Tag 14 – Der Alte Mann und das Meer

Um kurz vor Acht war es mit meiner Nachtruhe vorbei. Hinter unserem Bungalow hatten die Gärtner der Anlage ihren Geräteschuppen und offenbar wurde die gesamte Mannschaft dort um 7:45 zum Appell versammelt. Egal, ich hatte meine acht Stunden Schlaf.

Das Frühstück im Fresssaal war erneut ein Erlebnis der Vorhölle. Ich aß wieder nur Rührei. Frank versuchte zwar, mit Obst anzubieten, doch das war mir zu gesund für das Etablissement.

Nach dem Frühstück wollten wir eigentlich zwei Mopeds mieten, um damit ein wenig über die Halbinsel die brausen. Wir hatten keinen Erfolg. In unserem Hotel gäbe es den frühesten Scooter am Folgetag nachmittags. Das war nicht gut. Frank wollte das nicht auf sich beruhen lassen und schleifte mich quer über die Straße. Dort hatte er eine Filiale von Cubacar ausfindig gemacht. In dieser gab es zwar gar nichts zu mieten, aber netter Mann erklärte uns, wir sollten einen Kilometer weiter zum Plaza Americana, dort gäbe es vielleicht welche. Also liefen wir zu diesem Plaza. Dort gab es ein einziges Moped. Zu wenig. Eventuell sei in einer halben Stunde noch eines da. Am nächsten Morgen gäbe es auf jeden Fall zwei. Also verschoben wir die Mopedfahrt auf den nächsten Tag und erkundeten die Gegend.

Das Plaza Americana ist eine Art Shopping-Center für Touristen. Die Läden verkaufen sommerliche Kleidung zu Preisen die in Europa überteuert wären und touristisches Gelumpe, das wir wesentlich schöner und zu einem Bruchteil des Preises in Trinidad gesehen hatten. Dafür gab es um die Ecke einen hübschen Aussichtspunkt vor einem teuer aussehenden Golf-Hotel. Dort sichteten wir aus und sprangen ins Wasser.

Plaza Americana
Eine besonders schöne Aussicht
Strand mit Bucht
Die Familie war baden

Zurück in unserem Hotel organisierte sich Frank einen Katamaran-Ausflug auf das Meer, um Fische zu schauen. Mit Unterwasserkamera bewaffnet wurde er hinausgesegelt, die Fische mit Brot angelockt und Frank ins Wasser gestoßen, um die Tiere zu fotografieren.

Ich blieb im Hotel zurück, las – wie passend – Hemingway’s „Der Alte Mann und das Meer“ zu Ende und schnabulierte ein Eis in einer Hängematte.

Das passiert, wenn man hier Möwen mit Pommes füttert
Palme – Hängematte so muss das sein!

Zum frühen Abend zog sich der Himmel ein wenig zu und es wurde ein wenig kühler. Das war perfektes Wetter, um Tennis zu spielen. Also schnappten wir uns die Leihschläger, unsere Bälle und spielten knapp zwei Stunden. Ich verlor haushoch (6:2, 6:1). Das lag vor allem an Frank. Er spielte den Ball konsequent da hin, wo ich nicht stand. Ich denke, wir müssen das noch ein wenig üben.

Ein zerknirschter (und verschwitzter) Verlierer und Frank mit Siegerpose (ich vermute, das ist eine Siegerpose, oder?)

Nach dem Tennis sprangen wir ins Wasser und bewunderten den Sonnenuntergang, bevor wir uns zum Dinner aufmachten.

Sonnenuntergang, Strand, Romantik

Das Essen gab es diesmal im Latino-Restaurant und es war um Längen besser als die chinesischen Erbarmungswürdigkeiten vom Vortag. Die hoteleigene Katze fand sich sogar ein und feilschte um ein paar Happen. Frank ließ sich erweichen und fütterte den roten Kater.

Der Hotelkater braucht Fleisch!

Nach dem Dinner wollten wir eigentlich wieder auf unsere Lümmelliege an der Bar. Punkt zehn jedoch schloss die Bar. „Finito!“ exklamierte der Barkeeper und schloss seinen Laden. Auf der Suche nach etwas zu trinken folgten wir wummernder Musik, die vom Parkplatz drang. Dort war eine Bühne und davor hatte das Hotel zahlreiche Stühle aufgebaut. Aus den Boxen schallte spanischsprachige Popmusik. Es gab auch eine Bar, jedoch keine Gäste. Egal, der Barmann schenkte uns trotzdem reichlich aus. Auf die Frage, ob er auch Sekt hätte, drückte er uns gleich eine ganze Flasche in die Hand. „All inklusive“ scheint für ihn zu bedeuten, dass wir die ganze Bar leer trinken dürfen. Wir hockten eine knappe Stunde bei der Musik, doch wir blieben die einzigen Gäste. Irgendwann baute man die Stuhlreihen wieder ab. Ich fragte den Barkeeper, was dieses ungewöhnliche Schauspiel zu bedeuten habe. „Müde!“ Vielleicht seien die anderen Gäste müde, erklärte er. Am nächsten Tag sei Poolparty – da können wir mehr erwarten. Wir schnappten unsere Flasche Sekt, verbrachten sie in den Kühlschrank und ließen den Abend am Strand ausklingen.

Ein Party ohne Gäste
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Tammo
Tammo
17. March 2022 11:45

Spätestens beim letzten Foto ist das Fernweh voll angekommen. Immerhin wird es in Berlin momentan auch ein wenig frühlingshafter … 😀

Tammo
Tammo
18. March 2022 10:40
Reply to  Tammo

… damit war das Foto vom Sonnenuntergang gemeint – das Party-ohne-Gäste-Foto wurde nachträglich hinzugefügt 😀

Karla
Karla
17. March 2022 18:00

Schöne Bilder und interessanter Bericht zum Motto “Der alte Mann und das Meer”. Bin etwas besorgt, Hemingway hatte eine bipolare Störung und hat sich letztendlich erschossen.
Genießt Ihr die letzten schönen Stunden dort.