Tag 5 – The Ugly Duchess

Unser letzter Tag in London, unser Abreisetag, begann mit einem diesmal wieder ausgiebigen Frühstück im Hotel. Frank wies darauf hin, dass so viele Eier gar nicht gut sein. Deswegen aß ich auch nur fünf. Hmm! Sehr gut!

Wir sammelten unsere sieben Sachen im Zimmer zusammen und checkten im Hilton aus. Das Hotel hatte uns gute Dienste geleistet, auch wenn das Zimmer schon arg klein war und das gesamte Etablissement schon ein bisschen in die Jahre gekommen wirkte. Das passte ja zu uns – wir sind ja schließlich auch schon „mittelalt“.

Mit unseren Koffern durchstreiften wir ein paar Straßenzüge Kesingtons, den Bezirk, der neben unserem Hotel liegt. Ähnlich wie Notting Hill ist Kensington auch den Reichen und Schönen vorbehalten. Während Notting Hill noch einen pittoresken Charme hatte, bei dem man Grünen-Wähler besserer Einkommensschicht erwartet, wirkte Kensington absolut herrschaftlich – den Bewohnern hier ist Kleinkram wie politische Gesinnung völlig egal.

Ziel unserer Wanderschaft war das Design Museum. Wir hatten es in den Tagen zuvor geschafft, in kein einziges Museum zu gehen. Taskin wollte das ändern und schon am Vorabend hatten wir uns auf dieses kleine Museum am Fuße des Holland Parks geeinigt. Wir nahmen Taskin dort in Empfang und im Eingang des Museums begrüßte uns ein netter älterer Herr vom Personal und gab uns Hinweise, wo wir unsere Koffer lassen könnten. Er fragte, wo wir herkämen. Berlin. Darauf entgegnete er, dass er selbst erst am Wochenende dort Urlaub gemacht hatte. Kleine Welt. An der Kasse wurde dann auch gleich deutsch mit uns gesprochen. Das dort arbeitende Mädchen kam aus Österreich.

Im Design Museum war eine kleine Ausstellung zum Thema ASMR mit dem Titel „Weird Sensation Feels Good“. ASMR heißt „Autonome sensorische Meridianreaktion” – oder ganz grob: Entspannung und Beruhigung. In dieser Ausstellung gab es mehrere Sachen zum Anfassen, Erfühlen, Erhören und Ertasten, die allesamt entspannen sollten. In einem Nebenraum lief in Dauerschleife Bob Ross. Das ist ein Maler, der vor langen Zeiten TV-Malkurse gab. Diese Malkurse sind so mit das entspannendste, was man sich bei Youtube anschauen kann. Der Mann spricht mit einer leisen, bestimmten Stimme und seine Kurse wirken fast schon hypnotisierend.

Falls jemand, Bob Ross sehen möchte – das ist alles auf Youtube und schaut so aus:

Wir hatten eine gute Stunde Spaß in dem Museum und waren gleich so angefixt, dass wir noch ein weiteres Museum ausprobieren wollten. Taskin empfahl uns die National Gallery am Trafalgar Square. Das ist ein immenses Museum voll mit alten Schinken auf schweren Leinwänden. In einem kleinen Seitenraum wird hier dieser Tage die „Ugly Duchess“ ausgestellt. Das Bild ist ein satirisches Portrait aus dem frühen 16. Jahrhundert. Es zeigt eine ältere Frau mit einer großen Nase und einem stark gerunzelten Gesicht. Das Gemälde kann als Kommentar zur Vergänglichkeit und die vergeblichen Bemühungen um Schönheit und Jugendlichkeit interpretiert werden. Die Duchess war zum Zeitpunkt des Zeichnens wohl auch schon „mittelalt“.

Das schöne an dieser Sonderausstellung war, dass sie sich mehr oder weniger auf das eine Bild und ein paar Kommentare darauf beschränkte. Weil alles kostenlos war, machten wir auch einen kleinen Abstecher durch den Rest der National Gallery. Die dortigen Schinken fand ich allesamt nur so mittelgut, aber das Gebäude war wunderschön.

Abschiedfoto am Trafalgar Square
Abschiedfoto am Trafalgar Square

Irgendwann stellten wir fest, dass nun mittlerer Nachmittag war und wir so langsam den Heimweg antreten mussten. Vor dem Museum gab es auf dem Trafalgar Square noch ein Abschiedsfoto, dann trennten wir uns von Taskin. Das nächste Mal sehen wir uns dann in Berlin!

Frank und ich fuhren mit der U-Bahn zur Liverpool Street, stiegen dort in einen richtigen Zug und dieser fuhr uns in rund 50 Minuten die 47 Kilometer zum Flughafen.

Am späteren Abend landeten wir wieder in Berlin und auf heimischem Boden angekommen, stellte ich fest, dass ich in den fünf Tagen in London kein einziges Mal Fish & Chips gegessen hatte. Das fühlt sich ja fast so an, als wäre der Urlaub nicht komplett! Vielleicht kann man das ja später einmal nachholen.

In Berlin jedenfalls holte ich mir, um mich gleich wieder heimisch zu fühlen noch einen Döner und wackelte nach Hause.

Erstaunlich schön war’s. Ich will nicht einmal ausschließen, dass wir noch einmal wiederkommen!

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Karla
Karla
23. March 2023 11:22

Schade, dass der Blog nun zu Ende ist. Ich hatte großen Spaß beim Lesen und Bilderanschauen.