Tag 5 – Caraoke

Auch unser fünfter Reisetag begann zeitig um 7:00 Uhr. Zumindest war das die Zeit ab der Papa Stephan in der Küche zu finden war, um Frühstück zuzubereiten und die Spülmaschine zu beräumen. Ich besuchte zunächst die Dusche. Diese war diesen Morgen nicht lauwarm, sondern einfach nur kalt. Noch mehr Abzüge in der B-Note! Zum Haarewaschen reichte es aber irgendwie.

Nach unserem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Trapani. Die Stadt mit rund 50.000 Einwohnern liegt ganz im Westen der Insel und es gab sie, so klärte Frank uns auf, schon vor 3.300 Jahren als die alten Griechen Sizilien unsicher machten. Heute war das Unsicher-Machen unsere Aufgabe. Stephan, der seine Fahrer-Rolle bislang noch kein einziges Mal abgeben wollte, fuhr uns eine Strecke von einer Dreiviertelstunde nach Trapani. Dabei entdeckte er den Vorzug der Hupe auf den Straßen Italiens (wer hupt, hat Vorfahrt) und chauffierte uns hupend und vorfahrend an den Rand der Stadt. Dort verließen wir unser Gefährt und machten uns auf den Weg nach Erice.

Erice ist eine kleine Stadt auf einem Hügel vor Trapani und ist Teil der Vereinigung I borghi più belli d’Italia – das sind die schönsten Orte Italiens. Die Stadt ist auch locker 3.000 Jahre alt und liegt auf einem 750 Meter hohen Berg.

Den Anstieg auf diesen Berg hätte man mit einer Seilbahn bezwingen können. Aber sowas machen wir nicht. Stattdessen liefen wir den hübsch angelegten Römerweg, der sich den Hügel hinaufschlängelt, entlang. Google Maps meinte, wir bräuchten über zwei Stunden für den Aufstieg. Aber Google Maps machte die Rechnung ohne das Duo Lipecky-Klöhn. Mit Silke und mir als Speerspitze erstürmten wir den Berg in weniger als 90 Minuten. Gut, wir waren danach auch klatschnass geschwitzt, aber den Preis zahlten wir gerne für die sportliche Aufstiegszeit. Außerdem sparten wir 5,50 € für die Seilbahn.

Oben angekommen stellten wir fest, dass der Berg und der Ort Erice fest in der Hand von Reisegruppen war, die mit Bussen oder der Seilbahn angekarrt wurden. Hierbei handelte es sich wahrscheinlich größtenteils um Gäste des im Hafen Trapanis liegenden Kreuzfahrtschiffes „Seven Seas Voyager“ – freundliche Touristen aus Asien, die weit weniger verschwitzt waren als wir.

Den Ort Erice selbst fand ich eher so mittelmäßig (keineswegs Teil meiner Liste der schönsten Orte Italiens). Ich konnte die kleinen Gässchen und Touristensouvenirgedönsläden nur bedingt von Gässchen und Gedönsläden anderer touristischer Zentren unterscheiden und einige Etablissements wirkten ein wenig lieblos in den Ort hineingezimmert. Aber glücklicherweise hatte mir meine ehemalige Kollegin Elena im Vorfeld einen kleinen Laden für Gebäck und Café im Vorfeld sehr ans Herz gelegt. Die Pasticceria Maria Grammatico wurde unser zentrales Anlaufziel in Erice und dort bestellten wir ganz viel Gebäck mit Ricotta und Schokolade und dazu verschiedenste Kaffees. Wir verzehrten die vielen Süßigkeiten im Hinterhof der Pasticceria und Stephan merkte völlig korrekt an, dass es uns so schlecht eigentlich gar nicht gehe. Ging es uns auch nicht!

Wir streiften noch ein wenig durch den Ort, machten Fotos von dem tatsächlich fantastischen Ausblick und liefen alsbald Richtung Seilbahnstation. Zum Hinablaufen fehlte uns schlicht die Zeit, wir hatten schließlich noch mehr zu erkunden in der Region. Also musste es für den Rückweg die Seilbahn und wir brauchten so nur ein paar Minuten, um wieder am Auto zu sein.

Alle Jungs in der Gondel

Als nächstes erkundeten wir das Altstadtzentrum Trapanis. Das war alles ganz hübsch, aber für meinen Geschmack ein wenig charakterlos. Jeder Laden lud auf Englisch zum Einkauf ein, es gab reichlich viele Souvenirläden in der Innenstadt und sehr viele Menschen in diesen Läden waren offensichtlich Kreuzfahrtschifftouristen. Aber es gab immerhin leckeres Eis und sogar einen ansehnlichen Stadtstrand mit sauberem, blauem Wasser.

Die Altstadt Trapanis war klein genug, um in einer knappen Stunde hinreichend entdeckt zu sein und so steuerten wir das letzte Tagesziel an – ein Weingut. Wenn Frank und ich Urlaub machen, werden Weine probiert. Das machen wir immer so. Auch wenn wir auf Sizilien jetzt nicht unbedingt die erlesensten Traubensorten vermuten, neugierig sind wir trotzdem und zum Glück hatten Stephan und Silke ebenfalls ein wenig Interesse an einer kleinen Verkostung.

Frank hatte das Weingut Mustazza ganz in der Nähe unserer Unterkunft aufgetan. Dort angekommen begrüßte uns freudig ein netter Mann und wir waren kaum aus dem Auto ausgestiegen, da hatte er uns schon den ersten Wein eingeschenkt. Wir bekamen zwei Weißweine und einen Rotwein zum Probieren. Auf den ersten Weißwein, einen Caterratto (so heißt die Traube) konnten Silke, Stephan und ich uns sofort einigen (sehr leicht, einfach zu trinken, kein großes Chichi), die anderen beiden Weine (ein Grillo, weiß und ein Cabernet Sauvignon, rot) waren etwas anspruchsvoller und sagten vor allem Frank zu.

Silke unterhielt sich mithilfe von Google Translate mit unserem Winzer ausführlich und wir erfuhren, dass er als einer der wenigen hiesigen Weinbauern versucht, in vor allem international und nicht nur auf Sizilien zu verkaufen und er deswegen Probleme mit der „Familie“ habe.  Während des Gesprächs war unser Weinmeister sehr freigiebig mit seinen Weinen und schnell hatten wir alle ein klein wenig einen im Tee. Am Ende kauften wir vier Flaschen Wein (die wir hier auf Sizilien zu leeren hatten), bedankten uns für die Verkostung und Stephan, der nur minimale Probierportionen des Weins zu sich nahm, fuhr uns nach Hause.

Weinverkostung

Wieder durfte ich den DJ spielen und irgendwie landeten wir über Umberto Tozzi ausgerechnet bei Heinz Rudolf Kunze. Prompt wurde aus dem Rest der Fahrt eine Impromptu-Schlagerstunde im Auto. Silke und Stephan sangen bei „Finden sie Mabel“ und ähnlichen Gassenhauern textsicher mit. Der Karaoke-Abend rückt näher!

In unserer Unterkunft sprangen Frank und ich in den Pool, wir alle hatten noch einen Aperol und über ein paar geschmierten Broten und übriggebliebenem Salat vom Vortag ließen wir den Tag entspannt ausklingen.

Vor dem Sprung in den Pool
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