Tag 10 – Versöhnung

Vor 20 Jahren waren Frank und ich schon einmal auf Sizilien und besuchten auch das Tal der Tempel in Agrigent. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern und Silke und Stephan waren noch nie da. Also fuhren wir da an unserem letzten Tag auf Sizilien noch einmal hin. Kultur!

Vorher durften Stephan und ich noch einmal unserem morgendlichen Ritual frönen und den Lidl in Sciacca besuchen. Wir holten alles für unser Frühstück und das letzte Abendbrot. Zu Hause hatte Silke schon die restlichen Eier von unseren Gastwirten in der Pfanne aufgeschlagen und machte uns Spiegelei mit Speck. Dazu gab es Cornettos, Brötchen und für mich den guten Instant-Kaffee von Nescafé. La Dolce Vita, schon am frühen Morgen.

Für den Rest des Tagesprogramms war weniger Dolce Vita und mehr Kulturprogramm angesagt. Wir fuhren eine knappe Stunde in die Stadt Agrigent, mit 60.000 Einwohnern eine der größeren Städte Siziliens. Die Geschichte der Stadt reicht zurück bis ins 6. Jahrhundert vor Christus als Auswanderer aus Rhodos, die am Felsen eine Stadt anlegten.

Wir fuhren zunächst in die Altstadt (in der die meisten Bauwerke zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert gebaut wurden). Die Gassen waren teilweise so eng, dass es keine Autos mehr gab, es war alles ein wenig heruntergewirtschaftet und teilweise standen Häuser einfach leer. Man merkte der Stadt an, dass sie in einer der ärmsten Regionen Italiens liegt. Die Einkaufsmeile der Stadt war ein wenig verwaist – es war der 1. November, Allerheiligen, ein Feiertag in Italien. Immerhin fanden wir ein Café, wo Silke und ich zu unseren Milchkaffees kamen.

Danach ging es zum eigentlichen Ziel des Tagesausflugs, dem Tal der Tempel vor der Stadt Agrigents. Hier hatten sich ab 582 vor Christus griechische Siedler niedergelassen und die Stadt wurde schnell zu einem der wichtigsten Zentren auf Sizilien.

Bis heute sind einige Bauten gut erhalten. Der Concordiatempel in der Mitte der Anlage zählt zu den am besten erhaltenen griechischen Tempeln überhaupt. Der Grund hierfür ist, dass der Tempel ab dem 6. Jahrhundert als christliche Basilika genutzt wurde und so stets ein wenig restauriert wurde. Inzwischen ist die ganze Anlage einer der touristischen Hotspots Siziliens. Für meinen Geschmack war die Gesamteinrichtung jedoch ein wenig lieb- oder geschmacklos. Es gab kaum handfeste Erklärungen zu den einzelnen Ruinen, noch irgendein erkennbares museales Konzept. Vor dem Concordiatempel wurde vor ein paar Jahren eine moderne Statue von Ikarus platziert. Das ist zwar ein schönes Fotomotiv, aber was der Ikarus da aber genau soll, bleibt unklar.

Das nächste Ausflugsziel war die Scala dei Turchi (die Treppen der Türken) ein paar Kilometer westlich von Agrigent. Hierbei handelt es sich um einen Felsen an der Küste, der in strahlendem weiß mit zahllosen Stufen aus dem Wasser ragt. Der Felsen erinnerte ob der Farbe ein klein wenig an den Kreidefelsen auf Rügen, aber anders als beim Kreidefelsen war der Zutritt hier kostenfrei und ein wenig beeindruckender sah die Formation auch noch aus.

Nachdem wir hinreichend viele Fotos von dem Felsen knipsten, hatten wir genügend Kultur und Natur für den Tag. Es war unser letzter ganzer Reisetag und wir wollten uns halbwegs gebührend von der Reise verabschieden. Also fuhren wir in das Fünf-Sterne-Hotel neben unserer Unterkunft, welches Silke und ich tags zuvor erkundet hatten und bestellten uns dort vier Cocktails, mit denen wir auf einen erfolgreichen Urlaub anstießen.

Nun fehlte zu meinem Urlaubserfolg noch eine Versöhnung mit dem bissigen Viehzeug in unserem Streichelzoo. Zur Versöhnung hatten wir bereits am Morgen Möhren besorgt und diesen bewaffnet stellte ich mich den Eseln ein weiteres Mal. Die Esel fraßen mir artig aus der Hand (und nicht die Hand ab). So ganz traue ich Eseln nun immer noch nicht, aber nehme erst einmal an, dass der vorige Biss in meinen Arm nur ein Versehen war.

Nachdem die Esel ihr Abendbrot hatten, versorgten wir uns mit den übriggebliebenen Pizzastücken vom Vortag und verzehrten dazu allerlei weitere Reste der Küche. Den Tag und Abend ließen wir mit einer weiteren Partie Doppelkopf ausklingen (schon wieder gewann Stephan deutlich; immerhin brachte Frank jedoch ein Solo durch uns sicherte sich so den zweiten Platz).

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Tammo
Tammo
2. November 2023 15:13

Ein runder Abschluss einer unterhaltsamen Reise – schön, dass ihr uns wieder mitgenommen habt! Ich halte fest: Auf Sizilien gibt es reichlich Aperol, heimtückische Huftiere, allerlei Antikes, wunderbare Strände, erstaunlich deutsche Pizza und reichlich Sonnenschein, auch Anfang November. Letzteres sieht hierzulande übrigens anders aus … Freut euch schon mal drauf 😀 Hoffentlich werdet ihr gut erholt und sicher heimkommen! Auf bald 🙂