies doch, dass unser Anschlussflug dann schon weg wäre. Nachdem wir unsere Panik mitteilten, begann am Counter von China Southern ein geschäftiges Treiben.

    Erst ein Mitarbeiter, dann zwei, am Ende vier schauten abwechseln uns, unsere Tickets, unsere Pässe und ihre Computer an. Zwischendrin sprachen sie in fremden Zungen (ich vermute chinesisch), druckten Dokumente aus, fotografierten und zerrissen diese wieder und telefonierten (wohl mit Vorgesetzten).

    Die Prozedur dauerte eine gute halbe Stunde und währenddessen gesellten sich drei Reisende nach Amsterdam zu uns, die ein ähnliches Problem hatten und auch mehrere Chinesen wedelten nun aufgeregt mit Changsha-Tickets zu dem verspäteten Flug.

    Ich vermute wir erlebten dort chinesische Bürokratie in Reinform – linke Hände, die von rechten nichts wissen, ein wenig Planlosigkeit und am Ende ein Mitarbeiter, der am Computer sitzt und drei, die ihm beim Sitzen zuschauen und Tipps geben.

    Am Ende drückte man uns zwei Tickets für die Maschine in die Hand, die in Kanton startet, in Changsha zwischenlandet und in die wir dort ohnehin einsteigen sollten. Diese Tickets hätte uns die Fluglinie auch gleich verkaufen können…

    Wir mussten nun nur noch die Frage nach dem Gepäck klären – eine kleine von einer China-Southern-Dame im Stechschritt geführte Tour über den Flughafen, mehrere Wartet-Hier-Anweisen und eine weitere halbe Stunde später tauchte unser Gepäck wie von Zauberhand auf und wir waren bereit für den pünktlichen Check-In.

    Alles ging gut. Hier noch. Von unserer nächsten Station ließ sich das leider nicht mehr sagen.

    Verschollen in Changsha

    Der Flug brachte uns zusammen mit 200 Chinesen nach Changsha, wo wir aussteigen und etwas später mit 200 neuen Chinesen wieder in das selbe Flugzeug einsteigen durften.

    Die Kiste war rappeldicke voll, Frank und ich saßen nicht zusammen und neben mir nahm eine ältere chinesische Dame Platz, die lautstark mit ihrem mindestens anderthalb Sitze füllenden Gatten drei Plätze weiter redete. Supernervig, aber zumindest saß sie und nicht ihr Gatte neben mir.

    Wir saßen also in dem Flugzeug und warteten darauf, dass unser 12,5-stündiger Flug startete. Aber es tat sich einfach einmal gar nichts. Die Flugbegleiterinnen liefen etwas aufgeregt hin und her, das Licht gang an und aus und irgendwann klärte man uns auf, dass ein technischer Defekt vorliege, der grade noch fix behoben werde müsse.

    Nach zwei Stunden war der Defekt immer noch nicht behoben und es war bereits nach zwei Uhr Ortszeit. Die Dame neben mir schnarchte inzwischen genüsslich und kuschelte sich an meine Schulter, ich fragte mich, ob das alles ein schlechter Traum sei und Frank schnaubte ein wenig.

    Nach 150 Minuten im Flugzeug kam dann die Ansage, der Defekt sei nicht zu beheben, wir mögen aussteigen, wir werden zu einem Hotel verbracht.

    Sichtlich zerknittert machten wir uns wieder auf dem Weg aus dem Flieger, liefen zum dritten Mal an diesem Tag durch die Immigration und kamen in einen Bus. Dieser fuhr uns eine gute halbe Stunde vom Flughafen nach Changsha-City, wo im Tian Cheng International Hotel zwei völlig überforderte Damen versuchten, um halb Vier nachts, die 300 Leute auf die Zimmer zu verteilen.

    Zum Glück standen Frank und ich weit vorne in der Schlange, so dass wir zeitnah ein Zimmer bekamen. Ein schönes großes Zimmer, aber wir wollten nur noch ins Bett.

    Mitten in der Nacht kam eine Dame und brachte uns Instantnudeln (WTF?) und um halb neun Ortszeit klopfte es an der Tür: Frühstück.

    Tatsächlich waren wir eben bei diesem Frühstück. Es gab Reis, Fleisch und scharfe Möhren. Nur Informationen zu unserem Flug, die gibt’s noch nicht.

    Also hocken wir nun in Changsha mit miesem Internet und ohne Ahnung, was passiert. Ich gehe davon aus, wir kommen irgendwie noch in Frankfurt an, aber der Gedanke, irgendwann heute noch 12,5 Stunden neben dieser Chinadame zu verbringen macht mir Angst…

    Bilder gibt es, wenn wir ordentliches Netz haben.

    Tag 27 – Drei Mal Flughafen, Vier Schnus und wieder in Deutschland

    Geschafft. Wir sind wieder in Deutschland, sitzen in einem Zug gen Berlin und haben nun endlich auch diese denkwürdige Heimreise geschafft. Und wir sind geschafft. China hat uns geschafft. Aber am Ende haben wir China auch geschafft. Hier Teil zwei unserer Irrfahrt durch die chinesischen Behörden und den Flughafen einer chinesischen Provinz-Stadt (…eine Provinz mit sechs Millionen Einwohnen, aber für chinesische Verhältnisse ist das noch Provinz, versicherte uns irgendwann zwischendrin die deutsche Botschaft per Telefon…).

    Immer noch in Changsha

    Blick auf Changsha, eine Sechsmillionenprovinz
    Blick auf Changsha, eine Sechsmillionenprovinz
    Zimmer in Changsha (inklusive Mahjong-Tisch)
    Unser Zimmer in Changsha (inklusive Mahjong-Tisch)

    Changsha – der Name dieser Stadt wird Frank und mir sicherlich auf ewig im Gedächtnis bleiben, verbrachten wir dort doch anderthalb Tage ahnungslos und planlos (glücklicherweise jedoch nie mutlos) auf dem Flughafen, einem Hotel, diversen Bussen und einem guten Dutzend Warteschlangen.

    Gestern endete der Bericht Verschollen in Changsha mit uns nach dem Frühstück, darauf wartend, was wohl aus unserem defekten Flugzeug passieren werde. Wie ging es weiter?

    Nach dem Frühstück im Hotel passierte erst einmal mehrere Stunden absolut nichts. Wir standen, lagen oder saßen in unserem Zimmer, liefen in die Lobby, schimpften, sahen uns ratlos an und versuchten gemeinsam mit unserem Mitreisenden Informationen zu bekommen. In dem ganzen Hotel gab es jedoch keinen einzigen Menschen, der englisch sprach und von unserer Airline war auch keiner da. Nur ein Zettel lag auf dem Tresen: Wir mögen in unseren Zimmern bleiben, uns ausruhen und es gäbe bald Informationen.

    Eigensinnige Nachrichten im Hotel
    Eigensinnige Nachrichten im Hotel

    Gegen halb Zwei passierte dann tatsächlich etwas. Man klopfte an unsere Tür, schob uns zwei Teller mit Essen ins Zimmer und hielt uns einen Zettel unter die Nase, auf dem stand, es ginge um zwei Uhr zum Flughafen.

    Tatsächlich wurden wir in Bussen in einer 40-minütigen Fahrt zum Flughafen kutschiert, wo wir in einem mühseligen Prozess unsere Boardkarten vom Vortag wiederbekamen, nochmals durch Security und Immigration mussten, um dann im Boardingbereich auf unsere Ersatz-Maschine zu warten.

    Noch mehr kaputte Flugzeuge

    Irgendwann landete auch ein adäquat aussehendes Fluggerät und wurde an unseren Finger gefahren. Wir reihten uns auf, bekamen eine offiziell aussehende Bestätigung, dass wir 16 Stunden Verspätung hatten und gingen davon aus, dass wir bald einsteigen dürften. Weit gefehlt!

    Denn dann passierte das, was wir aus diesem Land nun schon zu genüge kannten: Gar nichts. Keine Info, kein nichts, nur eine sich immer weiter nach hinten verschiebende Abflugzeit.

    Es standen zwar zwei freundliche und sehr bemühte Damen am Boarding-Counter, doch diese waren von der Situation völlig überfordert und schienen kaum minder ahnungslos als wir zu sein. Außerdem sprach nur eine der Beiden englisch und das so schlecht, dass man oft nicht einmal auseinanderhalten konnte, ob sie grade englisch oder chinesisch sprach.

    Aus den wenigen Informationshappen die wir bekamen, uns aus dem Internet herauslasen oder per Telefon von Konsulat und Botschaft erhielten, entwickelten sich diverse Theorien zu unserem Weiterflug, die ähnlich dem Spiel Stille Post bei Weitergabe unter den Reisenden abenteuerlich modifiziert wurden.

    Die schönste Theorie, von einer Chinesin mit Deutschkenntnissen verbreitet, war diese: Die Piloten müssen sich erst mit der Machine vertraut machen, da sie noch keine Flugerfahrung mit einem A330 hätten. Völlig absurd, aber da die Frau chinesisch und deutsch sprach und somit die kompetenteste Informationsquelle zu sein schien, gingen wir tatsächlich eine Zeit lang davon aus, dass die Piloten grade im Cockpit hocken und Youtube-Videos zum Thema “Wie startet man einen A330?” schauten.

    Irgendwann viel später bekamen wir raus, was mit dem Flugzeug tatsächlich nicht stimmte: Die Bremsen waren kaputt. Damit hatte China Southern es tatsächlich geschafft, nach einem Defekt beim ersten Flugzeug, uns ein weiteres defektes Gerät hinzustellen. Chapeau!

    Für die nächsten Stunden warteten wir darauf, dass der Defekt entweder behoben würde oder wir auf Ersatzflüge umgebucht würden. Von China Southern gab es keine Hilfe und keine Infos und so waren die beiden Damen am Counter weiter auf sich allein gestellt und versuchten händeringend, zumindest ein paar Passagiere über Shanghai oder Peking umzuleiten.

    Schicksalsgemeinschaften

    Frank und ich setzten darauf, dass unser Flugzeug irgendwann repariert würde, doch am späten Nachmittag stand bereits fest, dass aufgrund des Nachtflugverbots in Deutschland ein Start erst am Folgetag möglich wäre.

    Immerhin hatten wir uns in der Zwischenzeit mit unseren deutschsprachigen Mitreisenden angefreundet. Wir saßen abends auf dem Boden im Flughafen, tranken Vodka aus dem Duty Free und fühlten uns wie eine verschworene Schicksalsgemeinschaft und mit dem Alkohol auch ein wenig an Abende auf Klassenfahrten erinnert.

    Deutsche Schicksalsgemeinschaft am Flughafen
    Deutsche Schicksalsgemeinschaft am Flughafen

    Unser gemütliches Sit-In im Flughafen wurde irgendwann jäh aufgelöst. Da der Flughafen schloss, mussten wir alle raus und wurden wieder ins Hotel zurückgekarrt. Das hieß: Wieder den Pass abstempeln lassen, Boardkarten abgeben und eine halbe Stunde Bus fahren.

    Immerhin bekamen wir diesmal eine klare Ansage: Um fünf morgens kommt ein Bus, um sieben Uhr fliegen wir los. Na das wäre doch mal was.

    Fliegen, nicht fliegen?
    Fliegen, nicht fliegen? Skepsis und Zuversicht

    Viel zu viele Stempel

    Tatsächlich kam um fünf ein Bus und fuhr uns zum Flughafen. Dort standen wir dann vor einem China-Southern-Schalter in einer Warteschlange und diese unsägliche Fluggesellschaft schoss dort den nächsten Vogel ab. Wir bekamen neue Boardkarten, aber diese wurden live vor Ort handschriftlich ausgefüllt. Der Prozess dauerte Ewigkeiten, denn natürlich war nichts vorbereitet, obwohl ja nun völlig klar, welche vom unnützen Warten geplagten Passagiere in diesen Flug mussten.

    Also fügten wir uns und warteten. Dabei trafen wir all die Mitreisenden wieder, die gestern noch versuchten, über Shanghai oder Peking nach Deutschland zu kommen. Denn natürlich hatte auch dieses Umbuchen am Ende nicht geklappt.

    Bei der Immigration bekamen wir den siebten Stempel in den Pass gedrückt und warteten abermals unerträglich lange auf die Bürokraten hinter den Schaltern, deren Arbeitstempo eine Beleidigung für jede Schnecke war.

    Irgendwann als wir in der Immigration-Schlange standen, schlug es dann auch sieben Uhr – Abflugzeit. Der Treppenwitz wurde ermattend repetitiv, doch ich staunte, dass unsere Schicksalsgruppe immer noch lachen konnte.

    Nebel

    In der Boarding-Area sahen wir dann, dass wir erst einmal nichts sahen. Draußen herrschte phänomenaler Nebel, so dass man kaum das Flugzeug am Finger ausmachen konnte.

    Flieger im Nebel
    Flieger im Nebel

    Auf der Abflugtafel wurden faktisch alle anstehenden Flüge als verspätet angezeigt und uns erreichte die Information, unser Flug würde irgendwann am Nachmittag gehen. Blanker Horror! Hieße Nachmittag doch, dass wir in Frankfurt so spät ankämen, dass wir dort nicht einmal mehr am selben Tag nach Berlin fahren könnten.

    Aber was sollte man machen. Ergeben in unser Schicksal warteten wir – etwas worin wir ja nun schon genug Übung hatten.

    Zu unserer Überraschung bekamen wir von China Southern pro Person 400 chinesische Yuan (etwas über 50 Euro) geschenkt, um uns Essen oder Trinken zu kaufen. Eine nette Geste, aber das wird sie nicht davor bewahren, dass wir versuchen werden, den größeren Teil des Flugpreises für diese absurde Verspätung zurückzufordern.

    Recht bald nach der Start-am-Nachmittag-Horrormeldung korrigierte man sich – internationale Flüge könnten auch bei Nebel starten und unser Boarding stehe kurz bevor. Aha!

    Ich setzte unser frisch erhaltenes und bald nutzloses Geld schnell im Duty Free in zwei Whiskyflaschen um und tatsächlich ließ man uns dann auch ins Flugzeug steigen. Dort jedoch begann das nächste Warte-Spiel. Der Nebel war offensichtlich doch zu viel und wir könnten erst starten, wenn es sich ein wenig aufklare, so die Ansage des Piloten.

    Es dauerte fast wieder eine Stunde, die wir eingepfercht im Flieger harren mussten.

    Dann jedoch wurden wir endlich zur Startbahn gefahren und als um 10.15 Uhr Ortszeit, mit 34 Stunden Verspätung das Flugzeug zum Start beschleunigte, brandete im Flieger Applaus auf. Das hatte ich vorher auch noch nicht erlebt, aber die Erlösung, endlich in die Luft zu steigen war bei allen Reisenden riesig.

    Der Mann mit den vier Schnus

    Für mich persönlich wurde der Flug dann noch zu einem zwölfstündigen Martyrium, saß ich doch wieder auf meinem Platz neben der älteren chinesischen Dame, deren schwergewichtiger Gatte links neben mir am anderen Gangplatz saß.

    Der Mann kannte genau drei Zustände: Mit seiner Frau brüllen, Nahrung in sich reinschaufeln oder den Vier-Schnu-Zustand – Schniefen, Schnauben, Schnoddern, Schnarchen. Er konnte ohne Pause von einem in den anderen Zustand wechseln. Tatsächlich hatte er die Gabe, innerhalb einer Viertelminute aus jeder Situation heraus einzuschlafen und in Bezirkslautstärke zu schnarchen. Und das war sein am wenigsten abstoßender Zustand…

    Seine Frau war nur minimal besser und schrie mir regelmäßig ihre Kommunikation mit ihrem Mann ins Ohr. Beim Essen schmatze sie erbarmungswürdig, bekleckerte sich und auch mich und lehnte sich beim Schlafen gerne zu mir rüber.

    Kurzum: Diese Leute hatten überhaupt kein Benehmen und machten wenig Werbung für ihr Land.

    Um 16.00 landete die Kiste dann endlich wohlbehalten in Frankfurt und ich war heilfroh, meiner Vier-Schnu-Hölle endlich entgangen zu sein.

    In Frankfurt klappte schließlich alles erstaunlich geschmeidig – das waren wir gar nicht mehr gewohnt – und um 17:15 saßen wir im ICE nach Berlin.

    Naja, also anderthalb Tage zu spät, aber da. Schöner Urlaub war’s und die Rückreise war zumindest ereignisreich. Eine Zusammenfassung der einen oder anderen Art folgt gewiss.

    … oder auch nicht …

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