Tag 8 – In Spanischen Betten

Heute hieß es Abschied nehmen von Viñales und eine über 500 Kilometer weite Reise nach Trinidad antreten.

Nachdem ich um sieben nicht mehr schlafen konnte, machte ich mich auf zu einem kurzen Stadtspaziergang am Morgen. Die Straßen von Viñales waren schon zu dieser frühen Zeit voll mit Menschen. Die Stadt erinnerte fast an ein Wimmelbild.

Die meisten Menschen taten eines von drei Dingen: sie warteten auf ein Transportmittel, sie kehrten und wischten vor ihrer Tür oder sie gingen zu Schule. Ein Strom von hunderten Schülern lief uniformiert zur Mittelschule am Rande der Stadt. Ich schaute mir das Treiben ein wenig an, dann ging es zurück zur Unterkunft, wo schon unser Frühstück auf uns wartete.

Schüler auf dem Weg zur Schule
Schüler auf dem Weg zur Schule
Hier wird Schuluniferm getragen
Hier wird Schuluniform getragen
Man wartet auf Busse oder andere Transportmittel
Man wartet auf Busse oder andere Transportmittel
Unser letztes Frühstück in Vinales
Unser letztes Frühstück in Vinales

Nach dem Frühstück wanderten unsere Koffer in unser enormes Gefährt und wir verabschiedeten uns von unserer Wirtin. Das erste Ziel unserer langen Tour war die Tankstelle im Ort. Diesmal hatten wir mehr Erfolg als am Vortag. Es gab Benzin, sogar genug, um den Tank unseres Panzers komplett zu füllen. 33 Liter gab es für umgerechnet 10 Euro. In Deutschland hätten wir für dieses Geld keine 5 Liter bekommen. Benzin ist in Kuba ein staatliches Gut. Es ist billig (zumindest für europäische Geldbörsen), dafür aber knapp.

Mit dem vollen Tank fuhr uns Frank den ersten Teil der Strecke nach Trinidad. Dabei mussten wir zunächst komplett bis nach Havanna zurückfahren, um dann ostwärts weiterzureisen. Es war Franks erstes Mal am Steuer unseres Infanterietransporters und er stellte sich gar nicht ungeschickt an. Tatsächlich fuhr er mir dann und wann sogar zu schnell. Aber ich meckere eigentlich immer über Franks rasantes Fahren. Vielleicht liegt diese Wahrnehmung auch ein wenig an mir und nicht nur an seinem Fahrstil.

Typisches Straßenbild - Moskwich, Fiat Polski, Lada und ein kleines französisches Auto
Typisches Straßenbild – Moskwich, Fiat Polski, Lada und ein kleines französisches Auto
Frank ist ein entspannter und rasanter Chauffeur
Frank ist ein entspannter und rasanter Chauffeur
Auf der Fahrt nach Trinidad
Auf der Fahrt nach Trinidad

Bei der ersten Tankstelle hinter Havanna machten wir Halt, denn unser Tank war schon halb leer gefahren und es scheint mir nicht abwegig, die zweite Hälfte des Tankvorrats in Kuba als Reserve zu betrachten und eiligst nachzutanken. Es brauchte nach Havannas Stadtgrenze 60 Kilometer Fahrt diese erste Tankstelle aufzutun. Dort gab es glücklicherweise Sprit und er war genauso billig wie in Viñales. Wir kauften noch zwei merkwürdig aussehende, wohl aber mundende Hamburger von der angeschlossenen staatlichen Raststätte (für 25 Cent pro Burger) und vertilgten diese.

Den Rest der Strecke fuhr ich und gegen 16.30 Uhr langten wir in Trinidad an. Dort fuhren wir mit unserem für die engen Gassen der Kolonialstadt eigentlich viel zu großem Kampfvehikel vor unserer Unterkunft vor. Wir wurden von unserem Herbergsvati aufgeschlossen, herzlich und auf Englisch begrüßt. Die englische Sprache war neu – unsere bisherigen Unterkunftsleiter waren zwar auch herzlich und lieb, aber sprachen nur Spanisch.

Wir wurden auf unser Zimmer geführt und dieses Zimmer hatte es in sich. Es hatte zwar kein Fenster, aber wir bekamen ein Bett aus Spanien aus dem 19. Jahrhundert mit allerlei Bronze-Applikationen, eine britische Schminkkommode mit Marmorplatte und eine Badezimmer, das genausogut als Tanzsaal hätte herhalten können.

Spanisches Bett und Englische Schminkkomode
Spanisches Bett und Englische Schminkkomode
Unser Badetanzsaal
Unser Badetanzsaal
DIe Dachterrasse gehört auch zu unserer Unterkunft
Die Dachterrasse gehört auch zu unserer Unterkunft

Nachdem wir uns ein wenig aufgefrischt hatten, erkundeten wir Trinidads Innenstadt ein wenig. Die Straßen sind eng, haben Kopfsteinpflaster und die Häuser sind alle im Kolonialstil gehalten. Die Stadt ist dieser Tage voll und ganz auf Tourismus ausgerichtet. Jedes zweite Haus in der Innenstadt ist eine Verkaufsstelle für Sonnenhüte, kitschige Bilder oder touristische Souvenirs. Dazu gibt es eine erkleckliche Zahl an Restaurants und Bars. Allein die Touristen fehlen im Moment.

Kopfsteinpflaster in Trinidad
Kopfsteinpflaster in Trinidad
Plaza Major - der örtliche Stadttreffpunkt
Plaza Major – der örtliche Stadttreffpunkt

Es scheint, als wäre die Stadt für die drei bis fünffache Menge Touristen ausgelegt. Doch die fehlenden amerikanischen Touristen und Nachwirkungen der Pandemie sorgen dafür, dass die Straßen eher leer sind. Für uns war dies ein Glück, denn so konnten wir die Vorzüge der erschlossenen touristischen Infrastruktur genießen, ohne uns die Stadt mit dicken Amerikanern und Massenreisegruppen teilen zu müssen.

Alles ist touristisch auselegt
Alles ist touristisch ausgelegt, aber leergefegt
Zwischendrin spielen Kinder Fußball
Zwischendrin spielen Kinder Fußball

Bei unserem Stadtrundgang erklommen wir die Stufen zu der Ruine der Iglesia de Nuestra Señora de la Candelaria de la Popa. Vom Fuße dieser verfallenden Kirche hat man eine perfekte Sicht auf die Stadt und das Meer. Wir schafften es zufällig, just zum Sonnenuntergang dort oben zu stehen und sahen der Sonne beim Verschwinden im Ozean zu. Romantik!

Weg zur Kirche über der Stadt
Weg zur Kirchenruine über der Stadt
Romantik
Romantik!
Sonnenuntergang über dem Meer
Sonnenuntergang über dem Meer

Von dort oben erspähten wir ein Restaurant mit Dachterrasse, das wir in Folge direkt aufsuchten. Dort spielte eine Band Salsa und wir bekamen aufwendig angerichtete Speisen. Diese waren optisch ansehnlich, jedoch nur in übersichtlichen Mengen. Frank befürchtete, dass er nach dem Vertilgen noch hungrig sein würde, ich jedoch dachte an meine Strandfigur und daran, dass ich bei den meisten anderen Restaurants in Kuba einen guten Teil meines Essens nicht schaffte. Am Ende waren wir beide hinreichend satt und so zufrieden mit der während des Essens dargebotenen Musik, dass wir den Musikern gleich noch für 10 Euro eine CD abkauften.

Salsaband zum Abendbrot
Salsaband zum Abendbrot
Mein Dinner
Mein Dinner
Frank nach dem Dinner
Frank nach dem Dinner

Wir ließen den Abend in einer Bar um die Ecke unserer Wohnung ausklingen und tranken dort noch ein paar bunte Cocktails, bevor wir etwas erschöpft von der langen Fahrt zeitig in die Falle gingen.

Lokaler Cocktail namens Trinidad Colonial
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Tammo
Tammo
14. March 2022 18:20

Standesgemäß!