Tag 6: Mehr Pommes und die falsche Mayo

Nach dem ganzen Gewandere, den Aufstiegen, Abstiegen und dem Hagel vom Vortag brauchten wir erst einmal einen Tag Urlaub. Zum Glück waren wir in Bern, wo man ganz vorzüglich Urlaub machen kann. Wir waren schließlich hergefahren, um in der Aare zu treiben und Pommes zu essen. Genau das machten wir an unserem sechsten Reisetag, dem Freitag vor dem Schweizer Nationalfeiertag.

Nachdem wir die Anstrengungen des Vortags im Bett wegschliefen, gab es ein kleines Frühstück und schon waren unsere Ruck- und Aaresäcke gepackt und wir machten uns auf an den Fluss. Erstes Tagesziel war (wie schon am Anfang der Woche) das Marzilibad, weil man dort so schön entspannt unter Bäumen im Halbschatten liegen kann. Vor dem Liegen kam natürlich das Treiben. Diesmal trabten wir allesamt vom Bad ganze 15 Minuten bis zum Campingplatz Eichholz, um dort ins Wasser zu steigen. Die Aare hatte einen guten Zug drauf und in rund 12 Minuten waren wir bis zum Bad zurückgetrieben, stiegen aus und legten uns unter die Bäume in den Schatten.

Die Aare-Crew vor dem Einstieg ins Wasser
Die Aare-Crew vor dem Einstieg ins Wasser

Ich las ein wenig in dem von Andreas geliehen Buch über das gute Schreiben (und lernte, dass man keine passiven Verben, Adjektive nur im Notfall und das Wort „sehr“ am besten gar nicht benutzen sollte). Während Moritz sich in eine Ausgabe des New Yorker vertiefte, blätterte Frank ein wenig in dem jüngsten Noam Chomsky und Andreas kontemplierte ohne Buch.

Liegen, Lesen und Schatten sind schön, aber schöner noch sind – zumindest im Urlaub und bei 30 Grad – Pommes, Currywurst und Bier. Also holten wir uns diese Dinge am frühen Nachmittag und genossen ein Mittagbrot, das vielleicht nur bedingt gesund, aber vorzüglich wohlschmeckend war. Da wir schon vor dem Mittag lange Zeit faul rumgelegen hatten, verzichteten wir auf die Mittagsruhe nach dem Essen und machten uns erneut auf den Weg zum Einstieg in die Aare. Diesmal liefen wir nur bis zum Schönausteg (rund 12 Minuten zu Fuß vom Bad) und hielten unsere vollgegessenen Bäuche in das Wasser.

Schlemmen im Gras
Schlemmen im Gras
So voll wird das Marzilibad im Laufe des Nachmittags
So voll wird das Marzilibad im Laufe des Nachmittags

Nun hätte man den Nachmittag entspannt unter den Bäumen im Marzilibad ausklingen lassen können, aber das ging nicht. Denn wir hatten dem Reisebericht (und uns natürlich auch) schon am ersten Tag Pommes aus dem Lorrainebad versprochen. Also klang der Nachmittag noch nicht gemütlich aus, sondern wir schnürten unsere Säcke und liefen entlang der Aare einmal um die Berner Altstadt herum, was uns einen attraktiven Ausblick auf die Stadt und den Fluss bescherte.

Hier wird "ausgeböötelt"
Hier wird “ausgeböötelt”
Blick auf das Wehr der Aare
Blick auf das Wehr der Aare
Berner Altstadt
Berner Altstadt
Doppel-Selfie vor der Altstadt
Doppel-Selfie vor der Altstadt
Aare und Bern
Aare und Bern

Die drei Jungs waren irgendwann des Laufens müde und sprangen kurzerhand nach der Hälfte des Weges in den Fluss, um bis zum Lorrainebad zu schwimmen. Mir ist der feste Boden unter den Füßen in der Regel weit lieber als lauter Wasser um mich herum und außerdem wollte ich mich noch ein wenig in der Sonne aufwärmen. Also lief ich zu Fuß.

Allerdings lief ich nur ein paar hundert Meter weiter bis zum Altenbergsteg, wo ich die neu entdeckte Zeitrafferfunktion meiner Telefonkamera ausprobieren wollte. Auf dem Steg – eine Brücke rund 3 Meter über der Aare – stand eine Gruppe junger Menschen, die irgendwie planten, nacheinander von der Brücke ins Wasser zu springen. Das hätte sich perfekt für einen schönen Zeitraffer angeboten. Aber mehr als Planung kam bei den Jungs und Mädels nicht raus und während ich dastand und wartete, fühlte ich mich genug aufgeheizt, dass auch ich noch einmal ins Wasser wollte. Das ist hier in Bern glücklicherweise die einfachste Übung. Ich stopfte meine Klamotten in den Aaresack, stellte mich auf das Geländer der Brücke und tat das, was die anderen immer noch nur planten.

Im Lorrainebad wartete Frank auf mich und wir kamen nun endlich dazu, das zu tun, wovon ich schon 5 Tage zuvor geschwärmt hatte: Lorraine-Pommes essen. Endlich wieder Pommes! Ich weiß gar nicht, wie wir die 3 Stunden ohne Fritten überstanden hatten. Aber irgendwie waren die Lorraine-Pommes gar nicht so gut, wie ich sie in Erinnerung hatte. Es gab keine richtige Mayonnaise (nur komische Curry-Mayonnaise) und klebrig waren die Pommes auch. Bitte nicht falsch verstehen, die Pommes waren immer noch gut und viel besser als die Kartoffelniedertrachten, die wir am ersten Reisetag kurz hinter Bad Hersfeld bekamen. Aber in meiner Erinnerung waren die Lorraine-Pommes besser. Aber vielleicht waren wir auch nur durch die – bemerkenswert guten – Pommes aus dem Marzilibad verwöhnt.

Lorraine-Pommes mit der falschen Mayo
Lorraine-Pommes mit der falschen Mayo
Wiese des Lorraine-Bads
Wiese des Lorraine-Bads
Ausruhen von den ganzen Pommes
Ausruhen von den ganzen Pommes

Nach noch ein wenig mehr Schwimmen und Ruhen ging es zurück nach Haus, wo wir Bolognesereste vom Vortag verdrückten und danach führte uns Andreas zu der Gelateria die Berna, die nicht weit ab seiner Wohnung liegt und die bei der ich abseitiges Eis bestellten durfte: Gurke-Sellerie und Himbeere-Ingwer. Wir alle hatten etwas ungewöhnliche Sorten bekommen, fanden das Eis ganz dufte und ließen den lauen Sommerabend auf einer Parkbank ausklingen, während im Hintergund halb Bern vor den Fernsehgeräten saß und mit den Young Boys mitfieberten, die mit einem Sieg gegen den FC Sion ihre nächste Meisterschaft klarmachten.

Gurken-Eis am Abend
Gurken-Eis am Abend
So viel zu den Preisen hier - in Berlin kosten Masken 4 bis 6 Euro. Hier einfach mal 25 Franken...
Neben dem Eisladen war übrigens ein Schneider. So viel zu den Preisen hier – in Berlin kosten Masken 4 bis 6 Euro. Hier einfach mal 25 Franken…
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