Tag 10 – Cascada
Cascada ist ein spanisches Wort und bedeutet Wasserfall. Es gibt ein fast noch schöneres Wort, das auch Wasserfall bedeutet: Catarata. So nennt man etwas größere Wasserfälle.
Wir besuchten diesen Tag einen mittelgroßen Wasserfall, also eine Cascada. Um neun Uhr morgens wurden wir nach dem Frühstück von Jorge abgeholt. Jorge begrüßte uns mit weicher Stimme und hervorragendem Deutsch und war unser Guide für den Vormittag.
Wir fuhren mit ihm in den Parque el Cubano vor den Toren Trinidads. Dort machten wir uns auf eine kleine Wanderung zur Javira Cascada. Während der knapp drei Kilometer langen Strecke zeigte uns Jorge zahlreiche einheimische Bäume und Früchte und wir besichtigten eine Bauernhütte, wo man uns einen Tee servierte.
Am Wasserfall angekommen, sprangen Frank und ich in das Becken vor dem Wasserfall und schwammen ein wenig in dem angenehm kühlen Wasser.
Während wir anschließend an der Luft abtrockneten, tauschten wir uns eifrig mir Jorge aus. Er ist 58 Jahre alt, hatte ein Ingenieurstudium abgeschlossen und ist eigentlich auf Kernenergie spezialisiert. Vor etwas über 30 Jahren plante die Regierung in der Nachbarprovinz in Cienfuegos den ersten kubanischen Atomreaktor zu errichten. Es wäre ein sowjetisches Modell gewesen. Dann kam die Wende (der Begriff „Wende“ scheint auch in Kuba für den Zusammenbruch des Ostblocks verwendet zu werden) und es gab keine sowjetischen Reaktoren mehr. Damit war Jorges Profession plötzlich nutzlos und er musste sich neu ausrichten.
Seit gut 25 Jahren arbeitet er nun in der Tourismusbranche. Zunächst war er Concierge in einem Ressorthotel am Strand Trinidads, dann begann er als Fremdenführer zu arbeiten. Erst vor acht Jahren entschloss er sich, die deutsche Sprache zu lernen. Wir waren bass erstaunt, denn sein Deutsch war praktisch fließend und ich hätte vermutet, dass er womöglich einige Zeit in Deutschland gelebt haben könnte. Nein, er ist einfach nur ein ausgezeichneter Autodidakt.
Auf dem Rückweg sprachen wir über das deutsche Schulsystem, Jorges Funker-Hobby und er nannte uns den einzigen Plattdeutschen Satz, den er kannte: „Nicht lang schnacken, Kopp in’n Nacken!“. Ich dachte an Coco Loco.
Nach insgesamt gut drei Stunden Ausflug fuhren wir Jorge nach Hause, bedankten uns ausgiebig für die Tour und versprachen, bei unseren deutschen Freunden für ihn und Trinidad Werbung zu machen.
Die Werbung für Trinidad und Jorge ist erfolgreich angekommen – eine interessante Lebensgeschichte in einer scheinbar ebenso interessanten Stadt!