Tag 7 – Sonnenaufgang im Nebel

Schon bislang hatten wir hier nicht sonderlich viel oder gut geschlafen. Unser siebter Reisetag sollte das noch toppen. Nach den ganze Daiquiris gingen wir abends zuvor erst gegen kurz vor Mitternacht ins Bett. Um vier Uhr fingen die Hühner an, Krach zu machen und eine Mücke fand sich im Zimmer ein, die mein Ohr umsauste. Zehn Minuten nach Fünf begann eine Kuckucksuhr laut zu bimmeln. Eine Kuckucksuhr! Diese Kuckucksuhr war Franks Wecker, der und darauf hinwies, dass die Nacht nach bestenfalls fünf Stunden Schlaf beendet war. Wir wackelten etwas benommen ins Bad, putzten uns die Zähne und stolperten vor die Wohnung.

Dort wartete Adrián auf uns – unser gebuchter Guide für den heutigen Ausflug. Die Jungs von Cuba Buddys hatten für diesen Tag eine Wanderung auf den Hang der Viñales-Berge geplant, von wo man den Sonnenaufgang genießen konnte. Deswegen standen wir zu so ungöttlich früher Zeit auf.

Wir fuhren mit Adrián gut vier Kilometer mit unserem Auto, dann ging es im Stockfinsteren zu Fuß weiter. Wir hatten eine Taschenlampe und beleuchteten mit dieser und den Lampen unserer Telefone den Weg vor uns. Der Weg war rund drei Kilometer lang und wir legten dabei 200 Höhenmeter nach oben zurück. Adrián eilte dabei wie vor uns eine Gazelle und wir hatten Mühe mitzuhalten. Als wir unser Ziel gegen halb Sieben erreichten, war ich ob des ausartenden Frühsports komplett nass geschwitzt.

Wir langten an einer kleinen Hütte an und dort harrten wir der Dinge, die da nun kommen sollten. Ein Sonnenaufgang über dem Viñales-Tal sollte kommen. Der kam auch, aber leider sahen wir davon nur bedingt viel, denn das gesamte Tal hin in einer einzigen Wolke und wir blickten so auf eine langsam heller werdende Nebelfront.

Das Tal vor Sonnenaufgang im Nebel
Das Tal vor Sonnenaufgang im Nebel
Kartoffelacker im Nebel
Kartoffelacker im Nebel

Dafür wurde uns da oben ein Frühstück serviert, welches wir uns mit der Hundedame der Hütte teilten. Schön war die Aussicht trotz des Nebels und Adrián erzählte uns allerhand von den Menschen, die am Hang dieses Berges leben. Diese werden die Aquáticos genannt. Sie glauben an die Heilkraft des Wassers des Berges und weigern sich, andere Medizin als Wasser zu nehmen. Von diesen Menschen gibt es nur rund 20 und sie bauen auf den steilen Felder an den Berghängen Kartoffeln an, haben keine Ausweispapiere und werden von der Regierung als sonderliche Randgruppe geduldet.

Adrian erklärt uns die Geschichte der Aquaticos
Adrian erklärt uns die Geschichte der Aquaticos
Frühstück mit Salzcrackern, Papaya und einer Art Hamburger
Frühstück mit Salzcrackern, Papaya und einer Art Hamburger
Das Frühstück wurde mit der Hüttenhündin geteilt
Das Frühstück wurde mit der Hüttenhündin geteilt
Tal kurz nach Sonnenaufgang unter einer Wolke
Tal kurz nach Sonnenaufgang unter einer Wolke
Die Aussicht war trotz des Nebels malerisch
Die Aussicht war trotz des Nebels malerisch
Minimal übernächtigter Selfie
Minimal übernächtigter Selfie

Nach dem Frühstück machten wir uns auch schon wieder auf den Rückweg, wobei Adrián uns allerlei Tiere und Pflanzen am Wegesrand zeigte und erklärte. Dort wuchsen unter anderem Knoblauch und Mimosen und zahlreiche bunte Vögel zwitscherten in den Büschen. Am häufigsten sahen wir jedoch kleine weiße Reiher und Aasgeier, die beständig über dem Tal kreisten.

Schon um neun Uhr morgens waren wir wieder an unserer Unterkunft und mit dem einzigen organisierten Programmpunkt des Tages fertig. Ich versuchte eine knappe Dreiviertelstunde zu schlafen, doch auf der Straße und in unserer Unterkunft war es so laut, dass dies nicht wirklich erfolgreich war.

Stattdessen versuchten wir, in der Stadt zu tanken. Dies war ebenso erfolglos – in der Tanke hing ein Schild, dass es überhaupt kein Benzin gäbe. Kuba!

Nadelwald und staatlicher Pool

Frank schlug als mittägliches Ausflugsziel die Presa El Salto vor. Wenn mein Spanisch mich nicht täuscht, heißt das soviel wie „Stausee“.

Wir stellten unser Gefährt mehrere Kilometer entfernt von dem See bei einem Hotel ab und spazierten die restliche Wegstrecke zu dem See. Dabei liefen wir entlang zahlreicher Nadelbäume, die Frank als Douglasien identifizierte. Zwischendrin standen hier und da ein paar Kühe und Ziegen, die in der Sonne grasten. Der Weg endete direkt am Stausee und wir ließen uns zu einem kleinen Picknick (aus Deutschland mitgebrachte und auf dem Flug nicht verbrauchte Pick-Up-Riegel) nieder und genossen die Aussicht auf See und Berge.

So eine Ziege will gestreichelt werden
So eine Ziege will gestreichelt werden
Presa El Salto
Presa El Salto
Selfie vor der Presa
Selfie vor der Presa
Gruppenbild vor dem See
Gruppenbild vor dem See

In prallster Mittagssonne liefen wir alsdann zurück zum Hotel bei dem wir unser Auto geparkt hatten. Das Hotel war in einem unserer Reiseführer erwähnt und hatte einen Pool, der in diesem Führer beworben wurde. Wir fragten an der Rezeption nach, ob wir diesen Pool benutzen dürfen. Wir durften für einen Obolus von umgerechnet einem Euro pro Person.

Ein Lada-Kombi vor dem Hotel
Ein Lada-Kombi vor dem Hotel

Das Poolgeschehen war gewöhnungsbedürftig. Aus einem Lautsprecher schallte grausame spanischsprachige Popmusik, das Publikum war prollig und hatte pralle Wampen und das Wasser roch nach Chlor. Aber nun waren wir schon einmal da und arrangierten uns mit den Gegebenheiten. Frank zog ein paar Runden im Pool, während ich an der Pool-Bar zwei Bier bestellte. Das Bier hatte hier staatliche Preise. Das heißt, es war billig. Während wir in privaten Restaurants in der Regel umgerechnet 2 bis 3 Euro für ein kleines Bier löhnten, waren es hier 95 Cent. Dafür konnte ich dem Füllstand des Kühlschranks entnehmen, dass die Menge des Biers knapp bemessen war. Es scheint, dass staatliche Güter in der Regel billig aber dafür auch häufig knapp sind.

Wir konnten uns keinen Reim auf das Publikum machen. Neben einigen offensichtlich europäischen Touristen sprachen fast alle spanisch, sahen jedoch nicht aus, wie Kubaner. Wir hatten bislang noch keine dicken Kubaner gesehen und mindestens die Hälfte des Publikums hier war übergewichtig und viele trugen alberne Statusprodukte wie enorme vergoldete Ketten oder monströse Armbanduhren. Egal, die Leute störten uns nicht und die Musik wurde irgendwann auch etwas leiser und so hielten wir uns über zwei Stunden am Pool auf, tranken billiges staatliches Bier (welches aus Holland importiert war) und hielten unsere eigenen im zunehmenden Alter praller werdenden Wampen in die warme Sonne.

Blick vom Hotel auf das Vinalestal
Blick vom Hotel auf das Vinalestal
Blick auf den Pool
Blick auf den Pool

Abends kehrten wir in den das selbe Restaurant vom Vortag ein, wo ich mir – ganz europäisch (oder amerikanisch) einen Hamburger mit Fritten bestellte. Der Hamburger sah etwas ungewöhnlich aus – ein Sandwich mit einem grünen Salatblatt und einem kleinen Patty Fleisch. Dafür schmeckte er vorzüglich und die Fritten waren auch nicht zu verachten.

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Karla
Karla
10. March 2022 12:59

Die Person auf dem Selfie vor dem Presa hat nur entfernte Ähnlichkeit mit Arved Es wirkt, als hätte er seine Augen im Asian Style schönheitsoperieren lassen. Aber wahrscheinlich ist es nur eine Folge des Schlafdefizits.

Tammo
Tammo
10. March 2022 20:07

Es wundert mich wirklich, wie wenig Touristen auf Kuba zu sein scheinen – und dann auch noch überwiegend Deutsche! Das hat wohl den Vorteil, dass mehr vom staatlichen Bier für euch übrig bleibt. So, wie ihr die Fauna dort verwöhnt, werden euch bei eurer Rückreise viele Knopfaugen eine Träne nachweinen!