Portugal 2016

Tag 1 – Nanu, ein ganz neuer Urlaub?

Ende März versprachen wir einen Abschlussbericht zu unserem Neuseelandurlaub. Nachdem wir das ein halbes Jahr nicht geschafft haben, versuchen wir es nun ein wenig anders – wir machen einfach einen neuen Urlaub.

Portugal heißt das Reiseziel und diesmal sind wir gleich zu viert. Frank und ich haben unsere treuesten Leser vom Neuseeland-Blog – Franks Eltern – eingepackt, sind nach Lissabon geflogen, haben ein Auto gemietet und sind an die Algarve gefahren. Aber der Reihe nach, denn heute ist schließlich grade der erste Tag.

Müde vor dem Flug
Müde vor dem Flug

Und dieser erste Tag war zum Anfang gleich ein wenig anstrengend, begann er doch für uns alle um kurz nach drei Uhr mitten in der Nacht. Der Flug ab Schönefeld ging schließlich um 6:00 Uhr und man musste mindestens eine Stunde vorher das Gepäck aufgeben. Also setzten wir uns nächtens ins Taxi und gondelten übermüdet, aber doch irgendwie erwartungsfroh gen zukünftigen Haupstadtflughafen.

Ein Plan geht nicht auf

Frank hatte beim Online-Check-In den auf dem Papier glorreichen Plan gefasst, uns zur viert auf die hintersten sechs Plätze der Maschine zu verteilen – jeweils in der Mitte einen Platz freigelassen, in der Hoffnung, dass wir unbehelligt von Mitreisenden blieben.

Dieser Plan ging einfach mal so gar nicht auf. Das Flugzeug war bis auf den letzten Platz ausgebucht und zwischen Vati und mich wurde die dickste Reisende des Fluges platziert. Anders als der Herr der drei Schnus (siehe Neuseeland-Blog) war die dicke Dame aber pflegeleicht und weder schnodderte, noch schnarchte sie. Aber sie brauchte eine Gurt-Verlängerung, die ich ihr beim Steward bestellte.

Die dicke Dame klärte Vati und mich über ihre Pauschalreisepläne an die Algarve auf (hey, da fahren wir auch hin!) und belehrte uns sodann über die Missstände im deutschen Bildungssystem, die Problematik der neuen deutschen Rechten und die Unfähigkeit Ursula von der Leyens – eine dicke deutsche Geschichsstunde sozusagen. Vati war Feuer und Flamme.

Erste Eindrücke in Lissabon

Nach rund dreieinhalb Stunden Flug kamen wir in Lissabon an und dort holten wir erst einmal bei Hertz unser Auto ab. Es gab eine B-Klasse (de facto ohne jedwede Ausstattung, Vati merkte dennoch an: “Damit will ich auch mal fahren!”) in die wir samt Gepäck problemlos reinpassten. Mutti und Vati kamen auf die Rückbank, Frank erklärte den Weg und ich fuhr das Vehikel.

Die erste Erklärung Franks führte uns an den den Belem Leuchtturm, ein antikes Seefahrtsmahnmal der frühen portugiesischen Entdeckergeschichte. Auf jeden Fall war es ein schönes Gebäude mit einer Menge Touristen davor, denen wir uns fotografierend anschlossen und aus allen möglichen Perspektiven das Leuchtwerk ablichteten.

Die schönste, da touristenfreie Perspektive des Turms
Die schönste, da touristenfreie Perspektive des Turms

Hernach erklommen wir das Vasco-da-Gama-Entdecker-Denkmal, machten von dieser erhabenen Perspektive noch einmal ganz viele Fotos von Lissabon und dem Tejo-Atlantik-Zu-und-Abluss. Schön sah’s aus, aber das Ziel war dann eben doch die Algarve und da fuhr ich uns unter fachlicher Anleitung Franks die nächsten drei Stunden hin.

Palast vor dem Vasco da Gama Denkmal
Palast vor dem Vasco da Gama Denkmal

Ein Traumzauberhaus und ein Besuch am Praia Dona Ana

Ein Märchenaus erwartete uns dann tatsächlich unten in Lagos. So viele Schlafzimmer, dass wir sie nicht ganz zählen können (mindestens eines pro Person), eine riesige Küche, drei Bäder und ein herrschaftliches Wohnzimmer mit Kamin und Esstisch, sowie ein Pool in dem man nicht mehr stehen kann, gehören zur Ausstattung dieses Hauses und hier machten wir es uns gleich so richtig gemütlich.

Ganz gemütlich, mitten im Pool
Ganz gemütlich, mitten im Pool

Erst einmal wurden wir von unserem Gastgebeber, einem Portugiesen, der 40 Jahre in Bayern lebte und perfektes Deutsch spricht, begrüßt und durch das Haus geführt, dann machten wir uns auf in den lokalen Intermarche und kauften dort die nötigsten Zutaten zum Frühstück ein – in unserem Fall: Wurst, Kaffeesahne und Brötchen.

Ein Besuch am hiesigen Strand war auch Pflicht. Praia Dona Ana heißt dieser und in den späten Nachmittagsstunden war der Strand samt Felsen in ein ganz famoses Licht getaucht. Die Farben erinnerten ein wenig an den Gran Canyon. Es war noch warm, wir fühlten uns von Flug und Autofahrt dreckig, also sprangen wir ins Wasser – außer Vati, der bewachte unsere Sachen und wollte lieber trockenen Fußes bleiben.

Dona Ana Strand
Dona Ana Strand
Mutti und Frank im Wasser
Mutti und Frank im Wasser
Unsere Hauskatze
Unsere Hauskatze

Wieder daheim angekommen begrüßte uns eine kleine gelbliche Katze mit Stummelschwanz und forderte Streicheleinheiten ein. Mutti beschwerte sich zwar, dass wir das Tier ins Haus ließen, aber davon ließen weder wir uns, noch die Katze sich beeindrucken.

Zum Abschluss des Tages kehrten wir in das fünf Minuten entfernte Brasao Restaurante ein. Der Wirt begrüßte uns auf deutsch und servierte vier Mal Fisch – eine Goldbrasse und drei gegrillte Thunfischfilets. Sehr schön anzusehen, reichhaltig genug und mit einem krassen Grillgeschmack.

Wieder daheim genehmigten wir uns einen Portwein, denn das ist es, was man hier in Portugal trinkt und wir machten uns um kurz vor Zehn auf ins Bett. Der Tag war bis dahin schließlich lang genug und wir alle k.o. genug, um auf der Stelle einzuschlafen.

Tag 2 – Ein voller Strand, Felsen und Grotten

Nach einer Nacht mit einer umfangreichen Menge Schlaf in unserem fürstlichen Anwesen begrüßten wir alle auf die uns eigenen Weisen den Sonntag. Frank surfte im Bett, Mutti drehte ein paar Runden im Pool, ich erkundete zu Fuß die Umgebung und Vati kescherte die Blätter aus dem Pool und suchte seine Tabletten zusammen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück unter der Morgensonne machten wir uns auf zum ersten von Frank ausgesuchten Tagesprogrammpunkt: dem Farol da Ponta da Piedade – einem Leuchtturm auf einem Landzipfel im Süden von Lagos.

Der eher langweilige Leuchtturm am Farol da Ponta da Piedade
Der eher langweilige Leuchtturm am Farol da Ponta da Piedade

Der Leuchttum an sich war reichlich unspektakulär – ein altes Haus mit einer Lampe auf dem Dach – aber dennoch gab es davor einen riesigen Parkplatz, mehrere Busse hielten darauf und eine der inzwischen offenbar auf der ganzen Welt verbreiteten Touristenbimmelbahnen steuerte gemeinsam mit uns diesen Leuchtturm an.

Nachdem wir ausstiegen, lernten wir, dass gar nicht der Turm, sondern die Felsen, das Wasser und die Grotten die eigentliche Attraktion des Ortes waren. Also kletterten wir erst auf die Felsen, dann die Felsen hinab und standen irgendwann wohl ziemlich in der Nähe der Grotten. Diese konnte man aber nur mit einem Kahn erreichen, der sich uns auch gleich anbot. Da wir uns aber geizig fühlten und für die nächsten Tage ohnehin eine große Bootstour planten, sparten wir uns den Ausflug in die Grotten, sondern kletterten die Felsen wieder rauf.

Tolle Felsen zum Rauf- und Runter-Klettern (mit Treppen)
Tolle Felsen zum Rauf- und Runter-Klettern (mit Treppen)
Klettermeister Frank auf einem Felskamm
Klettermeister Frank auf einem Felskamm
Silberlöckchen mit dem obligatorischem Selfie
Silberlöckchen mit dem obligatorischem Selfie
Familie am Fuße der Felsen
Familie am Fuße der Felsen
Und noch einmal die Felsen (und Grotten-Kähne) von oben
Und noch einmal die Felsen (und Grotten-Kähne) von oben

Nachdem wir eine unverhältnismäßig große Anzahl Fotos geschossen hatten, stiegen wir wieder ins Auto und fuhren 100 Meter weiter an den gestern schon von uns in Augenschein genommenen Praia do Camilo – einen kleinen Strand in einer geschützten Bucht.

Ein recht voller Praia do Camilo
Ein recht voller Praia do Camilo

Den Strand erreichte man über 190 Treppenstufen und erst als wir unten waren, sahen wir, dass der Strand bereits von so vielen Menschen belegt war, dass es schön kuschelig war. Egal! Wir machten uns etwas abseits ebenfalls breit und Frank ging mit Taucherbrille, Schnorchel und Unterwasserkamera spielen.

Frank steigt aus dem  Wasser aus
Frank steigt aus dem Wasser aus

Mutti ging auch baden und selbst Vati traute sich in die Fluten, nur ich streckte meinen Bauch träge in die Sonne und ließ mich etwas schokoladig bräunen. Nach gut zwei Stunden hatten wir genug von der Enge an dem Strand und machten erneut den lokalen Intermarche auf der Suche nach Törtchen und Eis unsicher.

Vati versuchte (erfolglos und eher aus Versehen) Käse zu stehlen, Mutti war ganz aus dem Häuschen, dass hier an einem Sonntag die Geschäfte offen sind und Frank konnte sich nicht für eine Eissorte entscheiden, weswegen wir ohne Eis auskommen mussten. “Die haben hier kein Ben & Jerrys”, war Franks Erklärung für unsere Eislosigkeit.

Immerhin gab es Kuchen und Törtchen und diese verspeisten wir mit einem Kaffee auf unserer Terrasse in der Sonne. Danach gab es für Vati und mich zwei kleine Bier und wir ließen den Nachmittag gemütlich ausklingen.

Familie nach den Törtchen und vor dem Bier
Familie nach den Törtchen und vor dem Bier

Nachher geht es in die Altstadt von Lagos und dort werden wir – hoffentlich wieder so famos wie gesten – später dinieren.

Immer noch Tag 2 – Viel zu große Portionen für wenig Geld

Nachdem wir den Nachmittag dick und breit in der heißen Herbstsonne im Garten verbrachten, Törtchen und Kuchen verdauten und Frank den Pool mit seinem Hintern beglückte, zog es uns in den frühen Abendstunden gen Altstadt von Lagos. Sehr schön und malerisch sollte diese sein.

Wir stellten das Auto am Kai ab und schlenderten durch zahlreiche verwinkelte kleine Gässchen. Einzelne Häuser waren in Fliesen eingekleidet und sahen tatsächlich sehr malerisch aus. Andere Häuser wirkten dagegen etwas ranzig und unzählige Touristen saßen in den aneinandergereihten Restaurants und warteten darauf, mit portugiesischer Küche abgefüllt zu werden. Alles in allem hatte die Altstadt irgendwie irgendwas, aber nicht all-zuviel – zumindest auf unseren ersten Blick.

Kai in Lagos
Kai in Lagos
Grün gefliestes Haus in der Altstadt
Grün gefliestes Haus in der Altstadt
Gässchen in der Altstadt
Gässchen in der Altstadt

Frank hatte für uns zum Dinner eine ganz besondere Gaststätte ausgesucht – das Adage Tipica A Forja (Blue Door). Von außen sah der Laden völlig unscheinbar aus, von innen erinnerte es an eine eng bestuhlte Kantine und in der Küche stand ein alter Koch mit einer riesigen Kochmütze. 18.30 Uhr machte der Laden auf und laut Internet musste man – wenn man keine Reservierung hatte – auch genau um halb sieben da sein, um eine Chance auf einen Tisch zu haben.

Zum Glück waren wir pünktlich vor Ort und bekamen einen kleinen Tisch für vier. Auch wenn das Lokal für seine Fischgerichte gelobt wurde, bestellte die ganze Familie Fleisch – Mutti und Vati jeweils Hühnchen (vielleicht, weil es das günstigste Gericht auf der Karte war) und Frank Kotelett. Ich war nur minimal kreativer und bestellte Lachs – immerhin ein Fisch.

Ratzfatz wurden uns riesige Teller vorgesetzt und darauf fanden sich gefühlt je ein Huhn, ein halbes Schwein und zwei riesige gegrillte Lachsscheiben. Vati war ganz begeistert ob des Preisleitungsverhältnisses und wir alle stellten fest, dass es wirklich gut schmeckte. Nur Mutti vermisste Ketchup oder Soße für die Pommes, die es zu ihrem Huhn dazu gab.

Wir alle hatten mit unseren Tellern zu kämpfen. Fast alle, denn Vati schnappte sich am Ende die Reste von Muttis Teller. Nach einer guten Stunde waren wir dick und drall gefressen und wankten durch das bis auf den letzten Platz gefüllte, enge Lokal auf die Straße. Dort wartete schon ein gutes Dutzend neuer Gäste darauf, dass unser Tisch frei wurde und sie selbst in den Genuss der maßlosen (und sehr kostengünstigen) Völlerei kommen konnten.

Nach einem Verdauungsspaziergang fuhren wir zurück in unser Anwesen, wo Vati sich den sonntäglichen Anne-Will-Unsinn reinzog (ja, hier gab’s deutsches Fernsehen), Frank fast auf der Couch einschlief und wir alle nach einem guten Schluck Port recht zeitig ins Bett gingen.

Tag 3 – Einmal die ganze Algarve von oben

Nach der Überportion Essen am Vortag schlief ich wie ein kleines Kind – Frank auch – zumindest nach seinem zufriedenen Grunzen im Bett urteilend. Aber gegen sieben Uhr hatte ich des Schlafes mehr als genug und machte mich auf zu einem kurzem Erkundungsspaziergang in der Morgensonne.

Bauruinen im Sonnenaufgang

Zunächst hatte es mir eine Bauruine in direkter Nachbarschaft zu unserer Unterkunft angetan. Das Gebäude war offenbar als pompöses Wohnhaus in den Nullerjahren geplant worden, doch mit der Finanzkrise 2007 schien die Finanzierung zusammengebrochen zu sein und nun steht der Betonkoloss unfertig und auf seine ganz eigene Art und Weise majestätisch mitten zwischen luxuriösen Villen.

Golden Bay Residence - Ein Haus, das am Ende nicht war
Golden Bay Residence – Ein Haus, das am Ende nicht war
Noch mehr Golden Bay Residence
Noch mehr Golden Bay Residence

Hernach machte ich noch einen Abstecher an den Praia Dona Ana (an dem auch gleich noch eine Bauruine steht), der wegen des Sonnenaufgangs in ein wunderschön warmes Licht getaucht war.

Praia Dona Ana im Sonnenaufgang
Praia Dona Ana im Sonnenaufgang

Wieder zu Hause drehte Mutti schon ihre Runden im Pool und Frank föhnte sein goldenes Haar. Wir frühstückten auf der Terrasse und machten uns sodann auf Richtung Monchique, einer kleinen, durchaus niedlichen Stadt etwas im Hinterland in den Bergen gelegen.

Oldtimer im Thermalbad

Kurz vor dem Städtchen liegt eine Art klitzekleiner Thermalkurort namens Caldas de Monchique. Der Ort besteht nur aus einer Straße, ein paar Restaurants und Hotels, sowie einem Thermalbad – also perfekt für Touristen wie uns zum Anschauen gemacht. Neben uns besuchten auch mindestens drei Dutzend Franzosen in uralten Oldtimern den Ort – wunderschöne, größtenteils französische Autos, die auch noch ganz originalgetreu rochen wie ein richtiges Auto eben riecht. Ich war aber wohl der einzige, dem der Geruch gefiel – aber Vati war von der Optik der Kutschen auch sehr angetan.

Oldtimer in Caldas de Monchique
Oldtimer in Caldas de Monchique
Blick auf Caldas (ja, sehr viel mehr Häuser gibt's da nicht)
Blick auf Caldas (ja, sehr viel mehr Häuser gibt’s da nicht)

Einmal das ganze Land von oben

Hinter Monchique streckte sich der der Montes da Fóia in die Höhe. Mit 902 Meter Höhe ist dies nicht nur der höchste Berg der Algarve, sondern auch der höchste Berg Kontinentalportugals. Nur auf den Azoren hat das Land höhere Berge.

Von der Bergspitze kann man bei klarem Wetter die gesamte Algarve und den Atlantik sehen. Wir hatten zum Glück halbwegs klares Wetter und bekamen tatsächlich ein enormes Panorama geboten. Nur der Atlantik stand etwas im Dunst, davor sah man zig Kilometer Landschaft:

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Nachdem Frank und ich ganz viele Fotos geschossen hatten, stärkten wir uns alle mit Cola, Café und Kuchen und traten irgendwann den Rückweg an. Wir hielten bei einem Töpferladen, der die für Portugal typischen Fliesen, Wandteller und ähnlichen Keramik-Krims-Krams verkaufte – teils stil- und geschmackvoll, teils kitschig. Besonders kitschig war ein Wandteller mit Sonnenblumen drauf und genau der hatte es Vati angetan. Nur mit Mühe konnte Mutti ihn davon abhalten, die gelbblaue Geschmacklosigkeit direkt für den Hausflur einzupacken.

Wandfliesen im Keramikladen
Wandfliesen im Keramikladen

Strand und Omelette zum Schluss

Zum Abschluss des Nachmittags besuchten wir noch den Meia Praia, einen langgezogenen Sandstrand östlich von Lagos. Mutti, Frank und ich planschten im Wasser und Vati harrte in sicherem Abstand am Rand des Strandes – offiziell, um keinen Sand in die Schuhe zu bekommen, inoffiziell sicherlich, damit wir nicht zu lange machten. Zu Hause warteten schließlich Törtchen und Café auf uns.

Zum Abendbrot kochten wir diesmal selbst – es gab Gemüseomelette und Tomatenstulle. Immerhin war das Gemüse wahrscheinlich einheimisch und geschmeckt hat es auch. Zum Abend pfiff sich Vati wieder irgendeine öffentlich-rechtliche Talkshow rein (Warum zahlt man für so einen Blödsinn eigentlich Gebühren? Und warum haben wir den Stecker vom Fernseher noch nicht gekappt?) und wir gingen erneut vergleichsweise zeitig ins Bett.

Tag 4 – Delfine und feststeckende Väter

Unser vierter Reisetag begann ähnlich wie der Dritte – nach einer guten Mütze Schlaf stand ich kurz nach Sieben auf und machte einen Abstecher zum Strand. Dort machten nur ein paar Einheimische sauber und ein einzelner eiserner Bader paddelte im Atlantik. Ich sollte da morgens auch mal baden…

Zu Hause wurde diesmal etwas länger geschlafen und Mutti verzichtete, weil es nachts zu windig war, auf ihre Bahnen im Pool. Nach dem Frühstück ging es auf Richtung Zoo Marina, einem Delfin-Robben-Erlebnispark mit angeschlossenem Freibad rund 40 Kilometer von unserer Wohnung entfernt.

Ein Delfin, ein Delfin!

Das Highlight des Tagesausflugs gab es gleich zu Beginn, eine halbstündige Delfin-Show. Nach einem Aufwärmprogramm durch den parkeigenen Animateur wurden uns verschiedene Delfine vorgeführt, unter anderem ein Mutter-Kind-Paar, welche fröhlich durch das Wasser sprangen, in der Luft Pirouetten drehten, die Tierpfleger durch das Wasser schoben oder selbige auf ihnen surfen ließen.

Die Familie bei der Show
Die Familie bei der Show
Springende Delfine
Springende Delfine
Noch ein Delfin im Wasser
Noch ein Delfin im Wasser
Surfen auf Delfinen
Surfen auf Delfinen

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie sehr insbesondere das Surfen auf Delfinen an Tierquälerei grenzt, aber die Zuschauer und auch Mutti und Vati waren hellauf begeistert. Frank kommentierte auf unseren Neuseeland- und Mauritius-Urlaub anspielend, dass er die Tiere lieber im richtigen Wasser sieht und dass das beste an der Show war, dass sie nach 30 Minuten vorbei war. Aber für die normalsterblichen Zuschauer, die wahrscheinlich noch nie lebensechte Delfine gesehen hatten, war die Show sicherlich über alle Maßen beeindruckend.

Fast direkt im Anschluss an die Delfine besuchten wir die Robben- und Seelöwenshow. Diese war vor allem albern, wobei es mich ein wenig erstaunte, wie gut man diese Tiere dressieren konnte und wie possierlich vor allem Robben sein konnten, wenn sie versuchten, sich schnell an Land zu bewegen.

Ein Seelöwe verbeugt sich
Ein Seelöwe verbeugt sich

Nach den Show-Acts wackelten wir rüber in das Freibad, löhnten dort für Schirm und zwei Liegen und machten uns auf der Liegefläche breit. Wir probierten die verschiedenen Pools aus, fuhren in Booten eine Rutsche runter und zwängten uns durch Wasserrutschbahnen.

Wie geht das mit der Rutsche?

Highlight des Freibads war Vatis Versuch, durch die Wasserrutsche zu kommen. Er steckte einfach fest und brauchte wohl bald fünfmal so lang für den Weg nach unten wie die meisten anderen Rutscher. Mit robbenden Bewegungen kam er schließlich unten an und meinte etwas verdattert, dass es wohl an der Hose gelegen habe muss. Zu schwer für die Rutsche war er auf jeden Fall nicht, aber vielleicht war seine Rutschtechnik noch nicht ausgefeilt genug. Auf einen zweiten Versuch wollte er sich jedoch nicht einlassen. Dafür rutschen Frank und ich wie die Weltmeister – oder wie kleine Kinder auf einem Abenteuerspielplatz. Auf jeden Fall hatten wir viel Spaß.

Harakiri Wasserrutsche
Harakiri Wasserrutsche
Arved und Frank kommen aus der Wasserrutsche
Arved und Frank kommen aus der Wasserrutsche

Nach mehreren Stunden Spaß in der Rutsche und diversen anderen Pools packten wir gegen Vier unsere Sachen und begaben uns auf den Heimweg. Wir machten noch kurz Pause beim Supermarkt und kauften Zutaten für eine Fischsuppe.

Arved und Frank kochen Fischsuppe (Frank kocht, Arved schneidet Dinge klein)
Arved und Frank kochen Fischsuppe (Frank kocht, Arved, also icke, schneidet Dinge klein)

Diese bereitet Frank grade in der Küche zu, während Mutti die immergleichen Kreuzworträtsel löst und Vati mit dem Fön auf der Suche nach einer Steckedose ist. Business as usual bei Familie Lehmann. Ich bin derweil gespannt, wie die Suppe wohl schmecken wird und sitze breit und bräsig bei einem Bier auf der Terasse und tippe meinen Tagestext. Morgen geht es wohl in die Grotte. Mal sehen, ob es dort Fledermäuse gibt.

Tag 5 – Felsen, versehentliche Wanderungen und Wellen

FKK: Frank kann kochen. Das war meine Erkenntnis des gestrigen Abendessens. Das wussten wir zwar alle auch schon vorher, aber die improvisierte Fischsuppe war, obwohl sie nicht einmal zwei Stunden Zeit zum Ziehen hatte, köstlich delikat.

Nach der Suppe tranken wir noch eine Menge Wein, Port und ein Bier auf der Terasse an einem wunderbar milden Herbstabend, bevor wir gegen halb Elf Richtung Bett wankten.

Vor Angst, dass Frank schnarchen könnte, war ich ins freie Nebenzimmer ausgewichen. Dort hatte ich zwar vor Frank meine Ruhe, aber ab halb vier in der Nacht suchten mich mehrere Mücken heim und wuselten unablässig um mich herum. Ich habe ja nichts dagegen, ein wenig Blut abzugeben, aber Surrgeräusche in Formel-Eins-Lautstärke neben meinem Ohr sind für meinen Schlaf einfach tödlich. Bis halb sieben drehte ich mich hin und her, dann hatte ich genug und beschloss den Sonnenaufgang am Praia Don Camillo anzuschauen. Also lief ich dort hin und kletterte eine knappe Stunden auf den Felsen lang und machte ganz viele Fotos von selbigen und einer anfangs gar nicht vorhandenen, am Ende (gegen acht) schon kräftig wärmenden Sonne.

Ah und Oh bei der Grottentour

Zu Hause frühstückten wir anschließend mit frischen Brötchen und Croissants, danach ging es gen Marina von Lagos und da meldeten wir uns für eine Grotten-Tour an. Grotte kommt hier von Grotte und nicht von grottig und so eine Tour dauert etwas mehr als eine Stunde. Wir wurden zu zwölft auf einem kleinen Motorboot die Ponta da Piedade, der Felsspitze unter Lagos, welche ich am Morgen bereits beklettert hatte, entlang geschippert. Der augenscheinlich sehr fähige Bootsführer kajolte uns durch diverse Felsbögen, wobei links und rechts vom Boot nur eine handbreit Platz blieb und verbrachte uns in verschiedenste Höhlen (oder eben Grotten) an der Küste.

Dort machten wir fleißig Fotos, riefen “Ah” und “Oh”, wenn unser Bootsführer einen besonders engen Höhleneingang erfolgreich meisterte und bestaunten die eindrucksvollen Kalksandsteinfelsformationen.

Segelschiff im Hafen von Lagos
Segelschiff im Hafen von Lagos
Fast wie die blaue Grotte, nur in grün
Fast wie die blaue Grotte, nur in grün
Durch diese hohle Gasse müssen sie kommen
Durch diese hohle Gasse müssen sie kommen
Felsen vor Lagos
Felsen vor Lagos

Wandern am Fortaleza de Sagres

Da der Tag nach der Bootstour noch jung und wir frisch in den Beinen waren, entschieden wir uns, den anvisierten Strandbesuch nach hinten zu verschieben und fuhren nach Sagres, am südwestlichsten Zipfel der Algarve. Sagres selbst ist ein verschlafenes Städtchen, das in erster Linie für seine Lage am Ende Europas und das gleichnamige Bier bekannt ist.

Direkt vor der Küste von Sagres erstreckt sich das Fortaleza de Sagres – eine monumentale Befestigungsanlage aus dem 15. Jahrhundert. Die zwei Meter dicken Mauern des Forts schlossen mit den geschätzt 30 Meter hohen Felsen ab und man hatte von den Schießscharten aus einen Überblick über die gesamte Küste und tausende Quadratkilometer Ozean.

Wie wohl alle Touristen am Fort ließen wir uns von der Wegführung der Anlage etwas in die Irre leiten und folgten nichts Böses ahnend dem Rundweg. Erst nachdem wir diesen Weg gut 20 Minuten abgeschritten waren, stellten wir fest, dass die Strecke deutlich weiter war als vermutet. Aber natürlich wollten wir deswegen nicht umkehren und liefen so am Ende fast eine Stunde in voller Mittagssonne bei 30 Grad die gesamte Außenfront des Forts ab.

Blick ueber das Fort
Blick ueber das Fort
Blick auf die Küste von dem Fort
Blick auf die Küste von dem Fort
Mondähnliche Landschaft mitten im Fort
Mondähnliche Landschaft mitten im Fort

Zum Glück hatten wir alle genug Kondition in den Knochen für diese Wandertour und kamen wohlbehalten am Auto an.

Wellen und Sand im Badeanzug

Letzter Punkt des Tagesausflugs wurde der Praia da Mareta, ein Strand direkt vor Sagres, der angenehm hohe Wellen hatte und nicht zu überlaufen war. Mutti und Frank stürzten sich in die Fluten, wobei Mutti buchstäblich über eine Welle stürzte und einmal etwas unfreiwillig komplett untergetaucht war. Aber davon ließ sie sich nicht entmutigen und sie tollte mit Frank noch ausgiebig in den Wellen. Nur im Anschluss setzte es leichte Beschwerden, dass nun Sand im Badeanzug sei und dieser ausgewaschen werden müsse.

Nach dem Tollen in tosenden Fluten fuhren wir in unser Heim und genossen den letzten Nachmittag in Lagos bei Kaffee und Kuchen und am Ende ging ich sogar in den Pool, wobei Frank mit seiner Unterwasserkamera ein etwas obszönes Foto schoss:

Ein Po im Pool
Ein Po im Pool
Frank taucht im Pool
Frank taucht im Pool
Unser Haus (inklusive Dame des Hauses)
Unser Haus (inklusive Dame des Hauses)

Morgen geht es gen Lissabon und dann werden wir die Hauptstadt Portugals unsicher machen.

Tag 6 – Lissabon

Am 1. November 1755 zerstörte ein Erdbeben Lissabon fast vollständig – man schätzt, dass bis zu 100.000 Menschen den Tod fanden. Jetzt marschierten Familie Lehmann (und ich) in der Hauptstadt Portugals ein. Dabei gab es bislang noch kein einziges Opfer zu beklagen. Außer vielleicht unsere Füße, denn diese sind nun am Ende unseres sechsten Reisetages äußerst pflastermüde. Dafür haben wir eine Menge Stadt gesehen. Aber der Reihe nach:

Morgens stand ich zeitig auf und absolvierte ein wenig Arbeit indem ich mit meinen Kollegen aus Kärnten für unseren wöchentlichen Poker-Youtube-VideoCast konferierte. Danach gab es ein letztes Mal Frühstück auf unserer Terrasse vor dem Pool und nicht ohne Wehmut packten wir unserer Koffer in den Benz und machten uns gegen Zehn auf Richtung Lissabon.

Tschüß Haus, nur den Frank (lila, Balkon) nehmen wir mit!
Tschüß Haus, nur den Frank (lila, Balkon) nehmen wir mit!

Eine ermüdende fast dreistündige Autobahnfahrt später kamen wir in der portugiesischen Hauptstadt an und ich zirkelte unseren Straßenkreuzer professionell und millimetergenau durch die klitzekleinen Gässchen der Altstadt, bis wir unser Ziel in der Rua das Gaivotas am Rande der Altstadt erreichten. Dort bezogen wir Quartier in einer geräumigen Dachgeschosswohnung mit zwei Schlaf-, zwei Badezimmern und einer großen Küche mit Wohnzimmer.

Nachdem wir die Wohnung bestaunt hatten und die Koffer verstaut waren, machten wir uns auf große Entdeckungstour durch Lissabon. Frank, der früher schon einmal hier war, brachte uns zunächst Richtung Stadtzentrum, in dem es vor Touristen, Trams und tumultem Treiben nur so wimmelte. Es war heiß und wir liefen eine Menge bergauf, bergab, schwitzten und machten viele Farbfotos.

Altstadtgassen in Lissabon
Altstadtgassen in Lissabon
Steile Straßenbahnen
Steile Straßenbahnen
Altstadt-Lift für fußlahme Touristen (also nicht uns)
Altstadt-Lift für fußlahme Touristen (also nicht uns)
Torborgen vor dem Praça do Comércio
Torborgen vor dem Praça do Comércio
Familie auf dem Praça do Comércio
Familie auf dem Praça do Comércio

Zur Stärkung genehmigten wir uns einen Ginjinha, einen portugiesischen Sauerkirschlikör, den man am Straßenrand für wenig Geld kaufen kann. Das fanden wir alle äußerst lecker und die 20 Prozent stiegen uns auch gleich gut ins Blut. An dem Ginjinha-Stand kamen wir kurz mit einem deutschen Reisepaar ins Gespräch, welches uns die hiesigen grünen Metro-Karten für den kostengünstigen innerstädtischen Transport empfahl. Frank besorgte uns diese Karten gekonnt am nächsten Metrostand und nachdem wir uns in der Altstadt mit Pastel, Café und Bier gestärkt hatten, machten wir uns auf Richtung Castelo de São Jorge, einer Burg, welche die Altstadt übersieht und ein touristisches Highlight der Stadt sein muss. Zumindest waren zahlreiche Touristen, vor allem deutsche dort vor

Auf der Burg machten wir noch viel mehr Fotos von der Stadt, der Burg selbst und den dort lebenden Pfauen, die zwischen den Touristen umherstolzieren und nächtens auf die Bäume hüpfen, um in den Ästen zu schlafen.

Lissabon von oben
Lissabon von oben
Mal wieder ein Selfie von oben
Mal wieder ein Selfie von oben
Pfau und Familie
Pfau und Familie

Von der Burg zurück gen Altstadt fuhren wir mit der Straßenbahn und diese Fahrt war ein Kulturerlebnis für sich. Die kleine Bahn (Baujahr 1913) war so voll, dass wir alle stehen mussten und ich stand dem Fahrer praktisch auf dem Fuß. Die Bahn fuhr durch Gassen, die so eng waren, dass man kaum glauben konnte, dass das Ding da durchpasste und der Fahrer telefonierte derweil mit einer gewissen Fatima (stand so beim Klingeln auf dem Display) und erklärte parallel einem Fahrgast über alle Maßen ausführlich, wo er aussteigen müsse – sehr entspannt auf seine eigene Art und Weise.

Antike Altstadttrams
Antike Altstadttrams

Irgendwann stiegen wir auch aus und suchten uns, da es inzwischen Abend war, ein Restaurant in der Altstadt zum Dinieren. Mehr oder weniger zufällig wurde es das Restaurant Nelson, wo wir draußen saßen und Wein und Fisch genossen. Ich hatte Dorade, Frank Kabeljau und Vati gegrillten Lachs, nur Mutti war mit einem Schnitzel etwas langweilig dran. Das Essen war in Ordnung, doch der Nachtisch war wahrlich bemerkenswert. Vati und ich schlürften eine delikate Zimtpudding-Creme und Frank bekam etwas, das nur “Spezialität des Hauses” hieß – irgendwie karamell, irgendwie nussig und zum reinlegen köstlich. Süß können die Portugiesen offenbar tatsächlich wirklich richtig gut!

Eine ganze Dorade, nur für mich!
Eine ganze Dorade, nur für mich!
Mutti und Vati beim und nach dem Essen
Mutti und Vati beim und nach dem Essen

Satt gegessen wackelten wir nach Hause, genehmigten uns noch einen Weißwein und werden uns nun gleich auf ins Bett machen, um für den morgigen Sintra-Trip fit zu sein.

Tag 7 – Da kann man ja gar nicht parken!

In Lissabon angekommen stellten wir zur Nacht fest, dass unser Quartier in direkter Nachbarschaft zu einem Studentenwohnheim liegt. Heißt: Die Schlafzimmer wurden bis mindestens nachts um eins von Musik und fröhlichen, aber eben auch lauten, Studierenden beschallt. Ich nahm prompt Reißaus ins gegenüberliegende Wohnzimmer und schlief dort wie ein kleines Bärchen von zehn Uhr abends bis morgens um Sieben. Dann war ich gut wach, bereit, den Tag zu erleben und wartete, bis die Familie zu sich kam. Das passierte erst anderthalb Stunden später kurz vor Neun, dann fingen Vati, Mutti und Frank an, durch die Wohnung zu wuseln.

Wir frühstückten (erstmals nicht auf einer Terrasse, sondern im Wohn-Esszimmer), danach holten Frank und ich das Auto aus dem Parkhaus und sammelten Mutti und Vati vor der Wohnung ein. Die Parksituation in der Stadt macht es notwendig, gut 10 Minuten zu Fuß von der Wohnung zu einem Parkhaus zu wandern, um an das Auto zu kommen. Etwas lästig, aber kein Problem für uns Jungs – nur dumm, wenn man auf dem Weg zur Wohnung zurück einmal falsch abbiegt und deswegen dank der Einbahnstraßen 15 Minuten länger unterwegs ist.

Nach unser unfreiwilligen kleinen Stadtrundfahrt sammelten wir die Familie ein und fuhren Richtung Sintra, der Sommerresidenz der ehemaligen Könige Portugals. Erstes Ziel war der Monserrate Park, einem im 19. Jahrhundert von Francis Cook gestalteten Park samt Sommerschloss, der wohl einer der schönsten Landschaftsparks ist, den wir je besichtigt haben – pitoreske Architektur, grüne Wiesen und Bäume von allen Kontinenten sind auf den 33 Hektar zu finden und sehr liebevoll gestaltet.

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Alte Kapelle im Park mit Baumbewuchs
Alte Kapelle im Park mit Baumbewuchs
Blick auf das Schloss im Park
Blick auf das Schloss im Park
Bibliothek im Schloss
Bibliothek im Schloss
Fotos von Fotografierenden im Schloss
Fotos von Fotografierenden im Schloss
Das sogenannte Steinhaus
Das sogenannte Steinhaus

Wo parken sie denn?

Nach dem Park wollten wir weitere Sehenswürdigkeiten in und um Sintra unsicher machen, etwa die Quinta da Regaleira und den Palácio Nacional da Pena. Es gab nur ein kleines Problem: die wenigen Parkplätze vor und in der Nähe dieser Örtlichkeiten waren allesamt rappeldickevoll.

Wir schlängelten uns durch enge Einbahnstraßen auf denen hunderte Touristen in verschiedene Richtungen liefen, besichtigten die Sehenswürdigkeiten aus dem Auto heraus und waren bass verärgert, wie unmöglich es sich zeigte, das Auto abzustellen und wir so entweder hätten über zwei Kilometer laufen oder mit den Öffentlichen fahren müssen. Leben und Lernen: Nach Sintra fährt man mit dem Zug und vor Ort mit dem Bus, dann geht das – mit dem Auto ist man chancenlos. Schade, aber wir ließen uns natürlich nicht entmutigen.

Kleine Surfer und große Wellen

Also kehrten wir Sintra den Rücken und machten uns auf Richtung Küste. Praia da Crismina an der Westküste hatte Frank als Ersatzziel ausgemacht und navigierte mich fast zielsicher an den Strand.

An der malerischen Bucht brachen sich tosende Wellen an einem steinigen Sandstrand und etliche Surfer lagen auf ihren Brettern in den Fluten und warteten auf eine hinreichende Welle, um darauf gen Strand zu reiten. Eine Surfschule unterrichtete kleine Butscher im Wellenreiten und diese paddelten eifrig im Meer. Die etwas Größeren schafften es tatsächlich fast 100 Meter am Stück auf den Wellen zum Strand zu surfen.

Strand vor Berg
Strand vor Berg
Surfer
Surfer

Frank bemängelte, dass er selbst nicht surfen kann, Mutti machte Fotos und Vati bewachte deroweil unsere Sachen am Strand. Nach einer Dreiviertelstunde machten wir uns am Nachmittag auf und fuhren die Küstenstraße über Cascais und Estoril zurück Richtung Lissabon ab. Wir machten Halt an der Pastéis de Belém, wo wir uns sechs kleine Küchelchen genehmigten.

Frank holt Kuchen in der Pastéis de Belém
Frank holt Kuchen in der Pastéis de Belém

Wir bewunderten das angrenzende Jerónimo-Kloster und machten uns schließlich auf Richtung Altstadt. Dort parkten wir das Auto und machten uns erneut auf Erkundungstour durch die kleinen verwinkelten Gässchen Lissabons. Frank wollte ganz viele Dinge auf einmal sehen und sprang wie eine junge Gazelle durch die Gassen, Vati wollte nicht mehr laufen und Mutti machte fleißig Bilder von den gefließten Häusern.

Jerónimo-Kloster
Jerónimo-Kloster
Kein gefließtes Haus, aber eine der berühmten steilen Straßenbahnen
Kein gefließtes Haus, aber eine der berühmten steilen Straßenbahnen

Zu Vielfräßen gemacht

Am Ende landeten wir um kurz nach Sieben in dem Restaurante Do Bem Estar – einer klitzekleinen Gaststätte (maximal 20 Personen passen rein), die aber ein über alle Maßen üppiges Essen servierte und Portionen immer nur im Zweier-Pack anbot. Muti und Vati genehmigten sich Schweinelenden, Frank und ich je eine Goldbrasse. Wir schafften unsere Teller nicht einmal ansatzweise auf und besudelten während des Essens nicht nur die Teller und Tisch, sondern auch unsere Klamotten und meinen Rucksack. So muss das wohl aussehen, wenn das Essen vorzüglich schmeckt und viel zu reichhaltig ist.

Das Essen, das wir nicht geschafft hatten
Das Essen, das wir nicht geschafft hatten

Ich fühlte mich am Ende jedenfalls wie ein Vielfraß und war dankbar, dass wir zumindest einen Kilometer Weg nach Hause hatten, so dass ich an der frischen Luft ein wenig vorverdauen konnte, bevor wir in unserem Appartment bei Wein und Port weitertrunken und den Abend ausklingen ließen.

Tag 8 – Große Fische, Kacheln und Essen aus Cap Verde

Die Nacht zu unserem letzten vollen Tag in Lissabon wurde eine deutlich lautere als die bereits nervige Nacht davor. Irgendetwas hatten die Studenten zu feiern und deswegen grölten sie bis nachts um zwei Uhr in Bezirkslautstärke, so dass ich selbst auf der gegenüberliegenden Hausseite kaum schlafen konnte. Irgendwann ging das mit dem Schlafen dann aber doch noch und gegen Neune machte ich mich auf Richtung Supermarkt und Bäcker, um Frühstücksdinge zu erwerben.

Von Haien und Fischen

Nach unserem letzten Frühstück sammelten Frank und ich wieder das Auto ein, holten Mutti und Vati von der Wohnung ab und fuhren Richtung Oceanario – einem riesigen Aquarium mit unglaublich vielen Fischen, Pinguinen, Seepferdchen, Fröschen, Seeanemonen, Korallen und eben allem, was so im Ozean kreucht und fleucht. 30 Millionen Liter Wasser soll das Hauptbecken dieses Aquariums fassen und Hauptattraktion waren riesige Haie und ein Mondfisch, der ebenso enorm wie auch hässlich war.

Das Aquarium war äußerst gut besucht und wir teilten uns den Fischanblick mit hunderten, wenn nicht tausenden anderen Touristen und viel zu vielen kreischenden Kindern. Wir machten eifrig Fotos, wobei die Qualität aber wegen des dicken Glases zwischen uns und den Fischen nur moderat ist.

Oceanario von außen
Oceanario von außen
Pinguine und Eis (das Weiße da)
Pinguine und Eis (das Weiße da)
Ein lebensgroßer Hai
Ein lebensgroßer Hai
Viele bunte Fische
Viele bunte Fische

Obszöne Kacheln

Nach dem Besuch im Oceanario stärkten wir uns im angeschlossenen Café und fuhren im Anschluss ein paar hundert Meter weiter ins Kachel-Museum. Seit gut 500 Jahren werden in Portugal Fliesen bunt bemalt. Mit diesen werden Häuser von innen und außen beklebt oder die Fliesenteppiche werden wie ein Bild oder Wandteppich ins Zimmer gehängt.

In dem Kachel-Museum hingen zahlreiche Fliesenwandteppiche aus den letzten Jahrhunderten in den buntesten Farben. Das Gebäude selbst war eine alte Kirche und Chor und Altar schienen sogar noch genutzt zu werden, zumindest waren sie mindestens ebenso bunt wie die Kacheln und gut erhalten.

Irgendwann hatten wir von den Kacheln genug und verließen das Museum – nicht jedoch ohne ein paar Mitbringsel zu erwerben. Eine bunte Kachel für mich, eine für meine Mutter und für Frank eine größere Fliese mit Stadtmotiv.

Antike Kacheln
Antike Kacheln
Moderne Kacheln
Moderne Kacheln
Und obszöne Kacheln
Und obszöne Kacheln

Wir machten noch einen kurzen Abstecher zum Pantheon, wobei Frank nicht umhin kam, noch ein kleines Wandbild (eine Gasse Lissabons darstellend) in einem angrenzenden Laden zu kaufen. Da man in der Umgebung aber nicht so richtig Kaffee trinken konnte, machten wir uns wieder auf Richtung Appartment, wo wir uns einen Türkischen aufbrühten und dazu ein Bier und Port tranken. Ein etwas ungewöhnliches Nachmittagsmahl, aber so wurden wir immerhin die Alkohol-Reste los.

Pantheon von Lissabon
Pantheon von Lissabon
Und noch ein blau gefliestes Haus
Und noch ein blau gefliestes Haus

Ausversehen richtig gutes Essen

Nun war nur noch die Frage zu klären, wo zu essen. Eigentlich wollten wir in dem Restaurant vom Vortag erneut einkehren, aber das war zu weit vom Appartment weg und machte erst zu spät auf. Also suchte ich uns ein herausragend bewertetes Tapas-Restaurant in der Nachbarschaft raus. Das machte allerdings erst 19.30 Uhr auf und wir wollten so lange nicht warten. Also versuchten wir es in einem veganen Laden direkt neben unserem Appartment, aber das servierte an diesem Tag gar kein Dinner. Der nächste Versuch war eine Seitenstraße weiter – ebenfalls gut bewertet, ebenfalls noch geschlossen. Das Ding machte erst um 20.00 Uhr auf. Der Portugiese isst offensichtlich erst zu einer Zeit, zu der der gute Deutsche schon im Bette liegt.

Etwas ratlos standen wir dann kurz auf der Straße, bis wir einfach in den nächstbesten offenen Laden wackelten. Der hieß Tambarina, war auch ordentlich bewertet und ein junger Kellner hieß uns mit perfektem Englisch willkommen und erklärte uns ausführlich die ausschließlich auf portugiesisch vorhandene Speisekarte. Die Küche war Cap-Verdisch und die Köchin eine schwarzen Mutti mit weißer Kochmütze. Da wir keines der Gerichte kannten, bestellten wir einfach vier verschiedene und reichten diese am Tisch rum, so dass jeder was probieren konnte.

Wir bekamen ein wenig Rind, ein wenig Schwein, gegrilltes Hühnchen und ein Fischgericht – jeweils traditionelle Küche. Da es aber eben nicht unsere Tradition war, kannten wir die Art der Zubereitung (riesige Kichererbsen, dicke grüne Bohnen, Süßkartoffeln, scharfes Chili) kaum bis gar nicht. Das tat dem großartigen Geschmack aber überhaupt keinen Abbruch. Vati freute sich, dass es endlich richtig viel Soße gab und Mutti, dass das Fischgericht gar nicht so sehr nach Fisch schmeckte. Frank und ich freuten uns, dass wir zufällig auf dieses Restaurant gestoßen waren. Zwischendurch gesellte sich noch der Eigentümer und Gatte der Koch-Mutti an den Tisch und wir versicherten ihm, dass alles ganz hervorragend war.

Fast noch besser als das Essen war am Ende die Rechnung: 42 Euro (plus 5 Euro Trinkgeld) für vier Gerichte, einen Liter Wein, ein kleines Bier, ein großes Wasser, zwei Portionen Nachtisch und vier Schnäpse. Das Restaurant allein ist ja fast schon ein Grund, noch einmal zurückzufahren.

Ab nach Hause

Wir aber mussten erst einmal zurück nach Hause, um zeitig ins Bett zu gehen. Schließlich mussten wir diesen Sonntag zeitig aufstehen, um unseren Flieger um 9:15 Uhr zu erreichen. In diesem Flieger sitze ich grade und tippe diesen letzten Reisebericht. Am heutigen Abreisetag passierte nicht mehr viel, außer dass wir das kaum noch geordnete Chaos bei der Autorückgabe bestaunen konnten. Das kleine Parkhaus war komplett überfüllt, eine lange Schlange hupender Rückreisegäste stand davor und begehrte eiligsten Einlass. Da die Autos der einzelnen Companies mehr oder weniger sequentiell und im Schneckentempo abgearbeitet wurden, dauerte die Abgabe eine kleine Ewigkeit. Zum Glück hatten wir einen großen Zeit-Puffer, so dass uns die Verzögerung nicht weh tat und wir spielend Check-In und Boarding rechtzeitig schafften.

Mutti sitzt jetzt am Fenster im Flugzeug und löst ihre Wegwerf-Kreuzworträtsel, Vati inspiziert den Duty-Free-Katalog und Frank macht Grimassen. Der Familie geht es also gut und wir alle haben einen schönen Urlaub hinter uns, freuen uns nun aber sicher auch auf zu Hause und das eigene Bett. Auf den nächsten Urlaub freuen wir uns natürlich auch – wann und wo der stattfindet, wissen wir aber noch nicht.

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