Tag 13: Weine

Lauscht man Franks Erklärungen, gab es nur einen Grund, warum wir ins Burgund und überhaupt nach Frankreich gefahren waren. Wir waren hier, um Weine zu erwerben. Und das Burgund ist die Weinanbauregion überhaupt. Also gingen wir diesen Tag auf eine Tour de Vines. Es gab hier zwar auch organisierte Weinverkostungstouren, aber wir machten uns lieber auf eigene Faust auf den Weg.

Unsere Gastgeber konnten uns mehrere Weingüter in der Umgebung empfehlen und wir fuhren diese, sowie die umgebenden Dörfer ein wenig ab.

Der Wein ist quasi reif
Der Wein ist quasi reif
Die haben hier sogar einen Friedhof mitten im Wein...
Die haben hier sogar einen Friedhof mitten im Wein…
Eine besonders rote Traube im Rotweinbeet
Eine besonders rote Traube im Rotweinbeet
Einzeln verstreute Weingüter
Einzeln verstreute Weingüter
Weinstöcke
Weinstöcke
Zweimal Schnute ziehen, bitte
Zweimal Schnute ziehen, bitte

Im Burgund gibt es die sogenannte Route des Grands Crus an der alle Weingüter der Region liegen. Das Gesamtanbaugebiet beschränkt sich auf einen Streifen der zwischen 5 und 25 Kilometer breit und etwa 60 Kilometer lang ist.

Als erstes steuerten wir das Gut Bernard Rion an, wo uns – wer hätte es gedacht – wieder mal eine nette Dame in Empfang nahm und uns mehrere Spätburgunder und Weißweine zu kosten gab. Am Ende nahmen wir 6 Flaschen des günstigsten Spätburgunders mit (weil er sich, so die Dame, zum Kochen und Trinken eignet) und wir kauften drei Premier Crus, recht komplexe, vollmundige Weine. “Premier Cru” ist dabei eine Art Güteklasse im Burgund und die zweitbeste nach “Grand Cru”. Weine letzterer Güteklasse kommen aber auch gleich mit einem ganz speziellen Preis daher und hohe zweistellige Beträge für Weinflaschen erschienen uns dann doch etwas absurd.

Im Anschluss besuchten wir das kleine Örtchen Nuits-Saint-Georges, das ein paar niedliche Gässchen und zahlreiche Weingüter zu bieten hatte. In einem kehrten wir ein und ich fiel fast vom Glauben ab, als uns ein Mann und keine nette junge Dame bediente. Der Herr war auch ganz nett, sprach aber nicht wirklich englisch und so waren wir auf unsere wackeligen Französischkenntnisse angewiesen. Der Herr gab uns als erstes einen Weißwein, der voll und ganz nach sauren Gummibärchen schmeckte. Das fand ich ganz faszinierend und so gab es davon auch gleich drei Flaschen. Dazu gesellten sich noch ein paar Rotweinflaschen und wir beide hatten schon ein wenig einen im Tee. Fahrtüchtig war ich noch, aber es stand zum Abschluss noch ein weiteres Weingut mit Verköstigung ins Haus.

Die Weineulen im Weinkeller
Die Weineulen im Weinkeller
Nuits-Saint-Georges mit bunten Häuschen
Nuits-Saint-Georges mit bunten Häuschen
Weinkeller in Nuits-Saint-Georges
Weinkeller in Nuits-Saint-Georges

Den Abschluss unserer Weintour bildete das Chateau de Villars Fontaine. Dort bekamen wir vor der Verköstigung gleich eine wirklich umfangreiche Einführung, wie dort Weine hergestellt werden, wie sich diese von anderen Weinen unterscheiden und im Grunde auch eine generelle Erklärung, wie man Wein so macht. Für uns war das ganz praktisch, denn während der Erklärung hatten wir ein wenig Zeit, genügend auszunüchtern, um danach bei der Verköstigung wieder zuschlagen zu können.


Einschub: So macht man Wein

Heutzutage wird Rotwein auf folgende, sehr einfache Art und Weise hergestellt: Man sammelt die Trauben, trennt sie von den den Stängeln, mahlt die Trauben zu einer Maische und gibt diese mit ein wenig Hefe in einen großen Tank aus Metall. Dort gären die Trauben mehrere Tage bis einige Wochen. Nach der Gärung wird die Maische gepresst und so werden Haut und Kerne der Trauben aussortiert.

Im Anschluss lässt man den Wein drei bis sechs Monate in Stahltanks ruhen und im Anschluss altert der Wein sechs bis zwölf Monate in Holzfässern.

Die allermeisten Winzer schaffen es so, innerhalb eines Jahres, maximal in zwei Jahren, aus Trauben einen Rotwein zu gewinnen.

Was den Weinen Geschmack und Charakter gibt, sind vor allem Tannine – das sind Gerbstoffe aus Haut und Kernen der Weintrauben – und Säure. Je mehr Tannine ein Wein hat, desto besser und länger lässt er sich lagern. Allerdings schmeckt ein Wein mit vielen Tanninen recht bitter. Man kann die Menge der Tannine steigern, indem man den Wein länger gären lässt und erst später presst. Ein sehr tanninhaltiger Wein ist in der Regel erst nach 8 bis 10 Jahren Lagerung in Flaschen zum Verzehr bereit, kann sich dafür aber mehrere Jahrzehnte in der Flasche halten. Herkömmliche Weine haben bei weitem keine so lange Lebensdauer.

Traditionell wurde der Wein in Frankreich immer mit vielen Gerbstoffen gemacht und war lange haltbar. Doch in den letzten 30 Jahren gingen mehr und mehr Winzer dazu über, junge Weine mit wenigen Tanninen herzustellen – schlicht, weil sie keine 10 Jahren Zeit hatten, zu warten, bevor sie die ersten Flaschen verkaufen konnten. Irgend wovon musste man in der Zwischenzeit schließlich auch leben.


In dem Chateau de Villars Fontaine wird der Wein noch auf die traditionelle Art und Weise gemacht und entsprechend alt sind die dort lagernden Flaschen. Der jüngste Wein, den wir zum Probieren bekamen, war aus dem Jahr 2010 und der älteste von 1994 – 25 Jahre alt.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich vermute, die Weine, die ich dort probiert habe, waren so mit die besten Weine, die ich bislang getrunken habe. Die Weine hatten allesamt eine runde Struktur, hatten teilweise eine Menge Bumms, ohne pelzig oder zu sauer zu sein und ein Wein hatte sogar leichte Vanille-Noten, obwohl da mit Sicherheit nie eine Vanille-Schote drin lag.

Wenn man im Supermarkt einen Wein kauft, ist man schon froh, wenn der Wein von einer einzigen Rebsorte kommt, hier konnte man uns sogar zeigen, von welchem Hügel welche Flaschen kamen und erklären, warum die selbe Rebsorte dort ein wenig anders schmeckt als auf dem nächsten Hügel.

Kurzum: Frank und ich waren von den Weinen ganz begeistert und da die Preise für die Qualität auch nicht so schlimm waren, nahmen wir ein paar Flaschen mit nach Hause. Freundlicherweise bot man uns an, die Flaschen ein paar Tage dort zu lagern, so dass wir sie erst zur Abreise nach Berlin abholen mussten.

Gründer der Domaine Villars Fontaine
Gründer der Domaine Villars Fontaine
Straßenbild in Villars Fontaine
Straßenbild in Villars Fontaine

Noch ganz beseelt vom Wein reisten wir in unser Domizil, wo Frank einen offenen Pool erblickte und sofort reinsprang.

Am Nachmittag war der Pool dann offen und Frank sofort herin verschwunden
Am Nachmittag war der Pool dann offen und Frank sofort herin verschwunden
Die Hundedame des Hauses
Die Hundedame des Hauses

Des Abends fuhren wir nach Beaune, wo wir uns ganz kurz die Stadt anschauten und dann auf Anraten unserer Gastgeber in einem Lokal einkehrten, dass von außen eher unscheinbar aussah, aber uns ganz fantastisches Essen servierte.

Einen Berg Muscheln, bitte
Einen Berg Muscheln, bitte
Muscheln halbfertig
Muscheln halbfertig
Muschlen ganzfertig
Muschlen ganzfertig
Beaune bei Nacht
Beaune bei Nacht
Eine Gasse in Beaune
Eine Gasse in Beaune
Subscribe
Notify of
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments