Tag 15: Senf, 6 Bier und unser eigener Weinstock

Freitag der 23. August sollte unser letzter ganzer Reisetag in Frankreich sein. Diesen Tag ließen wir es ein wenig ruhiger angehen und versuchten ein wenig mehr Zeit am und im Pool unserer Unterkunft zu verbringen.

Aber erst einmal mussten wir noch nach Beaune fahren. Tags zuvor hatte unser Herbergsvati, Jacques, uns erklärt, dass man dort den besten Senf überhaupt kaufen könne und bei unseren beiden Abendessen, die er uns in den Tagen zuvor bereitet hatte, bekamen wir mit dem Salatdressing bereits eine Kostprobe des Beauner Senfes aus der Moutarderie Fallot.

Also fuhren wir noch einmal nach Beaune und kehrten in die Moutarderie Fallot ein. Dort gab es praktischerweise eine Senfverköstigungsstation und man konnte unter anderem Senf mit Rotwein, Nüssen, Honigkuchenbrot oder auch Basilikum probieren. Das war schon speziell. Bei genauerem Hinsehen stellte ich fest, dass der feilgebotene Senf von der gleichen Marke war wie der Senf, den wir schon am zweiten Reisetag in Dijon gesehen und teilweise gekauft hatten. Allerdings war die Auswahl in Beaune noch umfrangreicher vor allem den einfachen Senf ohne Körner hatten wir noch nicht. Also deckten wir uns damit ein.

Scharfe Senfverköstigung
Scharfe Senfverköstigung

Danach ging es dann in unser Domizil und da legten wir uns in Ruhe an den Pool. Beziehungsweise, wir legten uns zu dem Krach, der da aus dem Pool kam. Denn am frühen Nachmittag durften der 10-jährige Sohn unserer Herbergsfamilie und sein Freund im Pool planschen und in diesem Alter macht man dabei noch viel Krach. Irgendwann gesellte sich Mutti auch dazu und war erstaunlicherweise noch lauter als die beiden Kinder. So schlimm war das alles zum Glück nicht und ich las trotzdem weiter in meinem Buch. Nach einer Stunde war dann tatsächlich Ruhe und die Familie gab den Pool frei.

Die Ruhe hielt aber gar nicht so lange an, denn eine knappe halbe Stunde später fuhr ein Luxus-Gefährt erster Güte auf dem Hof vor – ein schwarzer Mercedes AMG aus Großbritannien mit dem Kennzeichen “ALL IX”. Ich vermutete sofort einen Bowler in dem Gefährt – Alle Neune. Dem Fahrersitz entwund sich ein dickerer, älterer Herr. Er hatte die Tür zum Mobil noch nicht geschlossen und die Begrüßung mit unserer Gastgeberin noch gar nicht recht abgeschlossen, da fragte er schon nach: “Can I have a beer, love?” Als er lernte, dass das Bier hier in 0,25l-Flaschen kommt, meinte er, dann nehme er gleich zwei. Auf der Beifahrerseite stieg eine zierliche Frau aus und sie zog einen kleinen, ziemlich unansehnlichen Hund aus dem Auto. Cindy. So hieß der Hund. Cindy sah aus wie ein kleines Schwein, nur in hässlich und in dick. Ansonsten war Cindy aber ganz possierlich. Cindy wurde alle zwei Minuten gerufen, aber Cindy hörte nicht. Generell gar nicht. Das hielt das britische Paar, das inzwischen auf einer Terrasse vor dem Pool saß, aber nicht davon ab, den Hund trotzdem immer wieder und wieder zu rufen. Von dem vielen Rufen muss der bowlende Gentleman wohl schnell durstig geworden sein, denn schon nach 15 Minuten fragte er nach 2 weiteren Bieren. Keine halbe Stunde später folgten die nächsten 2. Dann konnte ich nicht weiterzählen, denn ich ging aufs Zimmer zum Duschen.

Wir mussten an diesem Freitag noch unseren Wein in der Domaine de Montmain in Villars Fontaine abholen. Dort wurden wir ganz herzlich in Empfang genommen und man kam direkt wieder mit offenen Weinflaschen zum Probieren auf uns zugestürmt. Die Jungs haben wirklich verdammt gute Weine dort. Wir ließen uns spaßeshalber einmal über die Möglichkeit aufklären, in der Domaine Teilhaber zu werden. Als Teilhaber gehört einem ein kleines Stück Land auf dem Weingut und man kann die Weine ungefähr zum Viertel des regulären Preises kaufen. Der Haken an der Sache ist, dass man Bestellungen 10(!) Jahre im Voraus aufgibt. Jetzt bestellte Weine bekämen wir also erst im Jahr 2029. Aber wir hätten unser eigenen Anteil am Weingut und quasi unseren eigenen Weinstock. Eine irgendwie reizvolle Idee. Etwas absurd vielleicht, aber reizvoll. Wir nahmen erst einmal eine Info-Brochure mit und luden unseren Wein ins Auto. Das reichte für den Anfang voll und ganz.

Diese Weine bekamen wir kostenfrei zum Verkosten
Diese Weine bekamen wir kostenfrei zum Verkosten
Wir waren nicht die einzigen Gäste in der Domaine
Wir waren nicht die einzigen Gäste in der Domaine
Ein letztes Mal im Wein sitzen
Ein letztes Mal im Wein sitzen

Dinner gab es danach in dem Restaurant La Toute Petite Auberge. Dort gab es Bœuf Bourguignon und Frank wollte das unbedingt einmal in Frankreich probieren. Aus irgendeinem Grund bestellte er sich nach einem Blick auf die Karte dann aber Lammkeule. Ich übernahm das Bœuf. Wer was vor sich hatte, war aber auch egal, denn nach der Hälfte des Essens tauschten wir Vorspeisen und Hauptgerichte jeweils aus. Wir waren ganz begeistert von dem Essen und am Ende auch über alle Maßen voll, denn jedes Gericht war äußerst gehaltvoll. Selbst zum Espresso, den wir zur Verdauung bestellten, gab es noch jeweils drei sehr leckere Keksen und Schokoladchen.

Eis und Himbeerschnittchen auf Pistazienboden zum Nachtisch
Eis und Himbeerschnittchen auf Pistazienboden zum Nachtisch
So ein Käse!
So ein Käse!
Lammkeule (schmeckte nur ein wenig nach Lamm)
Lammkeule (schmeckte nur ein wenig nach Lamm)
Das Bœuf Bourguignon auf Kartoffelstampf
Das Bœuf Bourguignon auf Kartoffelstampf
Verlorene Eier auf Burgunder Art
Verlorene Eier auf Burgunder Art

Dick und drall gefuttert fuhren wir in unsere Heimstätte, schnackten dort noch ein wenig mit unserem Herbergsvati und gingen zeitig ins Bett. Unter uns schnarchte der britische Gentleman schon ganz selig. Die Autoschlüssel zu seinem AMG hatte er in seiner Seligkeit einfach auf dem Tisch auf der Terrasse liegen lassen. Kurz dachte ich darüber nach, eine Spritztour mit der Protzdroschke zu unternehmen, aber ich war zu angeschickert, zu wenig versichert und zu müde dafür.

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