Tag 1 – Eis, Eis, Baby

Es gab dieses Jahr noch gar keinen richtigen Urlaub für mich. Ja gut, London. Im März. Die Stadt war zwar schöner als befürchtet, aber es war trotzdem kalt und am Ende auch anstrengend. Urlaub macht man da, wo es warm ist, wo die Sonne scheint, wo es gutes Essen gibt und wo die Menschen entspannt sind. Sprich, in Italien.

Frank und ich waren schon ganz schön oft in in diesem famosen Land, das erste Mal vor über 20 Jahren als wir 2003 Palermo besuchten. So das damals aus:

Es folgten Besuche in Bologna, Neapel und der Toskana und wir waren mit Taskin und Mike vor fünf Jahren auf Sizilien. Damals waren wir im Frühjahr auf der Mittelmeerinsel. Diesmal im Spätsommer. Im Sehrspätsommer Ende Oktober. Beste Reisezeit! Während es in Berlin nasskalt ist, sind auf Sizilien noch fast 30 Grad.

Diesmal nahmen wir Stephan und Silke mit auf unsere Reise. Nachdem die Beiden schon viele Jahre eifrige Leser dieses Blogs waren, wollten sie auch einmal mit uns zusammen dabei sein und wir waren sehr froh, mit ihnen Palermo und den Westen Siziliens entdecken zu können.

Weniger froh war zumindest ich mit dem konkreten Reisebeginn. Dieser war nämlich viel zu früh. Um 6:20 ging unser Flug vom BER und das hieß, irgendwann um 4:00 Uhr aufstehen. Ich bin zwar ein leidenschaftlicher Frühaufsteher, aber die Leidenschaft hat Grenzen. Um 4 ist vor dieser Grenze. Egal, da mussten wir alle durch und so trafen wir uns um kurz nach fünf Uhr auf dem Flughafen und pünktlich flogen wir gemeinsam mit lauter ebenfalls schlecht ausgeschlafenen Leuten in einer Ryanair-Kiste los.

Wir kamen erst einmal nur nach Mailand, wo wir drei Stunden Zeit zum Frühstück hatten, bevor unser Anschlussflug nach Palermo ging. Unser Frühstück bestand aus Puddingtaschen aus einer Berliner Bäckerei, die uns Stephan mitgebracht hatte. Dazu gab es italienischen Café und ein wenig Sekt. Wenn Frank und ich fliegen, gibt es Sekt. Egal, wie spät oder früh es ist. Wir konnten sogar Silke und Stephan von unserer Sekt-Tradition überzeugen.

In Palermo angekommen, organisierten wir uns einen Mietwagen – es gab einen Volkswagen mit Diesel und Schaltgetriebe. Da fühlte man sich als Deutscher ja gleich ganz zu Hause. Mit diesem VW chauffierte Stephan uns sicher bis in die Innenstadt Palermos und wir übergaben unser Gefährt in einem nur ein klein wenig dubios wirkenden Park-Areal einem Mann, der uns die Schlüssel und 40 Euro für zwei Tage Parken abnahm. Frank war sich nicht ganz sicher, ob wir das Auto jemals wiedersehen würden, aber wir anderen Drei hatten hinreichend viel Zutrauen in das System, um das Auto sorgenfrei zurückzulassen.

Direkt neben dem Park-Areal fanden wir unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte, den Palazzo Mazzarino. Der Name Palazzo ist hier Programm. Unsere Unterkunft ist mitten in der Altstadt in einem herrschaftlichen Haus mit riesigem Innenhof, erstreckt sich über zwei Etagen hat vier Zimmer und mindestens 4 Bäder (und ich glaube, ich habe noch nicht alle Zimmer entdeckt). Auf jeden Fall schien es uns eine fantastische erste Station unseres Urlaubs zu sein.

Kaum angekommen, schlüpften wir in dem Wetter gemäßere Kleidung und machten uns auf den Weg, die Innenstadt Palermos zu erkunden.

Frank und ich hatten noch dunkle Erinnerungen an die Stadt von unserem Besuch vor 20 Jahren. Die Stadt ist auf alle Fälle noch mindestens genauso ansehnlich wie damals, doch wir konnten uns nicht erinnern, so viele Touristen gesehen zu haben. Eigentlich sahen wir damals fast gar keine Touristen und Englisch wurde nur von einer ausgewählten handvoll Menschen gesprochen. Dieser Tage ist die gesamte Via Maqueda (an der unsere Unterkunft liegt) eine kilometerlange Flanniermeile mit Restaurants, kleinen Geschäftchen, Straßenverkäufern und tausenden Touristen. Im Hafen der Stadt liegt ein Kreuzfahrtschaft der Panamax-Klasse und vor jedem Restaurant stehen Billeteure, die einem auf Englisch einen Platz andrehen wollen. Das Leben als Tourist wird so definitiv einfacher, auch wenn die Authentizität der Stadt ein wenig leidet.

Als Touristen fühlten wir uns sofort sehr wohl in dem Getümmel und Silke schlug als erste Attraktion des Tages Eisessen vor. Also steuerten wir die nächstbeste Eisdiele auf der Via Maqueda an und dort begrüßte uns ein junger Mann, der – nachdem er erfuhr, dass wir aus Deutschland kamen – aufzählte, welche deutschen Städte er schon besucht hatte: Düsseldorf, Köln, Mönchengladbach. Ich wusste noch gar nicht, dass Mönchengladbach zu den beliebteren Reisezielen in Deutschland zählt. Das Eis, dass uns kredenzt wurde, war reichlich und mundete ganz fantastisch, auch wenn ich nach dem Verzehr meiner Schokokugel wie ein kleiner Junge aussah, der sich von oben bis unten eingesaut hatte.

Mit dem Eis im Bauch liefen wir bis zum Hafen, warfen einen Blick in den botanischen Garten und suchten hinter dem Hauptbahnhof die Trattoria, bei der Frank und ich vor 20 Jahren jeden Abend günstige Pizza und Hauswein in Krankenhausmengen konsumiert hatten. Frank schwört bis heute darauf, dass das eine der besten Pizzen der Welt war. Wir fanden tatsächlich einen Pizza-Laden, aber konnten uns nicht so recht erinnern, ob es der richtige war. Egal, es war ja auch noch gar nicht Pizza-Zeit, sondern erst einmal Zeit für einen Apperetiv. Diesen fanden wir in der Nähe unserer Unterkunft – einmal Aperol für alle und dazu zwei Sandwiches für Stephan und Frank.

Wir chillten noch ein wenig in unserem Palast und machten uns dann auf den Weg zum richtigen Abendessen im Restaurant Da Bacco. Dort gab es Wein, Bier, Vorspreisen, Kalbsschnitzel, Risotto mit Tintenfisch, Pasta und Riesengarnelen. Alles in allem war das schon ein ganz ordentliches Mal zum Abend und wir waren mit unserem ersten Tag auf Sizilien sehr zufrieden.

Nach dem Essen vertraten wir uns noch ein wenig die Beine und fanden am Ende des Abends im Ausgehviertel Kalsa eine kleine Bar, in der wir den Abend ausklingen ließen.

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Karla
Karla
24. October 2023 16:15

Ihr scheint gut angekommen zu sein, und Arved hat offenkundig ein ganz neuartiges Getränk entdeckt, den Apperetiv. Den würd ich auch gern mal probieren, zumal ich bis heute nur einen Aperitiv kenne.

Tammo
Tammo
25. October 2023 12:26

Ich musste schon sehr weit zoomen, um mich zu vergewissern, dass die Fotos aus 2003 stammen … Dieser Blog beweist: Regelmäßiger Urlaub hält jung! Freu mich, wieder mittendrin statt nur dabei zu sein