Kuba 2022

Tag 1: Piccolo-Flaschen

Am 3. März 2022 saßen wir im Zug nach Frankfurt. Um die Fahrzeit zu überbrücken, hörte ich mir das jüngste Album von Element of Crime an. Das Auftaktlied dieses Albums trägt den Titel „Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang“.  Ich hoffte, dieser Titel ist nicht prophetisch. Es hatte sich auf alle Fälle noch nie so unwirklich angefühlt, in einen Urlaub zu fliegen. Während in Europa ein Krieg vom Zaun gebrochen und der eiserne Vorhang innerhalb von wenigen Tagen zur Gänze wieder zugezogen wurde, machten Frank und ich uns auf den Weg nach Kuba. Ausgerechnet Kuba!

Den Plan nach Kuba zu reisen, hatten wir eigentlich schon für das vorige Frühjahr, doch damals machte uns Corona einen Strich durch die Rechnung und begrub alle Urlaubspläne. Dieses Jahr nun wurde es etwas mit unserem nunmehr vierten Ausflug Richtung Karibik. Nach zweimal Martinique und einmal Guadeloupe ward es nun das erste Mal eine Insel, die nicht via Frankreich Teil der Europäischen Union ist.

Über eine Reiseagentur, die sich auf darauf spezialisiert hat, deutschen Touristen Individualreisen auf die größte karibische Insel zu organisieren, hatten wir uns einen Trip zusammenstellen lassen. Es brauchte eine gute Menge Telefonate und E-Mails, aber damit hatten wir eine hoffentlich gut durchplante Reise organisiert, inklusive Mietwagen, Hotels, Unterkünften und Ausflügen vor Ort.

Der Reiseauftakt fühlte sich unspektakulär an. Im Ostbahnhof stiegen wir in einen ICE und fuhren damit nach Frankfurt. Ich hörte Musik, Frank las einen Reiseführer, wir aßen mitbrachte Hanuta-Riegel und tranken Sekt aus Piccolo-Flaschen. Piccolo-Flaschen! Ich fühlte mich dem Rentner-Dasein irritierend nah. Wir reisten direkt an den Frankfurter Flughafen, um dort eine Nacht zu verbringen. Unser Flug ging am nächsten Morgen um halb Elf.

Piccolosekt im Zug
Piccolosekt im Zug

Hotel Frankfurt

Am Frankfurter Flughafen angekommen, checkten wir direkt in das anliegende Hilton ein. Das Hotel ist praktischerweise in Laufweite zum Flughafen und dem angrenzenden Bahnhof. Es war schon etwas späterer Abend und wir hatten außer Hanuta noch nichts gegessen. Also wurde das hoteleigene Restaurant aufgesucht. Dort bestellten wir Wasser (die Flasche für 9,50 Euro) und ich ein Bier (ein kleines Bier, 6 Euro). Dazu gab es Wiener Schnitzel. Der Preis war ebenso wie die Getränkepreise etwas überdimensioniert. Der Geschmack war dafür ein wenig unterdurchschnittlich. So gleichen sich die Dinge aus.

Nach dem Schnitzel kehrten wir noch in der Hotelbar ein, wo es für Frank einen Cosmopolitan und für mich einen Cognac gab. Rentner-Dasein! Im Zimmer schauten wir noch kurz Markus Lanz. Damit war der erste Reisetag erfolgreich beendet.

Tag 2 – Scorpions!

Nach einer halbwegs ordentlichen Nachtruhe machten wir uns ohne Frühstück auf zum Flughafen. Dort checkten wir ein, gaben Frank’s Koffer auf. Mein Koffer war klein genug für das Handgepäck. Was braucht man in der warmen Karibik schon groß an Kleidung?

Am Gate angekommen, stellten wir fest, dass um uns herum vor allem russische Staatsbürger mit uns auf das Boarding warteten. Kuba – so las ich in diversen Reiseführern – ist als sozialistisches Bruderland der ersten Stunde seit jeher ein beliebtes Reiseziel russischer Bürger.

Unser Flieger am Finger in Frankfurt
Unser Flieger am Finger in Frankfurt

Im Flugzeug angekommen hatten Frank und ich das unverschämte Glück, neben unserer eigenen Zweierreihe am Fenster eine weitere freie Zweierreihe direkt hinter uns nutzen zu können. So hatten wir beide genug Platz und konnten uns breit machen. Das Essen war spartanisch und der Wein kostete Geld. Immerhin war hier das Preisleistungsverhältnis besser als im Hilton. Für 6 Euro gab es immerhin einen ganzen Viertelliter Rotwein.

Lunch während des Consors Flugs
Lunch während des Consors Flugs

Über 11 Stunden dauerte der Flug, wobei wir den letzten Teil der Reise über die Ostküste Amerikas flogen, wo man zunächst einen Blick auf Neufundland und später auf New York und Miami hatte. Kurz hinter Miami war unser Flug dann beendet. Der Flughafen Varadero ist keine halbe Stunde von Florida entfernt.

Anflug Varadero
Anflug Varadero

Blick Richtung Varadero auf Kuba
Blick Richtung Varadero auf Kuba

Der Flughafen Varadero ist winzig klein. Der Dorfflughafen Rostock Laage ist größer. Abgesehen von einer anderen Maschine, die den Flughafen verließ als wir ankamen, waren unser Flug der einzige dort.

Allein am Flughafen

Nach erfolgreicher Pass-, Corona- und Impf-Kontrolle holten wir Franks Koffer ab und verließen das Terminal. Nun ist der Flughafen Varadero rund anderthalb Autostunden von unserem ersten Ziel in Havanna entfernt. Um nach Havanna zu gelangen, brauchten wir einen Fahrer. Unsere Reiseagentur hatte mir zwei Tage zuvor noch telefonisch versichert, wenn wir ankämen, stünde am Ausgang des Flughafens ein jemand bereit und hielte ein Schild mit unserem Namen hoch. Das klang zumindest in der Theorie sehr einfach. In der Praxis jedoch war diese Person mit unseren Namen auf einem Schild einfach nicht da. Da standen zwar diverse Reiseagenturen, welche die Touristen in Busse zur ihren Resort-Hotels verteilten und mehrere Taxifahrer boten ihre Dienste feil, doch ein Fahrer für uns fehlte. Wir warteten etwas, in der Hoffnung der Fahrer könnte sich noch einfinden, aber es fand sich niemand ein. Stattdessen lichteten sich die Reihen der Busse, Autos und Touristen.

Wir riefen schließlich für rund 3 Euro pro Minute bei unserer Reiseagentur an, denen ich erst einmal verklamüsern musste, was eigentlich unser Problem ist. Offensichtlich hatte uns niemand so recht auf dem Plan. Frank hatte derweil ein kleines Büro einer anderen Reiseagentur am Flughafen aufgetan, worin ein freundlicher Mann sich unser Problem anhörte. Ich gab ihm mein Telefon, er sprach mit unserer Agentur und nach einigen Minuten, erklärte er uns, wir mögen einfach warten, man würde uns ein Taxi besorgen.

Wir nutzten die Zeit und fanden einen Geldautomaten, an dem Frank für 107 Euro 2.500 Pesos abholte. Wie wir später lernen sollten, war dies zwar der offizielle, aber ein lachhaft schlechter Wechselkurs.

Nach rund 20 Minuten weiteren Wartens waren wir die einzigen verbliebenen Passagiere unseres Flugs auf dem Vorplatz des Flughafens. Dann jedoch kam tatsächlich ein Taxi angerollt und ein freundlicher Fahrer nahm uns die Koffer ab und wir nahmen Platz. Auf nach Havanna! Endlich! Wir hofften nur, dass zumindest unsere Unterkunft in Havanna von unserer Ankunft informiert war. Wir wollten schließlich nicht die erste Nacht in Kuba auf der Straße verbringen müssen.

Achtziger mittemang der Hühner

Die Autofahrt nach Havanna war mühelos. Die Straßen hier sind sehr leer und man teilt sich die zweispurige Autobahn mit Pferden, Fußgängern, Hühnern und Radfahrern. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ist zwar 100 km/h, doch es ist an vielen Stellen nicht klug, so schnell zu fahren, da die Straßen hier und da signifikante Schlaglöcher haben. Unser Taxifahrer schien die Schlaglöcher auf dem Weg vom Flughafen Varadero nach Havanna bereits alle zu kennen und kutschierte uns sicher in die Richtung der kubanischen Hauptstadt. Dabei machte er einen Radiosender an, den man ehesten als 80’s-Station bezeichnen könnte: Culture Club, Kathrina and the Waves und Madonna. Unser Fahrer sang mehrere Titel deutlich hörbar mit. Er erklärte uns, er liebe amerikanische Musik, die kubanische Musik könne man komplett vergessen. Als er erfuhr, dass wir aus Deutschland kommen, rief er begeistert aus: „Scorpions!“

Unser Taxifahrer mit US-Duftbäumchen und Faible für amerikanische Musik

Während der Fahrt versuchte unser Fahrer zweimal zu tanken. Der erste Versuch scheiterte daran, dass die Tankstelle kein Benzin hatte. Dies wurde mit Achselzucken und dem Ausruf „Kuba!“ hingenommen. Die zweite Tankstelle hatte glücklicherweise noch ein wenig Benzin und so gelangten wir sicher an unser Ziel.

Gegen halb Sieben Ortszeit standen wir mitten in der Altstadt Kubas in einer engen Straße und verabschiedeten uns von unserem Fahrer. In der Nummer 170 der Straße „O’Reilly“ sollte unserer Unterkunft sein. Hierbei handelte es sich um eine sogenannte Casa Particular, eine Art privat betriebene Ferienwohnung. Tatsächlich erwartete uns dort eine freundliche Herbergsmutti und führte uns sogleich in unsere Gemächer, bestehend aus Schlafzimmer, Küche und Bad. Sie erklärte uns noch allerhand, wobei sie nur Spanisch sprach und ich – obgleich ich stets freundlich nickte – nur die Hälfte verstand. Immerhin konnte ich heraushören, dass es um 8 Uhr morgens bei ihr Frühstück gäbe und dass wir Geld nur bei ihr und nicht auf der Straße wechseln sollen.

Prost!

Wir hielten uns nicht lange in unserer Unterkunft auf, sondern beschlossen, die nähere Umgebung zu erkunden. Konkret versuchten wir ein Restaurant zu erspähen. Tatsächlich wurden wir nur wenige Gehminuten entfernt fündig. Das Restaurant war im ersten Geschoss eines Hauses an einem kleinen Platz und man bot uns einen Tisch auf dem Balkon an. Wir bestellten Mojitos, Bier, Ceviche (eine Vorspeise bestehend aus rohem Fisch und Zwiebeln), ein Stück Schwein für Frank und für mich eine Portion Aroz (Reis mit Zwiebeln und Butter). Insbesondere das Ceviche war erstaunlich – ein wenig sauer, ein wenig fermentiert und angenehm scharf.

Als ich mir nach dem Essen ein zweites kleines Bier bestellte und das Glas eingoss, rief auf einmal vom Nebentisch ein junger Mann hinüber: „Prost!“. Wir prosteten zurück und kamen flugs ins Gespräch. Der junge Mann hieß Tobi und war ebenso wie wir ein deutscher Tourist und hatte ein vierwöchiges Programm in Kuba eingeplant. Die erste Woche hatte er schon hinter sich und er konnte uns ein paar gute Tipps geben. Der wohl wichtigste Tipp war, nie wieder an einen Geldautomaten in Kuba zu gehen, da man an diesen nur den offiziellen Kurs von 25:1 zu bekommt. Tauscht man mit den Menschen direkt, bekommt man einen Kurs von bis zu 100:1. Wir schnackten noch knapp zwei Stunden über unsere Reisepläne, unsere Arbeit in Deutschland (Tobi promoviert über Fräsroboter) und stellten fest, dass wir die selbe famose WDR-Dokumentation über Kuba gesehen hatten. Dazu tranken wir noch eine gute Menge Bier, Mojitos und Rum.

Guppenfoto mit Tobi
Guppenfoto mit Tobi

Gegen kurz nach Elf Ortszeit waren wir dann wieder in unserer Unterkunft und ich war müde genug, sofort wie ein Stein einzuschlafen. Meine interne Uhr stand bereits auf rund 5 Uhr morgens (Kuba ist der mitteleuropäischen Zeit 6 Stunden hinterher). In unserem Alter (Renterdasein!) ist das schon unerhört spät, um ins Bett zu gehen.

Tag 3 – Havanna

Ich schlief gut 7 Stunden, dann sagte meine innere Uhr, es sei nun aber wirklich höchste Zeit, aufzustehen. Ich tippelte noch ein wenig an dem Blog, dann war auch Frank wach und fragte, wann wir denn den Tag beginnen wollten. Um acht Uhr waren bei unserer Herbergsmutti zum Frühstück geladen. Das schien uns eine gute Zeit für den Tagesbeginn.

Uns wurden im Innenhof des Hauses unserer Wohnung Kaffee, Obst, Brote mit Butter und Honig, sowie Guavensaft und gebratene Eier gereicht. Normalerweise besteht mein Frühstück aus mehreren Tassen Kaffee, doch hier ließ ich mich auf mehr Essen ein, schließlich hatten wir einen langen Tag vor uns.

Frühstück in unserer Herberge
Frühstück in unserer Herberge

Unser eigener Schatz

Zunächst handelten wir mit unserer Herbergsmutti einen Geldwechsel aus. Zu einem Kurs von 1 Euro für 90 Pesos drückten wir ihr 200 Euro in die Hand. Sie verschwand und fing in ihrer Küche an zu telefonieren. Ein wenig später ging sie in ihr angrenzendes Schlafzimmer und kam mit einem enormen Bündel Geldscheinen zurück. Wir erhielten 18.000 Pesos, abgezählt in 200, 100 und 50-Peso-Scheinen. Diese Menge Geld sah aus wie ein großer Schatz – auf jeden Fall war es viel zu viel, um es in ein einzelnes Portemonnaie zu stecken. Also verwahrten wir den Großteil des Geldes in unserem Zimmer und nahmen nur einige der Geldbündel mit uns mit.

180 Euro (und das sind die großen Scheine!)

Nach der Finanztransaktion fanden sich zwei Personen in unserer Unterkunft ein: Juan Carlos von unserer Reiseagentur Cuba Buddies klärte uns über die Details unseres Mietwagens auf. Angeblich ging ausgerechnet der uns zugeteilte Wagen jüngst kaputt und die Autovermietung hatte gar kein Auto mehr für uns. Dafür hatte man eine andere Agentur aufgetan, die uns einen riesigen Jeep zukommen lassen wolle. Das Mieten eines Wagens scheint in Kuba eine enorme Produktion zu sein – Autos sind eher selten, teuer und keineswegs sollte man erwarten, dass man einfach so einen Wagen zu günstigen Preisen mieten kann. Es wäre wohl billiger einen Wagen der gehobenen Mittelklasse in Deutschland zu mieten als einen Kleinstwagen in Kuba. Wir sollten den Mietwagen erst einen Tag später abholen, also hatten wir noch einen Tag Zeit, uns keine Gedanken über die Schwierigkeiten der Automiete in Kuba zu machen.

Jede Jahreszahl von 1509 bis 1920

Die zweite Person, die sich in den Morgenstunden in unserer Unterkunft einfand, war Alejandro. Alejandro war in etwa Anfang 60, hatte keine Haare und lebte in den 80’ern vier Jahre in der Frankfurter Allee in Ostberlin. Jetzt ist er Stadtführer in Havanna und hatte für uns einen Tagessausflug durch die Stadt organisiert.

Alejandro führte uns durch zahlreiche Straßen der Altstadt, erklärte zu fast jedem Gebäude, wann es erbaut wurde, welchen verschiedenen Zwecken es diente und welche wichtigen Personen dem jeweiligen Gebäude zuzuordnen sind. Wie besichtigten die älteste Kathedrale Havannas aus dem 16. Jahrhundert, den Waffenplatz, den Taubenplatz, schauten uns von der Dachterrasse eines frisch renovierten 5-Sterne-Hotels die Stadt von oben an, liefen durch einen historischen Eisenbahnanhänger, mit dem sich vor 120 Jahren die Präsidenten umherkutschieren ließen und bekamen den Plaza Vieja (zu Deutsch: „alten Platz“) gezeigt, der vor 20 Jahren noch komplett verfallen war, nun aber rundum renoviert vor allem Touristen anzog. In einer Seitenstraße des Plaza Viejas führte uns Alejandro in ein Restaurant, wo es Lunch gab.

Die vormittägliche Tour mit Alejandro dauerte rund zwei Stunden und er hatte es geschafft, zu jedem einzelnen Punkt, an dem wir waren, absolut jedes Detail zu erzählen. Von allen Gebäuden konnte er sagen, wann es erbaut, eingeweiht und renoviert wurde. Es ist kaum übertrieben, zu behaupten, er habe während der zwei Stunden jede Jahreszahl von 1509 bis 1920 mindestens einmal irgendeinem Gebäude zuordnen können. Zwischenzeitlich dachte ich, dass er sich diese Jahreszahlen einfach ausdenkt – wer kann sich schließlich so dermaßen viele Details merken? Aber bei einigen Gebäuden gab es Informations-Plaketten oder Anstriche und ein ums andere Mal bestätigten diese, die von Alejandro vorgetragenen Details. Der Nachteil dieser aberwitzigen Informationsflut war natürlich, dass uns beiden zum einen gehörig der Kopf rauchte und wir zum anderen so gefüllt mit auf den ersten Blick fast zusammenhanglosen Informationen waren, dass wir uns bestenfalls einen kleinen Bruchteil davon merken konnten.

Präsidialer Zugwagon
Präsidialer Zugwagon

Blick über die Dächer Havannas
Blick über die Dächer Havannas

Plaza Viejo
Plaza Viejo

Älteste Kathedrale Havannas
Älteste Kathedrale Havannas

Zeitliche Koexistenz auf der Straße
Zeitliche Koexistenz auf der Straße

Unser Stadtfüher war ganz begeistert, dass endlich wieder Kreuzfahrtschiffe in der Stadt ankommen
Unser Stadtführer war ganz begeistert, dass endlich wieder Kreuzfahrtschiffe in der Stadt ankommen

Eine Gruppe Musiken mit Trommeln, Rasseln und Trompeten
Eine Gruppe Musiken mit Trommeln, Rasseln und Trompeten

Blick in eine Gasse
Blick in eine Gasse

Havanna-Bucht und spanische Kolonialisierung

Ein paar Details zu Havanna konnte ich mir glücklicherweise merken. Die Altstadt ist an einer mehrere Quadratkilometer großen Bucht gelegen, der Havanna Bucht. Diese Bucht sieht ein bisschen aus wie eine Tasche und die Mündung in das Meer ist nur rund 200 Meter breit. Bereits vor vielen hundert Jahren errichtete man an beiden Seiten der Mündung jeweils ein großes Fort, um die in der Bucht liegenden Schiffe mit Kanonen verteidigen zu können. Nachts wurde zwischen den beiden Forts eine enorme Kette gespannt, die es verhinderte, dass irgendein Schiff die Bucht befahren konnte. Damit hatte Havanna einzigartige Verteidigungsmöglichkeiten gegen (damals wohl recht häufig vorkommende) Angriffe von See aus. Dies war einer der Gründe, warum die damals eigentlich eher kleine Stadt zur Hauptstadt erkoren wurde.

Es waren damals die Spanier, die Kuba schon früh im 16. Jahrhundert europäisierten. „Europäisieren“ heißt in diesem Fall vor allem, dass man den katholischen Glauben nach Kuba brachte, alle Rohstoffe der Insel zurück nach Europa schiffte und schlechterdings alle Ureinwohner der Insel umbrachte. Man schätzt, dass auf Kuba rund 300.000 Ureinwohner lebten, bevor Kolumbus 1492 hier einfiel. Gut 30 Jahre später waren schon zwei Drittel davon niedergemetzelt worden. Der Rest folgte in den nächsten hundert Jahren oder wurde durch Krankheiten, welche die Europäer einschleppten, dahingerafft.

Tour mit dem Oldtimer

Nach dem Lunch ging unsere Tour motorisiert weiter. Direkt neben dem Lokal, in dem wir gespeist hatten, fuhr ein Cabrio aus den 50’er Jahren vor, chauffiert von einem Freund Alejandros. Wir nahmen im Heck platz und wurden nun durch die Gassen und Straßen Havannas gefahren, während Alejandro vorne unermüdlich weitere Details zu allen sichtbaren Gebäuden preisgab. Die Sprechgeschwindigkeit und Informationsdichte der Erklärungen war während der Fahrt noch einmal deutlich erhöht. Ohne Unterlass wurde uns jedes Haus, jeder Platz, jede Säule und jeder schiefliegende Pflasterstein erklärt.

Das erste Ziel unserer Oldtimer-Tour war auf der anderen Seite der Havanna-Bucht die Statue El Cristo de la Habana. Dies war eine gut 27 Meter hohe Statue, welche auf die Altstadt der Bucht blickt. Sie war eigentlich ein Geschenk an den von den Amerikanern installierten Herrscher der Insel, Batista. Nur wenige Wochen vor seinem Sturz wurde die Statue eingeweiht. Nach der Revolution wurde Statue umgewidmet und daneben findet man jetzt ein meteorologisches Institut sowie ein Hurrikan-Warnzentrum. Von dem Platz vor der Statue hat man einen grandiosen Blick auf die Bucht und Altstadt Kubas.

Das nächste Ziel unserer Fahrt war wieder auf der anderen Seite der Bucht. Wir durchfuhren die Altstadt, das moderne Stadtzentrum (was eher an ein Armenviertel erinnert), Chinatown (es gibt hier ein chinesisches Stadtviertel, einzig Chinesen gibt es nicht mehr) und steuerten dann den Plaza de la Revolution an. Der Platz ist umringt von zahlreichen Ministerien und einem enormen Monument, dem Monumento a José Marti. Von diesem Monument schwang für viele Jahrzehnte Fidel Castro seine Reden, während der Revolutionsplatz gefüllt von Bürgern war, die in der glühenden Sonne seinen mehreren Stunden andauernden nicht enden wollenden Ausführungen lauschten. So zumindest erzählte es uns Alejandro.

Hernach kutschierte man uns durch einige weitere Teil Havannas, unter anderem vorbei am städtischen Friedhof (Necrópolis Cristóbal Colón), der auf einer Fläche von einem halben Quadratkilometer über 2 Millionen Gräber hat.

Unsere Fahrt endete in der Nähe des Capitols von Havanna, dem jüngst restaurierten Regierungssitz des Landes. Wir verabschiedeten uns von unserem Fahrer, während Alejandro uns noch eine überschwängliche Fülle an Details zum Capitol erklärte. Das Gebäude, das optisch an das amerikanische Original angelehnt ist, aber größer als selbiges ist, war zu Zeiten Batistas Regierungssitz, während Fidel Castro es in eine Art Wissenschaftsmuseum umwandelte. Erst unter seinem Bruder Raúl Castro wurde es wieder zum Parlament. In den letzten Jahren wurde das Gebäude von einem Deutschen restauriert und sieht nun wie aus dem Ei gepellt aus.

Alejandro führte uns dann noch zu einem Laden, in dem man Wifi-Karten kaufen konnte. Bis dato hatten wir hier noch gar kein Internet und das Netz hier funktioniert auch nur sehr eigentümlich. Nur an einigen ausgewählten öffentlichen Plätzen gibt es öffentliches WLAN und man kann sich nur über einen Code anmelden, der auf diesen von uns erworbenen Wifi-Karten steht. Damit bekommt man eine Stunde Internet, wobei die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit bestenfalls mittelmäßig ist. Internet in Privathaushalten gibt es gar nicht. Sucht man hier – umgeben von hunderten Wohnungen – nach Netzwerken findet man kein einziges. Noch ist der Zugang zum Netz auf Kuba staatlich reglementiert. Nur mit den staatlichen Wifi-Karten kommt man rein und diese Kosten 30 Pesos pro Stunde. Für einen gewöhnlichen Arbeiter mit einem Monatseinkommen von 2.100 Pesos ist das absolut nicht erschwinglich.

Am späteren Nachmittag dann war unsere Tour mit Alejandro beendet. Auch wenn er an einigen Stellen ein wenig zu detailreich war und wir uns von den aufgezählten Fakten nur einen Bruchteil merken konnten, war es eine fantastische Stadtführung und ein außergewöhnlicher Einblick in die Geschichte Havannas und Kubas. Wir bedankten uns bei Alejandro, machten ein Gruppenfoto von uns und stiefelten zu unserer Unterkunft, wo wir kurz duschten und uns sogleich ausgehfertig für den Abend machten.

Der Lack ist ab

Zu zweit machten wir uns auf den Weg, den Malecón abzulaufen. Der Malecón ist der Boulevard im Norden Havannas direkt am Meer. Die Straße ist mehrere Kilometer lang und ist gesäumt von einer eklektischen Architektur. Hier reihen sich Prachthäuser aus den 50’er Jahren an im Verfall befindliche Villen. Daneben findet man sozialistischen Bauten, die an den Brutalismus erinnern und zwischendrin stehen Ruinen, die komplett in sich zusammengefallen sind. Baustoffe sind auf Kuba schwer zu beschaffen und die US-Sanktionen machen dem Land zu schaffen. Der Staat schafft es zwar, in konzertierten Aktionen einzelne Gebäude und Straßenzüge zu restaurieren, doch viele Bauten der Stadt sind seit Jahrzehnten der Witterung preisgegeben und sind entsprechend in einem eher jämmerlichen Zustand. Die Menschen hier haben sich mit der Lage arrangiert und machen das Beste aus den Gegebenheiten.

Leben kann man auch, wenn der Lack schon lange ab ist.

Alejandro erklärte uns zuvor, dass Kubaner von allem so lange Gebrauch machen, bis es beim besten Willen nicht mehr zu verwenden ist. Neu, alt und antik – alles wird in allen Lebensbereichen genutzt, seien es Wohnraum, Autos, Geschirr, Kleidung oder Werkzeuge. Alles funktioniert irgendwie und meistens sogar ganz gut – aber vieles sieht eben schon gebührlich heruntergewirtschaftet aus.

Wir flanierten während des Sonnenuntergangs den Malecón hinab. Ich versuchte mir vorzustellen, wie sich das Leben in einem halb verfallenen Prachtbau aus der Mitte des letzten Jahrhunderts gestaltet und Frank suchte an jeder erdenklichen Ecke ein klein wenig staatliches Wifi um Lebenszeichen nach Deutschland zu schicken.

Als die Sonne fast verschwunden war, machten wir uns durch die Gassen des neuen Stadtzentrums auf den Weg zurück. In diesen Gassen sah die Lebenssituation reichlich prekär aus. Die Menschen leben in kleinsten Wohnungen, zumeist nur ein paar Quadratmeter. Diese Wohnungen teilen sie sich noch mit mehreren Familienmitgliedern und ein Großteil des Lebens findet auf der Straße statt. Es wirkte alles ärmlich, aber gleichzeitig auch irgendwie lebendig.

„Chicas?“

Wir erreichten die Straßen der Altstadt, die deutlich touristischer waren. Dort wurden wir alle paar Meter von Menschen angesprochen. Die meisten wollten uns ihr Restaurant empfehlen und hielten uns eine Speisekarte unter die Nase oder priesen die Vorzüge dieses jenes Etablissements. Einige Menschen wollten uns anbieten Geld zu tauschen. Wir wurden zuvor mehrfach gewarnt, auf der Straße bloß kein Geld zu tauschen – hier erhalte man gerne mal Falschgeld. Mehrfach versuchte man uns auch Taxifahrten, Haschisch, Zigarren oder Koks zu verkaufen. Zweimal versuchte man uns die Dienste von „Chicas“ (also Mädchen) anzubieten. Wir lehnten jeweils ab.

Das klingt jetzt erst einmal alles furchtbar anstrengend – man läuft durch die Straße und wird ständig umworben. Ein bisschen speziell waren diese Feilbietungen tatsächlich. Allerdings hatten fast alle Feilbietenden ein erstaunliches Fingerspitzengefühl. Ein „Nein“ unsererseits wurde stets anstandslos akzeptiert. Mehrmals entschuldigte man sich direkt bei uns und erklärte, es sei nur ihr Job, die jeweils angebotenen Dienste zu bewerben. Ständig wurde gefragt, wo wie herkämen. Auf die Antwort „Alemania“ gab es fast immer die Replik „Alles ok, alles paletti“. Warum ausgerechnet der Begriff „Alles paletti“ mit uns Deutschen konnotiert ist, weiß ich nicht.

Staatliches und echtes Kuba

Quasi direkt neben unserer Unterkunft gibt es das Restaurante La Dominica. Davor stehen Stühle und Tische, ein restaurant-eigener Hund liegt vor dem Eingang und es sieht alles ganz annehmlich aus. Wir dachten uns, dort zum Dinner einzukehren. Als wir vor dem Laden standen, waren wir etwas irritiert, dass uns niemand ein Menü unter die Nase hielt und den Laden bewarb. Bei allen anderen Restaurants, die wir zuvor passierten, war dies der Fall. Hier mussten wir tatsächlich fragen, ob wir uns setzen dürften. Man wies uns freundlich einen Platz an und fragte, was wir trinken wollten. Ich fragte nach einer Cerveza (also einem Bier) und erntete Kopfschütteln. Die Dame zählte drei Getränke auf, die es gäbe: Dai Quiri, Mojito oder Saft. Wir bestellten zwei Mojitos, die uns auch umgehend gebracht wurden. Das Getränk schmeckte am ehesten wie Wasser mit ein wenig Minze. Mehr Aufmerksamkeit als diese beiden dünnen Mojitos wurde uns nicht zuteil. Vor dem Laden standen zwar mehrere Angestellte und boten Maulaffen feil, doch eine Karte mit Gerichten gab es nicht.

Es dämmerte uns so langsam, dass wir wohl in einem staatlichen Restaurant gelandet sein müssen. Irgendwann fragte ich mit radebrechendem Spanisch, ob es auch etwas zu essen gebe. Auf die Frage musste sich die Belegschaft erst einmal beraten, dann zählte man zwei Speisen auf: gegrilltes oder eingelegtes Hühnchen. Das wirkte auf uns alles so wenig überzeugend, dass wir uns stattdessen die Rechnung geben ließen und uns auf die Suche nach einem anderen Laden machten.

Eine Seitenstraße später schon wurden wir fündig. Das Restaurant hieß – so ich das kleine Schild recht las – Génesis und hier gab es Bier, Dai Quiri, gleich mehrere freundliche Bedienungen, die uns die Karte erklärten und Gerichte empfahlen. Ich bekam gegrilltes Huhn, Frank eine vegetarische Paella. Auch wenn mein Huhn etwas trocken war, waren die Portionen reichlich und Franks Paella schmeckte köstlich.

Wir waren in dem Laden am Abend die einzigen Gäste. Ich zählte mindestens 6 verschiedene Mitarbeiter und fragte mich, ob das Restaurant mit dieser Quote profitabel arbeiten könne. Wir löhnten am Ende einen Betrag von 2.200 Pesos und gaben umgerechnet 500 Pesos Trinkgeld. Möglicherweise reichen diese Einnahmen tatsächlich, um die Kosten zu decken und sechs Menschen durchzubringen. Auf alle Fälle ließen diese sechs Menschen es sich im Laufe des Abends gut gehen, tranken Rum und fingen irgendwann an, im Lokal zu tanzen. Uns erklärte man schließlich, dies sei das Leben im echten Kuba, anders als in den staatlichen Restaurants. Letztere schien man nur mit einem Naserümpfen bedenken zu können.

Es war zehn Uhr Samstagabends und während im echten Kuba das Leben grade erst so richtig zu beginnen schien, war ich hundemüde, Frank wohl auch. Wir hatten den Großteil des Tages auf dem Straßenpflaster verbracht und meine interne Uhr war dank Jetlag noch ein paar Stunden vorgestellt. So schlief ich, obwohl direkt vor unserem Haus eine lautstarke Salsa-Party gefeiert wurde, direkt ein. Frank erging es ebenso und tatsächlich verbrachten wir diesmal über 9 Stunden im Bett.

Tag 4 – Wie eine Folge Traumschiff

Nach einem langen ersten Tag in Havanna begannen wir unseren zweiten Tag in der kubanischen Hauptstadt wesentlich entschleunigter. Um acht Uhr lud unsere Herbergsmutti wieder zum Frühstück und wir verbrachten fast zwei Stunden mit dem Verzehr, wobei Frank noch ein wenig im Reiseführer las und ich Blog schrieb.

Den Mittag verbrachten wir mit einem sonntäglichen Bummel durch die Stadt.

Die Altstadt ist teilweise sehr eng
Die Altstadt ist teilweise sehr eng

Auf den Häusern wachsen Bäume
Auf den Häusern wachsen Bäume

Wäsche über der Straße
Wäsche über der Straße

Berlin - Da fühle ich mich zu Hause
Berlin – Da fühle ich mich zu Hause

Viele Gassen in der Altdatdt sind inzwischen saniert und sehen fast westlich aus
Viele Gassen in der Altstadt sind inzwischen saniert und sehen fast westlich aus

Das Hotel Telegrafo ist das erste staatliche Hotel Kubas, das damit wirbt, Zimmer für Schwule und Lesben zu haben
Das Hotel Telegrafo ist das erste staatliche Hotel Kubas, das damit wirbt, Zimmer für Schwule und Lesben zu haben

Die Oldtimer sind Sanierungsbedürftig
Die Oldtimer sind Sanierungsbedürftig

Diesen Tag waren wir so faul, dass wir uns nachmittags gar eine kurze Siesta genehmigten und später in einem Café um die Ecke einkehrten, welches mit kostenlosem Wifi warb. Tatsächlich bekamen wir dort anstandslos Internet und konnten dieses ein wenig nutzen. Schnell war das Netz zwar nicht, aber es reichte für mich, zumindest ein paar Zeilen des Blogs hochzuladen und Frank konnte ein paar Fotos verschicken.

Wifi im Cafe - Der Blog kann aktualisiert werden
Wifi im Cafe – Der Blog kann aktualisiert werden

Kurz vor fünf fanden wir uns wieder zu Hause ein, denn dann sollten wir von Miguel von Cuba Buddys abgeholt werden, um unser Auto zu holen. Tatsächlich stand Miguel pünktlich vor der Tür und geleitete uns zu einem angemieteten Oldtimer-Taxi. Mit diesem fuhren wir einmal quer durch die Stadt, bis wir bei einer riesigen Autovermietung ankamen. Dort standen gut zwei Dutzend Wohnmobile, zahlreiche Scooter und Elektrofahrräder sowie viele mächtig gewaltige Jeeps. Einen solchen sollten wir bekommen. Eigentlich hatten wir mit Cuba Buddys einen Kleinstwagen gemietet (und bezahlt). Aber da dieser nicht vorrätig war, gab es nun diesen einen Geländepanzer mit Vierradantrieb und allem möglichen modernen Gedöns wie GPS, Bluetooth und Klimaautomatik. Nach ein paar Unterschriften und einer Kurzeinweisung durfte ich mit dem Gefährt vom Hof der Autovermietung rollen. Miguel navigierte uns zu unserer Unterkunft und ich stellte fest, dass es sich in Havanna erstaunlich einfach fährt. Es sind so wenig Autos unterwegs, dass man ganz entspannt von A nach B kommt.

Musik in zwei Welten

Nachdem ich das Mordsvehikel erfolgreich direkt vor unserer Haustür geparkt hatte, machten wir uns auf den Weg zum Abendessen. Miguel hatte uns ein paar Straßen weiter ein Restaurant empfohlen, das Antojos. Da liefen wir hin, stellten aber fest, dass ebendieser Laden komplett voll war. Flugs nahmen wir im Nachbarrestaurant, dem 7 de Espada Platz. Dort spielte eine Band bestehend aus sechs Musikern auf und diese gaben gut zwei Stunden zahlreiche Klassiker von Buena Vista Social Club und jede Menge Salsa zum besten.

Buena Vista Social Club beim Essen
Buena Vista Social Club beim Essen

In den meisten Fällen nervt mich Live-Musik beim Essen, doch nicht bei dieser Band. Die Musiker verstanden ihr Handwerk und es erweckte den Anschein, dass sie selbst auch jede Menge Spaß an dem Auftritt hatten. Irgendwann schnappte sich der Bandleader für ein paar Minuten eine Dame aus dem Publikum, die zuvor eifrig mitgewippt hatte und improvisierte mit ihr eine Tanzpartie. In diesem Moment merkte Frank an, dass sich das alles gerade wie eine Folge aus dem Traumschiff anfühlte.

Tatsächlich hatte die Szene in ihrer Gesamtheit etwas Absurdes. In dem Restaurant saßen vor romantischer Kulisse fast ausschließlich gut betuchte europäische Gäste und gaben innerhalb von anderthalb Stunden so viel Geld für Essen und Getränke aus, wie ein Kubaner in einem Monat verdient. Dazu spielte eine lokale Band fröhliche Musik auf und am Ende konnte man sich gut fühlen, weil man der Band fünf Euro Trinkgeld gab.

Wir saßen in einer Parallelwelt, die nur für Touristen existierte und in der wir auf keine gewohnten westlichen Annehmlichkeiten verzichten mussten. Es gab Bier, zahlreiche Cocktails (sogar einen Espresso-Martini), jede Menge Fleisch zu essen und es fehlte uns an nichts. Ein normaler Einheimischer hätte sich diese touristische Parallelwelt nie leisten können. Das staatliche Restaurant, das wir am Tag zuvor kurz besuchten, hatte Mühe, drei verschiedene Getränke anzubieten – hier gab es alles in Hülle und Fülle.

Espresso Martini gegen harte Währung
Espresso Martini gegen harte Währung

Nach dem Traumschiff-Dinner zogen wir noch ein wenig durch die Straßen und entdeckten am Wasser das Anfiteatro de La Habana. Zahlreiche Menschen strömten dorthin und es drang laute Musik zu uns. Also strömten wir mit den Menschen, löhnten pro Person 250 Pesos Eintritt und waren auf einmal mitten im Publikum eines Events, das mich an Ein Kessel Buntes (oder eine andere abendfüllende Unterhaltungsshow aus den 90’er Jahren) erinnerte. Auf einer enormen Bühne wurde musiziert, zahlreiche Kameras zeichneten das Geschehen auf und das Publikum tanzte auf den Sitzreihen. Wir holten uns einen Cuba Libre und schauten dem aufgeregten Treiben zu. Die Musik war lateinamerikanisch mit jeder Menge Rhythmus und das Publikum war deutlich einheimischer als zuvor in unserem Restaurant – Jugendliche, Familien mit kleinen Kindern, ältere Ehepaare und dazwischen gesprenkelt ein paar sehr weiße Europäer.

Big Band im Kessel Buntes
Big Band im Kessel Buntes

Verschiedene Bands spielten auf und zwischendurch betraten bunt angezogene Ansager die Bühne und verliehen Urkunden und Preise. Mein Spanisch reichte beim besten Willen nicht aus, zu verstehen, was genau dort vor sich ging. Meine Vermutung ist, dass dies eine Art sozialistische Kaderauszeichnung war. Aber vielleicht war es auch Musiktalentshow – Kuba sucht den Superstar, oder so.

Auf jeden Fall war die Musik vortrefflich und irgendwann tanzten fast alle auf den Bänken. Einzig der Cuba Libra war alle. Hieran merkte man, dass es wohl eine staatliche Veranstaltung war. Es gab 6 Flaschen Rum und nachdem diese geleert waren, konnte man nur noch Cola kaufen. Diese kostete dann nur noch 20 Pesos (für und umgerechnet 20 Eurocent).

Das Publikum im Amphitheater ist begeistert
Das Publikum im Amphitheater ist begeistert

Wir blieben bis halb Zwölf da, dann zogen wir von dannen Richtung unserer Unterkunft. Der nächste Tag sollte ein langer Tag mit langer Fahrt werden. Dafür brauchten wir hinreichend viel Schlaf.

Tag 5 – Auf vier und auf zwei Rädern

Der hinreichende Schlaf blieb zumindest mir in dieser Nacht irgendwie verwehrt. Es war schwül, ich schwitzte und im Zimmer fanden sich zahlreiche Mücken, die mich augenscheinlich sehr faszinierend fanden. Nicht dass sie mich stechen wollten, sie sausten einfach nur ständig um mein Ohr und machten dabei so viel Krach, dass sie mich ein ums andere Mal aufweckten. Egal, schlechten Schlaf im Urlaub bin ich gewöhnt und immerhin ein paar Stunden Schlaf kamen am Ende der Nacht heraus.

Wir fanden uns zum letzten Mal zum Frühstück bei unserer Vermieterin ein, packten all unsere Sachen zusammen und verfrachteten Koffer und Rucksäcke ins Auto. Wir verabschiedeten uns und bedankten uns für die Gastfreundschaft und Hilfe, machten noch ein Abschiedsfoto zu dritt und stiegen dann ins Auto. Uns stand eine aufregende Fahrt bevor.

Typisches kubanisches Frühstück - Guaven, Melonen und Bananen (Eier und ein wenig Brot kamen später dazu)
Typisches kubanisches Frühstück – Guaven, Melonen und Bananen (Eier und ein wenig Brot kamen später dazu)

Abschiedsbild mit unserer Herbergsmutti Sara
Abschiedsbild mit unserer Herbergsmutti Sara

Fahrt nach Viñales

Gut drei Stunden hatten wir für unsere Fahrt in das Viñales-Tal eingeplant. Erst einmal mussten wir aus Havanna herausfinden. In diversen Reiseführern wurde vor Fahrten durch Havanna gewarnt – zu enge Straßen, zu viele Fußgänger auf den Straßen, zu undurchsichtige Straßenführung. Unfug! Vielleicht lag es an Franks professioneller Navigation, doch wir fanden ohne Probleme aus der Stadt heraus auf die Autobahn. Die anderen Verkehrsteilnehmer sind rücksichtsvoll, niemand drängelt oder fährt zu schnell und generell gibt es nicht übermäßig viel Verkehr.

Auf der Autobahn fuhren wir zwischen Oldtimern und Bussen gen Westen. Je weiter wir uns von Havanna entfernten, desto weniger Oldtimer waren um uns herum und desto mehr Pferdefuhrwerke teilten sich mit uns die Straße. Auch Fahrradfahrer, Fußgänger und Ochsengespanne waren auf der rechten Spur unterwegs. Teilweise waren die Straßen lange Abschnitte auch komplett leer. Die Straßenverhältnisse waren besser als befürchtet – ja, es gab viele Schlaglöcher, aber mit ein wenig Vorsicht konnte man mit Tempo 80 bis 90 entspannt fahren.

Teilweise war die Autobahn sehr leer
Teilweise war die Autobahn sehr leer

Fahrräder auf der Autobahn
Fahrräder auf der Autobahn

Pferdefuhrwerke auf dem Seitenstreifen
Pferdefuhrwerke auf dem Seitenstreifen

Nach gut zwei Stunden verließen wir die Autobahn und fuhren auf engeren Straßen weiter. Im erstbesten Ort, den wir durchfuhren, brachte ich das Kunststück fertig, eine rote Ampel zu ignorieren. Sowas ist mir auch schon in Berlin passiert. Nur hier stand direkt hinter der Ampel auch gleich ein Polizist (oder etwas Vergleichbares, jedenfalls sah der Mann offiziell aus). Er winkte uns heraus. Oh nein! Zu meinem Erstaunen sprach er ein bisschen Englisch und wies uns nur freundlich darauf hin, dass dieses etwas unscheinbar aussehende Blinklicht eine Ampel gewesen sei. Alles gut!

Dann fragte er uns, ob wir nach Viñales führen und ob wir eventuell eine Person mitnehmen könnten. Konnten wir. Ein Mann stieg ins Heck und stellte sich als Felix vor. Felix arbeitet in Viñales auf einer Tabakfarm und sprach auch ein wenig Englisch. Während der halbstündigen Wegstrecke unterhielten wir uns über Kuba, Tabak, das Viñales-Tal und das Wetter in Deutschland („Frio!“). Felix stellte uns als Dank für die Fahrt einen Kaffee auf seiner Farm in Aussicht und empfahl uns ein gutes Restaurant in Viñales. Dort hielten wir auch gleich und reservierten einen Tisch für den Abend. Wir setzten Felix ab, verzichteten aber vorerst auf den Kaffee, denn wir mussten noch in unser Haus einchecken und ich wollte ganz gerne noch eine halbe Stunde Mittagschlaf machen, bevor um zwei Uhr unserer Tagesprogrammpunkt, ein Fahrradausflug anstand.

Unser Haus war in der Karte verzeichnet und wir fanden es auf Anhieb. Auch hier begrüßte uns eine freundliche Dame und wies uns zu unserem Zimmer. Diesmal hatten wir tatsächlich nur ein Zimmer und keine ganze Wohnung für uns. Egal, das sollte auch reichen!

Auf zwei Rädern durch den Tabak

Wir hatten Zeit für eine kurze Siesta in unserem Zimmerchen, welche ich auch durchaus nötig hatte. Kurz nach zwei Uhr kam unser heutiger Guide – Mario. Er hatte drei Fahrräder im Schlepptau, eines für ihn, zwei für Frank und mich. Auf diesen Rädern fuhren wir zunächst durch den Ort, dann durch Tabakfelder und Wiesen. Dabei hatten wir einen grandiosen Blick über das Viñalestal und Mario erklärte uns allerlei Details über die lokalen Pflanzen. Wir machten kurz Stopp auf einer kleinen Lodge, dann ging es weiter über eine etwas beschwerliche Holperstrecke zu einer Tabakfarm.

Mit Fahrrad durch Schlaglöcher
Mit Fahrrad durch Schlaglöcher

Gruppenbild mit unserem Guide Mario
Gruppenbild mit unserem Guide Mario

Straßenrand im Vinalestal
Straßenrand im Vinalestal

Felsbild zur Evolution im Vinalestal
Felsbild zur Evolution im Vinalestal

Ich fand ein Schwein zum Streicheln
Ich fand ein Schwein zum Streicheln

Blick über das Vinalestal
Blick über das Vinalestal

Das Ochsengespann ersetzt hier den Traktor
Das Ochsengespann ersetzt hier den Traktor

Frank inspiziert die Umgebung
Frank inspiziert die Umgebung

Auf dieser Farm saß ein etwa 30-jähriger Tabakfarmer mit einem großen Sonnenhut und begrüßte uns begeistert. Er stellte sich mit Namen vor, wobei ich mir beim besten Willen keinen Reim auf die zwei spanischen Silben machen konnte, die seinen Namen bildeten. Unser Guide erklärte uns später, der Name des Farmers sei in etwa „Johnny“.

Johnny führte uns durch seine Farm und erklärte uns, wie man Tabak anbaut und daraus Zigarren rollte. Er sprach nur Spanisch, das allerdings so langsam und ausdrucksstark mit Händen und Füßen, dass ich die meisten seiner Ausführungen verstehen konnte. Was ich nicht verstand, übersetzte unser Guide.

Insgesamt bewirtschaftet Johnny knapp 9 Hektar, wobei er Tabak, Kaffee, Zucker und mehrere Früchte anbaut. Das wichtigste Gut auf der Farm ist der Tabak, der dort gesät, gezogen, geerntet, getrocknet und fermentiert wird.

Einschub: So baut man Tabak an

Die Tabakpflanze wird mit winzig kleinen Samen gesät und verbringt die ersten Tage im Dunklen im Haus. Erst wenn ein kleiner Spross gewachsen ist, kann dieser ausgepflanzt werden. Innerhalb einer Woche müssen hunderte, wenn nicht tausende Tabakpflanzen händisch ausgepflanzt werden. Die Pflanze wächst dann knapp drei Monate, wobei man darauf achten muss, die Blüte abzuschneiden, da ansonsten die Blätter der Pflanze nicht groß genug werden.

Nach drei Monaten werden die Pflanzen geerntet und die Blätter werden über lange Stöcker gehängt, auf denen sie im Trockenhaus trocknen. Dabei muss man darauf achten, die Blätter zu sortieren. Je höher ein Blatt an der Pflanze wächst, desto mehr Nikotin enthält es. Beim Rollen einer Zigarre ist es wichtig, dass man die richtigen Blätter in der richtigen Reihenfolge rollt, ansonsten ist die Zigarre zu stark oder schmeckt gar nicht.

Nachdem die Blätter mehrere Monate im Trockenhaus hingen, sind sie knochentrocken und würden zerbröseln, wenn versuchte, sie zu rollen. Deswegen werden die Blätter im nächsten Schritt fermentiert. Dafür werden sie mit Honig, ein bisschen Zitronensaft und Wasser eingesprüht und in riesengroße Pakete verpackt. Der Prozess des Fermentierens dauert mehrere Wochen und erst danach ist der Tabak bereit, gerollt zu werden.

Kubanische Tabakfarmer verkaufen 90 Prozent ihres Tabaks an den Staat. Die Preise sind reglementiert und – so vermute ich – minimal. Die restlichen 10 Prozent des Tabaks verbleiben dem Farmer und damit macht er sein Geschäft.

Nach der Erklärung rollte Johnny uns eine Zigarre und drückte sie Frank in die Hand. Der zierte sich erst, ließ sich dann aber doch breitschlagen, einmal zu probieren. Er zog ein bisschen dran, Johnny erklärte uns, wie man die Zigarre richtig hält und dass es wichtig ist, beim Rauchen die Zigarre beständig zu drehen. Kurzerhand drückte Frank mir das Gerät in die Hand. Seit Ende 2014 habe ich nicht mehr geraucht, aber wenn man denn schon in Kuba ist, müsse man auch eine Zigarre rauchen, erklärte unser Guide. Also verbrachte ich die nächste halbe Stunde mit dem Ding und hatte danach einen völligen Nikotin-Flash.

Wie geht das mit der Zigarre
Wie geht das mit der Zigarre

Ein Profi mit dem Gerät
Ein Profi mit dem Gerät

Johnny drückte ein Zuckerrohr aus und servierte uns den Saft. Der schmeckte erstaunlich gut. Dazu gab es einen Rum. Johnny erklärte uns, dass er die knapp 9 Hektar nur zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder bewirtschaftet – ganz ohne elektrische oder motorisierte Geräte. Es gibt ein Pferd und zwei Ochsen, einen Hund und die Farm besteht seit über 100 Jahren. Johnny hat Viñales noch nie verlassen und er machte den Eindruck, dass er das auch nie ändern möchte. Havanna und den Rest kenne er nur aus dem Fernsehen. Das Großstadtleben sei nichts für ihn, auf seiner Farm ist er glücklich und zufrieden, hier habe er alles, was er brauche und er will an diesem Fleck 95 Jahre alt werden. Das trug Johnny so überzeugt vor, dass ich ihm das direkt glaube.

Zum Abschluss erwarben wir allerhand Souvenirs: Honig, Kaffee und ein kleines Bündel Zigarren. Nicht, dass ich jetzt wieder mit dem Rauchen anfangen wollte, doch eventuell finden wir ja den einen oder anderen Abnehmer in Berlin. Angeblich halten die Zigarren sich gut zwei Jahre. Schauen wir mal!

Trockenhaus für den Tabak
Trockenhaus für den Tabak

Zuckerrohr wird gepresst
Zuckerrohr wird gepresst

Manocho

Unser Guide Mario führte uns wieder zurück zu unserer Unterkunft, wo wir uns verabschiedeten. Wir verschnauften noch ein wenig, dann machten wir uns auf zu dem Restaurant, dass wir mit Felix zuvor reserviert hatten.

Dort wurden wir freudig begrüßt und man brachte uns an einen Platz mit Hund. Die Hundedame des Hauses mit dem Namen Manocho (wenn ich den Namen recht verstand) leistete uns Gesellschaft und zeigte sich sehr interessiert an unseren Speisen. Ich bestellte Zerrfleisch und Frank hatte ein Schweinesteak. Vorher gab es eine Suppe und zu den Speisen jede Menge Reis, Gemüse und Salat.

Ich glaube, mein Zerrfleisch war großartig. Ich konnte allerdings nur bedingt viel davon essen, denn Manocho schaute mich immer wieder mit ihren großen Augen an und wackelte mit den Ohren, in der Hoffnung etwas abzubekommen. Und sie bekam eine gute Menge ab. Wie praktisch alle Tiere hier auf Kuba war auch dieser Hund sehr ausgemergelt. Tiere scheinen hier nur Reste und Abfälle zu bekommen.

Manocho wartet geduldig ihre Portion
Manocho wartet geduldig ihre Portion

Wer kann da schon nein sagen
Wer kann da schon nein sagen

Die Karte in diesem Restaurant hatte die spezielle Eigenart, keine Preise zu haben. Die Betreiber rufen wahrscheinlich unterschiedliche Beträge ab, je nachdem, ob ein Einheimischer oder ein Tourist kommt. Wir löhnten am Ende über 50 Euro – ein erstaunlich hoher Preis. Viñales scheint sich in den letzten 20 Jahren zu einem der touristischen Zentren Kubas entwickelt zu haben. Entsprechend viele Touristen gibt es und entsprechende Preise werden abgerufen.

Zurück in unserer Unterkunft setzten wir uns noch ein wenig auf die Terrasse, wo eine andere Reisegruppe aus dem deutschsprachigen Raum Rum trank und Zigarren rauchte. Wir schnackten ein wenig mit der Gruppe (zwei Schweizer Mädchen, ein Kriminalkommissar aus Brandenburg mit seinem Sohn und eine Globetrotterin aus dem südwestdeutschen Dreiländereck), bekamen etwas Rum ab und gingen gegen Mitternacht nach einem sehr langen Tag ins Bett.

Tag 6 – Stalagmiten und Schlumpf-Daiquiri

Ich schlief wie ein Stein, bis mich um 4 Uhr morgens die Hühner weckten, die ganz aufgeregt den Tag mit lautem Gackern begrüßten. Nachdem die Hühner Ruhe gaben, hörte man vor unserem Zimmer Motorräder, Oldtimer und Pferdfuhrwerke entlang rattern. Der Tag in Kuba beginnt früh und morgens ist man hier offenbar in erster Linie laut. Egal, ich war müde genug, trotz des Kraches noch ein paar Stunden zu schlafen.

Gegen neun kamen wir zum Frühstück auf die Terrasse unserer Unterkunft. Es gab die uns bereits bekannten Früchte – Ananas und Guaven, ein wenig Brot und Käse und dazu einen bitter geratenen Kaffee.

Caverna de Santo Tomás

Heute hatten wir nur eine Tagesaktivität geplant und diese nahmen wir ganz selbständig, also ohne vorher organisierten Guide vor. Wir fuhren zu der Caverna de Santo Tomás, gut 20 Kilometer von Viñales entfernt. Diese Caverna ist das zweitgrößte Höhlensystem Amerikas mit einer Länge von über 30 Kilometer über mehrere Ebenen. Diese Tropfsteinhöhlen haben teilweise 15 Meter hohe Kammern und entsprechend langen Stalagmiten und Stalaktiten.

Unser Kampfgefährt
Unser Kampfgefährt

Gemütliche Fahrt auf einem Ochsengespann
Gemütliche Fahrt auf einem Ochsengespann

Ein LKW ist häufig auch ein Transportmittel auf den Straßen hier
Ein LKW ist häufig auch ein Transportmittel auf den Straßen hier

Frau Klöhn fährt mit eiserner Miene
Frau Klöhn fährt mit eiserner Miene

Ein Lada als Taxi
Ein Lada als Taxi

Für 5 Euro pro Person bekamen wir eine rund einstündige Führung durch das Höhlensystem. Dabei liefen wir mit Helmen und Lampen tief in einen der verzweigten Höhlengänge hinein. Die Höhlenwände erinnerten an vielen Stellen an Blumenkohl mit fraktalen Strukturen im Gestein.

Erstaunlich war, dass es auch im tiefsten Inneren der Höhle einzelne kleine grüne Pflänzchen gab. Unser Führer erklärte uns, dass Fledermäuse nachts in Höhle flögen und die Ausscheidungen der Flugsäuger Samen enthielten. Die Pflanzen wachsen für ein paar Wochen in der Höhle bevor sie aufgrund des Lichtmangels wieder sterben.

Mit Helmen bewaffnet auf dem Weg zur Höhle
Mit Helmen bewaffnet auf dem Weg zur Höhle

Blick vom Eingang der Höhle über das Vinalestal
Blick vom Eingang der Höhle über das Vinalestal

Stalaktiten und -miten in der Höhle
Stalaktiten und -miten in der Höhle

Blick Richtung Ausgang der Höhle
Blick Richtung Ausgang der Höhle

Kleine grüne Pflänzchen von Fledermäusen ausgesät
Kleine grüne Pflänzchen von Fledermäusen ausgesät

Bergmann Frank
Bergmann Frank

Helmselfie in der Höhle
Helmselfie in der Höhle

Wände wie Blumenkohl
Wände wie Blumenkohl

Das Monumento a los Malagones vor der Höhle (angeblich gilt dieser Mensch mit seinem Gewehr als der Beschützer des Tals)
Das Monumento a los Malagones vor der Höhle (angeblich gilt dieser Mensch mit seinem Gewehr als der Beschützer des Tals)

Bananenchips mit Aussicht

Schon kurz nach 12 Uhr waren wir mit den Höhlen fertig und Frank schlug vor, zum Restaurant Balcón del Valle zu fahren. Hunger hatten wir zwar nicht, aber das Restaurant thront über dem Viñales-Tal und man speist dort mit einer märchenhaften Aussicht.

Gespeist wurde eher wenig, sondern wir tranken ein Bier und Kaffee. Dazu bestellten wir Bananenchips. Die knabberten wir weg, während ich ein wenig Bilder sortierte und Frank die Aussicht genoss.

Eine Orchidee vor Frank und Vinalestal
Eine Orchidee vor Frank und Vinalestal

Getränke und Snacks mit atemberaubender Aussicht
Getränke und Snacks mit atemberaubender Aussicht

Die Familie vor dem Tale
Die Familie vor dem Tale

Den späteren Nachmittag verbrachten wir wieder in Viñales. Dort machten wir kurz Siesta und spazierten durch den Ort. Besonders lohnend bei diesem Spaziergang waren die kleinen Nebenstraßen abseits des touristischen Zentrums. Diese Straßen sind eher Feldwege an denen winzige Hütten stehen. Vor den Hütten laufe Schweine, Katzen und Hunde umher und überall tummeln sich Leute in den kleinen Vorgärten. Die Verhältnisse sind einfach. Die meisten Hütten bestehen aus einem Zimmer, das gleichzeitig als Küche und Schlafzimmer dient. Das Leben findet größtenteils vor dem Haus statt und ich bin mir nicht ganz sicher, mit welcher Arbeit diese Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen. Vermutlich beackern sie die kleinen Grünflächen, die an die Hütten angrenzen. Die Menschen haben wenig, wirken aber mit sich und der Welt zufrieden.

Solche Autos werden hier noch für umgerechnet zehntausend Euro gehandelt
Solche Autos werden hier noch für umgerechnet zehntausend Euro gehandelt

Tankstelle und Supermarkt der Stadt
Tankstelle und Supermarkt der Stadt

Amerikanisch-Russische Freundschaft - Oldtimer und Wolga auf der Straße
Amerikanisch-Russische Freundschaft – Oldtimer und Wolga auf der Straße

Ein einfaches Holzhaus ist oft Heim einer ganzen Familie
Ein einfaches Holzhaus ist oft Heim einer ganzen Familie

Schweine werden hier in jedem zweiten Garten gehalten
Schweine werden hier in jedem zweiten Garten gehalten

Einfache Gasse abseits der Hauptstraße
Einfache Gasse abseits der Hauptstraße

Blick über ein Tabakfeld auf die Berge
Blick über ein Tabakfeld auf die Berge

Schaukelstühle - kein Haus kommt hier ohne diese vor der Tür aus
Schaukelstühle – kein Haus kommt hier ohne diese vor der Tür aus

Zum Dinner kehrten wir in einem kleinen Restaurant unweit unserer Unterkunft ein, wo es günstige Mojitos und einfaches Essen gab. Um uns herum waren mehrere andere deutsche Touristen. Diese scheinen hier die größte Gruppe der Ausländer zu sein. Bis vor wenigen Jahren noch waren sehr viele Amerikaner zum Urlaub auf Kuba, da unter Obama die Sanktionen gelockert und die Grenzen geöffnet wurden. Einer unserer Guides hatte uns erklärt, dass Amerikaner gern gesehene Gäste waren, da diese bereitwillig viele Zigarren und Rum kauften. Donald Trump ließ die Grenzen wieder schließen und dezimierte so die aufkeimende Tourismusindustrie auf Kuba. Die folgende Pandemie tat ihr übriges. Nur langsam kommt der Tourismus hier zurück. Für uns persönlich ist das fast ein Glück, denn so haben wir die Idylle auf diesem Fleckchen Erde noch fast für uns allein.

Ein typisches Dinner hier - Reis, Fleisch, ein wenig Gemüse und ein paar Bananenchips
Ein typisches Dinner hier – Reis, Fleisch, ein wenig Gemüse und ein paar Bananenchips

Zum Abschluss des Abends kehrten wir in einer lokalen kleinen Bar ein. Dort bestellten wir uns mehrere verschiedenfarbige Daiquiri (in Schlumpf-Farben: einmal blau, einmal rot) und Rum-Cola-Mixgetränke zu unverschämt günstigen Preisen. Am Ende löhnten wir für 5 Drinks nicht einmal 10 Euro.

Bestellung an der Bar
Bestellung an der Bar

Auch hier fanden wir eine vierbeinige Freundin
Auch hier fanden wir eine vierbeinige Freundin

Tag 7 – Sonnenaufgang im Nebel

Schon bislang hatten wir hier nicht sonderlich viel oder gut geschlafen. Unser siebter Reisetag sollte das noch toppen. Nach den ganze Daiquiris gingen wir abends zuvor erst gegen kurz vor Mitternacht ins Bett. Um vier Uhr fingen die Hühner an, Krach zu machen und eine Mücke fand sich im Zimmer ein, die mein Ohr umsauste. Zehn Minuten nach Fünf begann eine Kuckucksuhr laut zu bimmeln. Eine Kuckucksuhr! Diese Kuckucksuhr war Franks Wecker, der und darauf hinwies, dass die Nacht nach bestenfalls fünf Stunden Schlaf beendet war. Wir wackelten etwas benommen ins Bad, putzten uns die Zähne und stolperten vor die Wohnung.

Dort wartete Adrián auf uns – unser gebuchter Guide für den heutigen Ausflug. Die Jungs von Cuba Buddys hatten für diesen Tag eine Wanderung auf den Hang der Viñales-Berge geplant, von wo man den Sonnenaufgang genießen konnte. Deswegen standen wir zu so ungöttlich früher Zeit auf.

Wir fuhren mit Adrián gut vier Kilometer mit unserem Auto, dann ging es im Stockfinsteren zu Fuß weiter. Wir hatten eine Taschenlampe und beleuchteten mit dieser und den Lampen unserer Telefone den Weg vor uns. Der Weg war rund drei Kilometer lang und wir legten dabei 200 Höhenmeter nach oben zurück. Adrián eilte dabei wie vor uns eine Gazelle und wir hatten Mühe mitzuhalten. Als wir unser Ziel gegen halb Sieben erreichten, war ich ob des ausartenden Frühsports komplett nass geschwitzt.

Wir langten an einer kleinen Hütte an und dort harrten wir der Dinge, die da nun kommen sollten. Ein Sonnenaufgang über dem Viñales-Tal sollte kommen. Der kam auch, aber leider sahen wir davon nur bedingt viel, denn das gesamte Tal hin in einer einzigen Wolke und wir blickten so auf eine langsam heller werdende Nebelfront.

Das Tal vor Sonnenaufgang im Nebel
Das Tal vor Sonnenaufgang im Nebel

Kartoffelacker im Nebel
Kartoffelacker im Nebel

Dafür wurde uns da oben ein Frühstück serviert, welches wir uns mit der Hundedame der Hütte teilten. Schön war die Aussicht trotz des Nebels und Adrián erzählte uns allerhand von den Menschen, die am Hang dieses Berges leben. Diese werden die Aquáticos genannt. Sie glauben an die Heilkraft des Wassers des Berges und weigern sich, andere Medizin als Wasser zu nehmen. Von diesen Menschen gibt es nur rund 20 und sie bauen auf den steilen Felder an den Berghängen Kartoffeln an, haben keine Ausweispapiere und werden von der Regierung als sonderliche Randgruppe geduldet.

Adrian erklärt uns die Geschichte der Aquaticos
Adrian erklärt uns die Geschichte der Aquaticos

Frühstück mit Salzcrackern, Papaya und einer Art Hamburger
Frühstück mit Salzcrackern, Papaya und einer Art Hamburger

Das Frühstück wurde mit der Hüttenhündin geteilt
Das Frühstück wurde mit der Hüttenhündin geteilt

Tal kurz nach Sonnenaufgang unter einer Wolke
Tal kurz nach Sonnenaufgang unter einer Wolke

Die Aussicht war trotz des Nebels malerisch
Die Aussicht war trotz des Nebels malerisch

Minimal übernächtigter Selfie
Minimal übernächtigter Selfie

Nach dem Frühstück machten wir uns auch schon wieder auf den Rückweg, wobei Adrián uns allerlei Tiere und Pflanzen am Wegesrand zeigte und erklärte. Dort wuchsen unter anderem Knoblauch und Mimosen und zahlreiche bunte Vögel zwitscherten in den Büschen. Am häufigsten sahen wir jedoch kleine weiße Reiher und Aasgeier, die beständig über dem Tal kreisten.

Schon um neun Uhr morgens waren wir wieder an unserer Unterkunft und mit dem einzigen organisierten Programmpunkt des Tages fertig. Ich versuchte eine knappe Dreiviertelstunde zu schlafen, doch auf der Straße und in unserer Unterkunft war es so laut, dass dies nicht wirklich erfolgreich war.

Stattdessen versuchten wir, in der Stadt zu tanken. Dies war ebenso erfolglos – in der Tanke hing ein Schild, dass es überhaupt kein Benzin gäbe. Kuba!

Nadelwald und staatlicher Pool

Frank schlug als mittägliches Ausflugsziel die Presa El Salto vor. Wenn mein Spanisch mich nicht täuscht, heißt das soviel wie „Stausee“.

Wir stellten unser Gefährt mehrere Kilometer entfernt von dem See bei einem Hotel ab und spazierten die restliche Wegstrecke zu dem See. Dabei liefen wir entlang zahlreicher Nadelbäume, die Frank als Douglasien identifizierte. Zwischendrin standen hier und da ein paar Kühe und Ziegen, die in der Sonne grasten. Der Weg endete direkt am Stausee und wir ließen uns zu einem kleinen Picknick (aus Deutschland mitgebrachte und auf dem Flug nicht verbrauchte Pick-Up-Riegel) nieder und genossen die Aussicht auf See und Berge.

So eine Ziege will gestreichelt werden
So eine Ziege will gestreichelt werden

Presa El Salto
Presa El Salto

Selfie vor der Presa
Selfie vor der Presa

Gruppenbild vor dem See
Gruppenbild vor dem See

In prallster Mittagssonne liefen wir alsdann zurück zum Hotel bei dem wir unser Auto geparkt hatten. Das Hotel war in einem unserer Reiseführer erwähnt und hatte einen Pool, der in diesem Führer beworben wurde. Wir fragten an der Rezeption nach, ob wir diesen Pool benutzen dürfen. Wir durften für einen Obolus von umgerechnet einem Euro pro Person.

Ein Lada-Kombi vor dem Hotel
Ein Lada-Kombi vor dem Hotel

Das Poolgeschehen war gewöhnungsbedürftig. Aus einem Lautsprecher schallte grausame spanischsprachige Popmusik, das Publikum war prollig und hatte pralle Wampen und das Wasser roch nach Chlor. Aber nun waren wir schon einmal da und arrangierten uns mit den Gegebenheiten. Frank zog ein paar Runden im Pool, während ich an der Pool-Bar zwei Bier bestellte. Das Bier hatte hier staatliche Preise. Das heißt, es war billig. Während wir in privaten Restaurants in der Regel umgerechnet 2 bis 3 Euro für ein kleines Bier löhnten, waren es hier 95 Cent. Dafür konnte ich dem Füllstand des Kühlschranks entnehmen, dass die Menge des Biers knapp bemessen war. Es scheint, dass staatliche Güter in der Regel billig aber dafür auch häufig knapp sind.

Wir konnten uns keinen Reim auf das Publikum machen. Neben einigen offensichtlich europäischen Touristen sprachen fast alle spanisch, sahen jedoch nicht aus, wie Kubaner. Wir hatten bislang noch keine dicken Kubaner gesehen und mindestens die Hälfte des Publikums hier war übergewichtig und viele trugen alberne Statusprodukte wie enorme vergoldete Ketten oder monströse Armbanduhren. Egal, die Leute störten uns nicht und die Musik wurde irgendwann auch etwas leiser und so hielten wir uns über zwei Stunden am Pool auf, tranken billiges staatliches Bier (welches aus Holland importiert war) und hielten unsere eigenen im zunehmenden Alter praller werdenden Wampen in die warme Sonne.

Blick vom Hotel auf das Vinalestal
Blick vom Hotel auf das Vinalestal

Blick auf den Pool
Blick auf den Pool

Abends kehrten wir in den das selbe Restaurant vom Vortag ein, wo ich mir – ganz europäisch (oder amerikanisch) einen Hamburger mit Fritten bestellte. Der Hamburger sah etwas ungewöhnlich aus – ein Sandwich mit einem grünen Salatblatt und einem kleinen Patty Fleisch. Dafür schmeckte er vorzüglich und die Fritten waren auch nicht zu verachten.

Tag 8 – In Spanischen Betten

Heute hieß es Abschied nehmen von Viñales und eine über 500 Kilometer weite Reise nach Trinidad antreten.

Nachdem ich um sieben nicht mehr schlafen konnte, machte ich mich auf zu einem kurzen Stadtspaziergang am Morgen. Die Straßen von Viñales waren schon zu dieser frühen Zeit voll mit Menschen. Die Stadt erinnerte fast an ein Wimmelbild.

Die meisten Menschen taten eines von drei Dingen: sie warteten auf ein Transportmittel, sie kehrten und wischten vor ihrer Tür oder sie gingen zu Schule. Ein Strom von hunderten Schülern lief uniformiert zur Mittelschule am Rande der Stadt. Ich schaute mir das Treiben ein wenig an, dann ging es zurück zur Unterkunft, wo schon unser Frühstück auf uns wartete.

Schüler auf dem Weg zur Schule
Schüler auf dem Weg zur Schule

Hier wird Schuluniferm getragen
Hier wird Schuluniform getragen

Man wartet auf Busse oder andere Transportmittel
Man wartet auf Busse oder andere Transportmittel

Unser letztes Frühstück in Vinales
Unser letztes Frühstück in Vinales

Nach dem Frühstück wanderten unsere Koffer in unser enormes Gefährt und wir verabschiedeten uns von unserer Wirtin. Das erste Ziel unserer langen Tour war die Tankstelle im Ort. Diesmal hatten wir mehr Erfolg als am Vortag. Es gab Benzin, sogar genug, um den Tank unseres Panzers komplett zu füllen. 33 Liter gab es für umgerechnet 10 Euro. In Deutschland hätten wir für dieses Geld keine 5 Liter bekommen. Benzin ist in Kuba ein staatliches Gut. Es ist billig (zumindest für europäische Geldbörsen), dafür aber knapp.

Mit dem vollen Tank fuhr uns Frank den ersten Teil der Strecke nach Trinidad. Dabei mussten wir zunächst komplett bis nach Havanna zurückfahren, um dann ostwärts weiterzureisen. Es war Franks erstes Mal am Steuer unseres Infanterietransporters und er stellte sich gar nicht ungeschickt an. Tatsächlich fuhr er mir dann und wann sogar zu schnell. Aber ich meckere eigentlich immer über Franks rasantes Fahren. Vielleicht liegt diese Wahrnehmung auch ein wenig an mir und nicht nur an seinem Fahrstil.

Typisches Straßenbild - Moskwich, Fiat Polski, Lada und ein kleines französisches Auto
Typisches Straßenbild – Moskwich, Fiat Polski, Lada und ein kleines französisches Auto

Frank ist ein entspannter und rasanter Chauffeur
Frank ist ein entspannter und rasanter Chauffeur

Auf der Fahrt nach Trinidad
Auf der Fahrt nach Trinidad

Bei der ersten Tankstelle hinter Havanna machten wir Halt, denn unser Tank war schon halb leer gefahren und es scheint mir nicht abwegig, die zweite Hälfte des Tankvorrats in Kuba als Reserve zu betrachten und eiligst nachzutanken. Es brauchte nach Havannas Stadtgrenze 60 Kilometer Fahrt diese erste Tankstelle aufzutun. Dort gab es glücklicherweise Sprit und er war genauso billig wie in Viñales. Wir kauften noch zwei merkwürdig aussehende, wohl aber mundende Hamburger von der angeschlossenen staatlichen Raststätte (für 25 Cent pro Burger) und vertilgten diese.

Den Rest der Strecke fuhr ich und gegen 16.30 Uhr langten wir in Trinidad an. Dort fuhren wir mit unserem für die engen Gassen der Kolonialstadt eigentlich viel zu großem Kampfvehikel vor unserer Unterkunft vor. Wir wurden von unserem Herbergsvati aufgeschlossen, herzlich und auf Englisch begrüßt. Die englische Sprache war neu – unsere bisherigen Unterkunftsleiter waren zwar auch herzlich und lieb, aber sprachen nur Spanisch.

Wir wurden auf unser Zimmer geführt und dieses Zimmer hatte es in sich. Es hatte zwar kein Fenster, aber wir bekamen ein Bett aus Spanien aus dem 19. Jahrhundert mit allerlei Bronze-Applikationen, eine britische Schminkkommode mit Marmorplatte und eine Badezimmer, das genausogut als Tanzsaal hätte herhalten können.

Spanisches Bett und Englische Schminkkomode
Spanisches Bett und Englische Schminkkomode

Unser Badetanzsaal
Unser Badetanzsaal

DIe Dachterrasse gehört auch zu unserer Unterkunft
Die Dachterrasse gehört auch zu unserer Unterkunft

Nachdem wir uns ein wenig aufgefrischt hatten, erkundeten wir Trinidads Innenstadt ein wenig. Die Straßen sind eng, haben Kopfsteinpflaster und die Häuser sind alle im Kolonialstil gehalten. Die Stadt ist dieser Tage voll und ganz auf Tourismus ausgerichtet. Jedes zweite Haus in der Innenstadt ist eine Verkaufsstelle für Sonnenhüte, kitschige Bilder oder touristische Souvenirs. Dazu gibt es eine erkleckliche Zahl an Restaurants und Bars. Allein die Touristen fehlen im Moment.

Kopfsteinpflaster in Trinidad
Kopfsteinpflaster in Trinidad

Plaza Major - der örtliche Stadttreffpunkt
Plaza Major – der örtliche Stadttreffpunkt

Es scheint, als wäre die Stadt für die drei bis fünffache Menge Touristen ausgelegt. Doch die fehlenden amerikanischen Touristen und Nachwirkungen der Pandemie sorgen dafür, dass die Straßen eher leer sind. Für uns war dies ein Glück, denn so konnten wir die Vorzüge der erschlossenen touristischen Infrastruktur genießen, ohne uns die Stadt mit dicken Amerikanern und Massenreisegruppen teilen zu müssen.

Alles ist touristisch auselegt
Alles ist touristisch ausgelegt, aber leergefegt

Zwischendrin spielen Kinder Fußball
Zwischendrin spielen Kinder Fußball

Bei unserem Stadtrundgang erklommen wir die Stufen zu der Ruine der Iglesia de Nuestra Señora de la Candelaria de la Popa. Vom Fuße dieser verfallenden Kirche hat man eine perfekte Sicht auf die Stadt und das Meer. Wir schafften es zufällig, just zum Sonnenuntergang dort oben zu stehen und sahen der Sonne beim Verschwinden im Ozean zu. Romantik!

Weg zur Kirche über der Stadt
Weg zur Kirchenruine über der Stadt

Romantik
Romantik!

Sonnenuntergang über dem Meer
Sonnenuntergang über dem Meer

Von dort oben erspähten wir ein Restaurant mit Dachterrasse, das wir in Folge direkt aufsuchten. Dort spielte eine Band Salsa und wir bekamen aufwendig angerichtete Speisen. Diese waren optisch ansehnlich, jedoch nur in übersichtlichen Mengen. Frank befürchtete, dass er nach dem Vertilgen noch hungrig sein würde, ich jedoch dachte an meine Strandfigur und daran, dass ich bei den meisten anderen Restaurants in Kuba einen guten Teil meines Essens nicht schaffte. Am Ende waren wir beide hinreichend satt und so zufrieden mit der während des Essens dargebotenen Musik, dass wir den Musikern gleich noch für 10 Euro eine CD abkauften.

Salsaband zum Abendbrot
Salsaband zum Abendbrot

Mein Dinner
Mein Dinner

Frank nach dem Dinner
Frank nach dem Dinner

Wir ließen den Abend in einer Bar um die Ecke unserer Wohnung ausklingen und tranken dort noch ein paar bunte Cocktails, bevor wir etwas erschöpft von der langen Fahrt zeitig in die Falle gingen.

Lokaler Cocktail namens Trinidad Colonial

Tag 9 – Coco Loco

Wir nahmen unser Frühstück im Innenhof unserer Unterkunft ein. Dort saßen wir gemütlich bei Kaffee, Früchten und Spiegeleiern im Schatten, während die Temperaturen in der Sonne schnell die dreißig Grad erreichten.

Trinidad und das Tal der Zuckermühlen

Kurz vor neun begrüßte uns Yulieska (kurz Yuli), unsere Führerin der heutigen Tour. Yuli ist 38, kommt aus Trinidad, arbeitet seit knapp zehn Jahren als Fremdenführerin und spricht fließend Englisch. Und sie spricht sehr viel.

Yuli nahm uns auf eine zweistünde Tour durch Trinidad, zeigte uns verschiedene Gebäude, Geschäfte, kleine Museen und erklärte uns viel zur Geschichte der Stadt. Trinidad wurde vor mehreren hundert von Nachfahren spanischer Kolonisten gegründet und die Stadt hat bis heute einen starken kolonialen Einschlag. Das heißt, die Häuser haben hohe Zimmer und Türen (das Erdgeschoss der meisten Wohnungen hier ist fünf oder gar sechs Meter hoch), vor den Fenstern haben alle Häuser durchgehend verzierte Metallgitter und an jeder Ecke gibt es kleine und große katholische Kirchen – einige davon halb verfallen, weil die Kirche in Kuba keine besondere Rolle spielt und der Staat nur ausgewählte Sakralbauten zu pflegen und restaurieren scheint.

Einer der Plätze der Stadt, mit Kirche
Einer der Plätze der Stadt, mit Kirche

Manche Gassen waren menschenleer
Manche Gassen waren menschenleer

Das Beatles Cafe liegt genau gegenüber unserer Unterkunft
Das Beatles Cafe liegt genau gegenüber unserer Unterkunft

Öffentliche Bibliothek Trinidads
Öffentliche Bibliothek Trinidads

Blick von einem der Glockentürme auf Trinidad
Blick von einem der Glockentürme auf Trinidad

Yuli half uns, neue Internetkarten zu kaufen, führte uns in ein kleines lokales Café, in dem sie uns Eiskaffee kaufte und erklärte uns viel darüber, wie der kubanische Bürger mit der Regierung klarkommt. Man hat hier offenbar einen seit Jahrzehnten halbwegs funktionierenden Modus Oprandi gefunden. Die Regierung garantiert den Bürgern eine Grundsicherung und kümmert sich um alle Belange der Menschen, erzwingt dafür aber ein enormes Maß an Bürokratie und über eine minimale Grundsicherung hinaus ist jeder auf sich gestellt.

Der Zusammenbruch der Sowjetunion und der Wegfall der sozialistischen Absatzmärkte muss Kuba in den frühen Neunzigern ungeheuer zugesetzt haben. Den Erzählungen Yulis nach, muss die Zäsur der Krise von 1990 bis 92 vergleichbar sein mit der der Revolution von 1958/59 in Kuba.

Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks funktionierten viele sozialistische Systeme nicht mehr. So produzierte man in die späten 90‘er zum Beispiel in der Region Trinidads Zucker mit teilweise hundert Jahre alten Maschinen. Die Produktion war mühselig und nicht effektiv. Aber die sozialistischen Bruderstaaten kauften den Zucker jahrelang für hohe Freundschaftspreise ab und deswegen funktionierte das System.

Nach dem Zusammenbruch der SU pfiffen die ehemaligen Bruderstaaten auf diese Freundschaftspreise und kauften ihren Zucker in billigeren Ländern. Auf einmal saßen die Zuckerbauern Kubas auf ihren Produkten, die der Weltmarkt nicht haben wollte. Im Laufe der 90’er Jahre schloss der Staat fast alle Zuckerproduktionen in der Umgebung Trinidads und ließ nur die wenigen effizient arbeitenden Betriebe offen.

Änderungen dieser Natur betrafen nicht nur die Zuckerproduktion in der Region Trinidads, sondern alle möglichen Produktionszweige im ganzen Land. Kuba versuchte, sich dem Westen etwas weiter zu öffnen, fand Tourismus als Einnahmequelle und begann so, in den letzten 20 Jahren eine Neuausrichtung des sozialistischen Realismus.

Zucker-, Tabak- und Kaffee-Bauern sind immer noch verpflichtet, 90 Prozent ihrer Produktion an den Staat zu verkaufen. Yuli erklärte uns hierzu die kubanische Mathematik: 90 Prozent für den Staat, 20 Prozent für den Bauern. Mit anderen Worten: Jeder weiß, dass man hier und da die Zahlen zu seinem eigenen Vorteil manipuliert. Der Staat erlaubt es den Bauern, etwas mehr privat (und damit hochprofitabel) zu verkaufen und die Bauern nehmen im Gegenzug hin, dass der Staat ihnen schlechte Preise zahlt und mehrere Monate für die Bezahlung benötigt. Dafür rechnet man dem Staat an, dass er den Bürgern kostenlos Bildung bis zum Uniabschluss bezahlt (inklusive Unterkunft für Studenten), allen Bürgern eine hervorragende Krankenversorgung garantiert und dass der Staat im Falle des Falles immer einspringt, wenn Not am Mann ist.

Nachdem wir den Vormittag und frühen Nachmittag mit Yuli verbrachten, sie uns Trinidad gezeigt hatte und wir einen Ausflug zu verschiedenen Zuckerrohrplantagen machten, verabschiedeten wir uns von ihr und hatten den späten Nachmittag zu unserer freien Verfügung.

Viele dieser Felder waren früher einmal Zuckerrohrplantagen
Viele dieser Felder waren früher einmal Zuckerrohrplantagen

Unser Guide erklärt uns das Leben auf einer Zuckerrohrfarm
Unser Guide erklärt uns das Leben auf einer Zuckerrohrfarm

Jede Farm hatte einen eigenen Glockentrurm, um Signal zu geben und um die Skalven zu überwachen - dies ist der höchste Turm mit 171 Stufen
Jede Farm hatte einen eigenen Glockenturm, um Signal zu geben und um die Skalven zu überwachen – dies ist der höchste Turm mit 171 Stufen

Gruppenbild vom Turm
Gruppenbild vom Turm

Abschiedsfoto mit Yulieska
Abschiedsfoto mit Yulieska

Kokosnüsse am Strand

Wir schafften es diesen Tag erstmals im Urlaub an den Strand. Mit Handtüchern bewaffnet, machten wir uns auf den Weg zur Ancón-Halbinsel im Süden Trinidads. Dort sollen – so wurde uns von unserem Herbergsvati versichert – die besten Strände der Südseite Kubas sein.

Also fuhren wir dorther, parkten unser Gefährt und wurden von laut schallender Musik begrüßt. Am Strand sind zahlreiche Resort-Hotels aneinandergereiht. Davor stehen Liegen, Sonnenstühle und es gibt Strandbars mit unnötig lauter Beschallung. Wir suchten uns ein paar Liegen abseits der Musik. Sonderlich voll war der Strand nicht – die meisten Hotels schienen bestenfalls halb voll zu sein. Kaum hatten wir auf den Liegen Platz genommen, kamen nacheinander zwei Typen auf uns zu. Der eine wedelte mit einem bürokratisch aussehenden Block und erklärte uns, wir müssen für die Nutzung der Liegen bezahlen: 100 Pesos pro Person, umgerechnet einen Euro. Tatsächlich füllte er einen umfangreichen Schriebs aus, bevor er das Geld in Empfang nahm und händigte uns eine Quittung aus.

Der andere Typ war der erste dicke Kubaner, den ich kennenlernte. Er bot uns verschiedene Getränke an. In der Auflistung seines Angebots hörte ich den Begriff „Coco Loco“ heraus. Unsere Führerin hatte uns den Begriff am Vormittag bereits erklärt. Wortwörtlich bedeutet das „verrückte Kokosnuss“. Hierbei handelt es sich um eine Kokosnuss mit einem Schuss Rum. Davon bestellten wir zwei Stück. Der dicke Kubaner wackelte umgehend zu einem Baum, wo er aus einer Tragetasche zwei Kokosnüsse hervorholte , diese aufschlug und einen guten Schwupps aus einer Flasche Havanna Club hineingoss.

Ich mit meiner Coco Loco
Ich mit meiner Coco Loco

Ein recht leerer Strand
Ein recht leerer Strand

Manchmal spenden auch Bäume Schatten
Manchmal spenden auch Bäume Schatten

Wir hatten kaum die verrückten Nüsse in Empfang genommen, da kamen in kurzer Folge mehrere weitere Gestalten auf uns zu. Der erste wollte uns eine Katamaranfahrt zum Schnorcheln andrehen, der nächste drückte uns aus Zuckerrohrblättern geflochtene Grashüpfer in die Hand (für die Familie zu Hause!) und erwartete im Gegenzug ein paar hundert Pesos und der nächste wollte uns verschiedenes Essen verkaufen. Das war etwas anstrengend.

Grashüpfer für doofe Touristen
Grashüpfer für doofe Touristen

Zum Glück ließen uns die ganzen Jungs schnell in Ruhe und wir konnten ungestört auf unseren Liegen in der Sonne chillen und im Wasser planschen. Nur der dicke Kubaner schlawenzelte immer mal wieder um uns herum, in der Hoffnung, uns weitere Getränke verkaufen zu können. Ich war sicherlich auch das perfekte Opfer, kann ich doch in solchen Dingen so schlecht „nein“ sagen. Am Ende schaffte er es, mir noch eine weitere verrückte Nuss und einen Becher Rum anzudrehen. Frank meldete sich glücklicherweise freiwillig zum Fahrdienst an.

Als der dicke Getränkeverkäufer mir am Ende unseres Strandbesuchs den Preis nannte, fühlte ich mich das erste mal in Kuba ein wenig übers Ohr gezogen. 20 Euro wollte er für vier Drinks in Summe haben. Auf meine Anmerkung, dass dies ganz schön viel sei, verwies er darauf, auch etwas für seine Freunde und Familie zu benötigen. Ich konnte ihn auf 15 Euro runterhandeln, entschied aber, an diesen Strand so schnell nicht zurückzukommen. Nichtsdestominder muss ich anmerken, dass Coco Loco ein ganz famoses Strandgetränk ist.

Abends kehrten wir in das Café Real ein, dass wir am Vortag bereits spätabendlich auf ein paar Cocktails besucht hatten. Diesmal dinierten wir hier – Frank mit Lamm und Fischsuppe vorweg, ich mit Calzone (das ist eine zusammengeklappte Pizza). Es gab wieder Live-Musik – das scheint hier in Kuba Standard-Programm von Bars und Restaurants zu sein. Wir schlürften noch ein paar Cocktails, machten anschließend einen kleinen nächtlichen Stadtrundgang und fielen alsdann müde und zufrieden in unsere spanischen Betten.

Kürbissuppe und Meeresfrüchtesuppe als Vorspeise
Kürbissuppe und Meeresfrüchtesuppe als Vorspeise

Franks Lamm mit ein wenig Gedöns
Franks Lamm Gemüse und mit ein wenig Gedöns

Gasse Trinidads am Abend
Gasse Trinidads bei Nacht

Tag 10 – Cascada

Cascada ist ein spanisches Wort und bedeutet Wasserfall. Es gibt ein fast noch schöneres Wort, das auch Wasserfall bedeutet: Catarata. So nennt man etwas größere Wasserfälle.

Wir besuchten diesen Tag einen mittelgroßen Wasserfall, also eine Cascada. Um neun Uhr morgens wurden wir nach dem Frühstück von Jorge abgeholt. Jorge begrüßte uns mit weicher Stimme und hervorragendem Deutsch und war unser Guide für den Vormittag.

Wir fuhren mit ihm in den Parque el Cubano vor den Toren Trinidads. Dort machten wir uns auf eine kleine Wanderung zur Javira Cascada. Während der knapp drei Kilometer langen Strecke zeigte uns Jorge zahlreiche einheimische Bäume und Früchte und wir besichtigten eine Bauernhütte, wo man uns einen Tee servierte.

Auf dem Weg zum Wasserfall
Auf dem Weg zum Wasserfall

Ruhiger Flusslauf
Ruhiger Flusslauf

Jorge zeigt uns, wie man Titschersteine wirft - er war viel besser als ich. Dafür hat er das hier schon als kleines Kind gemacht
Jorge zeigt uns, wie man Titschersteine wirft – er war viel besser als ich. Dafür hat er das hier schon als kleines Kind gemacht

Wespennester am Wegesrand
Wespennester am Wegesrand

Blüte einer falschen Ananas (Ananas raton) - die kleine Frucht wird als Medizin verwendet
Blüte einer falschen Ananas (Ananas raton) – die kleine Frucht wird als Medizin verwendet

m inneren einer alten Hütte
Im Inneren einer alten Hütte

Eine kleine Echse am Wegesrand
Eine kleine Echse am Wegesrand

Das schwarze da am Ast ist ein Termitennest
Das schwarze da am Ast ist ein Termitennest

Am Wasserfall angekommen, sprangen Frank und ich in das Becken vor dem Wasserfall und schwammen ein wenig in dem angenehm kühlen Wasser.

Der Wasserfall Javira (man konnte bis dorthin gar schwimmen)
Der Wasserfall Javira (man konnte bis dorthin gar schwimmen)

Während wir anschließend an der Luft abtrockneten, tauschten wir uns eifrig mir Jorge aus. Er ist 58 Jahre alt, hatte ein Ingenieurstudium abgeschlossen und ist eigentlich auf Kernenergie spezialisiert. Vor etwas über 30 Jahren plante die Regierung in der Nachbarprovinz in Cienfuegos den ersten kubanischen Atomreaktor zu errichten. Es wäre ein sowjetisches Modell gewesen. Dann kam die Wende (der Begriff „Wende“ scheint auch in Kuba für den Zusammenbruch des Ostblocks verwendet zu werden) und es gab keine sowjetischen Reaktoren mehr. Damit war Jorges Profession plötzlich nutzlos und er musste sich neu ausrichten.

Seit gut 25 Jahren arbeitet er nun in der Tourismusbranche. Zunächst war er Concierge in einem Ressorthotel am Strand Trinidads, dann begann er als Fremdenführer zu arbeiten. Erst vor acht Jahren entschloss er sich, die deutsche Sprache zu lernen. Wir waren bass erstaunt, denn sein Deutsch war praktisch fließend und ich hätte vermutet, dass er womöglich einige Zeit in Deutschland gelebt haben könnte. Nein, er ist einfach nur ein ausgezeichneter Autodidakt.

Auf dem Rückweg sprachen wir über das deutsche Schulsystem, Jorges Funker-Hobby und er nannte uns den einzigen Plattdeutschen Satz, den er kannte: „Nicht lang schnacken, Kopp in’n Nacken!“. Ich dachte an Coco Loco.

Nach insgesamt gut drei Stunden Ausflug fuhren wir Jorge nach Hause, bedankten uns ausgiebig für die Tour und versprachen, bei unseren deutschen Freunden für ihn und Trinidad Werbung zu machen.

Abschiedsbild mit unserem Führer Jorge
Abschiedsbild mit unserem Führer Jorge

Immer noch Tag 10 – Catarata

Den Nachmittag unseres neunten Reisetags taten wir größtenteils gar nichts. Wir spazierten ein wenig durch die Straßen der Altstadt und schauten in das eine oder andere Touristengeschäft. Tags zuvor fuhren wir mit Yuli an der lokalen Brauerei vorbei. In über einer Woche hatten wir auf Cuba nur importiertes Bier bekommen. Hier in dieser Brauerei solle es lokales Bier geben, erklärte uns Yuli. Allerdings fehle es seit zwei Jahren an mehreren Zutaten für Bier und man behelfe sich durch Verwendung irgendwelche Ersatzstoffe. In Konsequenz schmecke das Bier wie Essig, versicherte uns Yuli.

Ein bisschen neugierig auf das lokale Essig-Bier waren wir schon, weswegen wir unseren nachmittäglichen Spaziergang bis zur Brauerei ausdehnten. Vor der Brauerei stand eine Traube Menschen und wartete in einer Schlange, von drinnen Drang Musik und auf dem Platz davor standen mehrere große Busse, die offenbar Personen herangekarrt hatten. Wie wir später lernten, ist jeden Samstag in der Brauerei ein Fest. Wir sahen uns das Treiben ein wenig an, ich entschied dann jedoch, den Besuch des Brauerei-Festes ausfallen zu lassen – in erster Linie, weil ich nicht verstand, was am Eingang der Brauerei genau passierte. Dort stand ein offiziell aussehender Mann und öffnete oder verschloss die Türe alle paar Minuten und ich fürchtete man könne nur nach Abschluss eines kleinen bürokratischen Hürdenlaufes die Brauerei samt Fest besuchen. Gewundert hätte mich dies auf jeden Fall nicht. Wir aßen stattdessen vor der Brauerei ein kleines Stück Kuchen, dass uns unser Herbergsvati vormittags auf den Weg gab.

Die Brauerei Trinidads

Hinter der Kirchruine spielen Kinder Baseball

Frank mit der bunten Maison-Taskin-Hose

Samstägliche Gassen der etwas ärmeren Altstadt

Vögel gassi führen

Ein wenig später liefen wir zurück durch die ärmeren Straßen der Altstadt. Hier war es angenehm ruhig und man konnte die Haustiere der Menschen bestaunen. In Trinidad halten sich viele Menschen kleine Vögel, die sie in Käfigen vor oder in den Häusern haben.

Häufig sieht man auch Menschen mit den Käfigen durch die Straßen laufen. Zunächst dachten wir, die Leute würden die Vögel eventuell verkaufen oder schlicht transportieren. Nein. Man erklärte uns, die Menschen würden mit ihren Vögeln spazieren gehen. Das erscheint mir ein wenig verrückt. Hunde lässt man einfach so vor die Tür und lässt sie freiumherlaufen. Vögel jedoch werden täglich ausgeführt und in Käfigen vor den Häusern aufbewahrt.

Vögel in Käfigen mit Henkeln zum Gassigehen

Nachmittags genossen wir Erdbeer und Schokoladeneis

Zum Eis gab es eine grüne Wiese – Curacao und Orangensaft

Dinner zu Haus

Das Abendessen nahmen wir diesen Tag in unserer Herberge ein. Unser Gastgeber hatte uns bereits zuvor angeboten, für 10 Euro pro Person für uns zu kochen und das Angebot nahmen wir gerne an.

Es gab Kürbissuppe als Vorspeise und Ropa Vieja als Hauptgang. Ropa Vieja hatten wir bereits mehrfach zuvor gegessen – hierbei handelt es sich um gekochtes Fleisch (meistens Rindfleisch) mit ein wenig Gemüse und Reis und häufig einer weiteren Sättigungsbeilage. Zum Nachtisch servierte man uns eine Eiscreme.

Ropa Vieja mit Reis und Kartoffeln

Während unseres Dinners und gut zwei Stunden über dies hinaus unterhielten wir uns mit unserem Gastgeber über Kuba. Er hatte viel zu sagen. Sehr viel. Er sprach wie eine Catarata – also wie ein großer Wasserfall.

Wir sprachen vor allem über sein Land. Dabei hatte über seine Regierung wenig Gutes zu sagen. Mafiosi seien die Verantwortlichen, die machen mit den Bürgern was sie wollen und seien vor allem gut darin, Dinge zu nehmen, es mangele jedoch an dem Zurückgeben.

Er beklagte sich unter anderem, dass es ihm zwar gestattet sei, sein eigenes kleines Hostel zu betreiben, er aber Angst haben müsse, zu viel Geld zu verdienen, da ihn der Staat dann enteignen könne. Jederzeit können Staatsbeamte sein Heim überprüfen, seine Bücher inspizieren und Gründe finden, warum man ihm eine Strafe aufbrummen könne.

Außerdem verlange der Staat zu viel Geld, zum Beispiel für Wasser, das er für umgerechnet 30 Euro pro Kubikmeter von staatlichen Trucks liefern lassen muss, da die 80 Jahre alten Wasserleitungen seit langer Zeit kaputt sind.

Außerdem sei das monetäre System in Kuba ein Witz. Für die einheimische Währung Pesos bekäme man nur die wenigsten Dinge. Wolle man etwas Brauchbares kaufen, ginge dies nur mit harter Währung, also Euro. Tatsächlich gibt es in Trinidad mehrere Läden, die man hier als „Museumsläden“ bezeichnet – nur schauen, aber nicht mitnehmen. Hier gibt es alles Mögliche zu kaufen – Wurst, Käse, Bier, gute Kleidung, Süßigkeiten. Aber man zahlt alles in Euro und zwar mit europäischen Preisen. Wir hatten uns tags zuvor ausversehen einmal dorthin verirrt und waren etwas kirre, als man uns tatsächlich 4 Euro für 5 Flaschen Wasser abnahm. Für uns sind diese Preise kein Problem, aber für Kubaner ist das gerne ein Fünftel des Monatslohns.

An seinem Präsidenten ließ unser Gastgeber auch nur wenige gute Worte – er predige Wasser und saufe Wein. Im Fernsehen träte er auf und fordere ein, die Bevölkerung müsse den Gürtel enger schnallen, doch gleichzeitig trage er eine teure Schweizer Uhr am Handgelenk.

Außerdem sei der Staat inkompetent – er zahle den Ärzten und Lehrern Hungerlöhne. Da müsse man sich nicht wundern, wenn diese lieber Taxi führen oder versuchten, das Land zu verlassen.

Alles in allem ließ unser Gastgeber an der gesamten Führung seines Landes nur wenige gute Worte, wurde aber nie müde zu betonen, dass Kuba und die kubanischen Menschen stets versuchten und es auch schafften, das beste aus der Situation zu machen. Das Land funktioniert teilweise einfach als Tauschwirtschaft – man braucht seine Mitmenschen und deswegen funktioniert die Gesellschaft, auch wenn vieles ein wenig mühselig ist. Aber, so unser Herbergsvati, die Kubaner verlören nie ihr gutes Gemüt, denn nur damit sei das Leben hier zu meistern.

Ich hätte initial gedacht, dass unser Gastgeber zu der wohlhabenden Schicht des Landes gehört. Er hat ein Hostel in einem touristischen Hotspot mit drei Zimmern, die er für je 30 Euro pro Nacht vermietet. Er hat dadurch vergleichsweise einfachen Zugriff auf harte Währung (i.e. Euro) und ein Einkommen, das um ein Vielfaches höher ist als das eines durchschnittlichen Arbeiters. Tatsächlich haben er und seine Familie es sicherlich besser als die meisten anderen Kubaner. Aber ich merkte auf, als er uns erzählte, dass er in seinem Leben noch fast gar nicht gereist sei. Er ist jetzt 50 Jahre alt und war in seinem Leben nur zweimal in Havanna, einmal in Viñales und noch nie im Osten des Landes. Sein großer Traum ist es, einmal ganz Kuba zu bereisen und eventuell, wenn es irgendwie Wege zu einem Visum gibt, eine Reise nach Europa anzutreten.

Frank und ich saßen in seinem Innenhof und ich dachte mir, dass für uns Kuba dieses Jahr nur eine von mehreren Reisen ist – zwar die größte und teuerste, aber eben keineswegs die einzige. Wir waren auf allen Kontinenten und haben gefühlt jeden Winkel Deutschlands besucht und dieser Mann erzählt uns, dass es einer seine Träume ist, einmal die 500 Kilometer östlich gelegene Stadt Santiago zu besuchen. Das Wohlstandsgefälle zwischen der westlichen Welt und Kuba ist enorm, auch wenn das Land an vielen Stellen sehr modern und westlich ausgerichtet ist.

Tag 11 – Drachen im Paradies

Wir wurden in unserem Urlaub betrogen. Um eine Stunde wurden wir betrogen. Die Kubaner stellten in der Nacht auf unseren elften Reisetag einfach so die Uhren um eine Stunde vor. Auch hier gibt es Sommerzeit. Warum bloß? Hier ist doch immer Sommer!

Wegen der fehlenden Stunde war unsere Nacht ein wenig kurz, denn wir mussten zeitig aufstehen. Ziel des heutigen Ausflugs war die kleine Insel Cayo Blanco 20 Kilometer vor dem Strand Trinidads.

Wir fuhren zunächst zur Marina hinaus, wo uns am Morgen eine Art Kapitän begrüßte. Zusammen mit vier Franzosen, die aus einem angrenzenden Ressorthotel angereist waren, bestiegen wir einen Katamaran und dieser legte kurz nach 9 Uhr mit uns ab.

Marina Trinidad mit Katamaran

Selfie vor den Mangroven auf dem Katamaran

Wir hatten kaum den Hafen verlassen, da blies uns eine steife Brise um die Nase. Die See war garstig an diesem Morgen, meine Freunde. Der Katamaran schaukelte mächtig hin und her und einer der französischen Exkursionsteilnehmer sah so aus, als wolle er jeden Moment sein Frühstück den Fischen zum Fraß anbieten. Frank und ich saßen auf dem Deck und ließen uns den Wind um die Ohren sausen, bis sich eine Welle am Bug brach und uns einmal von oben bis unten bewässerte. Den Rest der gut einstündigen Fahrt verbrachten wir halb nass, während wir unsere Wäsche zum Trocknen in den Wind hingen.

Noch waren wir trocken

Nach einer Welle müssen die Shirts trocknen

Wir erreichten die Südseite der kleinen Insel Cayo Blanco und dort schnallten sich die meisten der Touristen auf dem Boot Flossen an die Füße, setzten sich Taucherbrillen auf sprangen ins Wasser. Wir ankerten über einem Korallenriff und dort konnte man so einige Korallen und auch Fischchen besichtigen. Frank besichtigte. Ich besichtigte nicht, sondern hielt Wacht an Deck. Ich habe schließlich seit dem vorletzten Jahr ein Kapitänspatent und man hat mir beigebracht, dass Kapitäne das Boot nicht verlassen sollen. Außerdem ist mir zu viel Wasser nichts. Frank hingegen tollte sich über eine halbe Stunde im Nass und machte mit der eigens eingeführten Unterwasserkamera ganz viele Fotos.

Frank besteigt das Wasser

Auf der Suche nach Korallen

Drachen!

Nachdem Frank und die Franzosen wieder an Bord waren, fuhren wir zu der Anlegestelle der Insel, wo wir zu einem kleinen Restaurant geführt wurden.

Das erste was uns dort begrüßte war eine Art Bisamratte, die uns neugierig anschaute. Ich war grade noch dabei meine Kamera zu zücken, um das niedliche Nagetier abzulichten, da juchzte Frank hinter mir auf: „Drachen!“. Auf dem Boden der Veranda fanden sich zahlreiche Leguane ein, die uns neugierig musterten und fast schon handzahm auf uns zukamen. Eine Bisamratte und kleine Drachen, die man Streicheln konnte! Das musste eine Art Paradies sein. Tatsächlich fand ich einen Leguan, der sich den Kiefer kraulen ließ und dabei die Augen schloss.

Handzahmer Leguan

Ja, man konnte sie anfassen!

Ich wusste bislang noch nicht, dass „Drachen streicheln“ auf meiner Liste der Dinge ist, die man im Leben einmal gemacht haben muss, bin aber froh diesen Punkt der Liste hinzugefügt und abgehakt zu haben. Die schuppige Haut der Tiere ist knochentrocken und die spitzen Schuppen am Schwanz und auf dem Rücken sind sehr spitzkantig. Beißen können die Tiere nicht, dafür aber hochspringen. Beim Essen fütterte Frank die Leguane mit Kartoffeln und einer der kleinen Drachen sprang zu seinem erschreckten Erstaunen an ihm hoch und wollte eine Kartoffel aus seiner Hand stibitzen.

Die Leguane zeigen Interesse an unserem Lunch

Die Bisamratte war beim Essen auch dabei

Vor Ort bekamen wir nicht nur eine Paella zum Lunch, sondern auch noch eine gute Menge Rum mit Limo verabreicht – alles inklusive. Dabei waren wir mit den vier Franzosen die einzigen Touristen auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde. So viel Glück muss man erst einmal haben! Zu Zeiten vor Corona müssen sich hier dutzende Leute getummelt haben, jetzt hatten wir die kleinen Drachen und den malerischen Strand ganz für uns. Nach dem Lunch gingen wir ein wenig ins Wasser, legten uns zum Trocknen auf die Liegen und erfreuten uns an der Rum-Limo.

Ein ganzer Strand fast für uns allein und dazu eine gute Menge Rum

Am Nachmittag holte uns der Katamaran wieder ab und auf dem Rückweg war die See wesentlich entspannter. Ich bin an Deck dank des Rums gar eingeschlafen. Zu Hause angekommen, schlief Frank eine Stunde in unserer Kammer, während ich auf der Terrasse die Sonne genoss und ein wenig Cola trank.

Entspannte Rückfahrt

Der Hahn ist tot!

Zum Abendessen kehrten wir in das wenige Tage zuvor von unserer Reiseführerin empfohlene Restaurant La Botija ein. Dies war im 19. Jahrhundert eine Sklavenwerkstatt und die Legende besagt, dass der Besitzer ein jähzorniger, rachsüchtiger Mensch war. Eines Tages versuchte seine Frau, eine offenbar ähnlich ungezügelte Person, ihn umzubringen, um an seinen Reichtum zu gelangen. Der Mord misslang und um sich gegen weitere Attentate zu schützen, nahm der Besitzer der Sklavenwerkstatt all sein Geld und ließ es von Sklaven in einem großen Tontopf (auf Spanisch „Botija“) vergraben. Dann brachte er die Sklaven um, so dass nur er wusste, wo sein Geld vergraben ist. Er dachte, dass man ihn schon nicht umbringen würde, wenn nur er wüsste, wo sein Schatz liegt. Der Versuch war jedoch zwecklos, der Mann wurde trotzdem umgebracht. Die Legende besagt, dass sein Schatz immer noch irgendwo in den Wäldern vor Trinidad vergraben ist.

Die Sklavenwerkstatt ist inzwischen ein Restaurant und Frank und ich verzehrten dort Hühnchen und Lasagne. Frank war von seinem Hühnchen ganz begeistert und meine Lasagne mundete ebenfalls.

Während wir so da saßen und an unserem Essen kauten, tauchte auf einmal an dem offenen bodentiefen Fenster neben unserem Tisch ein merkwürdig aussehender alter Mann auf und hielt uns ein lebendes Huhn vor die Nase. Dazu wetzte er eine Machete und schaute erst uns, dann andere Gäste im Laden auffordernd an. Wir hatten nicht ganz verstanden, was da vor sich ging. Wollte er uns das Huhn verkaufen? Wollte er das Huhn für uns schlachten? Wollte er Lösegeld für das Huhn erpressen? Oder war das einfach nur eine merkwürde Performance-Show?

Er hielt sich bestimmt 15 Minuten dort auf und hielt wahlweise Huhn oder Machete in die Höhe. Schließlich kam einer der Mitarbeiter des Restaurants und drückte dem Alten eine Tüte mit ein wenig Essen in die Hand. Die nahm er und zog ab zur gegenüberliegenden Straßenseite, wo er das Essen verdrückte.

Frank und ich verdrückten uns ebenfalls, tranken in einer anderen Kneipe noch einen Canchánchara (Schnaps mit Honig, Zitrone und Wasser) und ein wenig Piña Colada. Danach erklärten wir den Tag für beendet und fanden uns in unseren Betten ein.

Tag 12 – Touristenbunker

An diesem Reisetag hatten wir unser letztes Frühstück bei unserem Trinidader Herbergsvati Leo. Wir packten zusammen und bedankten uns umfangreich für die Gastfreundschaft und schöne Zeit, die wir bei ihm hatten. Wir machten noch ein Abschiedsfoto, dann ging es auf unsere lange Tagesreise von Trinidad nach Varadero.

Das Wohnzimmer unserer Gastgeber

Der immer funktionierende russische Röhrenfernseher

Unsere Gastgeber Leo und Bea

Das erste Ziel der Tagesreise war der lokale Kunstladen im Ort. Dort hatten wir zuvor zwei Bilder erspäht, die wir ganz entzückend fanden. Die Bilder kosteten zusammen weniger als 50 Euro und waren leinwandfüllend. Der Laden war staatlich geführt und es würde mich nicht wundern, wenn der abgerufene Preis der Bilder unter dem lag, den der Staat den Künstlern für die Bilder gezahlt hatte. Kuba funktioniert in einigen Dingen sehr unkapitalistisch. Der Staat funktioniert aber auch über alle Maßen bürokratisch, weswegen es gut 15 Minuten dauerte, bis eine der Mitarbeiterinnen des Ladens alle Dokumente ausgefüllt hatte, die uns mit den Bildern ausgehändigt wurden. Währenddessen nahmen zwei andere Mitarbeiter die Bilder von der Leinwand und rollten sie zusammen.

Staatlicher Kunstgewerbeladen in Trinidad (er ist sehr gut)

Auf nach Varadero

Nach dem für uns im Urlaub inzwischen fast obligatorisch scheinenden Bilderkauf (auch in Frankreich kauften wir bereits zweimal Bilder im Urlaub) verließen wir Trinidad.

Wir mussten einmal gut 300 Kilometer quer über die Insel fahren. Varadero ist das touristische Zentrum Kuba. Es ist eine Halbinsel gut 100 Kilometer östlich Havannas und hat angeblich die schönsten Strände des Landes. Die Fahrt dauerte inklusive eines Tankstopps gut vier Stunden und am Nachmittag langten wir bei dem Hotel Palmera Sol an. Das Hotel hat den Charme eines All-Inclusive-Hotels der späten 90’er Jahre: Sichtbeton, muffige Ecken und komische dicke Touristen, die merkwürdig aussehen und früh am Tag Mojitos und Sangria trinken.

Die Bedienung an der Rezeption war ausgesprochen freundlich und wies uns eine Bungalow-Suite zu. Diese bezogen wir sogleich und inspizierten das Hotel. Es schien bestenfalls halbvoll zu sein. Aufgrund der Nachwirkungen von Corona und dem amerikanischen Embargo waren nur wenige Menschen hier. Laur Google-Reviews waren russische Gäste die größte Gruppe in diesem Hotel. Diese westen gänzlich ab, da sie aufgrund der Flugverbote nicht mehr nach Kuba reisen konnten. So ein halbvoller Touristenbunker könnte erträglich sein, dachte ich, während ich in der Bar saß, ein inkludiertes Bier trank und meinen Blog schrieb.

Frank posiert vor unserer Garten-Suite

Lauter kleine Garten-Suites

Zum Abendbrot fanden wir uns am Buffet ein. Serviert wurde in einem monströsen Fresssaal. Es gab komische Salate, etwas klebriges Gemüse und zu meinem Erstaunen gute Fritten. An diesen hielt ich mich fest, während Frank und ich uns die Leute beschauten, mit denen wir vier die nächsten vier Tage hier zu verbringen hatten: Deutsche, Briten, Inder, Südamerikaner – die meisten mit ein wenig zu viel Gewicht und zu wenig Geschmack. Schnell entschieden wir, in der Buffett-Bude nicht noch einmal zu essen – zu laut, zu stickig und Essen wie an einer Autobahnraststätte.

Das ganze Hotel fuhr bestenfalls mit halber Kraft. Viele Bars und Restaurants waren geschlossen und die Anzahl der angebotenen Aktivitäten war minimiert. Immerhin fanden wir des abends eine Bar, die offen hatte. Dort lümmelten wir uns auf ein Sofa, tranken unerhört viele kostenlose Cocktails und ließen den bisherigen Urlaub ein wenig Revue passieren. Harald Juhnke erklärte seine Definition von Glücklich sein einmal mit den Worten: “Keine Termine und leicht einen sitzen”. Demzufolge waren wir glücklich, auch wenn es sich so anfühlte, als wäre unser Urlaub in Kuba mit der Ankunft in dem Touristenbunker bereits beendet.

Tag 13 – Das schlechteste chinesische Essen

In unserer Bungalow-Suite schlief ich ganz vorzüglich und lang. Um acht hielt es mich nicht mehr im Bett und ich erkundete das Hotelareal ein wenig. Tatsächlich waren die besten Liegen am Pool schon mit Handtüchern und Schuhen reserviert. Das müssen Deutsche sein, oder?

Vor dem Frühstück drehten Frank und ich noch eine Runde im Ozean, während am Horizont ein Regenbogen zu sehen war. Die Strände hier sind tatsächlich romantisch schön.

Blick auf den Strand

Regenbogen am Morgen

Das Frühstück gab es wieder in dem weit weniger romantischen Fresssaal, den wir schon beim abendlichen Buffet kennenlernen durften. Zum Frühstück war es hier kaum besser. Hätte man über die Tür „Vorhölle“ geschrieben, wäre dies passend gewesen. Zumindest gab es gute Rühreier. Mein Frühstück bestand quasi nur aus diesen und einer Tasse Kaffee.

Vormittags ließen wir uns von einer netten Dame neben der Rezeption die Ausflugsoptionen erklären: Katamaranfahrt (mit bis zu 80 Leuten), Jeep-Safari oder eine Tour nach Havanna. Das kannten wir alles schon. Das mussten wir nicht mit Pauschal-Touristen wiederholen. Stattdessen liehen wir uns ein paar Tennisschläger aus und besuchten den Hoteleigenen Tennisplatz.

Dieser Tennisplatz ist an der Hauptverkehrsstraße der Halbinsel gelegen und man ist den kubanischen Abgasen ausgesetzt. Man spielt auf Hartplatz, wobei der Platz etwas verwittert und stellenweise uneben ist. Zum Glück ist unser Spiel so schlecht, dass es kaum einen Unterschied macht, ob der Platz in gutem oder nur dürftigem Zustand ist. Fast zwei Stunden schlugen wir uns die Bälle um die Ohren. Frank gewann den ersten Satz 6:3, im zweiten Satz einigten wir uns beim Stand von 5:5 auf ein Unentschieden. Die Mittagssonne stand hoch und mein Körper bestand nur noch aus einer Mischung aus Sonnencreme und Schweiß. Wir einigten uns darauf, in den kommenden Tagen das Spiel fortzusetzen.

Blick auf die Tennisplätze

Gepflegtes Nichtstun

Den Rest des Tages taten wir de facto nichts. Wir lagen an verschiedenen Stellen am Strand, ich probierte die Hängematten aus, die zwischen den Bäumen baumelten, holte mir ein Eis und las Hemingway. Wenn man schon in Kuba ist, muss man Hemingway lesen. Der hat hier schließlich einen großen Teil seines Lebens verbracht.

Zum Abendbrot hatten wir uns einen Platz in einem Restaurant reserviert. Es war das einzig offene Restaurant – ein chinesisches. Wir bekamen drei Gänge. Bis auf das Dessert (frittiertes Eis) schmeckte alles ganz furchtbar. Die Frühlingsrollen waren labberig, das Fleisch zerrig, der Reis noch halb roh und der Wein erinnerte an Abwaschwasser. Ich vermute, die Köche haben schon das beste aus den Zutaten gemacht, doch das Essen kann eben nur so gut (oder eben schlecht) sein wie die Grundzutaten.

Es ist mir ein Rätsel, warum man der Meinung ist, den Leuten in Ressort-Hotels in der Karibik chinesisches Essen servieren zu müssen. Stattdessen könnte man lokale Küche anbieten. Da wäre es vielleicht leichter gewesen, halbwegs adäquate Zutaten zu organisieren. Und wer fährt denn nach Kuba, um schlechte Frühlingsrollen zu essen?

Nach dem Abendbrot lümmelten wir uns wieder in der Bar auf dem Sofa und schlürften Cocktails. Ich dachte an Harald Juhnke.

Zu später Stunde fand am Strand eine Art Disco statt. Das funktionierte wie folgt: Ein Animateur tanzte vor einer Leinwand zu lauter Musik und gab Schritt- und Bewegungsanweisungen. Dahinter standen gut zwei Dutzend Urlauber und machten begeistert mit. Mit der richtigen Menge Alkohol kann man hier wohl eine Menge Spaß haben. Wir schauten uns das Treiben wenig an, gingen dann eine Runde schwimmen und beendeten alsdann einen Tag an dem wir außer ein wenig Tennis so gar nichts gemacht hatten.

Disco mit Animateur am Strand

Tag 14 – Der Alte Mann und das Meer

Um kurz vor Acht war es mit meiner Nachtruhe vorbei. Hinter unserem Bungalow hatten die Gärtner der Anlage ihren Geräteschuppen und offenbar wurde die gesamte Mannschaft dort um 7:45 zum Appell versammelt. Egal, ich hatte meine acht Stunden Schlaf.

Das Frühstück im Fresssaal war erneut ein Erlebnis der Vorhölle. Ich aß wieder nur Rührei. Frank versuchte zwar, mit Obst anzubieten, doch das war mir zu gesund für das Etablissement.

Nach dem Frühstück wollten wir eigentlich zwei Mopeds mieten, um damit ein wenig über die Halbinsel die brausen. Wir hatten keinen Erfolg. In unserem Hotel gäbe es den frühesten Scooter am Folgetag nachmittags. Das war nicht gut. Frank wollte das nicht auf sich beruhen lassen und schleifte mich quer über die Straße. Dort hatte er eine Filiale von Cubacar ausfindig gemacht. In dieser gab es zwar gar nichts zu mieten, aber netter Mann erklärte uns, wir sollten einen Kilometer weiter zum Plaza Americana, dort gäbe es vielleicht welche. Also liefen wir zu diesem Plaza. Dort gab es ein einziges Moped. Zu wenig. Eventuell sei in einer halben Stunde noch eines da. Am nächsten Morgen gäbe es auf jeden Fall zwei. Also verschoben wir die Mopedfahrt auf den nächsten Tag und erkundeten die Gegend.

Das Plaza Americana ist eine Art Shopping-Center für Touristen. Die Läden verkaufen sommerliche Kleidung zu Preisen die in Europa überteuert wären und touristisches Gelumpe, das wir wesentlich schöner und zu einem Bruchteil des Preises in Trinidad gesehen hatten. Dafür gab es um die Ecke einen hübschen Aussichtspunkt vor einem teuer aussehenden Golf-Hotel. Dort sichteten wir aus und sprangen ins Wasser.

Plaza Americana

Eine besonders schöne Aussicht

Strand mit Bucht

Die Familie war baden

Zurück in unserem Hotel organisierte sich Frank einen Katamaran-Ausflug auf das Meer, um Fische zu schauen. Mit Unterwasserkamera bewaffnet wurde er hinausgesegelt, die Fische mit Brot angelockt und Frank ins Wasser gestoßen, um die Tiere zu fotografieren.

Ich blieb im Hotel zurück, las – wie passend – Hemingway’s „Der Alte Mann und das Meer“ zu Ende und schnabulierte ein Eis in einer Hängematte.

Das passiert, wenn man hier Möwen mit Pommes füttert

Palme – Hängematte so muss das sein!

Zum frühen Abend zog sich der Himmel ein wenig zu und es wurde ein wenig kühler. Das war perfektes Wetter, um Tennis zu spielen. Also schnappten wir uns die Leihschläger, unsere Bälle und spielten knapp zwei Stunden. Ich verlor haushoch (6:2, 6:1). Das lag vor allem an Frank. Er spielte den Ball konsequent da hin, wo ich nicht stand. Ich denke, wir müssen das noch ein wenig üben.

Ein zerknirschter (und verschwitzter) Verlierer und Frank mit Siegerpose (ich vermute, das ist eine Siegerpose, oder?)

Nach dem Tennis sprangen wir ins Wasser und bewunderten den Sonnenuntergang, bevor wir uns zum Dinner aufmachten.

Sonnenuntergang, Strand, Romantik

Das Essen gab es diesmal im Latino-Restaurant und es war um Längen besser als die chinesischen Erbarmungswürdigkeiten vom Vortag. Die hoteleigene Katze fand sich sogar ein und feilschte um ein paar Happen. Frank ließ sich erweichen und fütterte den roten Kater.

Der Hotelkater braucht Fleisch!

Nach dem Dinner wollten wir eigentlich wieder auf unsere Lümmelliege an der Bar. Punkt zehn jedoch schloss die Bar. „Finito!“ exklamierte der Barkeeper und schloss seinen Laden. Auf der Suche nach etwas zu trinken folgten wir wummernder Musik, die vom Parkplatz drang. Dort war eine Bühne und davor hatte das Hotel zahlreiche Stühle aufgebaut. Aus den Boxen schallte spanischsprachige Popmusik. Es gab auch eine Bar, jedoch keine Gäste. Egal, der Barmann schenkte uns trotzdem reichlich aus. Auf die Frage, ob er auch Sekt hätte, drückte er uns gleich eine ganze Flasche in die Hand. „All inklusive“ scheint für ihn zu bedeuten, dass wir die ganze Bar leer trinken dürfen. Wir hockten eine knappe Stunde bei der Musik, doch wir blieben die einzigen Gäste. Irgendwann baute man die Stuhlreihen wieder ab. Ich fragte den Barkeeper, was dieses ungewöhnliche Schauspiel zu bedeuten habe. „Müde!“ Vielleicht seien die anderen Gäste müde, erklärte er. Am nächsten Tag sei Poolparty – da können wir mehr erwarten. Wir schnappten unsere Flasche Sekt, verbrachten sie in den Kühlschrank und ließen den Abend am Strand ausklingen.

Ein Party ohne Gäste

Tag 15 – Erkundungstour mit dem Moped

An unserem letzten ganzen Tag auf Varadero bekamen wir nun unser Moped. Nachdem ich mich im Fresssaal wieder mit Rührei versorgte hatte, holten wir die Mopeds ab und bekamen eine kurze Fahreinführung auf dem Parkplatz. Ich hatte solche Gefährte bereits einmal in Thailand genutzt und entsprechend ein wenig Erfahrung. Frank stellte sich geschickt genug an, so dass uns unser der Mopedverleihmeister von dannen ziehen ließ.

Wir mit unseren Mopeds

Zunächst fuhren wir einmal bis an die Spitze der Halbinsel Varadero, wo jedoch abgesehen von einem völlig leeren Jachthafen nichts zu sehen war.

Leerer Jachthafen auf Varadero

Kurzerhand steuerten wir die nächstbeste Stadt vor der Halbinsel an. Die Stadt hieß Cártenas und sah aus wie eine heruntergekommene Version von Trinidad. Wir fanden eine Rumfabrik, die dem Geruch nach, den sie verbreitete, definitiv in Betrieb war, aber eher wie eine Rumfabrikruine aussah. Kurz dahinter war ein Bahnhof, der höchstwahrscheinlich tatsächlich nur noch eine Ruine ist. Ganz sicher kann man das aber in Kuba nicht sagen, da hier jedes noch so heruntergewirtschaftete Gebäude in Nutzung ist.

Rumfabrik

Es fährt kein Zug nach irgendwo

Die Hauptstraße der Stadt war deutlich ansehnlicher mit klitzekleinen Geschäften, Cafés und sogar einem Restaurant. Wir fuhren mit unseren Mopeds zwischen Fahrrädern und Pferdefuhrwerken die Straße einmal rauf und runter und kehrten dann in dem Restaurant ein. Der Kellner (der vermutlich auch gleichzeitig der Besitzer war) schnackte ein wenig mit uns. Als er erfuhr, dass wir aus Deutschland kommen, erklärte er, dass sein Neffe seit 11 Jahren in Rostock lebe. Er sei mit einer Deutschen verheiratet. Kleine Welt! Zu essen gab es Reis mit etwas Fleisch und Salat. Das einzige Getränk war stilles Wasser. Das war aber auch genau das was wir in der Mittagshitze brauchten. Am Ende wurde uns für eine Portion Essen und eine Flasche Wasser eine Rechnung in Höhe von 180 Pesos (als 1,80 Euro) ausgestellt.

Kirche in Cártenas

Auf der Straße

Kutschen prägen hier das Stadtbild

Hier ist schon mehr als nur der Lack ab

Nach dem Lunch liefen wir noch ein wenig durch die Gassen der Stadt. Es sah an vielen Stellen ärmlich aus. Jede dritte Wohnung wurde gleichzeitig als kleines Ladengeschäft genutzt. Die Einwohner boten wenige Dinge, manchmal nur ein paar Packen Zigaretten, zwei Dosen Konserven und eine Packung Nudeln zum Verkauf. Hinter dem kleinen Verkaufsregal konnte man die abgewätzten Sofas und Betten der Menschen sehen. Dabei hat Cártenas trotz allem pittoreske Züge. Viele Häuser haben einen ähnlichen kolonialen Stil wie wir ihn in Trinidad sahen, nur dass hier bei vielen Häusern nicht nur der Lack ab ist, sondern das Haus halb verfallen ist.

Auf dem Rückweg aus der Stadt fuhren wir am stadteigenen Strand vorbei, der direkt in die Mülldeponie überging. Diese Deponie funktionierte denkbar einfach: Ein Müllauto kam und kippte den Abfall direkt an die Straße. Dort wurde er irgendwann verbrannt.

Frank auf Moped am Strand

Icke in voller Fahrmontur

Müllkipper am Stadtrand

Tag 16 – Adios y Hasta Luego

In der Nacht auf unseren letzten Reisetag auf Cuba schlief ich wie ein Stein. Es lag wohl an dem Rum, den ich am Vorabend noch trank. Die erste Aktivität des Tages war das Zurückbringen der Mopeds. Ein letztes Mal ließen wir uns den Wind auf der Autopista um die Nase blasen (in meinem Fall um die Maske, denn diese machte das Fahren inmitten der Oldtimer- und LKW-Abgase etwas erträglicher). Der Verleihmann nahm die Räder anstandslos zurück, dann ging es in den Fresssaal, wo wir uns das Frühstück abholten. Ich hielt mich wie gewohnt an meinen Rühreiern fest.

Wir hatten noch ein paar Stunden im Hotel und am Strand, bevor wir zum Flughafen transportiert wurden. Also suchten wir uns ein paar Liegen, lagen darauf herum, lagen im Wasser, tranken Rum-Punch und Pina Colada, ich aß ein Eis und wir verbrauchten die für ins in Vinales gedrehte Zigarre.

Die letzten Drinks am Strand

Wenn in Kuba, dann mit Zigarre

Kurz nach 15 Uhr sammelte uns ein Taxi ein und fuhr uns zum Flughafen. Dort waren wir plötzlich umringt von dicken Deutschen, die ebenfalls ihren Urlaub beendet hatten. Die meisten trugen, so wie auch wir, Armbänder irgendwelcher All-Inclusive-Hotels. Der Flughafen von Varadero erinnerte an einen einzigen enormen Touristen-Laden. Nach dem Check-In saßen wir in einer Halle in der an wirklich jeder Ecke Che-Guevara-Shirts und andere verklärende Devotionalien preisgeboten wurden. Wir kauften im Duty-Free-Shop noch eine Flasche Rum. Das muss als Souvenir reichen!

Fidel begrüßt einen direkt am Flughafen

Neben Cuba-Devotionalien wurde auf dem Flughafen auch noch Viagra verkauft

Der Flug verging für mich recht flott. Ich pfiff mir zwei (pflanzliche) Schlaftabletten ein und war tatsächlich schon halb weggetreten als man uns das Abendbrot brachte. Das Essen schmeckte nach Condor. Sehr viel mehr vom Flug weiß ich nicht, da ich durchgehend in einem Halbdämmerzustand war und nur alle paar Minuten meine Sitzposition anpasste, so dass mal die eine, mal die andere Seite meines Körpers etwas weniger in den Sitz eingeklemmt war.

In Frankfurt angekommen sammelten wir unser Gepäck zusammen und hatten noch anderthalb Stunden Aufenthalt auf dem Flughafenbahnhof. Es war kalt und windig. Wir wollten zurück. Aber immerhin schien die Sonne. Anstatt zurück ging es für uns zum Starbucks. Dort orderte ich für ungefähr ein kubanisches Monatsgehalt klebrig-süße Kaffeegetränke und Familiengröße und ein wenig Kuchen – ein Luxus, der hier in Deutschland völlig selbstverständlich ist.

Kaum in Deutschland gibt es Kaffee und Kuchen

Mit dem Zug ging es alsdann zurück nach Berlin, wo ich mich nach zwei Wochen in erster Linie auf mein eigenes Bett freute und dieses dann auch gleich 12 Stunden nutzte, um den schlechten Schlaf im Flieger auszugleichen. Vermutlich träumte ich von Stränden, Tabakfeldern und Autos aus den 50’er Jahren.

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Tammo
Tammo
7. March 2022 11:21

Endlich ein Lebenszeichen – und was für eins! Eure Erzählungen lösen Fernweh aus. Ich hoffe, dass ihr zukünftig regelmäßig in den Genuss eines Internetzugangs kommen werdet 😉 Lasst es euch gutgehen und uns so weit es geht daran teilhaben!

Taskin
Taskin
13. March 2022 17:25

Die Ziege

Last edited 2 years ago by Taskin
Frank
Frank
20. March 2022 19:43

Love that ❤️❤️❤️