Abendleben in London (mit Weihnachtsbeleuchtung an den Laternen)

Tag 1: Der Kaffee ist teuer!

Es ist März. In Berlin hat es zwei Monate geregnet und war kalt. Jetzt steht das erste schöne Wochenende an mit frühlingshaften Temperaturen und ohne Regen.

Da gibt es nur eins. Raus aus Berlin, ab nach London. Dort regnet es und sonderlich warm es ist auch nicht.

So ist das eben wenn man einen Urlaub geplant hat und dabei auch Rücksicht auf Semesterferien nehmen muss. Aber der Reihe nach: Taskin weilt für ein Jahr auf der Insel, genauer gesagt in Notting Hill fast im Herzen Londons. Seine Anwesenheit im Brexit-Land nahmen Frank und ich zum Anlass, uns den Millionenmoloch der spätkapitalistischen Megacity anzuschauen. Und weil Taskin nur in den Semesterferien Zeit für eine Nebenrolle als Stadtführer hat, kommen wir eben im März, auch wenn es ein wenig regnet und noch nicht ganz so warm ist.

Los ging es diesen Samstag nach dem Frühstück in Berlin. Ryanair flog uns zügig (wenn auch nicht wirklich günstig) in einer von Lauda-Air aufgekauften Kiste nach London-Stansted. Dieser Flughafen ist rund 50 Kilometer nördlich vom Stadtzentrum und die Fahrt vom Flughafen in die Londoner Innenstadt dauerte länger (2 Stunden) als unser Flug (1:20 Stunden). Aber immerhin klappte der Flug ganz reibungslos und nach einer Busfahrt und einem Ritt in der viel zu engen und lauten U-Bahn, standen wir vor unserem Hilton-Hotel. Da wir ein wenig zu früh waren, mussten wir ein wenig auf unser Zimmer warten und holten uns einen Kaffee an der Bar. Für umgerechnet fast 12 Euro gab es einen Cappuccino und einen Americano. Verdammt! London ist wirklich teuer!

Immerhin hatte der Regen in London mehr oder wenig in dem Moment ausgesetzt als wir ankamen. In den nächsten zwei Tagen soll es hier sogar sonnig werden. Das klingt doch nach was!

Nach einer guten Stunden Warten bekamen wir auch unser Zimmer. Zimmerchen. Schon im Vorfeld wussten wir ob der Bewertungen im Internet, dass unser Hotel eine eher übersichtliche Zimmergröße im Angebot hatte. Naja, für vier Nächte wird es schon gehen!

Wiedersehen

Nachdem wir unser Gepäck im Zimmer verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg, Taskin und Karsten zu treffen, der auch dieser Tage zum Besuch hier in London weilte. Taskin lotste uns telefonisch zu einer U-Bahn-Station im Norden, knapp 45 Minuten von unserem Hotel entfernt. Also reisten wir mit der engen U-Bahn zum Bahnhof Chalk Farm und warteten da auf Taskin und Karsten. Die Beiden liefen uns nach wenigen Minuten in die Arme und wir freuten uns ob des Wiedersehens.

Mit dem Wiedersehen stand dann auch gleich das erste touristische Tagesprogramm an. Taskin führte uns zum Primrose Hill – einem Hügel von dem man eine herausragende Sicht auf London hatte. Oben abegkommen machten wir artig unsere Fotos, schauten uns die Skyline an und stellten fest, dass wohl jeder London-Besucher diesen Hügel ansteuerte. Zumindest war es entsprechend voll auf dem Berg.

Skyline Londons auf dem Primrose Hill
Skyline Londons auf dem Primrose Hill
Skyline Londons mit weniger Menschen
Skyline Londons mit weniger Menschen

Nach 10 Minuten hatten wir von der Skyline Londons (Riesenrad, ein paar aus der Ferne eher 08/15 wirkende Glas-Hochhäuser und ein exentrischer brutalistischer Turm) erst einmal wieder genug. Der nächste touristische Punkt des Tages (des späten Nachmittags) stand an. Dies war der Camden Food Market. Dieser wurde mir im Vorfeld schon empfohlen und war tatsächlich ein kleines Highlight. In dutzenden Ständen wurden dort allerlei kulinarische Leckereien verkauft – Tacos, Falafel, Suppen und (wir sind hier in England, dem Land des fettigen Essens) zahlreiche Burger und Fritten.

An Burger und Fritten kamen Karsten und ich nicht vorbei. Frank fand eine leckere Rolle Scharwarma, Taskin und Karsten teilten sich einen Burger und ich bekam Pommes die mit Mangosoße angerichtet waren. Das hatte ich so auch noch nie.

Hmmm, Burger!
Hmmm, Burger!
Fritten mit Mangosauce
Fritten mit Mangosauce

Anschließend ging es weiter zu einem kleinen Laden, den Taskin uns ans Herz legte – Cyberdog. Das ist ein Bekleidungs- und Gedönsladen, im Cyberpunk-Stil mit laut wummernder Technomusik, wo man allerlei neonbunte Klamotten und Accessoires erwerben kann. Es erinnerte an die Loveparade, nur nicht ganz so trashig und sympatisch mittelprovinziell. Ganz toll! Ich fand ein paar buntes Paar Socken, das ich prompt erwarb. Frank versuchte ein T-Shirt zu kaufen, das wir ihm ausredeten (zu prollig) und Karsten konnte sich nicht durchringen, ein grüngelb schillerndes Oberteil zu kaufen. So blieb ich von uns der einzige Käufer in dem Laden und schließlich zogen wir weiter.

Abendleben in London (mit Weihnachtsbeleuchtung an den Laternen)
Abendleben in London (mit Weihnachtsbeleuchtung an den Laternen)

Die Sonne war nun untergegangen und nachdem wir schon einen Snack auf dem Food Market hatten, brauchten wir eine flüssige Stärkung. Karsten hatte einen Laden aufgetan, der Cocktails zu Happy-Hour-Preisen anbot (10 Pfund für zwei Cocktails). Davon hatten wir insgesamt gleich acht. Leider stellte ich erst ein wenig zu spät fest, dass der Laden in einer ebenfalls sympathischen Mischung von Stil und Trash die Cocktails auch „Tea Pot Cocktails“ anbot. Die Gäste neben uns kamen mit einer Teekanne und zwei Tassen von der Bar zurück. Meine Verwunderung, wer in einer Cocktailbar Tee bestellt, schwand schnell Erheiterung als ich sah, dass in der Teekanne ein nach Mojito aussehendes Getränk war.

Cocktails im Rotlicht
Cocktails (das Licht war etwas speziell in dem Laden und man bestaune die Teekanne am Nachbartisch!)

Mit acht Cocktails gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Abendbrot. Dafür hatte Taskin in einem äthiopischen Restaurant für uns einen Tisch reserviert. Wir bestiegen einen der hier in London allgegenwärtigen roten Busse und zuckelten damit durch erstaunlich eng wirkendende Gassen mit absurd viel Verkehr, bis wir direkt vor dem Restaurant ausstiegen. Dort bestellten wir einmal einen Teller mit Allem und bekamen den vor uns in die Mitte auf den Tisch gestellt.

Einmal äthiopisches Essen für alle
Einmal äthiopisches Essen für alle

Äthiopisches Essen wird auf eine spezielle und für Europäer ungewohnte Weise serviert. Auf dem riesigen Teller wird zunächst eine Art weiches Brot aus Sauerteig drapiert. Darauf werden allerlei Köstlichkeiten geklatscht – Lamm, Rind, Bohnen, Kichererbsen, Salat, ein Ei und ein paar mir undefinierbare Sachen. Zum Essen nimmt man ein Stück des Brotteigs (der ähnelt am ehesten einem Fladenbot) und greift damit irgendeine der Köstlichkeiten. Brot und Köstlichkeit schiebt man sich in den Mund. Besteck gibt es nicht. Man manscht einfach mit den Fingern im Essen rum. Zu viert. Im selben Teller. Das klingt eklig, ist es aber nicht. Man wäscht sich einfach vorher und nachher die Hände. Und das Essen schmeckt ganz fantastisch.

So sieht der Teller nach dem Essen aus
So sieht der Teller nach dem Essen aus

Mit vollgestopften Bäuchen fuhren wir, da es inzwischen 23 Uhr war, alle nach Hause. Taskin und Karsten zu sich und Frank und ich in unser kleines Hotelzimmerchen.

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Karla
Karla
20. March 2023 15:22

Sieht lecker aus, davon hätte ich auch gern mal gekostet.