Tag 10: Route des Grands Crus

Während unseres Urlaubs waren wir wandern, fuhren Auto, Seilbahn, Zug und Boot. Da fehlte fast nur noch ein Verkehrsmittel – das Fahrrad oder auch „Velo“, wie es der Franzose nennt.

Ein solches Gefährt mieteten wir uns an unserem zweiten vollen Tag im Burgund und fuhren damit einmal Teile der Route des Grands Crus hinab und wieder hinauf. Dies ist eine vor allem für Radfahrer angelegte Weinroute mitten durch die Weinberge des Burgunds. Letztes Jahr fuhren wir die Strecke teilweise schon mit dem Auto ab, doch mit dem Fahrrad ist das wesentlich angenehmer.

Den Tag begannen wir erneut mit einem ausgiebigen (wenn auch erneut aufschnittlosen) Frühstück. Shadow wollte derweil mit uns Apportieren spielen und wir stellten uns diesmal dabei etwas geschickter an – oder der Hund tat es; auf jeden Fall wurde niemand mehr ausversehen gebissen.

Nach Apportieren und Frühstück lotste Frank uns gen Brochon, wo wir uns bei einem Laden, der passenden Namen „Burgundy Bike“ trug, zwei Fahrräder ausliehen. Ein netter Herr stellte uns zwei E-Bikes zur Verfügung und erklärte uns, welche Strecke wir am besten fahren könnten. E-Bikes anstatt normaler Fahrräder zu nehmen, war gar keine schlechte Idee, denn die Weinberge heißen nicht umsonst Weinberge und nicht Weinebenen. Denn da geht es ganz schön rauf und runter. Wir hätten sonst für die Strecke von insgesamt fast 40 Kilometern wahrscheinlich ein kleines Stück länger gebraucht und wären deutlich geschaffter gewesen, als wir es so waren.

Die Fahrräder fuhren uns entlang einer fast gar nicht befahrenen Seitenstraße mitten durch ganz viele Weinreben, zum Château du Clos de Vougeot, einem mitten im Wein versunken scheinenden Schloss, das wir schon voriges Jahr bestaunt hatten.

Das im Wein versunkene Château du Clos de Vougeot
Das im Wein versunkene Château du Clos de Vougeot
Altherrengefährt mit dynamischem Fahrer
Altherrengefährt mit dynamischem Fahrer
Wein, Berge und ein wenig Weg
Wein, Berge und ein wenig Weg
Steinbruch im Weinberg
Steinbruch im Weinberg
Tages-Doppel-Selfie vor Wein
Tages-Doppel-Selfie vor Wein
Frank mit seinem weißen Käppi
Frank mit seinem weißen Käppi

Nach einem Abstecher über Villars-Fontaine (dem Ort der von mir über alle Maßen geschätzten Domaine de Montmain) fuhren wir weiter gen Nuits-Saint-Georges. Wir verzichteten in Villars-Fontaine auf eine Verköstigung, denn diese war schon für den Folgetag anberaumt. Dafür kehrten wir kurz in Nuits-Saint-Georges ein und verdrückten Kaffee, Bier und ein wenig Kuchen.

Kaffee, Bier und Kuchen - die perfekte Urlaubnachmittagsmischung
Kaffee, Bier und Kuchen – die perfekte Urlaubnachmittagsmischung
Nuits-Saint-Georges ist nicht überall bilderbuchschön
Nuits-Saint-Georges ist nicht überall bilderbuchschön …
Aber trotzdem sehr charmant
… aber trotzdem auf seine Weise charmant
Eine der zahlreichen Kirchen der Stadt
Eine der zahlreichen Kirchen der Stadt
Minimal angefressene und fast schon reife Beeren
Minimal angefressene und fast schon reife Beeren

So gestärkt machten wir uns auf den Rückweg über die Weinberge und gaben unsere E-Fahrräder wieder ab. Frank und ich waren ganz begeistert von dieser Altherrenmethode der Fortbewegung. So ein Ding macht keinen Krach, man muss sich nicht anstrengen, kann sich aber trotzdem der Illusion hingeben, dass man sich sportlich betätigt. Vielleicht, wenn wir einmal noch ältere Herren sind, kaufen wir uns sowas auch.

Wieder zu Hause angekommen sprangen wir erst einmal in den Pool und legten uns dann daneben zum Abtrocknen und Ausruhen – wovon wussten wir zwar nicht genau, aber das ist im Urlaub ja auch mal erlaubt.

Frank chillt im Pool
Frank chillt im Pool
Ich chille mit Hund
Ich chille mit Hund

Nun ergab es sich, dass an diesem Abend der Vater unserer Herbergsmutti seinen siebzigsten Geburtstag feierte. Der Herr muss, ebenso wie unsere Gastgeber, vor einiger Zeit aus der Schweiz ins Burgund emigriert zu sein und er lebt nun in Beaune. Dorthin lud er seine Familie, also unsere Gastgeber ein. Uns nicht. Das hieß, wir mussten uns gar selbst um unser Dinner kümmern.

Wir folgten kurzerhand Tim Maelzer. Der deutsche Fernsehkoch hatte für die Sendung Kitchen Impossible vor geraumer Zeit Nuits-Saint-Georges besucht, um dort im Restaurant La Cabotte Boeuf Bourguignon kochen zu lassen. Ebenjenes Restaurant suchte Frank, seines Zeichens großer Fan dieser Sendung, für unser Abendbrot aus.

Die Drinks sind serviert, die Frisur hat sich verabschiedet - das Dinner kann losgehen
Die Drinks sind serviert, die Frisur hat sich verabschiedet – das Dinner kann losgehen

Dort angekommen bestellten wir zwei Menus mit je drei Gängen plus Käse. Frank war von seinem Boeuf Bourguignon im Hauptgang so begeistert, dass er mir andauernd was davon abgeben wollte, damit auch ich begreife, wie gut und anders als sein eigenes Rezept das hier dargebotene Rindfleischgericht war. Hierbei muss ich anmerken, dass Boeuf Bourguignon eigentlich nichts anderes als Rindergulasch in Rotweinsoße mit Pilzen und Möhren ist. Das kocht hier jede Hausfrau aus dem Effeff. Ich persönlich fand Franks Boeuf im Restaurant ganz gut, konnte aber die ausufernde Begeisterung nur bedingt nachvollziehen. Das Rinderrotweingulasch, das Frank zu Hause kocht steht dem hiesigen in nichts nach.

Mein Fisch mit Erbsenpüree und ganz vielen verschiedenen Zucchini war meines Erachtens viel raffinierter – und immerhin schon mal pescetarisch.

Vorspeise: Œufs en meurette mit Weißwein
Vorspeise: Œufs en meurette mit Weißwein
Mein Fisch unter lauter Zucchinis auf Erbsenpüree
Mein Fisch unter lauter Zucchinis auf Erbsenpüree
Das sagenumwobene Boeuf Bourguignon mit Kartoffelstampf
Das sagenumwobene Boeuf Bourguignon mit Kartoffelstampf
Zum Nachtisch gab es Pfirsiche mit Schokomousse und (festhalten!) Bohnenkraut
Zum Nachtisch gab es Pfirsiche mit Schokomousse und (festhalten!) Bohnenkraut
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