Tag 13: Gummi, Schweiß und Sonnencreme (und Berliner Luft)

Der Freitag war unser letzter richtiger Reisetag in Frankreich. Es war gut heiß mit Tagestemperaturen von über 34 Grad, keiner Wolke am Himmel und durchgehender Windstille.

Wenn es so heiß und sonnig ist, gibt es nur eine sinnvolle Tätigkeit, die man im Urlaub ausüben kann. Das gilt insbesondere, wenn das gebuchte Domizil einen großen Pool und bequeme Liegen hat und man ein paar Weine im Kühlschrank gebunkert hat.

Genau, wir sind 50 Kilometer Rad gefahren!

Frank, Denis und mir liegt das Faulenzen tatsächlich eher fern und deswegen hatten wir eine gewisse Weigerungshaltung, einen kompletten Pooltag einzustreuen. Außerdem hatten wir die Weinradwege im südlicheren Burgund noch nicht erkundet und Denis kannte Beaune noch nicht.

Nach dem – wie schon am Vortag – sehr üppigen Frühstück machten wir uns auf zum nicht weit entfernten Örtchen Santenay. Dort hatten wir zwei Tage zuvor unter Zuhilfenahme von Denis‘ fließendem Französisch drei Fahrräder reserviert und die sammelten wir am nicht zu späten Vormittag bei der Touristeninfo ein. Denis, der nur eine überschaubare Radfahrerfahrung hatte, war initial ein wenig skeptisch, ob er den Trip überleben würde, aber er stellte sich auf dem Gefährt so geschickt an, dass wir uns keine Sorge machen mussten.

Denis hat die ersten 100 Meter auf dem Rad überlebt
Jippie! Denis hat die ersten 100 Meter auf dem Rad überlebt

Wir fuhren die Velotour von Santenay bis nach Beaune. Diese führt über enge Gassen inmitten der Weinberge durch winzige Dörfchen entlang zahlreicher Weingüter. Frank und ich hatten eine zum Verwechseln ähnliche Radtour schon drei Tage zuvor gemacht, nur ein wenig nördlicher. Der Vorteil unserer Tour war, dass wir größtenteils auf Straßen fuhren, die de facto nur für Fahrräder vorgesehen war und man so ganz sorglos strampeln konnte. Dabei mussten wir zum Glück gar nicht so viel strampeln, denn wir hatten wieder Fahrräder mit elektrischem Hilfsantrieb bestellt. Das war in Angesicht der Temperaturen und den teilweise intensiven Steigungen auch eine gute Idee. Ins Schwitzen kamen wir trotzdem zu Genüge – es war einfach sengend heiß.

Während der Tour musste ich an Denis‘ Beschreibung von Neuseeland denken, die er uns vor vier Jahren gab, als wir ihn dort trafen: „Hier ist es schön, da hinten ist es schön, dort drüben auch. Überall ist es schön und irgendwann sieht man die Schönheit gar nicht mehr“. Das trifft auch auf das Burgund zu. Hier ist ein Mittelalterdorf, dort ist ein Schlösschen, da ist eine kleine, verwunschene Gasse – jedes Dorf sieht dem nächsten ähnlich und dazwischen sind lauter Weinreben, die auch alle gleich aussehen. Ja, wunderschön. Aber nach 25 Kilometern auf dem Rad sieht man die Reben schon fast gar nicht mehr, weil sie ganz selbstverständlich am Wegesrand stehen und schön aussehen.

Durch diese enge Gasse mussten wir kommen
Durch diese enge Gasse mussten wir kommen
Da schau, ein Schlösschen im Wein!
Da schau, ein Schlösschen im Wein!
Noch eins!
Noch eins!
Wein und Weinberge sind auch da
Wein und Weinberge sind auch da
Die Drei von der Tankstelle auch
Die Drei von der Tankstelle auch

In Beaune angekommen, besuchten Frank und Denis das Hôtel-Dieu, ein uraltes mittelalterliches Krankenhaus, das Frank und ich schon letztes Jahr inspiziert hatten. Meine Erinnerungen an Krankenhausinnenhof mit schönem Dach, Krankensäle und mittelalterliche Apotheke waren noch frisch genug und ich sparte mir den Eintritt. Stattdessen umrundete ich einmal die Altstadt von Beaune und staunte ob der unglaublich vielen Touristen in dem Ort.

Innenhof des Hôtel Dieu mit dem typischen Burgunderdach
Innenhof des Hôtel Dieu mit dem typischen Burgunderdach
Nachgebildete Krankenhausküche
Nachgebildete Krankenhausküche
Selfie der Krankenhausbesuchscrew
Selfie der Krankenhausbesuchscrew

Denis stärkte sich anschließend mit einem Sandwich und einem Eis, während Frank und ich bei Wasser blieben. Ein Bier hätte ich zwar nicht schlecht gefunden, aber die ganzen Bars waren zum bersten voll und da wollten wir uns nicht auch noch dazwischenquetschen.

Stattdessen machten wir uns gegen 14.00 Uhr wieder auf den Rückweg, wobei uns nun die Sonne praktisch direkt von oben auf den Kopf schien. Das hieß: noch mehr schwitzen und der zuvor noch angenehme Fahrtwind fühlte sich jetzt einfach wie ein warmes Gebläse an. Schweiß und Sonnencreme bildete am Körper eine einheitliche Masse und bei Denis und mir löste sich langsam der Griff am Lenker des Fahrrads ab. So kam noch ein bisschen Gummi zu der Masse dazu. Aber die E-Motoren hielten durch und so schafften wir es ansonsten problemlos zurück nach Santeney.

Zu dritt auf dem Radweg
Zu dritt auf dem Radweg

Nach Abgabe der Räder fuhren wir wieder heim und gegen 17.00 Uhr hatten wir dann tatsächlich ein bisschen Freizeit am und im Pool. Das Bier, das ich in Beaune nicht trank, ersetzte ich hier durch einen guten Schluck Clos du Château, Jahrgang 2011, den wir zwei Tage zuvor erworben hatten. Ging auch und ich denke, Gott in Frankreich trinkt auch kaum besser.

Chillen im Pool
Jippie! Endlich chillen im Pool nachdem Denis den ganzen Trip überlebt hat

Am Abend gingen wir ein letztes Mal fein essen. In der Auberge Le Petit Blanc zwei Örtchen weiter begrüßte uns ein drolliger Gastwirt und ich konnte mein Glück kaum fassen, als ich auf der Speisekarte Cuisses de Grenouille fand. Das sind Froschschenkel und obwohl wir so oft in Frankreich und in so vielen französischen Restaurants waren, gab es dieses Essen noch nie. Damit war mein Speiseplan völlig klar: Schnecken als Vorspeise, Froschschenkel als Hauptgericht. Man ist schließlich in Frankreich! Frank bestellte sich Zander und Denis das Boeuf Bourguignon. Man ist schließlich im Burgund!

Man bringe uns Wein und Frösche!
Man bringe uns mehr Wein und Frösche!

Bei meinen Schenkeln staunte ich nicht schlecht, dass Frösche so viele Knochen haben. Man musste die kleinen Biester ganz schön pulen und hatte die ganze Zeit ein paar Finger im Mund. Sowas muss man auch mögen. Geschmeckt hat es auf jeden Fall, wobei ein Großteil des Geschmacks von der üppigen Panade kam und die Schenkel selbst am ehesten mit zartem Putenfleisch vergleichbar sind. Das Esserlebnis ist dem von Chicken Wings nicht unähnlich, wenn auch deutlich feiner und nicht künstlich scharf.

Schnecken als Vorspeise
Schnecken als Vorspeise
Das Boeuf kam in einem kleinen Tigelchen
Das Boeuf kam in einem kleinen Tigelchen
So sehen panierte Froschschenkel aus
So sehen panierte Froschschenkel aus
Und so die Überreste
Und so die Überreste

Das nächste Mal staunten wir beim Nachtisch. Frank bestellte sich eine Kugel Eis mit Pfefferminzlikör und das Zeug schmeckte ziemlich genau wie Berliner Luft. Das war schon absurd, aber nichts im Vergleich zu Denis‘ dekonstruierter Zitronentarte. Diese schmeckte so dermaßen sauer, dass sich einem alle Muskeln im Mundraum zusammenzogen und man für die nächsten Minuten erst einmal gar nichts mehr schmeckte. Mein Tiramisu mit Birnen schmeckte auch eher abenteuerlich als lecker.

Berliner Luft und Eis im Burgund
Berliner Luft und Eis im Burgund

Gut, die Desserts waren eher ein Reinfall, aber dafür gab es kostenlosen Schnaps und wir konnten gemütlich draußen sitzen und unseren letzten Abend genießen. Nach der Heimfahrt zu unserer Unterkunft fanden wir in dem Kühlschrank unserer Herberge noch ein paar Bier und damit ließ sich der warme Abend gut aushalten.

Ich hatte des Biers wohl eines zu viel, denn Bei der Abendroutine entdeckte ich in unserem Zimmer ganz neuer Kletterqualitäten an mir...
Ich hatte des Biers wohl eines zu viel, denn Bei der Abendroutine entdeckte ich in unserem Zimmer ganz neuer Kletterqualitäten an mir…
Subscribe
Notify of
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments