Tag 6 – Pizza Würstel

Nachdem wir Donnerstag erfolgreich zwischen dem Monte Inici und dem Pizzo delle Neviere wanderten und Freitag die 700 Meter nach Erice bewältigten, musste natürlich auch am Samstag, unserem letzten ganzen Tag in der Region um Castellammare, gewandert werden.

Unser Reiseleiter Frank hatte eine Tour durch den Nationalpark Zingaro geplant. Dieser Park ist an der Nordwest-Spitze Siziliens gelegen und nur ein paar Autominuten von unserer Unterkunft entfernt. Aber erst einmal fuhren wir morgens in Richtung Castellammare, denn Silke und ich hatten am Rande der Stadt ein Café aufgetan, in welchem wir vor unseren letzten beiden Wanderungen unseren morgendlichen Cappuccino und Café Latte erworben hatten. Da mussten wir natürlich auch vor dieser Wanderung wieder hin. Der Mann an der Bar wusste schon nach unserem ersten Besuch, was wir wollten (sogar, wer von uns wie viel Zucker nimmt) und begrüßte stets uns mit ein paar Worten auf Deutsch. Die Erklärung für seine Deutschkenntnisse war sehr einfach. Er hatte vor einiger Zeit für ein paar Jahre in Stendal gearbeitet – im Eiscafé Venezia. Es ist wahrscheinlich notwendig, dass italienische Eiscafés in Deutschland einen solchen Namen haben.

Mit Cappuccino und Latte bewaffnet fuhr uns Stephan zum Eingang des Zingaro Nationalparks und wir wanderten drauf los. Dabei lief – verkehrte Welt! – Reisemeister Frank während der ersten Hälfte des Weges vorweg. Silke und ich waren nur im Grupetto unterwegs.

Unsere Wanderstrecke führte uns entlang der Küste, allerdings stets ein paar hundert Meter über dem Wasser. Nach gut sieben Kilometern ging der Weg endlich auf Meeresniveau hinab an eine Bucht. Es brauchte nur ein paar Sekunden und Frank war im Wasser zu finden, während Stephan, Silke und ich am Strand sitzend Kekse aßen. Ich versuchte mir noch ein wenig daran, Titschersteine zu werfen, hatte aber nur mäßigen Erfolg. Stephan erklärte mir schließlich, dass ich beim Werfen mein Handgelenk nicht hinreichend anwinkle und ich fühlte mich ein wenig an unsere Tennisstunden erinnert. Bei meinen nächsten Würfen sagte ich mir “du musst den Stein werfen, nicht schieben” – meine Ergebnisse wurden ein wenig besser.

Frank schwamm ein paar Runden im Wasser und gesellte sich dann wieder zu uns. Mit unserem Reiseführer im Gepäck machten wir uns auf den Rückweg der Wanderung. Dieser Rückweg führte uns viel näher an der Küste entlang und uns begegneten erstmals bei einer Wanderung hier andere Menschen. Wir kamen an einem weiteren Strand vorbei und hier sprangen nun Stephan und ich in das kühle Nass. Sonderlich kühl war dieses eigentlich nicht – eher so 23 bis 24 Grad. Das ist schon mehr als die Ostsee je im Sommer schafft und wir hatten schon fast November. Nein, es ging uns wahrlich nicht schlecht.

Den Rest des Rückwanderwegs mussten wir uns mit anderen Touristen teilen, die am Samstag die Buchten in dem Zingaro-Nationalpark aufsuchten. Nun bildete wieder Silke die Speerspitze unserer Gruppe und überholte trittfest und kurzentschlossen fast alle anderen auf dem Weg viel zu langsam dahintrottenden Wanderer.

Nach gut vier Stunden war unsere Wanderung beendet und wir fuhren in das Zentrum Scopellos, dem Dorf in dem wir wohnten. Dort fanden wir eine Eisdiele und genehmigten uns je eine Waffel. Mit dem Eis im Bauch wollte unser Reiseoberhaupt nochmals ins Wasser. Ich wollte lieber einen Aperol. Da traf es sich doch ganz gut, dass wir quasi vor unserer Haustür einen kleinen Strand mit einem angeschlossenen Aperol-Geschäft fanden. Stephan spendierte uns allen einen Drink, Frank verschwand für 25 Minuten im Wasser und wir hielten unsere Bäuche in die Sonne.

Unser Dinner sollte diesen Tag festlich werden. In Scopello gibt es die Trattoria Fantasie di Forno di Vannacci – nur samstags geöffnet und laut Google-Bewertung gibt es dort „Exzellente Pizzen“, „Perfektes Essen“ und eine „Unglaubliche 5-Sterne-Erfahrung“. Nunja. Sollte. Es gab Pizzen, ja. Das erste Mal in sechs Tagen Italien bekamen wir in einem Restaurant eine Pizza. Vielleicht hatten wir ob der hochtrabenden Bewertungen zu viel erwartet, vielleicht hatten wir auch einfach die falschen Pizzen, doch das gesamte Essen war reichlich mau. Die Pizzen in unserer heimischen Tennisgastronomie schmecken um Längen besser.  Womöglich hatte sich der Wirt aber auch einfach keine Mühe mit unseren Pizzen gegeben, hatten wir doch unter anderem eine unmöglich deutsch klingende Pizza bestellt, eine „Pizza Würstel“ mit Pommes obendrauf. Leider fehlte bei dieser Pizza jedwede Wurst und kauten nur auf Pizzateig mit Fritten rum. Egal. Zu Hause gab es noch Schokolade & Weintrauben. Diese verzehrten wir mit einem der am Vortag gekauften Weingutweine und spielten noch ein paar Runden Doppelkopf bevor wir uns in unsere letzte Nacht in unserem Palazzo Prozzo verabschiedeten.

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Tammo
Tammo
29. October 2023 11:52

Pizza Würstel klingt großartig 😀 😀 Die könnte womöglich ein noch größerer Exportschlager als Eiscafés namens Venezia werden, ihr wart da bestimmt etwas Großem auf der Spur. Die Aussicht von eurem Domizil ist wirklich fantastisch und wird durch Tennis-TV und Bier noch weiter aufpoliert – hoffentlich wird es euch in den nächsten Tagen ähnlich gut ergehen …

Karla
Karla
29. October 2023 14:30

Wie immer ein interessanter Reisebericht mit schönen Bildern, weiter so.
Ach ja, und sozusagen by the way: ganz liebe Grüße an Tammo, falls du dich noch an mich erinnerst. Ich schwärme immer noch von deinem gehaltvollen Ostfriesenschnaps.

Tammo
Tammo
30. October 2023 12:31
Reply to  Karla

Liebe Karla, aber selbstverständlich erinnere ich mich noch an dich – hier wartet man bereits ungeduldig auf deinen nächsten Berlin-Besuch! Schön, dass unsere regionale Spezialität nachhaltigen Eindruck gemacht hat 🙂 Wünsche dir weiterhin viel Spaß bei der Lektüre unseres Lieblingsblogs und einen entspannten Wochenstart!