Tag 14: Wein in Kellern

Das man im Burgund Wein trinkt, war uns ja schon klar. Es könnte sein, dass wir es damit am 14. Tag ein wenig übertrieben haben. Das wollten wir eigentlich gar nicht, aber man kann in dieser Region quasi keine Sehenswürdigkeit ansehen, ohne dass einem eine Dame (oder ganz selten ein Herr) mit einer offenen Weinflasche entgegenspringt und einem Wein zur Verköstigung anbietet. Naja, vielleicht lag es auch ein klein wenig daran, dass wir uns als Sehenswürdigkeit einen der größten Weinkeller der Welt gewählt hatten. Aber der Reihe nach.

Nach einem ausgiebigen Frühstück in unserer Unterkunft fuhren wir in das kleine Örtchen Meursault, wo es im Château einen der schönsten Weinkeller der Region geben sollte. Leider war unser Frühstück etwas zu ausgiebig und lang, denn wir kamen erst kurz nach 12 Uhr in Meursault an und zwischen 12 und 2 sind in der gesamten Region die meisten Sehenswürdigkeiten geschlossen. Offenbar gibt es hier oben auch das Konzept von “Siesta” – oder die Franzosen machen sehr gerne Mittagsschlaf. Jedenfalls kamen wir in den Keller nicht rein.

Trotz geschlossenen Weinkellers: Große Freude löste dieser Straßenname in Meursault bei mir aus
Trotz geschlossenen Weinkellers: Große Freude löste dieser Straßenname in Meursault bei mir aus

Zum Glück war Meursault nicht weit von Beaune entfernt und so fuhren wir dorthin zurück. Wir hatten in Beaune ohnehin noch zwei Ziele auf dem Programm. Zunächst steuerten wir das l’Hôtel-Dieu an. Dabei handelt es sich keineswegs um ein Hotel, sondern um ein bis 1971 betriebenes Krankenhaus. Es mag ein wenig morbid erscheinen, dass wir ein stillgelegtes Krankenhaus besuchten, aber dieses hier war keine simple Poliklinik, sondern wurde bereits im Jahr 1443 nach dem Hunderthährigen Krieg gegründet. Nachdem das Krankenhaus geschlossen wurde, haben es Kuratoren liebevoll zu einem Museum aufbereitet und man kann sich den Krankenhausalltag im 15. und 16. Jahrhundert anschauen.

Ein im Keller des Museums aufbewahrtes Polyptychon - Das jüngste Gericht
Ein im Keller des Museums aufbewahrtes Polyptychon – Das jüngste Gericht
Ein Blick in den Giftschrank der Krankenhausapotheke
Ein Blick in den Giftschrank der Krankenhausapotheke
Innenleben des Krankenhauses
Innenleben des Krankenhauses
Innenhof mit beeindruckenden Dachschindeln
Innenhof mit beeindruckenden Dachschindeln

Nachdem wir genug des l’Hôtel-Dieu gesehen hatten, ging es für uns in einen der größten Weinkeller der Region. Dieser gehört zu Patriarche Père & Fils, einem Winzer, Weinzüchter und Händler und der Keller erstreckt sich über mehrere Straßenzüge Beaunes.

Die Besichtigung kostet zwar Geld, aber dafür bekommt man im Keller ein kleines, silbern schimmerndes Kellchen in die Hand gedrückt mit dem man am Ende des Spaziergangs durch den Weinkeller gleich von zehn verschiedenen Weinen probieren durfte. Der Keller an sich war tatsächlich ganz faszinierend. Wir liefen durch lange Gänge in denen zahlreiche Fässer standen und zehntausende volle Flaschen lagerten in den Gängen. Die Flaschen waren noch ohne Etikett und nur eine kleine Nummer verriet, welcher Wein in den staubigen Flaschen sein könnte. Die Weine werden in diesen Kellern zum Altern aufbewahrt und liegen häufig ein paar Jahre im Dunkeln. Die Gänge waren dutzende Meter lang, verwinkelt, die Decken waren niedrig und es roch überall muffig und fast schon schimmlig. Nachdem wir eine gute Viertelstunde durch die Kellergänge gelaufen waren, kamen wir zu den Verkostungsstationen, wo wir mit unserem Silberschaufelchen die zehn Weine durchprobierten. Natürlich nahmen wir am Ende auch wieder ein paar Flaschen mit heim ins Auto und fuhren dann wieder zu unseren Gastgebern.

Der Herr degustiert seinen Wein
Der Herr degustiert seinen Wein
Einer der vielen Gänge im Keller
Einer der vielen Gänge im Keller
Ein silbern schimmerndes Probierschaufelchen mit Rotwein
Ein silbern schimmerndes Probierschaufelchen mit Rotwein
Staubige, volle Flaschen im Keller
Staubige, volle Flaschen im Keller

Bei unseren Gastgebern gab es nach einer kurzen Pause am Pool gleich die nächste Verköstigung. Jacques, Schweizer Hausherr und Koch, erklärte uns eine Stunde lang Details über verschiedene Weine der Region und den Unterschied zwischen den verschiedenen Kategorien der Weine aus dem Burgund. Generell gibt es hier vier Kategorien:

  1. Appellations Régionales: Das sind die einfachsten Weine aus der Region und auf den Flaschen steht einfach nur “Bourgogne” drauf.
  2. Appellations Communales: Das sind die etwas feineren Weine auf denen steht in der Regel der Name des Dorfes drauf, aus dem der Wein kommt.
  3. Premiers Crus: Rund 10 Prozent der Produktion der Weine der Region haben dieses Gütesiegel. Das gibt es nur für bestimmte Hanglagen, sogenannte “climats”.
  4. Grand Crus: Weniger als 1,5% aller Hanglagen im Burgund eignen sich für Weine des höchsten Gütesiegels und tatsächlich gibt es nur 33 verschiedene Grand-Crus-Weine. Die Preise sind entsprechend fast immer dreistellig und – wie uns schon von anderen Winzern erklärt wurde – werden diese Preise vor allem für amerikanische und chinesische Touristen abgerufen, die schlicht “einen teuren Wein aus Frankreich” kaufen wollen und denen es vor allem um Exquisität geht.

Zu den Erklärungen schenkte Jacques uns reichlich Wein aus 7 verschiedenen Flaschen ein und wir bekamen noch einmal die volle Bandbreite der hiesigen Geschmäcker zu probieren.

Danach war zumindest ich gut breit und ich legte mich an den Pool, wo ich auch prompt einschlief. Sehr viel Zeit zum Schlafen hatte ich jedoch nicht, denn keine Stunde später stand schon das Dinner auf dem Programm. Jacques hatte uns ein viergängiges Menu bereitet. Es gab unter anderem Lachstartar, Kabeljau und zum Dessert eine Birne mit Merlot und Zimt.

Birne in Merlot
Birne in Merlot (Rezept: 1l Merlot, 0,3l Wasser, 200g Zucker und eine Zimtschote aufkochen; grüne, harte Birnen schälen und entkernen; Birnen 30 min. im Wein bedeckt köcheln; alles abkühlen und in den Kühlschrank; kalt servieren)
Lachstartar mit Guacamole im Brötchen
Lachstartar mit Guacamole im Brötchen
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