Unsere Spaziergang durch das touristische Zentrum Londons

Tag 2 – Neun Meilen sind weit

London ist ja riesengroß! Heute habe ich mit meinem Füßen gelernt, dass London eine viel größere Stadt als Berlin ist. Läuft man in Berlin knapp drei Stunden immer in die selbe Richtung, ist man mehr oder weniger durch die gesamte Stadt durchgelaufen und am anderen Ende angekommen. In London hat man es nach drei Stunden eigentlich nur von unserem Hotel ins Zentrum geschafft. Und dabei wohnen wir gar nicht so weit außerhalb!

Aber der Reihe nach.

Erst einmal gab es Frühstück vom Buffet. Das hieß in meinem Fall Rühreier mit Spiegeleiern, einer Menge Bacon und ein klein wenig Lachs. Englisches Frühstück ist schon was Tolles! Es gibt einfach genug Kalorien für praktisch den gesamten Tag.

Nach dem Frühstück machten Frank und ich uns auf den Weg, die Nachbarschaft zu erkunden. „Nachbarschaft“ hieß in dem Falle unseres Hotels Notting Hill. Der nach einem Film von Julia Roberts benannte Stadtteil ist beschaulich, gemütlich, aufgeräumt und auf eine bescheide Art und Weise protzig. Die Häuser sind nicht hoch. Vieles sind Reihenhäuser, höchsten Dreifamilienhäuser. Die Straßen sind schmal, überall stehen blühende Bäume und noble Elektrokarossen auf der Straße. Das durchschnittliche Auto ist hier ein besserer Mercedes. Aber auch Jaguars und Aston Martins parken auf der Straße. Sowas hat man hier eben.

Wir kamen zur Portobello Road – dort boten zahllose kleine Geschäftchen allerlei Klimbim und betulichen Kram feil. Zahlreiche Menschen stahlen sich durch die Straße – ich glaube es waren zu 90 Prozent Touristen. Vielen waren augenscheinlich Influencer. Oder was auch immer man ist, wenn man an jeder roten Telefonzelle Fotos von sich machen lässt und so tut als würde man telefonieren. Auf jeden Fall stellte ich fest, dass London – zumindest in diesem Stadtteil – weit weniger Moloch als durchaus entspannt sein kann – zumindest, wenn man das Geld für eine Wohnung in einer Gegend hat, in der Aston Martins ganz selbstverständlich auf der Straße geparkt werden.

Wir flanierten die Potobello Road bis zum Ende und standen dann kurz vor dem Hyde Park. Dort bestaunten wir zunächst den Kensington Palace (da wohnt der Kronprinz der britischen Monarchie) und die Royal Albert Hall (da werden seit über 80 Jahren die Proms veranstaltet).

Nun waren wir schon so weit gelaufen, dass es gar kein Halten mehr gab. Wir durchquerten den kompletten Hyde Park, liefen durch den Wellington Arch (eine Art napoleonischer Triumphbogen zu Ehren des Dukes of Wellington, der 1815 ebenjenen Napoleon in Waterloo schlug) und standen plötzlich vor dem Buckingham Palace. Das ist das offizielle (und ganz schön große) Wohnhaus des britischen Königs. Dieser war nicht zu sehen. Wir machten trotzdem ein paar Fotos von seinem Haus.

Vor dem Buckingham Palace
Vor dem Buckingham Palace

Weiter ging es zum Trafalgar Square. Dieser ist benannt nach der Schlacht von Trafalgar. Bei dieser Seeschlacht wurde Napoleon vernichtend geschlagen. Offenbar haben die Briten ein Faible, Napoleon zu schlagen und dann Plätze und Gebäude nach den Orten und Generälen zu benennen.

Von dort war es nur ein kurzer Weg zu Big Ben, der Westminster Abbey und dem Westminster Palace. Dort gab es neben den Gebäuden vor allem unzählige Touristen zu sehen.

Auf der Westminster Bridge überquerten wir die Themse und am Ende der Brücke liefen wir Karsten und Taskin in die Arme. Die Beiden hatten den Vormittag und Mittag ohne uns verbracht (beide kannten das bisherige touristische Programm auch schon auswendig) und wir hatten uns „im Zentrum“ verabredet.

Zu viert liefen wir an dem riesigen Riesenrad (London Eye) die Themse entlang passierten die Tate Modern (ein Museum für zeitgenössische Kunst) und das Globe Theater (ein Nachbau des Theaters in dem Shakespeare vor über 400 Jahren unter anderem Richard II, Edward III und Heinrich IV zum Besten gab).

Unser Ziel war der Borough Food Market. Trotz des umfangreichen Frühstücks wollten wir uns zumindest auch hier das Essen einmal anschauen. Anders als der von uns am Vortag besuchte Camden Food Market war es hier allerdings furchtbar voll und um uns waren vor allem Hipster und Touristen (und bestimmt auch ganz viele Food-Influencer). Ich fand trotzdem was für mich. Glühwein! Es ist noch Winter und damit natürlich auch noch Glühweinzeit. Die hier kredenzte Variante war praktisch ganz ohne Zucker und kräftig. Ausgezeichnet! Taskin und Karsten fanden ein wenig Käse und Bagels zum Verdrücken und Frank durfte bei uns allen probieren.

Ein sehr voller Borough Food Market
Ein sehr voller Borough Food Market

Damit stand das letzte Ziel unseres langen Spaziergangs war die Tower Bridge. Taskin erklärte, er habe diese selbst auch noch nicht gesehen. Fantastisch, damit hatte sich unser Ausflug ja auch für ihn ein wenig gelohnt.

Nach fast fünf Stunden unterwegs entschieden meine Füße, dass sie jetzt müde sind. Ich wollte es ihnen nicht verdenken. Nachdem ich unsere Strecke auf Google Maps einmal ein wenig absteckte, kam ich auf über 9 Meilen. Das sind fast 15 Kilometer. Frank ging es ähnlich und so stiegen wir kurzentschlossen in einer U-Bahn und fuhren zu unserem Hotel zurück. Taskin und Karsten waren fit und wollten noch die Umgebung erkunden, also ließen wir sie zurück und verabredeten uns auf ein Dinner am Abend.

Unsere Spaziergang durch das touristische Zentrum Londons
Unsere Spaziergang durch das touristische Zentrum Londons

Im Hotel angekommen ließen Frank und ich erst einmal die Beine baumeln und bestellten uns später ein paar Drinks in der Bar. Wir hatten noch einen Gutschein vom Vortag, den man uns freundlicherweise überreichte, weil wir nach dem Check-In auf unser Zimmer noch warten mussten. Die vortägliche Wartezeit wandelten wir dank des Gutscheins nun in Wein und Bier um und genossen eine ruhige Stunde in der Hotelbar.

Diniert wurde später indisch. Uns wurde aufgetragen, in London unbedingt indisch essen zu müssen. Also stand dieses indische Dinner nun an.

30 Minuten mit dem Bus von unserem Hotel entfernt fanden wir ein indisches Restaurant wo wir freundlich bedient und verpflegt wurden. Es gab Lamm, Huhn, Samosas, Panir und Kingfisher – was man eben vom Inder gewohnt ist. Bemerkenswert auf der Speisekarte war, dass sie Pale Ale der Marke „Brew Dog“ führten – ein Bier welches wir bislang nur aus Berlin kannten, weil einer unserer Freunde, Christian, in der Brew-Dog-Brauerei arbeitet. Die Welt ist klein. Oder die Brauerei ist groß.

Nach dem Dinner kamen wir noch zu einem Absacker in Taskins WG-Wohnung vorbei. Dort begrüßte uns Effi, die Katze des Hauses. Frank spielte ein wenig mit dem Tier, wir tranken noch ein wenig Wein und Bier und irgendwann liefen Frank und ich in Richtung unseres Hotels. Nach dem umfangreichen Tag mit einer nicht unerheblichen Gesamtlaufleistung, hatten wir uns ein wenig Schlag wohl verdient!

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Tammo
Tammo
20. March 2023 12:17

Wenn abends nicht mal mehr ein bisschen Tennisgeschaue drin war, müsst ihr wirklich erschöpft gewesen sein … Nach dem langen Spaziergang allzu verständlich. Waren Unterschiede zwischen einem Londoner zu einem Berliner Inder ausfindig zu machen?

Karla
Karla
20. March 2023 15:36

Sehr schön, beim Lesen fühle ich mich wieder ein wenig, wie auch bei den voran gegangenen Blogs, als wäre ich dabei.
Ach ja, anbei liebe Grüße an Tammo, der hier auch kommentiert.

Tammo
Tammo
20. March 2023 17:14
Reply to  Karla

Beste Grüße zurück, liebe Karla – ich hoffe, wir sehen uns bald wieder!