Tag 4: Zentralmassiv von ganz oben
Der Abschluss unserer Reise durch die Auvergne wurde nun am vierten Tag ein Ausflug auf den Puy de Sancy. Eigentlich war dieser, samt Wanderung für den Tag zuvor bestimmt, aber der Regen zwang uns, unsere Pläne ein wenig zu modulieren.
Wir verließen kurz nach Neun unser Zwei-Tages-Domizil in Clermont Ferrand und machten uns auf die Reise zum Fuße des Puy de Sancy. Mit 1.885 Metern ist dies der höchste Berg des Zentralmassivs und die ganze Region rund um den Berg bietet Wanderern fantastische Aussichten. Man kann mit einer Seilbahn bis fast auf den Gipfel fahren. Das machten wir natürlich nicht. Wir stellten das Auto auf etwas über 1.100 Metern Höhe ab und begaben uns auf eine rund 5-stündige Wandertour auf den Gipfel und mehrere anliegende Nebengipfel.
Nach der Wanderung stand uns noch eine 2-stündige Autofahrt nach Puy en Velay bevor. Auf der Fahrt stellte mir Frank die Musik von Marek Hemmann vor, der Minimaltechno auf unterhaltsame Art und Weise mit den krähenähnlichen Lauten und Telefonklingeln kombiniert.
In Puy en Velay bezogen wir Quartier bei Marie, die uns via Airbnb für eine Nacht ihre Wohnung und ihre Katze überließ. Marie ist Fotografin, Künstlerin und Pflanzenliebhaberin und entsprechend sieht ihre Wohnung auch aus. An jeder Ecke gibt es lebendiges Grünzeug, Fotos, alte Telefone, Schreibmaschinen und antike Radios. Alles war sehr liebevoll zusammengestellt und durchaus stilvoll. Außerdem hatte Wohnung eine riesige Terrasse mit Aussicht über Le Puy. Nur der Kater (Kahlo) machte sich zunächst rar. Er sah Frank und mich, nahm sofort Reißaus unter das Sofa und ließ sich den ganzen Abend nicht mehr blicken.
Le Puy en Velay ist ein kleines Örtchen in der Rhône-Region mit 20.000 Einwohnern. Im Mittelalter war die Stadt Bischofssitz und heutzutage ist der Ort unter anderem Ausgangsort des französischen Jakobsweges. Außerdem ist die Stadt für grüne Linsen bekannt. Man kann selbst in deutschen Supermärkten Le-Puy-Linsen erweben.
Der Linsen wegen verbrachten wir den Abend in einem Restaurant, welches genau diese Linsen feilbot. Im l’Ecu d’Or bekamen wir mit Glück noch ohne Reservierung einen Tisch und dort gab es dann Linsen mit Entenmägen, Entenkeule, Eisbein auf Linsen und Birne Helene. Das war alles ganz fantastisch.
Nach dem reichhaltigen Mahl flanierten wir durch die Altstadt von Le Puy und standen irgendwann vor einer Kirche, die bunt beleuchtet war. Wir fühlten uns gleich an unsere Frankreich-Tour vor vier Jahren erinnert, bei der wir in Amiens und Chartres auch die nächtlichen bunten Kirchen bestaunt haben.
Zu Hause angekommen stellte ich um 23 Uhr fest, dass mich die Wanderung doch etwas müde gemacht hatte und so gingen wir auf mein Drängen prompt ins Bett. Ich lag keine 10 Minuten in selbigem, da meldete sich Kater Kahlo. Die Dunkelheit und Stille gaben ihm wohl mehr Selbstvertrauen und er sprang auf das Bett und schnupperte ein wenig schüchtern an mir. Dann schien er entschieden zu haben, dass ich harmlos bin, legte sich auf meinen Bauch und schnurrte vor sich hin. In etwa dieser Position verharrte der Kater die ganze Nacht und den Morgen.