Schwarzwald 2017

Waren wir nicht grade erst in Portugal zu viert? Wir haben offenbar zu viel Freizeit und zu viel Geld oder einfach zu viel Stress und deswegen gleich noch einen Urlaub nötig. Der Schwarzwald sollte es diesmal werden.

Vati wollte nach Mainau im Bodensee, Frank nach Frankreich – das Dörfchen Rickenbach im Schwarzwald liegt genau zwischen Bodensee und Frankreich und so fiel die Wahl auf diesen Ort.

Bereits am Vortag reisten Frank und ich in Forst an, um die Familie einzusammeln. Heute ging es ganz früh los. Frank hatte sich quasi extra für diese Reise ein neues Dienstauto geleistet – einen Golf GTI mit so viel Automatik, dass die Kiste fast autmatisch fährt. ACC und Lane Assist heißen die Zauberwörter und bedeuten, dass das Auto selber lenkt, bremst und beschleunigt. Nicht schlecht!

Familie vor Auto in Forst

Um 7.20 Uhr am frühen Morgen hatte wir heute alle unsere Sachen in das Auto gepackt, stiegen ein und starteten unsere 830 Kilometer lange Reise gen Schwarzwald.

Frank fuhr die erste Hälfte der Strecke, ich die zweite und irgendwie kamen wir viel zu früh an, obwohl wir zwischen durch einen Halt in Sankt Blasien machten, den örtlichen Dom besichtigten und zu Kaffee und Kuchen einkehrten.

Dom in Sankt Blasien

Um 17.00 Uhr waren wir dann bei unserem Häuschen, welches – wie schon unser Ferienhaus in Lagos – einem Schloss ähnelte: Eine enorme Empfangshalle, eine moderne Küche, Schlafzimmer mit begehbarem Kleiderschrank und ein Dachgeschoss mit über 75qm mit Dampfsauna, riesigem Bad, Heimkino und zwei Meter breitem Bett. Ganz famos!

Garten im Haus
Wohnbereich und Heimkino
Kaminzimmer im Haus
Empfangshalle vom Haus
Eselchen vor unserem Haus

Frank und ich machten uns gleich in der Dampfsauna breit, Mutti bereitete mitgebrachte Schnitzel und Kartoffelsalat und wir setzten uns in den Garten und freuten uns bei einem Wein des Lebens.

Becken, Wasserfälle und Seen

Unser erster kompletter Tag im Schwarzwald wurde mit einer umfangereichen Erkundung der nähren Schwarzwaldumgebung und der Schwarzwaldsehenswürdigkeiten verbracht.

Nach einem ausgiebigen Frühstück bereitete Mutti uns Vesper-Brote zu und damit bewaffnet steuerten wir die erste Sehenswürdigkeit der Umgebung an: Den Supermarkt im Nachbardorf. Wir kauften nichts, sondern inspizierten nur und stellten fest, dass man an Ort und Stelle später gut einkaufen könne. Besonders gut gefielen Vati die Törtchen beim Bäcker (Frankfurter Kranz!), doch noch gab es selbstgemachte Donauwelle im Kühlschrank und damit keine Erlaubnis, Torte für Geld zu erwerben.

Es folgte das erste Naturschauspiel in Form von Hornberg. Dies ist ein klitzkleiner Ort wenige Kilometer von unserem Haus entfernt und dort gibt es das sogenannte Hornbergbecken. Hierbei handelt es sich um ein Pump-Becken für das Pumpspeicherkraftwerk Wehr. Hier kann Wasser hinaufgepumpt werden und später wieder abgelassen werden. Dabei treibt das Wasser eine Turbine zur Stromerzeugung an. Auf diese Art und Weise kann Strom gespeichert werden. Tolle Sache.

Auch eine tolle Sache war die Aussicht von dem Becken. Dieses war über 1.000 Meter hoch und man hatte eine irre Sicht über den südlichen Schwarzwald und auf die Alpen. Leider war es minimal diesig, weswegen wir nur die Schweizer, nicht jedoch die französischen Alpen sehen konnten.

Familie am Hornbergbecken
Schwarzwald vom Hornbergbecken
Das Wasser im Hornbergbecken

Es folgte eine etwas weitere Fahrt nach Todtnau. Vati war diesmal der Fahrer und über Serpentinen lenkte er uns sicher zu den Todnauer Wasserfällen. Mit 94 Metern höhe handelt es sich um einen der höchsten deutschen Wasserfälle. Direkt vor den Wasserfällen stand eine kleine Holzhütte und in dieser nahmen wir die Vesperbrote und etwas Wasser zu uns, während wir einen kleinen Schauer abwarteten, der über uns hinüberzog.

Picknick am Wasserfall
Todtnauer Wasserfall

Nachdem wir nun schon fallendes Wasser besichtigt hatten, fuhren weiter zu ruhendem Wasser, nämlich dem Titisee. Hierbei handelt es sich um eine der größeren Attraktionen des Schwarzwaldes – wahrscheinlich, weil es mit 840 Meter über dem Meeresspiegel einer der höchsten Seen Deutschlands ist. Die gleichnamige Stadt am Nordufer (Titisee Neustadt) ist auch herzallerliebst gestaltet und wurde von dutzenden Touristenbussen frequentiert.

Offenbar scheinen Japaner die größte Touristengruppe zu stellen, immerhin waren bei mehreren Geschäften die Aushänge mit japanisch als zweiter Sprache versehen.

Titisee Neustadt
Erklärung in Japanisch
Familie am Titisee

Vor Ort kauften wir ein paar Mitbringsel für Tante und Onkel, sowie ein Eis für Mutti und Frank und einen Eierlikör für mich. Vati suchte nach einer Jacke, wurde jedoch nicht fündig.

Nun war der Titisee etwas klein und auf unserem Rückweg gen Rickenbach lag direkt der Schluchsee, der größte See des Schwarzwaldes. Dort hielten wir ebenfalls einmal kurz an, machten fleißig unsere Fotos und dann kutschierte ich uns die dreiviertel Stunde zurück.

Frank blickt in die Zukunft am Schluchsee
Familie am Schluchsee
Icke am Schluchsee

Ein weiteres Mal wurde der Supermarkt aufgesucht, diesmal kauften wir Vorräte für die folgenden Tage ein und beim Metzger direkt neben unserem Haus gab es Wurst und Fleisch.

Bei schönstem Sonnenschein vertilgten wir auf unserer Terrasse meine Donauwelle und Muttis Nuss-Kuchen (Rezept nach Ullrichs) und hielten unsere dicken Bäuche danach in die Sonne. Zum Abendbrot kochte uns Frank eine Gemüsepfanne und es gab Brot mit leckerer Schwarzwaldwurst. Mutti und Vati zogen sich hernach vor den Fernseher zurück und verfolgten Let’s Dance, wähend Frank und ich im Garten saßen, uns des Lebens freuten und die nächsten Tage planten.

Mainau, Marschmusik und ein massives Menü

Am zweiten Tag unserer Reise stand Mainau auf dem Programm. Die kleine Blumen-Insel im Bodensee war der Grund unserer Reise gen Schwarzwald und da dieser Tag der letzte mit herausragend warmen und trockenen Wetter sein sollte (so der Google-Wetterbericht), wurde dieser Pfingstsamstag unser Mainau-Tag.

Los ging es schon um acht Uhr morgens, schließlich stand eine zweistündige Fahrt an. So richtig begann der Tag aber eigentlich schon mitten in der Nacht, denn da fiel Mutti aus Versehen aus dem Bett. Wir wunderten uns, was da rumpelte, Vati gab sofort eine umfangereiche Erklärung ab, wie man das nächtliche Herausfallen vermeidet und Mutti konstatierte, dass das Kni weh tut. Aber ganz schlimm kann es nicht gewesen sein, denn schon kurz nach Sechs stand sie Gewehr bei Fuß in der Küche und bereitete über eine Stunde Frühstück vor und beendete so etwas vorzeitig unsere Nachtruhe.

Kurz nach zehn jedenfalls kamen wir nach dem Frühstück in Konstanz an und parkten direkt vor der Insel. Diese war irgendwie kleiner als ich es mir dachte. Man konnte sie innerhalb von zwei Stunden gemütlich ablaufen und dabei sogar eine kleine Vesper abhalten und die mitgebrachten Bananen verzehren. Hübsch angelegt und liebevoll gestaltet war die Insel allemal und es gab viele Gärten, Beete, Blumen und Bäume anzuschauen. Die Touristenmassen verteilten sich ganz entspannt und wir machten natürlich ganz viele Fotos:

Blumen in Entenform auf Mainau
Kleiner Wasserfall auf Mainau
Teil des Mini-Zoos auf Mainau
Rosengarten Mainau
Blick über Mainau Richtung Konstanz

Nach zwei Stunden Insel begaben wir uns zum Parkplatz zu unserem Auto. Dabei schafften wir es tatsächlich, nicht mehr zu wissen, wo wir eigentlich geparkt hatten. Also liefen wir reihenweise den Parkplatz ab, bis ich am Ende vor dem Boller-GTI aus Wolfsburg stand und wir die Familie einladen konnten.

Da wir nun schon direkt vor Konstanz waren, peilten wir als nächstes Ziel das Zentrum des Ortes an. Konstanz ist eine durchaus malerische Stadt am Ufer des Bodensees mit Hafen, hübschen, bunten, alten Häusern und so vielen Touristen, dass wir fast keinen Parkplatz fanden und am Ende etwas keck einen halben Bus-Parkplatz frequentierten, um die Stadt abzulaufen.

Wir hatten kaum das Auto verlassen, da stolperten wir in eine Art kleines Kaschemmenfest. Sechs rüstige Renter spielten gar lustige Marschmusik und Vati war ganz aus dem Häuschen. Also erwarben wir vier Bratwürste, zwei Maß Bier und ließen uns da nieder wo musiziert wurde. Das war unser Mittagessen an diesem Tag und es war gut.

Danach tappelten wir durch Konstanz, schauten auf den Bodensee tappelten noch etwas weiter, bis uns zu heiß wurde und wir zum Auto zurückliefen. Glücklicherweise hatte sich niemand darüber beschwert, dass wir den Busparkplatz besetzt hatten und wir konnten unbehelligt weiterfahren.

Konzilgebäude Konstanz
Konstanz am Bodensee

Nun liegt Konstanz direkt an der Schweizer Grenze, also entschieden wir uns, am Rhein entlang in der Schweiz zurückzufahren.

Dabei kamen wir an der feinen, kleinen Stadt Stein am Rhein vorbei. Uralte, bunte Häuser, schmale Gässchen und malerisch am Rheinufer gelegen bietet diese Stadt viel Material für‘s Auge und für Fotos. Besonders bemerkenswert fanden wir eine Gruppe circa zehnjähriger Jungen, die sich von der Rheinbrücke rund vier Meter in die Tiefe in den Fluss stürzten, am Ufer wieder hinauskletterten, nur um gleich wieder runterzuhüppen. Frank trauerte, dass wir die Badesachen im Auto gelassen hatten, wir schauten uns ein paar Sprünge der Jungs an und liefen zum Wagen zurück, in dem Vati für einen Mittagschlaf zurückgeblieben war.

Stein am Rhein Marktplatz
Stein am Rhein Brücke

Nächsten Ziel der Reise war Schaffhausen. Hier fällt der Rhein rund 20 Meter in die Tiefe und ich selbst besuchte diese Attraktion erstmals bereits Ende der neunziger Jahre und auch mit Frank war ich vor einigen Jahren schon da. Nun also ein drittes Mal mit Mutti und Vati.

Mutti und Vati vor dem Rheinfall

Nach den vier Tagesattraktionen waren wir alle ein wenig knülle und so machten wir uns auf den Weg nach Hause. Noch einmal hielten wir beim Supermarkt im Nachbardorf, deckten uns mit den notwendigsten Lebensmitteln für die Pfingsttage ein und brachten diese in den heimischen Kühlschrank.

Aber zu Hause gönnten wir uns keine Pause, denn unser Tagesprogramm hatte uns hungrig gemacht und die Mittagsbratwurst war lange schon verdaut. Unsere Vermieterin hatte uns bei der Ankunft das Lokal beim örtlichen Flugplatz empohlen. Dieses war nur zwei Kilometer entfernt und sollte für gute Preise reichhaltige Hausmannskost bieten.

Reichhaltig war hier genau das richtige Wort. Mutti und Frank bestellten Zigeunerschnitzel, Vati ein normales Schnitzel und ich ein Cordon Bleu. Es kam zunächst der Salat, dann folgten riesengroße Teller mit jeweils zwei Schnitzeln drauf. Ich bekam ein massives Cordon Bleu vom Schwein und in die Mitte des Tisches wurde eine Schüssel Pommes gestellt.

Wir hatten große Mühe, all das zu essen, doch irgendwie schafften wir es, alle Teller zu leeren und dabei sogar noch eine Portion Pommes nachzubestellen. Zünftig dick und drall gefressen, sinnierten wir darüber, wie ein Segelflieger überhaupt starten kann und fuhren wieder nach Hause.

Zur Fliegerklause Hütten

In unserem Heim ließen wir den Abend beim Championsleague-Finale ausklingen, während draußen ein lang anhaltender abendlicher Schauer einsetzte. Allerdings waren wir allesamt so k.o., dass kein einziger den Schlusspfiff des Spiels erlebte. Als Ronaldo den Pokal in den walisischen Nachthimmel streckte, schnarchten wir bereits lautstark in unseren Betten.

Stau in engen Treppenhäusern

Der Pfingstsonntag wurde ein vergleichsweise ruhiger Reisetag. Des nachts zog ein stundenlanger Regen über unseren kleinen Ort hinweg und platterte auf das Dach des Hauses. Nach dem etwas anstrengenden Mainau-Tag waren wir alle genug geplättet um durch den Regen hindurchzuschlafen und erst nach Acht begannen die ersten Bewegungen im Haus. Diese ersten Bewegung stammten von mir, denn mein Rücken muckerte etwas rum, weswegen ich aufstand und eine kleine Runde durch den lokalen Wald drehte. Zu diesem Zeitpunkt lag der Schwarzwald noch im Nebel, der Wald war zum Auswringen nass und alles lag in frühmorgendlicher Stille. Nur die Kirche meinte, durch Dauerbimmeln auf sich aufmerksam machen zu müssen.

Schwarzwald im Nebel

Nach meinem Spaziergang durch den nassen Wald begann auch die Familie im Haus mit den ersten Bewegungen und wir frühstückten. Frank traf die Wahl, diesen Tag Basel zu besuchen. Die Schweizer Stadt am Rhein liegt nur eine dreiviertel Stunde von unserem Haus entfernt und der Wetterbericht versprach passables Wetter.

Also fuhr ich uns durch den Schwarzwald gen Basel, dort parkten wir kostenlos direkt am Rhein und zogen auf Erkundungstour. Das erste Objekt unseres Interesses wurde die Klingentalfähre. Dabei handelt es sich um eine an einem Seil hängende Fähre, die ausschließlich über die Strömung des Rheins angetrieben wird und diesen in kürzester Zeit überquert.

Klingentalfähre Basel

Nachdem wir die Fähre genug bewundert hatten, zogen wir weiter in die Altstadt. Dort entdeckten wir das Baseler Münster und Frank beschloss, dass wir dieses erobern sollten. Erobern heißt hier: Den Turm besteigen. Wir nahmen also Mutti und Vati ins Schlepptau und stiegen die steilen, engen Stufen hinauf. Das Treppenhaus war so eng, dass man schon als einzelne Person fast Beklemmungen bekam. Als Besonderheit in diesem Münster gab es auf diesen engen Stufen aber sogar Gegenverkehr. Das machte aus dem Anstieg ein kleines Erlebnis, denn zweimal gab es so viel Gegenverkehr, dass wir uns quasi übereinander kauern mussten, damit sich alle Parteien passieren konnten.

Oben angekommen waren wir stolz auf die Eltern, die es die 65 Meter bis nach oben geschafft hatten und wir machten ganz viele Fotos von Basel, uns selbst und dem Münster.

Baseler Münster
Eltern, Basel, Rhein
Durch den Turm des Münsters
Im Turm des Münsters
Historische Tram in Basel

Nachdem wir auch den Abstieg – nun fast ohne Gegenverkehr – bewältigt hatten, genehmigten wir uns vor dem Münster das wohl teuerste Eis unseres Lebens. In einer kleinen Imbissbude wurden zwei kleine Kugeln zu fünf Franken verkauft und wir erwarben drei Eis für insgesamt 15 Franken. Die Umrechnung in Euro erfolgte hier trotz eines Kurses von rund 1,15 Franken pro Euro eins zu eins zu unserem Nachteil. Aber immerhin schmeckte das Eis gar nicht mal so schlecht.

Im Anschluss zogen wir durch die weitere Baseler Altstadt, besichtigten unter anderem den Tinguely-Brunnen, das Rathaus und die alte Brücke. Durch Kleinbasel liefen dann zum Auto zurück. Dabei führte ich uns aus Versehen durch das Rotlichtviertel, wo freundliche Damen ihre Dienste anboten. Vati lehnte dankend ab und wir fuhren wieder gen Heimat.

Rathaus Basel
Tinguely Brunnen Basel
Rheinufer in Basel

Zwischendurch machten wir noch kurz Station in Bad Säckingen, einer kleinen Stadt am Rhein, die in erster Linie durch ihre Brücke bekannt ist. Hierbei handelt es sich um die längste Holzbrücke Europas. Mit Blumenkästen behangen führt diese über den Rhein und zahlreiche Touristen zottelten mit uns über und um diese Brücke und durch die durchaus beschauliche Innenstadt Bad Säckingens.

Holzbrücke Bad Säckingen

Nach unseren zwei Stadtbesichtigungen fuhr ich uns wieder zu unserem Haus und dort schien im Garten die Sonne. Wir labten uns an Kaffee und Kuchen, legten uns danach kurz in die Liegen und schauten uns die Segelflieger an, die fast im Minutentakt über unsere Köpfe brausten.

Etwas später wurde der Grill angeworfen und abends gab es frisch zubereiteten Schweinekamm, Würste, Kartoffelsalat und Brot. Das war dann für dieses Jahr unser Angrillen.

Grillen zu Hause

Viel Futter für die Familie und Vati

Pfingstmontag wurde unser bis dahin gefräßigster Reisetag. Irgendwie war das aber auch vorprogrammiert, war unser Ziel doch Colmar im Elsass in Frankreich.

Nach unserem Frühstück fuhren wir über Lörrach ins Nachbarland und zwischen Vogesen und Schwarzwald ein paar Kilometer gen Norden. Nach einer guten Stunde Reisezeit kamen wir in Colmar an.

Weder Frank noch ich hatten eine Vorstellung, was uns in diesem Ort überhaupt erwarten würde, außer dass es Frankreich und Elass sein würde und dass es dort Flammkuchen und deftiges Essen gäbe.

Dass dieser Ort jedoch für Touristen gedacht war, zeigte sich direkt bei unserer Einfahrt. Die Parkplätze waren alle voll. Wir fuhren einmal um die Stadt herum, kurvten über mehrere riesige, komplett gefüllte Parkplätze, bis wir am Ende am Nordende der Stadt eine freie Lücke fanden. Aber dafür war diese kostenlos und ganz so weit war es bis zur Innenstadt dann auch nicht mehr.

Nach drei Seitenstraßen standen wir mitten in der Colmarer Altstadt und Frank merkte an, hier sehe es ja aus wie in Disney Land. Die Häuser waren alt, restauriert, bunt und erinnerten an Hexenhäuser aus russischen Märchen. Ja, es war ein wenig wie man sich Disneyland vorstellt, nur gab es keine Menschen in Micky-Mouse-Kostümen.

Bunte Fenster in der Colmarer Kirche
Maison Pfister in Colmar und lauter Touristen
Gasse in Colmar
Familie in Kleinvenedig
Kleinvenedig in Colmar

Über zahlreiche Gässchen und Sträßchen erstreckten sich diese bunten alten Häuser, zwischendurch gab es Kirchen mit bunten Fenstern, kleine Kanäle und Plätze mit Blumen. Überall duftete es nach Essen und Wein und verschiedenste Kuchen wurden feil geboten.

Mit uns schlängelten sich zahllose Touristen durch die Straßen, aber der Ort fühlte sich grade noch so nicht völlig überlaufen an.

Wir spazierten knapp zwei Stunden durch Colmar, dann hatten wir alle Gässchen und Kanäle und Kirchen hinreichend inspiziert. Es war Mittagszeit, also steuerten wir ein Restaurant an. Dort teilten wir uns zu viert drei Gerichte: Einen Flammkuchen, eine Schlachteplatte und 12 Schnecken. Dabei verzehrte ich 10 dieser Schnecken und Frank und Mutti probierten je eine. Es war das erste Mal, dass ich Schnecken noch im Haus serviert bekam – auch ein Erlebnis.

Essen in Colmar

Nach dem Mittag eilten Frank und ich fix zu einem zuvor bereits entdecktem Weinladen, kauften vier Flaschen des örtlichen Weißweins, legten noch einen Zwischenstopp beim benachbarten Konditor ein, um Macronen und Kekse zu kaufen und anschließend machten wir uns auf zum Auto. Vati, der den Großteil der Schlachteplatte verzehrt hatte, konstatierte er sei pappesatt und so fuhren wir wieder nach Hause.

Daheim machten Frank und ich erneut die Dampfsauna unsicher und wir ruhten uns noch ein wenig aus.

Doch schon stand das nächste Fressprogramm auf dem Plan. Zwei Orte weiter hatte ich das schöne Restaurant “Gasthof zu den drei Königen” entdeckt. Dieses hatte sehr gute Bewertungen und sollte einheimische Küche servieren. Außerdem war der Laden weniger als fünf Kilometer entfernt.

Als wir das Restaurant betraten, staunte ich erst einmal über die Optik der Lokalität – alles ein wenig oll, staubig und die Tischdecken hatten auch schon einmal bessere Tage gesehen. Aber die Bewertungen sprachen von gutem Essen und nicht von Schickimicki im Gastraum. Der Wirt machte sofort einen patenten Eindruck und so bestellten wir Reh für mich, Gulasch für Mutti, Wurstsalat für Frank und ein Süppchen für Vati, der immer noch voll von der Schlachteplatte war.

Es gab einen Amuse-Bouche (Melone mit Schinken), die Teller waren voll gefüllt und das Essen tatsächlich famose Hausmannskost. Ich glaube, es gefiel uns allen sehr gut und zum Nachtisch schenkte uns der Wirt drei selbstgebrannte Schnäppse. Den exotischsten davon, einen Orange-Ingwer-Likör mit 52% Alkohol, ließ sich Frank gleich als Flasche abfüllen und mitgeben. Gut übersättigt und leicht angeschickert machten wir uns auf den Heimweg, um dort den Abend ausklingen zu lassen. Ich tippelte meinen Reisebericht und die Familie schaute eine merkwürdige Fernsehsendung zum Thema Hauskauf in den USA. Ich wusste gar nicht, dass es da Pläne gab…

Ein Regentag

Wir wussten schon am Vorabend, dass der Dienstag unserer Schwarzwaldreise ein bestenfalls durchwachsener Tag würde. In der gesamten Region war Regen angekündigt und am Vormittag zeigte sich, dass dieser Ankündigung tatsächlich durchgehend Wolken, Schauer und kalte Termperaturen folgten.

Bis Mittag warteten wir, ob die Wolken vielleicht beidrehen würden, dann mussten wir konsterniert konstatieren, dass es diesen Tag grau und nass bleiben würde.

Ich entdeckte via Tripadvisor in einer Stunde Entfernung die Cassiopaia Therme in Badenweiler und es brauchte nicht viel Überzeugungsarbeit, Mutti und Frank von der Idee zu begeistern. Vati hatte keine Lust darauf und freute sich über einen Nachmittag alleine zu Hause und so fuhren wir zu dritt durch den Regen gen Therme.

In Badenweiler angekommen, stellten wir fest, dass es sich hierbei um einen kleinen, niedlichen Kurort mit alten Häuschen und bunten Fassaden handelt. Wir durchliefen das pitoreske Städtchen (der Regen hatte hier inzwischen ausgesetzt) und verbrachten gut drei Stunden in der Therme.

Hotel in Badenweiler
Burg Badenweiler
Cassiopaia Therme Badenweiler

Auf dem Rückweg zum Auto stiefelten wir an einem Weinladen vorbei und Frank stiefelte prompt mitten hinein. Eine freundlich Verkäuferin erklärte zunächst ganz viel zu den Weinen der Region, kramte alsdann ein paar Flaschen hervor und schenkte uns reichlich ein. Ergebnis der Aktion nach einer dreiviertel Stunde: Wir hatten fünf Weine probiert, Frank war angeschickert und ich war 75 Euro los, da wir 10 Flaschen davon kauften. So ist Urlaub eben.

Mit dem Wein im Gepäck fuhren wir nach Hause zu Vati, der bereits auf uns wartete. Frank machte sich sofort auf in die Küche und werkelte an einer Gemüsepfanne mit dem Gemüse, das wir bereits am ersten Tag in Rickenbach erworben hatten. Nach anderthalb Stunden rief Frank zum Dinner und er hatte uns eine sehr schmackhafte Gemüsepampe mit Reis gebastelt. Jeder nahm zwei Teller, doch ganz auf schafften wir die Pfanne trotzdem nicht.

Im Anschluss rollten wir uns auf die Seite vor den Fernseher und schauten zu, wie sich eine deutsche B-Mannschaft fast von den Dänen anlässlich des EM-Jubiläums von ‘92 vorführen ließ und mit dem Schlusspfiff beendeten wir den etwas faulen Regentag und schauten uns von innen an.

Oh nein, wo ist Mutti?

Der Mittwoch war unser letzter Urlaubstag im Schwarzwald und das Wetter war wieder so einigermaßen akzeptabel. Zumindest regnete es nicht mehr in strömen. Aber kalt war es, bitterkalt. Zwei recht einfache Programmpunkte hatten wir für diesen Tag vorbereitet: Schauinsland und Freiburg.

Zur Erklärung: Schauinsland ist der Name eines Berges im Schwarzwald vor den Toren Freiburgs. Dieser ist fast 1.300 Meter hoch und die Attraktion dieser Bergkuppe ist zum einen die fantastische Aussicht und zum anderen die Seilbahn, die einen innerhalb von 20 Minuten 750 Meter in die Höhe transporiert.

Da wir aus dem Süden kamen, mussten wir, um die Talstation der Seilbahn zu erreichen, erst einmal über den Berg drüber fahren, dann eine halbe Stunde über Serpentinen gen Tal, um dann auf dem Besucherparkplatz einzukehren.

Mutti kaufte uns Tickets für die Seilbahn und prompte gondelten wir in der Bahn wieder gen Bergspitze. Dabei war diese Reise im Prinzip völlig bekloppt. Denn schon als wir über die Bergspitze fuhren, sahen wir, dass man dank des Wetters eigentlich gar nichts sah, denn der Berg hing in einer Wolke.

Aber da wir uns die Schauinslandbahn vorgenommen hatten, zogen wir das Program eisern durch und löhnten die 48 Euro für den Berg- und Talfahrt. Immerhin sah man auf dem Weg nach oben, der immerhin 20 Minuten dauerte, eine ganze Menge Land bevor die Seilbahn in der Wolke verschwand.

Dort droben war es ganz besonders kalt – rund fünf Grad, definitiv zu wenig für fast Sommer. Also setzten wir uns in das Cafe auf der Bergspitze, bestellten für weitere 25 Euro Café und Kuchen, um alsbald wieder gen Tal hinabzufahren.

Nächstes Ziel war die Innenstadt von Freiburg und diese war irgendwie erschreckend unspektakulär. Gut, die Innenstadt war autofrei und es gab die Bächle, die als lustiges Rinnsal auf jeder Straße zu finden waren. Aber ansonsten bestand diese Innenstadt nur aus Geschäften, die es in jeder Einkaufspassage auch zu besichtigen gibt und lauter lauten Baustellen.

Wir schauten uns fix das Münster an und besichtigten dann den loken Kaufhof. Vati, Frank und ich wollten auf Toilette. Mutti blieb bei den Schuhen stehen, sagte, sie schaue kurz hier und wir sollen sie auf dem Rückweg wieder einsammeln. Soweit der Plan. Das Problem war nur, dass keiner von uns Mutti auf dem Rückweg fand. Sie war nicht bei den Schuhen zu sehen, sie war nicht einmal auf der Schuh-Etage. Sie war nicht am Eingang des Kaufhauses und auch nicht bei den Toiletten. Wir trennten uns auf und suchten nach Mutti. Frank und ich eilten eine geschlagene Viertelstunde durch das Kaufhaus. Kein Erfolg. Es half natürlich nicht, dass Mutti ihr Mobiltelefon nicht dabei hatte und so nicht zu erreichen war. Ich überlegte schon, wer Mutti geklaut haben könnte und ob es wohl eine Lösegeldforderung geben könnte. Dann hatte Frank die rettende Idee, den einen Eingang des Kaufhauses aufzusuchen, durch den wir nicht hereingekommen sind. Und siehe da, vor diesem Eingang fand er Mutti wartend. Puh, Glück gehabt. Der Verlust von Mutti hätte den Gesamteindruck des Urlaubs doch ein wenig getrübt. Zusammen machten wir uns auf den Weg zum Auto und auf den Rückweg in unsere Unterkunft.

Zum Abschluss des Tages kehrten wir ein zweites Mal beim Flugplatz ein und verdrückten riesengroße Schnitzel, Pommes und Bier. Frank und ich liefen die zweieinhalb Kilometer zu Fuß und Vati fuhr den Wagen samt Mutti nach Hause.

Der allerletzte Tag unserer Reise war ausschließlich der Rückreise verschrieben. Kurz vor neun hatten wir alle Sachen zusammengepackt, ein letztes Mal gefrühstückt und waren abfahrtbereit. Über Stuttgart, Nürnberg, Bayreuth und Dresden ging es zurück und pünktlich um sechs abends, zum Abendbrot waren wir wieder in Forst. Mal sehen, wohin die nächste Reise geht.

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