Tag 11: Porquerolles
Reisende, die mit der französischen Mittelmeerküste und der französischen Sprache nicht ganz so vertraut sind (aber einen feinen Humor haben) könnten mit dem Namen “Porquerolles” so etwas wie Schweinerouladen assoziieren. Pork = Schwein und gerollt sind Rouladen ja auch.
Aber Porquerolles sind keine Rouladen, sondern es ist eine Insel direkt vor Hyeres. Die Insel hat rund 200 Einwohner, keine Autos und eine Menge Touristen – also so wie Hiddensee, nur in schön und größer. Eine Fahrradtour auf dieser Insel war an diesem 11. Tag unserer Reise das Tagesprogramm.
Wir dachten, wir hätten den hiesigen Touristenmassen ein Schnippchen geschlagen, indem wir an einem Montag, also unter der Woche, dorthin fuhren. Die Insel würde bestimmt halb leer sein. Wer macht schon an einem Montag einen Ausflug? Es stellte sich aber schon ein paar Kilometer vor Hyeres, dem Ort von dem aus man auf die Insel verschifft wird, raus, dass offensichtlich einfach jeder an diesem Montag auf die Insel wollte. Wir standen im Bouchon (das ist französisch für “Stau”) und es bewegte sich praktisch gar nichts mehr. Etwa einen Kilometer vor dem offiziellen Parkplatz vor dem Fähranleger entdeckte Frank neben einem Bushäuschen eine kleine freie wilde Parklücke und schob unser Gefährt mit bemerkenswerter Geistesgegenwart in diese Lücke rein. Die letzten 1.000 Meter liefen wir einfach und waren dabei auf jeden Fall deutlich schneller als die Autos. Die Fährparkplätze waren einfach einmal komplett voll bis zum letzten Platz und neue Autos duften erst einfahren, wenn andere den Platz verließen. Durch unsere wilde Parkaktion hatten wir so zumindest ein paar anderen Touristen ein Schnippchen geschlagen und konnten uns doch ein wenig triumphal fühlen.
Eine blaue Fähre fuhr uns alsbald eine Strecke von rund 2 Kilometern und schon waren wir in dem einzigen Ort auf der Insel, der den selben Namen trägt – Porquerolles. Die Insel erkundet man am besten per Fahrrad und so mieteten wir uns zwei wunderbare Mountainbikes, die den steinigen und hügeligen Wegen gut gewachsen waren.
Mit dem Fahrrad fuhren einmal quer über die Insel gen Gorges du Loup, einer kleinen Schlucht mit fast schon chemisch türkisblau aussehendem Meer und Felsklüften. Der Strand dort war jedoch so klein und schon so überfüllt, dass wir dort nicht lange Station machten.
Im Internet stand, dass man auf Porquerolles unbedingt den Plage Notre-Dame ansehen sollte, also radelten wir mit unseren Bikes dorthin. Auf dem Weg zu dem Strand bemerkten wir, dass der Parkplatz vor der Fähre nicht umsonst bis zum Bersten voll war. Gefühlt waren alle Touristen Frankreichs auf dem Weg zu oder bereits an diesem Strand. Als wir in der Mitte des Strandes selbigen anschauen wollten, traten wir (fast wortwörtlich) erst einmal direkt auf eine deutsche Mutti, die ihrem Kind erklärte, hier gäbe es kein Eis zu kaufen und es möge bitte nicht ständig danach fragen. Wir sahen keinen freien Quadratmeter und trotteten etwas entmutigt weiter. Glücklicherweise fanden wir ein paar dutzend Meter weiter einen deutlich freieren Platz und packten dort unsere Handtücher zwischen zwei italienische Mädchen und eine französische Familie.
Um uns herum war es wirklich ganz schön voll. Das kommt eben davon, wenn man zu einem Strand fährt, der auf Google mit 4,7 von 5,0 Punkten bewertet ist – da will einfach jeder hin.
Immerhin hatten wir ein wenig Platz und das Wasser war auch ganz beeindruckend ruhig, klar und durchsichtig. Nach einem Badegang packten wir ein auf der Insel gekauftes Baguette, eine Salami und eine Flasche Rotwein aus und konsumierten diese Güter während wir uns Strand, davorliegende Boote und Strandpublikum anschauten. Ich schaffte es sogar, ein wenig in meinem Buch zu lesen, während Frank zwischen Bojen und Booten hin- und herschwamm.
Ich ging wieder zweimal ins Wasser und wir hielten es rund drei Stunden am Strand aus. In Summe ist zu konstatieren, dass Porquerolles eine wirklich schöne Insel ist, aber insgesamt war der Laden einfach zu überlaufen. Mit 50% weniger Touristen wäre die Insel bestimmt noch ein gutes Stück sehenswerter gewesen.
Unsere Gesamtzeit auf der Insel war recht hart nach hinten begrenzt, denn um 19.30 Uhr fuhr die letzte Fähre von der Insel. Das war aber für uns schon zu spät, denn dann hätten wir es gar nicht pünktlich zum Abendbrot bei Serge und Stephan geschafft. Also dampften wir um 17.30 Uhr von dannen und schafften es so sogar noch einmal in den Pool zu springen, bevor unsere Gastgeber uns Dinner servierten.
Zu unserem letzten Abendbrot bekamen wir sogar leicht unterschiedliches Essen. Für mich gab es Dorade, für Frank Ente. Zu beiden Gerichten gab es Rührei mit Kartoffeln (angeblich extra für Frank) als Vorspeise und Tomaten mit Auberginenkaviar also Beilage. Zum Nachtisch servierten uns die Jungs einen Lavendelpudding, der mit dem ersten Bissen ein wenig nach Seife schmeckte, dann aber doch sehr frisch und spannend war.
Unseren letzten Abend ließen wir auf der Terrasse vor dem Pool ausklingen und bekamen dazu auch noch wenig Rum mit Vanille-Geschmack spendiert.